Bereich Ærzte Steiermark || 04|2022 39 Foto: Adobe Stock Symposium hingegen bewertet er positiv: „Jeder im Rahmen der Schultestungen diagnostizierte Infektionsfall ist hilfreich für die Bewältigung der Pandemie. Dabei wurde auf politischer Ebene – richtigerweise – in Kauf genommen, dass es auch zu einigen falschen Ergebnissen kommt.“ Untersuchung von Prädiktoren Aber nicht nur der direkte Nachweis von SARS-CoV2-Infektionen bescherte der Labordiagnostik ein zusätzl iches Arbeitsauf kommen. Corona-Erk rankte benötigen nämlich im Rahmen der Therapiesteuerung und Überwachung immer wieder umfangreiche Labordiagnostik. An vielen Forschungseinrichtungen weltweit wie auch am KIMCL stand in den vergangenen zwei Jahren deshalb auch die Suche nach Prädiktoren für einen schweren Verlauf im Mittelpunkt. Als besonders hilfreich haben sich dafür die Entzündungsmarker CRP, Interleukin 6 und Ferritin, der Zellumsatzmarker LDH, die D-Dimere als Marker der Fibrinolyse und die kardialen Troponine als Indikatoren einer möglichen Herzbeteiligung erwiesen. Die Labormediziner*innen der Med Uni Graz haben darüber hinaus den prädiktiven Wert von Vitamin D und Kynurenin untersucht, wobei beim Letztgenannten ein signifikanter Zusammenhang festgestellt werden konnte. In Kooperation mit der Biobank der Med Uni Graz untersucht das KIMCL im Rahmen der Grazer Genesenenkohorte auch den zeitlichen Verlauf der Antikörperkonzentration im Blut nach überstandener CoronaInfektion. Eine entsprechende Publikation ist gerade erschienen. Eine zentrale Lehre der Corona-Pandemie ist für Prof. Herrmann, dass „man nicht sagen kann, was noch auf uns zukommt. Vieles, was wir bei früheren Varianten wie Delta gelernt zu haben glaubten, ist bei Omikron schon wieder anders und kann sich bei zukünftigen Varianten erneut ändern.“ „Unverzichtbar“ „In der aktuellen Zeit brauchen Labormediziner viel Nerven und ein dickes Fell“, resümiert Herrmann. Trotzdem ist es auch ein Ziel des Symposiums in Seggauberg, junge Ärztinnen und Ärzte für das Fach zu gewinnen. „Die Labormedizin ist ein ausgesprochen spannendes Fach, das neben breitem klinischem Wissen ein gutes technisches Verständnis sowie ausgepräg te Management kompetenz und Forschungsverständnis erfordert. Labormediziner agieren oft hinter den Kulissen, ihre Aufgaben sind aber vielschichtig, herausfordernd und spannend zugleich. Was die COVID-Krise auf jeden Fall verdeutlicht hat, ist, dass die Labormedizin ein unverzichtbarer, zentraler Bestandteil der Krankenversorgung ist.“ Symposium Labormedizin. „Medizin in Zeiten von Corona – Stimulator oder Hemmschuh für die Labormedizin?“, 4.5.-5.5.2022, Schloss Seggau, Leibnitz „Keine hundertprozentige Verlässlichkeit“ In Einzelfällen geben Antigen-Schnellteste aber auch dann ein Signal, wenn gar kein Sars-CoV2-Virus vorhanden ist. „Dieses Phänomen liegt in der verwendeten Technologie der Schnellteste begründet. Antigenteste benutzen spezifische Antikörper gegen Oberf lächenproteine des Virus für dessen Nachweis. Um falsch positive Ergebnisse auszuschließen, wird deshalb ein Bestätigungstest mittels PCR-Test angeschlossen“, so Herrmann. In den großen Testlaboren, die Gurgelproben analysieren, wird oftmals ein Probenpooling durchgeführt. Dabei werden mehrere Proben nach vorheriger Vermischung gemeinsam in einem Test analysiert. Da die meisten Proben in einem Pool negativ sind, kommt es zu einem Verdünnungseffekt, der die Empf indl ichkeit entsprechend reduziert. Die größte Sicherheit bietet auf jeden Fall ein professionell durchgeführter Abstrich in Kombination mit einer individuellen Vermessung jeder einzelnen Probe. „Aber auch dann muss man akzeptieren, dass es bei dieser Art der Testung, wie auch bei den meisten anderen labordiagnostischen Messverfahren, keine hundertprozentige Verlässlichkeit gibt.“ Aus diesem Grund sieht Herrmann die routinemäßige Testung symptomfreier Mitarbeiter kritisch und als Faktor, der zu unnötigem Personalmangel in kritischen Bereichen führt. Die Schüler-Reihentestung
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