Ærzte Steiermark || 04|2022 37 Foto: Adobe Stock Symposium In den vergangenen zwei Jahren ist die Labormedizin, zuvor eher als Nischenfach abgetan, plötzlich in den Fokus des Interesses gerückt – sowohl in der Bevölkerung als auch bei Ärzten und politischen Entscheidungsträgern. „Dabei standen und stehen die Labormediziner unter enormem Druck, die diagnostischen Mittel zur Bewältigung der Pandemie bereitzustellen, ohne dass die Labore und die diagnostische Industrie auch nur ansatzweise darauf vorbereitet waren. Außerdem waren Ärzte und Patienten in überproportionalem Ausmaß mit den normalen Unschärfen der Labordiagnostik konfrontiert, was enorm viel Aufklärungsarbeit mit sich brachte. Die vielen Einzelgespräche waren dabei nicht immer spannungsfrei“, berichtet der Leiter des Klinischen Instituts für Medizinische und Chemische Labordiagnostik (KIMCL), Markus Herrmann. Ungeahnte Herausforderungen Das neuartige Corona-Virus hat in den Laboren neben großen Herausforderungen aber auch viele positive Entwicklungen mit sich gebracht. Am Klinischen Institut für Labordiagnostik (KIMCL) der Med Uni Graz, wie auch in vielen anderen Laboratorien, wurden Digitalisierung und Gerätebeschaffung in kürzester Zeit erheblich vorangetrieben. Das war auch dringend nötig, um die ca. 70.000 Sars-CoV2-PCR-Analysen allein im Jahr 2021 innerhalb weniger Stunden bearbeiten und die Ergebnisse in das nationale elektronische Melderegister EMS übermitteln zu können. „Noch vor zwei Jahren hätte ich es für undenkbar gehalten, dass unser Institut bis zu 800 PCRAnalysen täglich mit Bearbeitungszeiten von zumeist unter 4 Stunden durchführen kann“, erzählt Herrmann. Das erheblich gestiegene Arbeitsaufkommen und die mit dieser Analytik verbundene Komplexität haben aber auch zu einer starken Belastung der Mitarbeiter geführt. Durch all diese Umstände und das ständige Arbeiten im Homeoffice wurden viele andere Projekte und Aufgaben, die nichts mit dem Corona-Virus zu tun hatten, erheblich behindert. Unvorstellbare Dynamik Was heute ein Erfolg ist, kann sich morgen als Überlastungsfaktor herausstellen. „Schon zu Beginn der Pandemie verfügte das KIMCL über zwei kleine PCR-Geräte, für die frühzeitig ein einfach durchzuführender Sars-CoV2-PCR-Test erhält lich war. Damit waren wir auf einmal in der Lage, diese Teste für die Akutversorgung des LKHUniversitätsklinikums Graz anzubieten und innerhalb von nur zwei Stunden ein Ergebnis zu liefern. Gerade für die Notaufnahme war dieses Angebot sehr wertvoll. Erwartungsgemäß hatten sich unsere Kollegen aber auch schnell an diese Möglichkeit gewöhnt. Durch die exponentielle Zunahme der Fallzahlen kam es deshalb rasch zu einer Auslastung und teilweise sogar Überlastung der Kapazitäten am KIMCL. Vor der CoronaPandemie führte das KIMCL während der Grippesaison täglich PCR-Teste im einstelligen bis niedrigen zweistelligen Bereich durch. Im Herbst 2021 war die Nachfrage dann aber so groß, dass wir an einzelnen Tagen um die 800 PCR-Testergebnisse geliefert haben.“ Das ging natürlich nur mit einer Aufstockung der Geräte. „Diese Dynamik war auch für die Industrie unerwartet und entsprechend schwierig gestalteten sich der Labormedizin in CoronaZeiten: zwischen Grauzonen und Glanzleistungen Das heurige Symposium Labormedizin im steirischen Seggauberg trägt den Titel „Medizin in Zeiten von Corona – Stimulator oder Hemmschuh für die Labormedizin“. Markus Herrmann, Institutsvorstand des KIMCL der Med Uni Graz und Teil des wissenschaftlichen Leitungsteams für das Symposium, konstatiert beides. „Schon zu Beginn der Pandemie verfügte das KIMCL über zwei kleine PCR-Geräte, für die frühzeitig ein einfach durchzuführender SarsCoV-2-PCR-Test erhältlich war.“ Markus Herrmann (KIMCL)
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