AERZTE Steiermark | März 2022

Ærzte Steiermark || 03|2022 13 Fotos: Binder/Land Steiermark, beigestellt Ärztin im besonderen dienst Umweltausschuss: „Da geht es um unsere Zukunft! Wir sind eine wachsende Gemeinde, wir müssen zum Beispiel die Wasserversorgung sicherstellen.“ Auch die ärztliche Versorgung liegt ihr naturgemäß am Herzen. Eine allgemeinmedizinische Kassenstel le gäbe es seit fast einem Jahr zu besetzen, in der Gemeinde sind in zwei Bauprojekten bereits die Räumlichkeiten dafür vorgesehen. Der Wille des Volkes Als sie selbst im Herbst 2004 die Stelle als Amtsärztin angenommen hat, war der Job nur als Übergangslösung gedacht, solange die Kinder klein waren. „Ich hab es mir langweilig vorgestellt, als Beamtin am Schreibtisch zu arbeiten. Dabei ist die Tätigkeit einer Amtsärztin hochinteressant betreuung im Ort. Mit dem Halbtagskindergarten als einzigem Angebot für die Kleinen könne sie den ausgeschriebenen Job als Amtsärztin des Bezirkes nicht annehmen, erklärte Gössler dem Bürgermeister. Für die Implementierung einer Nachmittagsbetreuung waren nur fünf Kinder nötig – vier davon brachte sie gleich selbst mit. Somit verfügte Stallhofen als eine der ersten Gemeinden im Bezirk über eine ganztägige Betreuung für Vorschul- und Schulkinder. Im Laufe der Zeit engagierte sich Gössler in mehreren schulischen Elternvereinen – und steht noch heute, wo ihre Kinder erwachsen sind, dem Volksschulausschuss der Gemeinde vor und ist Schriftführerin im Musikmittelschul-Ausschuss. Neben einigen anderen Ausschüssen … Besonders wichtig ist ihr der und äußerst vielfältig: von Impfungen über das Management meldepf lichtiger Krankheiten, die sanitäre Einschau in Krankenanstalten, umweltmedizinische Gutachten und Führerscheinuntersuchungen bis zu Untersuchungen von Prost ituier ten, Behinder ten, Suchtkranken, Jägern etc. Man lernt dabei das ganze Spektrum der Bevölkerung kennen“, schwärmt sie nach mehr als 17 Jahren. „Und das Team ist sowieso wunderbar.“ Zehn Jahre nach ihrem Eintritt als Amtsärztin nahm Gössler ein weiteres, völlig anderes Amt an: jenes der Vizebürgermeisterin. „Eigentlich wollte ich das ja nicht. Aber der Altbürgermeister hatte ein Jahr vor der Wahl eine inoffizielle Umfrage im Ort durchgeführt, wen sich die Bevölkerung als Nachfolger wünschen würde. Dabei wurde unser jetziger Bürgermeister als solcher genannt – und ich als Vizebürgermeisterin. Und meine damals pubertierenden Kinder haben zu mir gesagt, wenn die Menschen das wollen, sei ich quasi dazu verpflichtet.“ Gössler stimmte zu – und trat erst zu diesem Zeitpunkt der ÖVP bei. Torte, Tracht und Träume Sobald Gössler sich bereit erklärt, eine Rolle anzunehmen, füllt sie sie mit größtem Engagement aus. So auch jene der Vizebürgermeisterin und Vorsitzenden der Frauenbewegung. Gemeinsam mit diesen Frauen des Ortes hat sie beim Marktfest tatkräftig mitgearbeitet, eine Stallhofener Torte kreiert – und zuletzt in Kooperation mit dem Heimatwerk eine Stallhofener Sonntagstracht entworfen, die dann gleich im Nähkurs umgesetzt wurde. Die Frage, wobei sie sich entspannt, kann Rosemarie Gössler gar nicht ad hoc beantworten, sorgt sie doch neben ihren vielfältigen Aufgaben auch noch gemeinsam mit ihren Schwestern für die schwerkranke Mut ter. „Laufen, lesen, stricken“, fällt ihr dann doch ein. Ebenso lang ist die Liste ihrer Zukunftsprojekte: „Ich möchte einen langen Jakobsweg gehen, mit dem Rad durch ganz Italien bis Sizilien fahren – und Sprachen lernen. Mir taugen die Herausforderungen. Langewei le erschöpft mich viel mehr als anzupacken und etwas zu schaffen.“ „Nach ein paar Jahren, in denen ich mich immer wieder in Diskussionen eingebracht habe, hat mich dann der Bürgermeister gefragt, ob er mich für die Gemeinderatswahl aufstellen darf. Sie haben mich sozusagen als kritische Stimme geholt.“ Amtsärztin Rosemarie Gössler als Vizebürgermeisterin im klassischen „politischen Einsatz“ – da gehören Spatenstiche natürlich dazu.

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