Das Magazin der Ärztekammer Steiermark Juli_August 2022 Rollen. Allgemeinmedizinerin Waltraud Zika stellt Rollenerwartungen in Frage. Radkersburg. Johannes Steinhart wurde in der Steiermark zum ÖÄK-Präsidenten gewählt. Rosa. Chirurgin Lemmerer und Kolleginnen haben ein Leiberl. Es ist nicht rosa. Österreichische Post AG MZ 02Z033098 M Ärztekammer für Steiermark, Kaiserfeldgasse 29, 8010 Graz, Retouren an PF555, 1008 Wien STEIERMARK Foto: Adobe Stock Ärztliche Warnung Der Klimawandel gefährdet die Gesundheit
32. GRAZER FORTBILDUNGSTAGE D E R Ä R Z T E K A MM E R F Ü R S T E I E R M A R K 10. bis 15. Oktober 2022 I Graz I in Präsenz Kurse, Seminare und Vorträge für Ärztinnen und Ärzte www.grazerfortbildungstage.at Ärztekammer für Steiermark, Fortbildungsreferat, 8010 Graz, Kaiserfeldgasse 29, Telefon: 0316/80 44 37, Fax: 0316/80 44 132, E-Mail: fortbildung@aekstmk.or.at
BEREICH THEMEN ÆRZTE Steiermark || 07_08|2022 3 BUCHTIPP Die Krankheiten der Herrscher Wie Hämorrhoiden & Co. die Weltgeschichte beeinflussten Von: Helmut Neuhold Verlagshaus der Ärzte ISBN 978-3-99052-250-9 EUR 19,90 Spekulativ, aber nicht undenkbar, dass die Weltgeschichte mit gesünderen (oder anders kranken) Herrschern anders verlaufen wäre: Der Wiener Historiker und Politikwissenschafter Helmut Neuhold zeigt auf, wie sehr die Herrschenden quer durch die Jahrhunderte von ihren Krankheiten geprägt waren. Er schreibt vom mutmaßlichen Malariatod Alexanders des Großen über den Kretinismus aufgrund fortwährender Inzucht in der Linie der spanischen Habsburger bis hin zu Senilität und Alzheimer in der Politik. Unscheinbare Pilze, Bakterien und Viren konnten auch hervorragende Strategen im entscheidenden Moment außer Gefecht setzen. DATUM 22. September 2022 Nur jene Ärzt*innen, die zu diesem Zeitpunkt in die Wählerliste für die „kleinen“ Ärztekammerwahlen eingetragen sind, verfügen über das aktive und passive Wahlrecht. Gewählt wird dann am 9. November. LINK: https://mumdocs.de/ Der neu gewählte Ärztekammerpräsident Michael Sacherer setzt die Vereinbarkeit von ärztlichem Beruf und Familie ganz oben auf die Agenda. In Deutschland haben sich mehr als 1.500 Ärztinnen, die auch Mütter sind, unter dem Motto „Kinder, Kittel, Karriere“ bereits vernetzt. Neben dem Austausch unter MumDocs bieten sie einander auch Online-Fortbildung an. ZAHL 11 Prozent der Österreicher*innen nehmen laut einer Studie im Auftrag des Anton-Proksch-Instituts mehr Schmerzmittel ein, als sie ärztlich verordnet bekommen. Von den Migrant*innen der 1. Generation sollen sogar rund 33 % betroffen sein. Foto: Verlagshaus der Ärzte FORTBILDUNGSTIPP Vom 10. bis 15. Oktober finden die 32. Grazer Fortbildungstage statt. Ein Themenschwerpunkt ist Long COVID gewidmet; zudem startet eine neue Fortbildungsreihe über die gar nicht so seltenen Seltenen Krankheiten in der Allgemeinpraxis. Enthüllt wird auch, warum Geriatrie spannend ist … Mehr Information unter www.med.or.at 32. GRAZER FORTBILDUNGSTAGE D E R Ä R Z T E K A MM E R F Ü R S T E I E R M A R K 10. bis 15. Oktober 2022 I Graz I in Präsenz Kurse, Seminare und Vorträge für Ärztinnen und Ärzte www.grazerfortbildungstage.at Ärztekammer für Steiermark, Fortbildungsreferat, 8010 Graz, Kaiserfeldgasse 29, Telefon: 0316/80 44 37, Fax: 0316/80 44 132, E-Mail: fortbildung@aekstmk.or.at IMPRESSUM: Medieninhaber (Verleger): Ärztekammer für Steiermark, Körperschaft öffentlichen Rechts | Redak- tionsadresse: 8010 Graz, Kaiserfeldgasse 29, Tel. 0316 / 8044-0, Fax: 0316 / 81 56 71, E-Mail: presse@aekstmk. or.at | Chefredaktion: Martin Novak | Koordination: Mag. Ursula Scholz | Redaktionelle Betreuung und Produktion: CONCLUSIO PR Beratungs Gesellschaft mbH, Schmiedgasse 38, 8010 Graz | Gestaltung: Konrad Lindner | Anzeigen: Gernot Zerza, Tel.