Ärztekammer Steiermark – Leistungsbericht 2021

’21 Auch eine unabhängige Kontrolle über sie war nicht vorgesehen. Die ohne fachliches Know-how agierenden Bundesländer müssten den „immensen“, so Me i s t er, Au f wand von der Ärztekammer übernehmen. Schließlich umfasst dieser „über t ragene Wi rkungsbereich“ der ÖÄK und der Landesärztekammern auch die Führung der Ärzteliste. Wo bisher von der ÖÄK per Ärzteliste penibel geprüft werde, ob vor allem ausländische Ärzt*innen die Voraussetzungen für Österreich erfüllten, könnte dann vermehrt mit Interventionen gearbeitet werden, um die Genehmigungen zu beschleunigen. Wenn aus Populismus gegen den Ärztemangel dennoch von Politiker*innen die Stellen für Auszubildende erhöht würden, würde das zu vielen, aber extrem schlecht Ausgebildeten führen. Neben der Kritik an der Einflussnahme der Politik gab Meister zu bedenken, dass „eine rein theoretische Auslagerung, also zum Beispiel eine ‚Ausbildungsfirma‘ im Eigentum der öffentlichen Hand“, nicht ausreiche. Praktisch würde dann ein Anruf bei den operativ Zuständigen reichen und schon würde der Wunsch nach mehr, aber schlechten Ausbildungsstellen erfüllt werden, so Meister. Im Modell einer externen Gesellschaft sah Herwig Lindner, steirischer ÄKPräsident und ÖÄK-Vizepräsident, ein Zeichen dafür, dass die Länder die Unabhängigkeit offenbar gar nicht wollten. „Eine schlechte Ausbildung ist weder den Ärztinnen und Ärzten noch den Patientinnen und Patienten zuzumuten“, warnte Lindner weiter. Fatalerweise käme erst in einigen Jahren heraus, dass die heutigen Assistenzärzt*innen dann Dinge verantwortlich tun müssen, für die sie nur schlecht ausgebildet wurden. Die heute für die Verschlechterung verantwortlichen Politiker*innen wären dann aber gar nicht mehr in der Funktion. Sein Appell: „Finger weg von der ärztlichen Ausbildung!“ Die Österreichische Ärztekammer bemühte sich intensiv, diesen „Schildbürgerstreich“ aufzuhalten, und sie reagierte Ende Juni mit einem Trauermarsch. Subtext: „Gestorben: Ärztliche Ausbildung. Wir verabschieden uns von einer unabhängigen, qualitätsvollen ärztlichen Ausbildung. In Zukunft soll die Verantwortung für ärztliche Ausbildung bei Politikerinnen und Politikern liegen.“ Nachsatz: „Wollen Sie das?“ ÖÄK-Trauermarsch Ende Juni 2021: „Gestorben: Ärztliche Ausbildung. Wir verabschieden uns von einer unabhängigen, qualitätsvollen ärztlichen Ausbildung. In Zukunft soll die Verantwortung für ärztliche Ausbildung bei Politikerinnen und Politikern liegen.“ Nachsatz: „Wollen Sie das?“ ÖÄK-Spitze einig gegen die Überbindung der Ausbildungsverantwortung an die Länder: Thomas Szekeres, Harald Mayer und Herwig Lindner warnten vor Trugschlüssen wie der Erhöhung der Ausbildungsplätze an den Med Unis oder der Verlängerung der KA-AZG-Übergangsbestimmungen und kritisierten das mangelnde behördliche Engagement bei der fachärztlichen Lehrpraxis. 16

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