AERZTE Steiermark | Februar 2022

6 Ærzte Steiermark || 02|2022 Bereich Eiko Meister Es wird Zeit, endlich darüber zu reden Um ein Problem zu lösen, muss man es zuerst einmal anerkennen. Dass vor allem junge Ärz- tinnen und Ärzte in Ausbildung in der steirischen Landes-Spitalsgesellschaft klar schlechter behan- delt werden als in anderen Bundesländern, ist ein solches Problem. Es gibt dieses Problem, es wird aber von den Zu- ständigen in der KAGes nicht anerkannt. Deshalb gibt es auch keine erkennbaren Bemühungen es zu lösen. Mit Beteuerungen, dass in der Steiermark eh alles gut wäre, wird man aber die jungen Kolleginnen und Kollegen nicht daran hindern, ins Burgen- land oder nach Niederösterreich (um nur zwei sehr nahe Beispiele zu nennen) zu schauen und festzustellen, dass es den Kolleginnen und Kol- legen dort mittlerweile sehr viel besser geht als in der Steiermark. Und so wird man Junge auch nicht davon abhalten können, dorthin zu gehen, wenn es möglich ist. Was in Zeiten des Ärzteman- gels ja recht einfach zu bewerkstelligen ist. „Problem erkannt, Problem gebannt“, lautet ein geflügeltes Wort. So einfach ist es natürlich nicht. Man muss schon etwas dafür tun, um ein Pro- blem tatsächlich zu bannen. „Problem ignoriert, Ärztinnen und Ärzte demotiviert“, ist zwar kein geflügeltes Wort, aber genau das findet nicht erst seit heute statt. Das Ergebnis: Sehr viele Ärztinnen und Ärzte ha- ben die steirischen Landeskrankenhäuser in den letzten Jahren verlassen. Freie Stellen gibt es mehr als genug. Das lässt sich auch nicht von einem Tag zum anderen ändern. Aber jeder Tag, an dem man diesen für die stei- rische Bevölkerung unzumutbaren Zustand nicht einmal zu verändern versucht, ist ein verlorener Tag. Es wird Zeit, endlich darüber zu reden. Vizepräsident Dr. Eiko Meister ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. intra kont a 1. Wohlergehen. Gesundheit wird das höchste Gut im Leben: Ohne Gesundheit ist fast alles nichts wert. Vor der Pandemie hielten knapp drei Viertel der Bevölkerung die Gesundheit für einen hohen Wert im Leben. Doch während der Corona- Krise schnellte der Wert plötzlich nach oben. Mit 93 Prozent Zustimmung wird jetzt die Gesundheit als das höchste Gut im Leben eingeschätzt. Eine Werteexplosion! Weder Wachs- tum und Wohlstand noch Geld und Güter oder Medien und Konsum erreichen diesen Spitzenwert. Das Votum der Be- völkerung ist klar und eindeutig: Ohne Gesundheit geht gar nichts. Corona hat die Einstellung der Menschen grundlegend und nachhaltig verändert. Die Gesundheitsorientierung des Lebens löst die bisher dominante Konsumhaltung ab. Gesün- der leben können – „das“ wird das wichtigste Lebensziel und „die“ Herausforderung für die Gesellschaft und die Zukunfts- medizin. Gesundheit wird zum neuen Statussymbol. 2. Ära der Unsicherheit. Sicherheit wird die neue Freiheit: Unsichere Zeiten sind nicht neu, wohl aber das Ausmaß, die Intensität und die Dauer von Krisen, die in immer kürzeren Abständen auftreten und in ihren Auswirkungen extremer und globaler werden – Finanz- und Wirtschaftskrisen genau- so wie Umwelt-, Gesellschafts- und Gesundheitskrisen. Die junge Generation kennt schon fast nichts Anderes: Für diese „Generation Krise“ ist Unsicherheit Normalität geworden. In einer Ära der Unsicherheit müssen die Menschen weltweit umdenken und lernen, in und mit dauerhaft unsicheren Zeiten zu leben. Dabei geht es gar nicht um maßlose Sicher- heitsansprüche der Bürger, sondern um existentielle Sicher- heiten – Arbeitsplatzsicherheit. Geldwertsicherheit. Zukunfts- sicherheit. Gefühlt wird Sicherheit zur neuen Freiheit. 3. Zusammenhalt. Aus dem „bowling alone“ wird ein „bowling together“: Vorbei sind die Vor-Krisen-Zeiten, in denen jeder seine Kugel allein schob. Jetzt setzt sich für 85 Prozent der Bevölkerung die Überzeugung durch: „Für Egoismus ist in unserer Gesellschaft immer weniger Platz. Wir müssen mehr zusammenhalten.“ Vor allem der Generationenzusam- menhalt von Enkeln, Kindern, Eltern und Großeltern wird immer wichtiger und hilft bei vielen Krisen. Die Krise wird zur Chance. Die Menschen wollen wieder mehr für andere da sein. Das Zeitalter der Ichlinge geht zu Ende. Der hohe Zustimmungsgrad für mehr Zusammenhalt lässt darauf schließen, dass damit auch eine Sinnfrage verbunden ist: Wissen, wofür man lebt! Der Erziehungswissenschafter Prof. Dr. Horst Opaschowski war Berater u. a. von Willy Brandt, Helmut Kohl und Angela Mer- kel. 2014 gründete er das Opaschowski Institut für Zukunftsfor- schung (O.I.Z) in Hamburg (www.opaschowski.de) mit. 2 d batte Horst Opaschowksi über die veränderte Wertehaltung in Zeiten der Pandemie Gesundheit. Sicherheit. Zusammenhalt.

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