+43 664 2472673, E-Mail: Zerzagernot@gmail.com; Mit „Promotion“ gekennzeichnete Texte sind entgeltliche Veröffentlichungen im Sinne § 26, Mediengesetz. | Druck: Stmk. Landesdruckerei GmbH, 8020 Graz | Abonnements: Eva Gutmann, Ärztekammer Steiermark, Tel. 0316 / 804440, Fax: 0316 / 81 56 71. Jahresabonnement (11 Ausgaben) EUR 25,–. Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, Medienfabrik Graz, UW-Nr. 812 Klimakompensierte Produktion www.climate-austria.at Ident-Nr Klimakompensierte Prod www.climate-austria Kennzeichnu für vorbildlic Waldwirtscha HCA-COC-100 Förderung nachhaltiger Waldwirtschaft PEFC/06-39-22 PEFC zertifiziert r ckt nach der Richtlin e „Druckerzeugnisse“ ster eichischen Umweltzeichens, ienfabrik Graz, UW-Nr. 812 Klimakompensierte Produktion www.climate-austria.at Ident-Nr. A Klimakompensierte Produk www.climate-austria.a Kennzeichnung für vorbildliche Waldwirtschaft HCA-COC-10029 Förderung c lti er l i ft - PEFC zertifiziert UPDATE IM JULI_AUGUST SCHLAGZEILE „Die Möglichkeit der telefonischen Krankmeldung ist für die Menschen unverzichtbar, ihre Abschaffung ist ein Schlag ins Gesicht der ÖGK-Versicherten“, betonte Dietmar Bayer, Vizepräsident der steirischen Ärztekammer. Die von der ÖGK in Aussicht gestellte Krankmeldung per Videokonsultation werfe noch viele inhaltliche wie technische Fragen auf. meinbezirk.at, 9. Juni 2022
BEREICH THEMEN 4 ÆRZTE Steiermark || 07_08|2022 Fotos: beigestellt, Stieber/KAGes THEMEN Cover. Der Klimawandel macht krank und ist teuer 8 Ärztin im besonderen Dienst. Waltraud Zika. „Eine wilde Alte am Schlagzeug“ 14 Nachruf. Werner Leodolter: ein nachdenklicher Macher 16 Österreichischer Ärztekammertag. Neues Präsidium der ÖÄK in Bad Radkersburg gekürt 18 Kultursommernacht. „Es wird wieder gut …“ 20 Forschung. Einzigartiges „Durcheinanderwürfeln der Gerinnungskaskade“ 21 Kongress. Frauen in der Chirurgie: „Kein rosa Leiberl!“ 23 Notfallmedizin. Grazer siegen in Glasgow 26 Gesunder Genuss – Einfach beerig 28 Kundmachnung. Wahlen in die Fachgruppen-, Bezirksärzte- und Spitalsärztevertretungen 2022 30 International. Wir helfen Ihnen. Ми вам допомагаємо. 32 Wohlfahrtsfonds. Statistik 2021 33 Wirtschaft&Erfolg. „Die absolute Nummer 1“ 34 Wirtschaft&Erfolg. „Wow!, das nenn ich Service, Herr Doktor.“ 36 Rat&Daten. Ziel: mitgestalten 37 Expertentipp. Übermittlung von Unterlagen an den Wohlfahrtsfonds 39 CIRS. Falsche Impfung verabreicht 39 Forschung. Forscher der Med Uni Graz untersuchen Entstehung alterungsbedingter Herzerkrankungen 40 ANGESTELLTE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE Ausweg aus der Krise der Notärzt*innen? 42 Gem.Einsam. Endlich frei!!! 44 NIEDERGELASSENE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE Wahlärztinnen und Wahlärzte wichtig für die Versorgung 45 Serie. Praktisch Täglich. Hirn im Kopf und Petersilie in der Hand 47 Stärkster Jahrgang 1959 48 Debatte 6 News 41 Planstellenausschreibung 49 Referate 50 Kleinanzeigen 51 Personalia 54 Karikatur 57 Ad Personam 58 TRAUER. Professor Werner Leodolter, IT-Fachmann und ehemaliger KAGes-Vorstandsvorsitzender, ist nicht mehr. Er starb bei einemAutounfall in Island. Seite 16 TEAMLEISTUNG. Ein steirisches Turnusärzteteam des Medizinercorps Graz siegt bei den Europäischen Meisterschaften der Rettungsorganisationen in Schottland. Seite 26
