44 Ærzte Steiermark || 04|2022 Illu: Shutterstock; Montage Kunst: vom Genuss bis zum Anlegen Walter Hoch Nicht nur die vielen veritablen Schöngeister unter den Ärzt*innen überlegen: Sollte ich meine Ordination nicht mit erlesenen Bildern oder Skulpturen atmosphärisch aufwerten? Ein sorgfältig ausgearbeiteter Kunstplan ist die professionelle Antwort auf diese Frage. Er beginnt damit, dass sich Kunst-Kaufwillige in Museen, Galerien, in Auktionshäusern oder auch in Ateliers oder Fachmagazinen umsehen. Wenn ein erster Überblick vorhanden ist, wieviel jene Werke in etwa kosten, die einem gefallen oder als interessant erscheinen, folgt am besten eine Beratung bei den Expert*innen des Kunstmarktes. Schließlich wollen kunstaffine Ärzt*innen das sichere Gefühl haben, günstig gekauft zu haben. Zieren dann hochwertige Drucke das Entree, lenken Malereien oder Fotografien im Wartezimmer die Patient*innen vom Warten – und ihren Leiden – ab, oder bringen interessante Exponate zeitgenössisches Flair in den Besprechungsraum, ist der Spruch „Heilung beginnt, wenn man sich wohlfühlt“ umgesetzt. Kunst schafft per se eine Atmosphäre von Stabilität, Kreativität und Erfolg. Einstieg in den Kunstmarkt Spätestens, wenn man seinen Kunstgeschmack weiterentwickelt und Bilder verkaufen möchte, avanciert Kunst auch zum sachlichen Wertgegenstand. Damit betreten die Ordinat ionsinhaber*innen das Feld des Kunsthandels bzw. wird Kunst zur Anlageform. Für Einsteiger*innen stellt sich der Kunstmarkt oft als undurchschaubar dar, er folgt eigenen Gesetzen und ist weniger transparent als der Finanzmarkt. Deshalb erfordert ein erfolgreiches Investment hier mehr Engagement. Man sollte in der Kunstszene gut vernetzt sein, regelmäßig Ausstellungen, Galerien, Museen oder Künstlerateliers besuchen und durch die Lektüre von Kunstkritiken oder Fachmagazinen auf dem neuesten Stand bleiben. Wertgegenstände – wie Alte Meister, Gemälde des 19. Jahrhunderts, klassische Moderne, Jugendstil, zeitgenössische Kunst sowie Glas, Porzellan, Möbel, Uhren, Schmuck, Silber oder Skulpturen – gelten gemeinhin als alteingesessene und zugleich alternative Assetklasse. Sie unterscheidet sich von anderen Assetklassen gravierend: Oft bestimmen nicht wirtschaftliche Kriterien, sondern Liebhaberpreise den Wert. Bei hochpreisigen Objekten mangelt es schon mal an Käufern, der Preis ist daher starken Schwankungen unterworfen. Andererseits punktet diese Anlageform mit dem Prestige, das mit dem Erwerb eines (Bildende) Kunst ist für Ärzt*innen mehrfach attraktiv: als Dekoration in der Praxis, Sammlerobjekt und Anlage. Ihr emotionaler Wert korrespondiert auch mit dem Ethos der Menschlichkeit in der Medizin. Als Anlageform bietet Kunst exklusive Chancen, verlangt aber großes Engagement. Exponats auf die Besitzerin oder den Besitzer übergeht. Für manche kommt auch der Nervenkitzel ins Spiel, wenn Preise bei Auktionen in einer Bieterschlacht nach oben katapultiert werden – oder im Verkaufsfall hartnäckig am Boden gründeln. Ob künstlerische Objekte wie Teppiche oder Porzellan im Laufe der Zeit ihren Wert völlig verlieren oder ob ein gutes Bild immer seinen Wert behält, darüber gehen die Meinungen auseinander. Oft wird betont, der Besitzer habe bei einem schlechten Ende noch immer ein schönes Werk und keinen wertlosen Depotzettel. Diese Imponderabilien bzw. Intransparenzen führen aber auch dazu, dass einige Vermögensverwalter*innen Wertgegenstände nicht als eigene Assetklasse einstufen. Ärzt*innen mit Kunstgespür I nd i v i du e l l e Vo r - Kennt n i s s e können durch Konsultationen mit Expert*innen ein professionelles Niveau erreichen. Im Fal le eines Verkaufs führen die gerichtlich zertifizierten Sachverständigen eines Au k t ionshau s e s eine Echtheitsprüfung durch. Sie entscheiden, ob das Werk in einer Auktion versteigert werden kann und legen einen Schätzpreis fest, ergänzen diesen zusammen mit dem Verkäufer um das Limit, unter dem nicht oder nur nach Rücksprache verkauft werden soll. Sie erstellen für den Verkauf eine aussagekräftige Beschreibung des Objekts, zeigen den kunsthistorischen Kontext sowie die Einordnung des Objekts in eine bestimmte Schaffensperiode des Künstlers auf. Daneben wird auf alle Details, die zukünftige Bieter*innen interessieren, und auf Zustandsangaben eingegangen. Außerdem verfügen die A u k t i o n s wirtschaft&Erfolg
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