6 Ærzte Steiermark || 03|2022 Bereich Eiko Meister Entlasten, nicht immer mehr aufbürden Die Gerüchte verdichten sich: Die Notaufnahmen der heimischen Krankenhäuser sollen zusätzlich zu allen anderen Aufgaben auch die Infusionstherapien für Corona-Patientinnen und -Patienten übernehmen. Dagegen gibt es aus mehreren Gründen schwerste Bedenken: Die internistischen EBAs gehen jetzt schon mit „normalen“ Patientinnen und Patienten über. Eine zusätzliche Belastung durch Infusionspatientinnen und -patienten brächte das Fass endgültig zum Überlaufen. Eine „Infusionstherapie“ ist zwar eine notwendige therapeutische Maßnahme (falls die Indikation vorhanden ist), aber sie ist geplant – und daher auch kein Notfall. Das heißt, die Notaufnahmen sind jedenfalls der falsche Ort. Zumal die ja auch über keine Logistik verfügen, um die anderen Patientinnen und Patienten – die echten Notfälle – vor einer Infektion zu schützen. Diese Logistik herzustellen, wäre ein zusätzlicher massiver Aufwand. Für die Indikationsstellung gibt es zwar allgemeine Grundlagen in Form einer Leitlinie, aber eine zusätzliche persönliche Untersuchung samt Aufklärung ist zweifellos notwendig. Dass alles auf die Notaufnahmen abgeschoben werden soll, wofür sich andere nicht so richtig zuständig fühlen, ist völlig absurd und den dort Arbeitenden ebenso wenig zumutbar wie den dort Hilfe Suchenden. Wesentlich naheliegender wäre es wohl, zum Beispiel die teilweise verwaisten Impfstraßen für diese Infusionstherapien heranzuziehen. Da müsste nicht viel (zusätzlich) getan werden. Dort kämen die Patientinnen und Patienten (wenn entsprechende Zeit-Slots angeboten werden) auch nicht mit anderen in Kontakt. Vielleicht gibt es eine noch bessere Lösung. Die Notaufnahmen sind jedenfalls keine gute. Vizepräsident Dr. Eiko Meister ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. intra kont a Beim Blick auf die Hospitalisierungszahlen sehen wir, dass es in der Omikron-Welle zu einem Anstieg der stationären Belastung gekommen ist. Auf den Intensivstationen verläuft die Belastung durch Covid-19 aber weiterhin horizontal, und das ist entscheidend. Der Anteil an Covid-Patientinnen und -Patienten in Relation zum Gesamtbelag der Intensivstationen liegt bei niedrigen 7 bis 8 Prozent. Bei den Neuinfektionen ist derzeit eine Plateauphase erreicht. Für Unsicherheit sorgt die Frage, ob die Omikron-Subvariante BA.2, die sich immer mehr durchsetzt, dafür sorgen wird, dass wir bei den Hospitalisierungen einen Anstieg erleben. Aktuell sieht es so aus, dass jeder 125. Infizierte den Bedarf einer stationären Versorgung hat, im Sommer 2021 war das noch jeder 30. Erkrankte. Die Relation lag vor einigen Wochen aber auch schon einmal bei nur jedem 200. Infizierten, der hospitalisiert werden musste. Bei den Neuinfektionen liegt weiterhin eine sehr starke Gewichtung in der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen. Mehr Sorge bereitet mir die Altersgruppe zwischen 40 und 55 Jahren: Bei erhöhtem Risiko für schwere Verläufe sehen wir in dieser Altersklasse eine schleppende Impfmoral. Wir müssen in den kommenden Wochen und Monaten die Basis für einen infektiologisch sicheren Herbst und Winter legen. Für alles, was wir jetzt nicht machen, werden wir ab Herbst „bezahlen“. Der Status ,Genesen‘ ist im Vergleich zur Impfung nur ein sehr brüchiger Schutz. Die wissenschaftlichen Daten zeigen, dass ab 90 Tagen nach der Infektion die Wahrscheinlichkeit für eine neuerliche Infektion für Genesene signifikant höher ist als für Geimpfte, vor allem mit Booster. Wie in einigen Ländern bereits geschehen, wird es wohl auch in Österreich zu einer Empfehlung für die vierte Impfung kommen. Vor allem für höhere Altersgruppen und Risikogruppen schätze ich, dass wir langfristig zum jährlichen Auffrischen kommen werden. Ob es im Sommer oder Herbst bereits einen Varianten-Impfstoff gibt, halte ich für weniger relevant: Es sollte vor allem niemand auf einen solchen warten. Wer die Grundimmunisierung und den Booster noch nicht abgeschlossen hat, sollte das jetzt tun. Umso mehr Impfungen wir haben, desto mehr reift unser Immunsystem und desto größer ist der Schutz. Soll der Test etwas kosten? Aus meiner Sicht: Ja. Wen sollen wir in Zukunft noch testen? Das Testen von Asymptomatischen, insbesondere asymptomatischen Geimpften macht auf Dauer keinen Sinn. Prim. DDr. Klaus Vander ist Ärztlicher Direktor des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie am LKH-Univ.-Klinikum Graz. 2 d batte Klaus Vander Jetzt die Basis für einen sicheren Herbst legen
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