ÆRZTE Steiermark || 07_08|2022 5 BEREICH THEMEN Unsere IT-Kolumne „Rat & D@ten“ bekommt ein Update. Der Telemedizin-Referent in der ÖÄK-Bundeskurie niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, der steirische Allgemeinmediziner Alexander Moussa, schreibt sie. Wir freuen uns. Die (schlechten) Arbeitsbedingungen sind laut Frage des Monats für ein Drittel der Antwortenden die vorrangige Ursache dafür, dass Ärztinnen und Ärzte keine Kassenstelle übernehmen wollen. Für fast 60 Prozent ist es eine „Mischung aus mehreren Faktoren“. Die daraus ableitbare Folgerung: Das Interesse an Kassenstellen ist herstellbar – durch ordentliche Honorierung, Abbau von Bürokratie, Beseitigung von Limiten und Degressionen. Auch klar: WahlarztBashing ist kein Weg zu mehr Kassenärztinnen und -ärzten, sondern bestätigt nur die Aversionen gegen KassenBevormundung. EPIKRISE Kurze Nachrichten aus der Redaktion Soziale Medien: Twitter: www.twitter.com/ AERZTE_NEWS Facebook: www.facebook. com/aerztekammer.stmk/ und Facebook-Gruppe für steirische Ärztinnen und Ärzte Youtube: AERZTE_NEWS Kassenpraxen: WarumÄrztinnen und Ärzte zögern Foto: Symbol BILD DES MONATS. Der Kinder- und Jugendchirurg Omar Sarsam wurde im Juni 2022 mit dem renommiertesten Kabarettpreis im deutschsprachigen Raum, dem „Salzburger Stier“, ausgezeichnet. Bei der Kultursommernacht am 1. Juli begeisterte er nicht nur den Präsidenten der Ärztekammer Steiermark, Michael Sacherer (rechts im Bild), sondern alle Besucherinnen und Besucher. Als Arzt vor ärztlichem Publikum hatte Sarsam natürlich Vorteile. Und manche seiner Pointen wären von einem nichtärztlichen Publikum nur teilweise verstanden worden. Aber der Kabarettist und Arzt spielte auch mit seinem kulturellen Hintergrund, erklärte etwa den Unterschied zwischen arabischer und persischer Sprache (siehe Seite 30). n=244 AERZTE Steiermark Frage des Monats: Was hindert Ärztinnen und Ärzte an der Übernahme einer Kassenstelle? Vorrangig die Arbeits- bedingungen. Medizinische Möglichkeiten. Mischung aus mehreren Faktoren. Weiß nicht/Anderes. 3,3 % 59,8 % 32,8 % 2,9 %
6 ÆRZTE Steiermark || 07_08|2022 BEREICH Gerhard Posch Es geht um ehrliche Wertschätzung Die Situation in den Spitälern der Steiermark erhitzt sich zunehmend. Die Belastungen für das medizinische Personal steigen direkt proportional zur Hitze der Sommermonate. Bei 36° Celsius Außentemperatur wird manches Dienst- und Patientenzimmer zum gefühlten Backofen. Zusätzlich kommen nun auch in den Sommermonaten immer mehr Patienten akut in die Ambulanzen und die Wartelisten für elektive Eingriffe verlängern sich trotz aller Bemühungen der einzelnen KollegInnen stetig. Die Gründe sind vielschichtig und bekannt, wenngleich auch an den Standorten und Abteilungen unterschiedlich ausgeprägt. Ohne die Motivation der agierenden KollegInnen und deren Willen, oft über die persönlichen Grenzen zu arbeiten, könnte der medizinische Versorgungsauftrag schon länger nicht mehr erfüllt werden. Es wird für die Probleme in unseren Spitälern keine simplen Lösungen geben, sondern eine Vielzahl an Maßnahmen benötigen, um die