Ærzte Steiermark || 04|2022 11 cover nischen Dienstleistungen, der Öffentlichen Verwaltung und Erziehung und Unterricht. In der Land- und Forstwirtschaft und am Bau sind nur 70 Prozent oder weniger geimpft. Wie lässt sich das begründen? Nicht nur die Impfquoten unterscheiden sich voneinander, auch die unterschiedlichen Ansteckungswahrscheinlichkeiten innerhalb der Branchen sind wichtige Erkenntnisse aus unseren Analysen. So gibt es beispielsweise mehr Personen in den Branchen Gesundheitswesen, Bau oder Beherbergung und Gastronomie, die im vergangenen halben Jahr von einer COVID19-Infektion betroffen waren. Das heißt, Personen, die in Branchen mit Kontakt zu Patientinnen und Patienten oder Kundinnen und Kunden arbeiten, können eine Infektion weniger gut vermeiden. Erwerbstätige, die hingegen besser auf das Arbeiten von zu Hause ausweichen können, sind tendenziell weniger oft direkt von COVID-19 betroffen. Zudem beeinflussen die Bildungsstruktur und die Herkunft der Beschäftigten die Branchenergebnisse. Zum Beispiel verfügen Beschäftigte in der Baubranche im Durchschnit t über einen niedrigeren Bi ldungsabschluss und kommen öfter aus dem Ausland als beispielsweise jene in der Information und Kommunikation. Diese Effekte schlagen sich auf die durchschnittlichen Impfquoten pro Branche nieder. Branchen, die stark im Fokus der öffentlichen Debatte waren, sind der Gesundheitssektor sowie Beherbergung und Gastronomie. Die Impfbeteiligung dort liegt aber nur im Mittelfeld. Ist das nicht erstaunlich? Gerade in der Beherbergung und Gastronomie spielen sicher der formale Bildungsstand und auch das Herkunftsland eine nicht unwesentliche Rolle. So verfügen rund vier von fünf Beschäftigten in der Beherbergung und Gastronomie maximal über einen Lehrabschluss bzw. den Abschluss einer berufsbi ldenden mitt leren Schule. Zum Vergleich: unter den 20- bis 64-jährigen aktiv Erwerbstätigen sind es insgesamt nur rund 65 %. Zudem gehören die Beherbergung und Gastronomie zu den Wirtschaftssektoren mit dem höchsten Anteil an ausländischen Beschäftigten, deren niedrigere Impfquote auch einen Einfluss auf die Gesamtimpfquote hat. Die Motive, warum sich Personen impfen lassen oder auch nicht, können wir aus unseren Daten nicht ersehen. Personen mit einem aufrechten Genesungszertifikat haben aber eventuell weniger Anreiz oder Möglichkeit, ihre Impfung aufzufrischen. Das könnte etwa im Gesundheitssektor eine Rolle spielen, da hier der Anteil der Genesenen sehr hoch ist. Gewaltige Unterschiede gibt es beim Herkunfts- bzw. Geburtsland. Ganz vorne liegen auch nach einer Altersstrukturbereinigung die ImpfquoWelche Schlussfolgerungen lassen sich aus den Ergebnissen für die Impfkommunikation und die Datenlage im Gesundheitswesen ableiten? Die Analysen von Statistik Austria zeigen, welchen Einf luss soziodemographische Merkmale, also Alter, Geschlecht, die formale Bildung und die aktive Teilnahme am Arbeitsmarkt, auf die Impfquoten und auch auf das Risiko einer COVID-19-Infektion haben. Bei den Impfquoten von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen gibt es durchaus noch Verbesserungspotential – wobei die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass in der Altersgruppe der Zehn- bis Zwölfjährigen bereits mehr als 40 % im vergangenen halben Jahr von einer COVID-19-Infektion betroffen waren. Diese Erkenntnisse können bei der Planung und Umsetzung zielgerichteter Impfkampagnen genutzt werden. Generell zeigen die Analysen, welche Erkenntnispotenziale und Möglichkeiten bestehen, wenn Gesundheitsdaten datenschutzkonform ausgewertet werden. In der Statistik Austria als unabhängige Institution erfolgt dies nach sehr hohen Qual itätsstandards und pseudonymisiert unter strikter Einhaltung des Datenschutzes. Es wäre wichtig, wenn eine Quintessenz aus der Corona-Pandemie eine nachhaltige Verbesserung der Datenlage im Gesundheitsbereich wäre. Die Möglichkeiten wären durchaus gegeben. Voraussetzungen hierfür sind eine rechtliche Grundlage und eine entsprechende Finanzierung. ten von im Iran, in China, der Tschechischen Republik, in Deutschland, Afghanistan und der Türkei Geborenen. Ganz hinten liegen die in Rumänien und Russland Geborenen. Gibt es dafür eine plausible Erklärung? Beim Blick auf die nationalen Impfquoten in Südosteuropa wird die Impfskepsis in dieser Region sehr schnell sichtbar. Auch in Kroatien, das als EULand ausreichend Impfstoff zur Verfügung hat, war Anfang März nur etwa jede zweite Person geimpft. Nationale Empfehlungen im Herkunftsland haben wiederum einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Impfbeteiligung der Migrantinnen und Migranten. Eine weitere Erklärung ist die Nähe des Herkunftslandes zu Österreich. Es liegt nahe, dass sich zumindest ein Teil der Menschen bei Heimaturlauben in ihrem Herkunftsland impfen lässt. Viele der im Ausland erhaltenen Impfungen sind aber (noch) nicht im Nationalen Impfregister Österreichs registriert. Zwar besteht die Möglichkeit der Nacherfassung; es ist allerdings unklar, inwieweit diese Möglichkeit genutzt und Nachtragungen schon umgesetzt wurden. Auch sind nicht alle im Ausland erhaltenen Impfungen in Österreich anerkannt, so z. B. das russische Vakzin Sputnik V. Insgesamt wird es also zumindest bei manchen Herkunftsländern eine Untererfassung im Nationalen Impfregister Österreich geben. „Je höher der Bildungsabschluss, desto höher die Impfquote.“
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