22 Ærzte Steiermark || 03|2022 Foto: Hollunder Ambulante psychosoziale reha Die ambulante psychosoziale Rehabilitation von pro mente in Graz hat sich in den vergangenen sieben Jahren etabliert. In Zeiten der Pandemie ist es ihr nicht nur gelungen, das Angebot (weitgehend) aufrechtzuerhalten, sondern auch den Patient*innen viel Sicherheit zu vermitteln. Psychische Stütze in Zeiten der Pandemie Daheim wohnen können, in der Familie bleiben, in der Freizeit Freunde treffen, Hund und Katze weiterhin zum Kuscheln haben – die Vorteile einer ambulanten Rehabilitation sind vielfältig. Gerade manche Menschen mit psychischen Erkrankungen bevorzugen, im Zuge der Rehabilitation ihr schützendes Zuhause nicht zu verlassen, weshalb neben stationären Einrichtungen auch ambulante geschaffen wurden. Seit Mai 2015 gibt es in Graz ein entsprechendes Angebot, die ambulante psychosoziale Rehabilitation, kurz APR, von pro mente. 60 Plätze stehen für die sechswöchige Phase-II-Rehabilitation zur Verfügung und auch eine anschließende zehnmonatige berufsbegleitende Phase III ist möglich. Die APR hat in den bisherigen Wellen der Pandemie bewegte Zeiten erlebt: „Im März 2020 mussten wir von einem Tag auf den anderen für elf Wochen schließen“, berichtet Susanna Anhaus, Primaria der APR. „Wir mussten die Patient*innen in Zeiten einer Bedrohung ohne Betreuung auf die Straße setzen. Daher haben wir sehr rasch auf Telefonberatung und Telefonvisiten gesetzt, womit die Patient*innen erstaunlich gut umgehen konnten.“ Mit einem Sicherheits- und Hygienekonzept wurde danach störungen, Belastungsreaktionen bis zu somatoformen Störungen. Suchtkranke und Menschen mit Essstörungen werden nur dann aufgenommen, wenn es sich dabei lediglich um Komorbiditäten handelt. Nur rund ein Viertel der Patient*innen befindet sich in einem aufrechten Beschäftigungsverhältnis, weshalb ein besonderes Augenmerk auf die berufliche Wiedereingliederung gelegt wird. Empowerment auf allen Ebenen Neben den störungsspezifischen Therapien wie Umgang mit Angst und Zwang, einer Skillsgruppe, multimodaler Schmerztherapie und ZAZO (Zielanalyse und Zieloperationalisierung) zur Förderung beruflicher Motivation umfasst der Wochenplan der ambulanten psychosozialen Reha Einheiten in den Bereichen Ergotherapie (kreatives Gestalten, Wahrnehwiedereröffnet und bis auf einen Einbruch Anfang 2021, als die Infiziertenzahlen hoch waren und die Impfung erst wenigen zugänglich war, ist die APR seitdem wieder gut ausgelastet. Die Patient*innen fühlen sich laut einer Befragung (siehe Kasten) gut aufgehoben. Für Menschen von 18 bis 65 Jahren Die APR steht, weil in fast allen Fällen von der Pensionsversicherungsanstalt f inanziert, Menschen von 18 bis 65 Jahren offen. „Die meisten sind zwischen 35 und 55 Jahre alt, wobei in letzter Zeit eine Zunahme bei Jüngeren zu verzeichnen ist“, so Anhaus. Das Geschlechterverhältnis beträgt im Schnitt 60:40 zugunsten der Frauen. Das Krankheitsspektrum in der APR reicht von Depressionen über Angst- und Zwangserkrankungen, Psychosen, Persönlichkeitsmungs- und Genusstraining), Empowerment, Sport, Musiktherapie, Stressmanagement und Entspannungstraining. Zusätzlich zur zweimal wöchentlichen Therapie in der Basisgruppe f indet einmal pro Woche ein therapeutisches Einzelgespräch statt. Das multiprofessionelle Team, von der Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie über diplomiertes Gesundheitspersonal und verschiedene Therapeut*innen bis hin zum Sportwissenschafter, besteht mitt lerwei le aus über 30 Mitarbeiter*innen. Ärzt*innen weisen zu Der Weg in die ambulante psychosozia le Rehabi l itation führt in vielen Fällen über die Hausärzt*innen oder Fachärzt*innen; Zuweisungen erfolgen aber auch direkt über die Krankenhäuser. Für die APR gilt ein Indikationskatalog, der eingrenzt, bei welchen Krankheitsentitäten eine ambulante Rehabilitation möglich ist. In Zweifelsfällen bietet die APR ein Vorgespräch an, in dem geklärt wird, ob das Therapieangebot für den oder die Patient*in passt. Für die ärztliche Zuweisung werden die jeweiligen Anträge der zuständigen Sozia lversicherungsansta lten verwendet (Antrag auf Rehabilitations-, Kur- bzw. Erholungsaufenthalt).
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