Arbeitszufriedenheit zu erhöhen und die Abwanderung der KollegInnen zu stoppen. Wir stehen in intensivem Kontakt mit den Systempartnern. Dies ist wichtig, denn es kann nur gemeinsam etwas weiter gehen. Eine Maßnahme kann z.B. eine freiwillige Nachtdienstreduktion für ältere KollegInnen sein (Dienste ab 60 nur noch freiwillig). Dies führt zu einer Reduktion von Krankenständen und verbesserter Ausbildung für junge ÄrztInnen durch die erhöhte Tagesanwesenheit der erfahren KollegInnen. Es geht jedenfalls um ehrliche Wertschätzung der Leistungen der steirischen Gesundheitsberufe im Rahmen der Pandemie und der alltäglichen Patientenversorgung und um die bestmögliche Unterstützung für die ÄrztInnen in den Spitälern zur Versorgung unserer PatientInnen! Vizepräsident Dr. Gerhard Posch ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. INTRA KONT A Die Allianz der onkologischen PatientInnenorganisationen – bestehend aus derzeit 14 onkologischen Selbsthilfegruppen – hat sich zur Aufgabe gemacht, eine bestmögliche Versorgung aller Krebspatient*innen in Österreich zu erreichen und fordert die Akteur*innen des österreichischen Gesundheitssystems auf, nicht mehr über den Kopf der Patient*innen hinweg zu entscheiden, sondern Vertreter*innen dieser Gruppe einen fixen Platz mit Stimmrecht am Verhandlungstisch der gesundheitspolitischen Gremien zuzugestehen. Am 31. Mai 2022 hatten wir die Möglichkeit im Rahmen des „Gesundheitspolitischen Forums“ der Karl Landsteiner Gesellschaft im Wiener Billrothhaus zum Thema „Patient Advocacy, Selbsthilfe und mündige PatientInnen – wo sind die Unterschiede und wohin muss sich das Gesundheitssystem in Wien entwickeln?“ unsere grundlegenden Forderungen zu präsentieren sowie auch die Planung zur Ausbildung zum/ zur Patient Advocate. Diese soll im Rahmen eines Weiterbildungslehrganges in Kooperation mit der Universität Klagenfurt und dem Institut für Krankenhausorganisation der Karl Landsteiner Gesellschaft in Kürze zur Verfügung stehen. In einigen Jahren wird Krebs die Volkserkrankung Nummer 1 sein und auch die immer älter werdende Bevölkerung führt dazu, dass sich die Zahl der Krebspatient*innen bis 2040 verdoppeln wird. Damit wird der Bedarf an Nachsorge, Rehabilitation, Wiedereinstieg ins Berufsleben immer mehr zum Thema. Dank neuer, personalisierter Medizin gelingt immer mehr das Überleben bei Krebserkrankungen bzw. gibt es öfter einen chronischen Verlauf. Umso mehr wird es immer wichtiger, dass Patient*innenvertreter*innen als ernstzunehmende Stimme in der Gesundheitsversorgung gehört werden. Wer kann Situationen besser beurteilen als ein/e Betroffene/r oder Angehörige/r? Eine gute und konstruktive Zusammenarbeit mit Politik, Ärzt*innen und Patient*innenvertreter*innen könnte – ohne hohe finanzielle Aufwendungen – so manche Situation im Verlauf einer Erkrankung und auch Genesung verbessern! Helga Thurnher ist Obfrau der Allianz onkologischer PatientInnenorganisationen. 2 D BATTE Helga Thurnher Patient*innen brauchen Stimme und Vertretung
