6 Ærzte Steiermark || 04|2022 Bereich Eiko Meister Mitarbeiterkultur mangelhaft Einst gab es so viele potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass die KAGes sie nicht sehr freundlich behandeln konnte. Das war zwar nicht okay, aber es war eine Tatsache. Diesen Überfluss gibt es schon längst nicht mehr. Das wirkt sich gerade in Corona-Zeiten besonders aus. Denn damit fallen zusätzlich wertvolle Arbeitskräfte aus. Die Verbleibenden haben es auszubaden. Das weiß man im Unternehmen und versucht, besser mit den Beschäftigten umzugehen. Das funktioniert aber leider oft nur theoretisch. Bei vielen scheint das, was der Kopf weiß, im Bauch noch nicht angekommen zu sein. Eine jahrzehntealte Personal-Unkultur lässt sich nicht so rasch verändern. Nur jetzt haben viele der arrogant oder gar mies Behandelten die Möglichkeit, woanders hinzugehen. Dort werden sie mit offenen Armen empfangen. Es wird Zeit, dass alle in der KAGes – und in allen Krankenhäusern – das begreifen und danach handeln. Vielen, die den Umgang mit „Menschen-Material“ (so empfinden sie es leider) in Zeiten des Überflusses gelernt haben, machen jetzt einfach so weiter. Es gibt viele Beispiele dafür. Und es ist müßig sie aufzuzählen, denn jeder weiß, wovon ich spreche. Die Vergehen reichen von herablassender Behandlung bis zu echten Ungerechtigkeiten. Es wird Zeit, dass jene, die das zu verantworten haben, endlich erkennen, dass sie weniger den schlecht Behandelten (die ja, wie gesagt, oft Alternativen haben) als dem eigenen Unternehmen schaden. Das hat nämlich ohne seine hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Probleme in der Aufgabenbewältigung. Also herunter vom hohen Ross und hin zu einem wertschätzenden, respektvollen Umgang. Und das täglich auf allen Ebenen. Vizepräsident Dr. Eiko Meister ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. intra kont a Seit sich die ersten Meldungen über Long Covid verbreitet haben, ist die medizinische Gemeinschaft überfordert mit dem ungenauen, komplexen und nicht immer einfach objektivierbaren Krankheitsbild. Dennoch gibt es tausende Betroffene verschiedener Schweregrade, Verläufe und Vorerkrankungen. Sie alle brauchen aber dringend kompetente Unterstützung und Versorgung – und finden sie nur selten. Nach mehr als einem Jahr Erfahrung mit intensiver medizinischer, sozialer und rechtlicher Betreuung von Betroffenen versuchen wir zusammenzufassen, wie Ärzt:innen Patient:innen am besten unterstützen können: Auch ohne Möglichkeit einer Heilung ist es für Patient:innen wichtig, sich nicht im Stich gelassen zu fühlen. Mit speziellen Fragebögen kann man Patient:innen mit Long-Covid-Verdacht auf den ersten Termin vorbereiten und damit die Zeit effizient nützen. Toxische (forcierte) Positivität schadet, v. a. wenn keine konkrete Behandlung dahinter steht. Positiv denken und abwarten hat sich bei Long Covid nicht bewährt, v. a. nicht als Einzelstrategie: Das Leben wartet nicht endlos, Arbeitgeber, Schule, Familie lassen sich nicht unbefristet auf Pause stellen. Kostbare Zeit vergeht und die Patient:innen leiden unnötig, wenn nicht gleich mit Symptomlinderung und Stabilisierung begonnen wird. Hören Sie Ihren Patient:innen zu, glauben Sie ihnen und gehen Sie nicht von einer psychologischen Ursache aus, bis: (1) eine körperliche Ursache diagnostisch ausgeschlossen ist, (2) klare Zeichen einer psychologischen Pathologie vorliegen und (3) die/ der Patient:in diese Vermutung auch teilt. Psychopharmaka und Beruhigungsmittel sollten erst dann verschrieben werden, wenn ein psychischer Bedarf diagnostiziert ist und andere Therapien erfolglos waren. Long Covid ist für die meisten Menschen überwältigend. Wundern Sie sich daher nicht, wenn Patient:innen sich emotional zeigen. Seien Sie sich bewusst, dass Long Covid (und andere autoimmunologische und postvirale Erkrankungen) häufiger Frauen trifft und Ärzt:innen dazu neigen, Symptome bei Frauen fälschlicherweise psychologisch zu deuten. Das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung ist für Long CovidPatient:innen extrem wichtig. Falsche und vorschnelle psychologische Diagnosen stigmatisieren und schaden mehr als sie helfen. Momentan kann man Long-Covid-Patient:innen keine Heilung versprechen, daher sollte das vermieden werden. Hoffnung ist wichtig, falsche Hoffnung schädlich. Daher sollte man auf effektive Symptombekämpfung setzen, um die Lebensqualität und Selbstständigkeit zu erhöhen. Maarte Preller ist medizinische Masseurin und als Betroffene Gründerin der Selbsthilfegruppe und Patient:innen- Organisation www.longcovidaustria.at 2 d batte Maarte Prelller Wie helfe ich meinen Long Covid-Patient:innen?
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