AERZTE Steiermark | Jänner 2022

36 Ærzte Steiermark || 01|2022 MEDIA BASED MEDICINE Faule Orangen detektieren Krebs Ein Team der University of Sidney hat aus dem Saft fauler Orangen einen Biosensor zur Messung des Säuregehalts biopsierter Körperzellen entwickelt. Saure Zellen weisen auf eine beginnende Krebserkrankung hin. Der Saft wird bei 200 Grad Celsius in Kohlenstoff umgewandelt und als Nano- punkt auf verdächtige Zellen aufgebracht. Unterm Fluores- zenzmikroskop leuchten saure Zellen dann auf. Quelle: pressetext.com, 14.12.2021 Täglich bekommen PatientInnen von den Medien neue „Sensationen“ aus der Welt der Medizin aufgetischt: Frisch publiziert The Risk of Severe Infections Following Rituximab Admi- nistration in Patients With Autoimmune Kidney Diseases: Austrian ABCDE Registry Analysis. Odler, B; Windpessl, M; Krall, M; Steiner, M; Riedl, R; Hebesberger, C; Ursli, M; Zitt, E; Lhotta, K; Antlanger, M; Cejka, D; Gauckler, P; Wiesholzer, M; Saemann, M; Rosen- kranz, AR; Eller, K; Kronbichler, A. Front Immunol. 2021; 12:760708 [OPEN ACCESS] https://forschung.medunigraz.at/fodok/pub?id=34777374 Forscherinnen und Forscher der Grazer Medizinischen Universität publizieren regelmäßig in internationalen Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele. Die Universitätsklinik für Psy- chiatrie und Psychotherapeu- tische Medizin der Med Uni Graz hat sich in einer Studie damit beschäftigt, wie sich das Schlafverhalten im ersten harten Lockdown im Frühjahr 2020 und den folgenden Lo- ckerungen im Mai verändert hat. Dabei wurden Menschen mit einer bipolaren affektiven Störung einer gesunden Kon- trollgruppe gegenübergestellt, die jeweils im April und Mai über ihr psychisches Wohlbe- finden und ihre Schlafqualität berichtet haben. Unruhe in der Pandemie Die Studie hat herausgefun- den, dass Menschen mit einer bipolaren affektiven Störung sowohl während dem „harten Lockdown“ als auch nach den ersten Lockerungen im Mai 2020 unter einer schlechteren Schlafqualität litten als psy- chisch gesunde Menschen. Die Gründe dafür waren vielfältig: Hauptaspekte im Zusammen- hang mit schlechtem Schlaf waren, wie oft sich betroffene Personen mit den Entwick- lungen rund umPandemie und Virus beschäftigt haben und wie groß die Angst vor dem Virus und einer Ansteckung war. Menschen mit bipolarer Störung haben sich signifi- kant häufiger mit Informatio- nen über das Virus beschäftigt als gesunde Menschen. Unter den Studienteilnehmer*innen konnten jene schlechter schla- fen, die sich häufiger mit dem Virus beschäftigt haben. Glei- chermaßen stieg die Schlaf- qualität wieder, als die Pan- demie voranschritt und die Informationsfrequenz sukzes- sive geringer wurde. Insgesamt konnte durch eine höhere In- formationsfrequenz und ver- mehrte Angst während des harten Lockdowns auch eine schlechtere Schlafqualität für die Zeit der Lockerung vorher- gesagt werden. Relevanz der Erkenntnisse „Da die aktuelle Pandemie ein möglicher Trigger für erneu- te depressive oder manische Krankheitsepisoden darstel- len kann, ist es besonders wichtig, auf beeinf lussbare Faktoren wie den Lebensstil zu achten. Ein gesunder Schlaf ist besonders für Menschen mit bipolarer Erkrankung immens wichtig, auch um weiteren Krankheitsepisoden vorzubeugen“, so Frederike Fellendorf. Mit den Ergebnis- sen dieser Studie appellieren die Forscher*innen für einen verantwortungsvol len Um- gang mit Informationen über die aktuelle Pandemie, vor allem an Menschen, die zu be- sonders anfälligen Gruppen gehören. „Zudem sollte in der psychosozialen Behandlung auf spezifische Ängste einge- gangen werden, um Personen mit bipolarer Erkrankung zu unterstützen und ebenso auch den Schlaf positiv zu beein- flussen“, betont Fellendorf. Zur Publikation: https://www. ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/ PMC8420206/ Ansprechperson und weitere Informationen: Dr. in med. univ. Frederike Fel lendor f, Medi zinische Universität Graz Universi- tätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapeut ische Me- dizin Tel.: +43 680 3223559 f reder ike.fel lendor f@med­ unigraz.at COVID-19: Schlechter Schlaf im Lockdown Frederike Fellendorf von der Med Uni Graz hat sich mit den Auswirkungen des Lockdowns auf die Schlaf- qualität von Menschen mit bipolarer affektiver Störung auseinandergesetzt. forschung steiermark Fotos: Schellander, Creativ Collection Dr. in med. univ. Frederike Fellendorf

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