BEREICH ÆRZTE Steiermark || 07_08|2022 7 Die notärztliche Versorgung der steirischen Bevölkerung ist eine wichtige Grundlage der medizinischen Sicherheit. In der Not ist Hilfe nah, soll die unmissverständliche Botschaft lauten. Umso trauriger ist es daher, wenn diese notärztliche Versorgung nicht überall und immer gewährleistet erscheint. Nach kritischen Medienberichten hat der für das Notarztwesen politisch zuständige steirische Landeshauptmann rasch die Initiative ergriffen und einen Notärztegipfel organisiert. Das ist ein wichtiger Schritt zur Behebung des Notärztemangels. Aber es muss klar und ehrlich angesprochen werden, was die Ursachen für die Defizite sind. Natürlich ist die Honorierung bei weitem nicht alles. Niemand ist notärztlich tätig, um viel zu verdienen. Aber: Wenn Notärztinnen und Notärzte in der Steiermark deutlich weniger bekommen als in anderen Bundesländern, ist das ein prekäres Signal. Wenn eine Stunde Dienst an einer Impfstraße ein Vielfaches von dem einer Stunde notärztlicher Dienst bringt, dann ist etwas in der Schieflage. Vergütung ist ja auch ein Signal für Wertschätzung, wenig Vergütung daher eines für wenig Wertschätzung. Es gilt also, diese Wertschätzung ins Lot zu bringen. Uns ist bewusst, dass die im Vergleich schlechtere Bezahlung nicht die einzige Ursache für den aktuellen Notärztemangel ist. Ein weiterer Grund ist die Systemumstellung, die ohne Rücksprache und Dialog mit den Betroffenen stattgefunden hat. Es wird jetzt Zeit, endlich in den fairen Dialog einzutreten. Der Notärztegipfel und die Einrichtung einer Arbeitsgruppe waren wichtige Schritte dazu. Ziel: möglichst alle notärztlichen Dienste wieder besetzen zu können. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. „Versorgungsrelevant“ ist ein Unwort. Für manche Gesundheitsplaner*innen und Kassenfunktionär*innen sind nur jene Ärztinnen und Ärzte versorgungsrelevant, die sehr viele Kassenleistungen erbringen und abrechnen. Die Patientinnen und Patienten – auch die ÖGKversicherten – sehen es anders: Für sie sind die Ärztinnen und Ärzte versorgungsrelevant, bei denen sie sich gut aufgehoben fühlen, die ihnen helfen. Oder mit den Worten unseres steirischen Wahlärztereferenten gesagt: „Wahlärztinnen und Wahlärzte sind versorgungsrelevant, weil Patientinnen und Patienten von ihnen versorgt werden wollen.“ Denn unsere Patientinnen und Patienten wollen nur eines: rasch die für sie richtige ärztliche Hilfe. Da machen sie keinen großen Unterschied zwischen Kassen- und Wahlärztinnen und -ärzten. Sie machen keinen Unterschied zwischen haupt- und nebenberuflichen Wahlärztinnen und -ärzten. Wer also gegen die Wahlärztinnen und Wahlärzte austeilt, trifft die Patientinnen und Patienten, trifft die Versicherten. Natürlich muss ärztliche Hilfe immer auch erschwinglich sein. Das ist sie bei Kassenärztinnen und Kassenärzten immer, das ist sie aber auch bei Wahlärztinnen und Wahlärzten in den meisten Fällen. Es ist wichtig, die Patient*innenperspektive einzunehmen. Ärztinnen und Ärzte tun das immer, sonst wären sie nicht gut in der Behandlung. Manche Kassenfunktionär*innen und auch manche Gesundheitspolitikerinnen und -Politiker müssen das erst lernen. Das ist bisweilen mühsam. Aber es lohnt sich. Denn die Patientinnen- und Patientensicht ist auch die Sicht der Versicherten und der potenziellen Wählerinnen und Wähler. Und das sind ja die meisten Menschen in Österreich. Macht es also den Ärztinnen und Ärzten nach: Denkt und handelt so, dass es für die Patientinnen und Patienten, für die Versicherten und Wählerinnen und Wähler passt. Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. EXTRA Dietmar Bayer Die Patienten- und Ärztesicht einnehmen STANDORTBESTIMMUNG Michael Sacherer Ziel: Notärztliche Versorgung gerade richten D BATTE Fotos: Ludwig Schedl, Schiffer, Grafik: Konrad Lindner
