AERZTE Steiermark | April 2022

forschung Ærzte Steiermark || 04|2022 23 Die Helfenden brauchen Hilfe. Ärztinnen und Ärzte, in der Pandemie an vorderster Front, gaben in einer anonymen Online-Befragung in Westfalen-Lippe zu Protokoll, wie sehr sie unter den CoronaArbeitsbedingungen leiden: 60 Prozent fühlen sich hilflos, mehr als die Hälfte leidet an Schlafstörungen, mehr als drei Viertel berichten über E r s c höp f u ng s s ymp t ome und „compassion fatigue“ (Mitgefühlsmüdigkeit). Bei zwölf Prozent zeigen sich bereits klinische Anzeichen einer Depression (unter den Spitalsärzt*innen sogar bei 16 Prozent!), bei weiteren zwölf Prozent Anzeichen einer Angststörung. Generell sind die Krankenhausärzt*innen von den persönlichen Auswirkungen stärker betroffen als die Niedergelassenen – und Berufsanfänger*innen stärker als die Routinierten. Diese alarmierenden Daten sind das Ergebnis einer Studie, die der Chefarzt der Medizinischen Klinik II (Kardiologie und internistische Intensivmedizin) am St. VincenzKrankenhaus Paderborn, Andreas Götte, zusammen mit Karl-Heinz Ladwig, Professor für Psychosomatische Medizin und Psychologische Medizin an der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität München, initiiert und in Kooperation mit dem Kompetenznetzwerk Vorhofflimmern e.V. (AFNET) und der Ärztekammer WestfalenLippe durchgeführt hat. Direkt oder indirekt betroffen Götte und Ladwig hatten bereits vor Ausbruch der Pandemie gemeinsam Studien mit Herz-Patient*innen durchgeführt, so entstand die Idee einer neuerlichen Kooperation. „Wir wollten einerseits ausschließlich Ärztinnen und Ärzte befragen, deren Belastung sich von jenen im Bereich der Pflege unterscheidet. Ärztinnen und Ärzte treffen die medizinischen Entscheidungen und müssen die Verantwortung dafür tragen“, erklärt Götte. „Wichtig war uns aber auch, die Befragung möglichst breit anzulegen, um Kol leg*innen verschiedener Fächer einzubeziehen, sowohl diejenigen, die direkt mit COVID-Patient*innen arbeiten, als auch die anderen.“ Denn auch in den indirekt betroffenen Fächern – wie etwa der Onkologie oder der Kardiologie – litten und leiden Ärzt*innen unter den eingeschränkten Behandlungsmöglichkeiten während der Pandemie. Die Ärztekammer stellte die Adressdatei ihrer Mitglieder zur Verfügung, denn die Studienautoren wollten nicht durch persönliche Auswahl einen Bias riskieren. Der Befragungszeitraum erstreckte sich von Mitte November bis Ende Dezember 2021, mehr durch Zufall fiel er mitten in die vierte Welle. Teilgenommen haben 1.476 Ärztinnen und Ärzte aus dem niedergelassenen wie dem Spitalsbereich. (29 Prozent sogar stark eingeschränkt). 43 Prozent fühlten sich durch externe Vorgaben in ihrem ärztlichen Handeln behindert. Der Bereich der externen Zwänge war übrigens der einzige, in dem sich die niedergelassenen Ärzt*innen häufiger belastet fühlten als die Spitalsärzt*innen. Drei Viertel beeinträchtigt Ein erschreckendes Attest stel lten die Befragten ihren Arbeitsbedingungen in Zeiten der Pandemie aus: Rund drei Viertel fühlen sich in ihrer Arbeit beeinträchtigt und sahen die Betreuung von Nicht-COVIDPatient*innen eingeschränkt ARZT/ÄRZTIN für Nacht-, Wochenend- & Feiertagsdienst Voraussetzung: • Ius Practicandi für Allgemeinmedizin oder abgeschlossene Facharztausbildung • Notfalldiplom Das Gehaltsschema unterscheidet Ausbildungsgrad und Art des Nachtdiensts (Wochentag, Feiertag etc.). Wir senden Ihnen die für Sie passende Einstufung gerne zu. Bewerbung bitte an: E: office@kastanienhof.at Wie sehr leiden Ärztinnen und Ärzte unter den Arbeitsbedingungen in der Pandemie? Eine deutsche Studie liefert aufrüttelnde Zahlen – und bestätigt damit die vorjährige Umfrage unter Wiener Spitalsärzt*innen. Jenseits der Grenze „Ärztinnen und Ärzte treffen die medizinischen Entscheidungen und müssen die Verantwortung dafür tragen.“ Studienautor Andreas Götte

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=