16 Ærzte Steiermark || 04|2022 versorgung „Aus Kapaz i t ät sg ründen können wir leider nur mehr HIV-positive Patienten neu aufnehmen!“, erscheint als Erstinformation auf der Website einer Wiener allgemeinmedizinischen Gruppenpraxis. Viel eher erleben HIVPositive allerdings das genaue Gegenteil, wie die Meldungen von Diskriminierungsfällen an die AIDS-Hilfe zeigen: Wer den Arzt oder die Ärztin vorab über seine HIV-Infektion informiert (was er oder sie de jure nicht tun müsste, also zum Schutz des Arztes tut), stößt manchmal immer noch auf deutliche Ablehnung und diskriminierende Behandlung. Diese reicht von der ausschließlichen Vergabe von Schlussterminen über rot markierte Anmerkungen auf Karteikarten bis hin zur Behandlungsverweigerung mit dem Argument, nach der ärztlichen Versorgung des oder der Infizierten müsse von den Instrumenten bis zum Raum alles speziell gereinigt werden. Diese Argumente werden allerdings vielfach als Diskriminierung empfunden. Von allen im Jahr 2021 an die AIDS-Hilfen Österreichs herangetragenen Berichten über Ungleichbehandlung resultierten bedauerlicherweise die meisten aus Vorfällen im Gesundheitswesen – bei (Zahn-) besteht nicht in der Langzeitbetreuung von lege artis therapierten HIV-Infizierten, sondern in der Akutphase der Infektion, wenn die Betroffenen zumeist selbst noch nicht wissen, dass sie sich angesteckt haben. „Die Viruslast erreicht in dieser ersten Infektionsphase besonders hohe Werte, die mit einem dementsprechend signifikant höheren Transmissionsrisiko einhergehen. Studien zeigen, dass in etwa 50 % aller Fälle die HIVÜbertragung auf Kontakte mit Personen im Stadium der frühen HIV-Infektion zurückzuführen sind“, heißt es in jenem Handlungsleitfaden zur akuten HIV-Infektion, den die Wiener Ärztekammer, Ärzt*innen, in Kliniken oder im Zuge von Kur- und RehaAufenthalten. Der Geschäf tsführer der Aids-Hilfe Steiermark, Manfred Rupp, hat eine Erkärung: „Unsicherheit schafft Angst und Angst ist ein Nährboden für Diskriminierung. Wir als AIDS-Hilfe bieten Informationen, Materialien und Workshops – auch für Gesundheitspersonal – an, damit Unsicherheiten und Ängste weniger werden und Diskriminierung abnimmt.“ Vertrauen stärken Die größte Gefahr, sich bei der medizinischen Behandlung mit HI-Viren anzustecken, die AIDS-Hi lfen Österreichs, die Österreichische AIDS Gesellschaft und die Österreichische Gesellschaft niedergelassener Ärzte zur Betreuung HIV-Infizierter (ÖGNÄ-HIV) herausgegeben haben (siehe Link unten). In dieser Situation kommt den Al lgemeinmediziner*innen als zumeist erster Anlaufstelle eine Schlüsselrolle zu, um den Verdachtsfall im Anamnesegespräch zu erkennen und einen Test zu veranlassen. Ihre professionelle und wertneutrale Reaktion auf eine potentielle HIV-Infektion kann im besten Fall das Vertrauen der betroffenen Menschen in das Gesundheitssystem Vertrauensärztin/-arzt HIV-positiver Menschen sein Fühlen sich HIV-infizierte Menschen beim Arzt oder im Krankenhaus diskriminiert, vermeiden sie medizinische Behandlungen. Dadurch steigt das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs sowie einer Transmission. Mit rechtzeitiger und sensibler ärztlicher Betreuung ist allen Beteiligten geholfen. Foto: Adobe Stock
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