8 ÆRZTE Steiermark || 07_08|2022 COVER Der Weltärztebund WMA fand 2019 warme Worte für die Weltgesundheitsorganisation: Die hatte bei der 72. Weltgesundheit sversammlung dem Klimawandel breiten Raum gegeben. Weil der Klimawandel sich unmittelbar negativ auf die Gesundheit auswirkt. Berechnungen des Wegener Centers für Klima und Globalen Wandel an der Universität Graz gehen davon aus, dass die Gesundheit der wirtschaftlich mit Abstand meistbetroffene Bereich im Jahr 2050 sein wird. Nur die Kosten für Katastrophenmanagement kommen der bezifferbaren Belastung für den Gesundheitsbereich zumindest nahe. „Ärztinnen und Ärzte sind vom Klimawandel mehrfach betroffen: Es droht etwa eine massive Überforderung des Gesundheitswesens in Hitzephasen bei gleichzeitiger Beeinträchtigung der eigenen Leistungsfähigkeit. Neben einer deutlichen Zunahme der Hitzetage ist auch mit häufigeren und stärkeren Extremwetterereignissen mit Hochwässern und Vermurungen zu rechnen – das Wasser steht uns sprichwörtlich bis zum Hals, was die Dringlichkeit von Klimaschutz betrifft“, warnte Hans-Peter Hutter, stellvertretender Leiter der Foto: Schiffer Der Klimawandel macht krank und ist teuer Kein Lebensbereich ist von den negativen Auswirkungen des Klimawandels so sehr betroffen wie die Gesundheit. Der Klimawandel macht dabei krank, verursacht aber gleichzeitig hohe zusätzliche Kosten im Gesundheitssystem.
ÆRZTE Steiermark || 07_08|2022 9 COVER Abteilung für Umweltmedizin im Zentrum für Public Health der MedUni Wien, anlässlich der Präsentation des Buches „Medizin im Klimawandel. Ein Leitfaden für die Praxis“ im Juni 2022 (siehe dazu auch das Interview mit Hans-Peter Hutter auf Seite 10/11). „Medizinischer Notfall“ Noch drastischer ist der Text eines gemeinsamen Kommuniqués der deutschsprachigen Ärzteorganisationen aus Deutschland, Südtirol, der Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg und Österreich, der im Juli 2022 bei der Konsultativtagung in Meran unterzeichnet wurde. Darin wird der Klimawandel als „medizinischer Notfall“ bezeichnet. „Die Teilnehmer der 67. Konsultativtagung der deutschsprachigen Ärzteorganisationen sprechen sich dafür aus, den Klimaschutz auch in das alltägliche Handeln der ärztlichen Organisationen zu integrieren“, heißt es darin weiter. Der Gesundheitssektor selbst sei ressourcen- und emissionsintensiv. Er habe daher ein beträchtliches Potenzial, selbst einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, indem er das Gesundheitssystem und damit auch die Rahmenbedingungen leren Räumen und an schattigen Orten (z. B. Bäume als Schattenspender), das Tragen luftiger Kleidung aus Naturfasern, unterstützt durch ausreichenden Sonnenschutz mit hohem Schutzfaktor sowie Tragen einer Kopfbedeckung und Sonnenbri l le, ausreichender Insektenschutz in der direkten Hautexposition unterstützt durch Maßnahmen der Insektenabwehr von Gebäuden (z. B. Insektengitter); für Allergiker*innen: Beachtung besonderer Pollenflugzeiten; bei Inkontinenzhilfen Verzicht auf synthetische Materialien unter Vermeidung von Plastik- und Kunststoffanteilen. Spezifisch sind die Empfehlungen für den Umgang mit Medikamenten: „Arzneimittel sind in der Regel nicht licht- und wärmebeständig – daher Achtung bei der Lagerung. Auch muss eventuell die Medikation angepasst werden: Bei hohen Temperaturen wird bei einer Reihe von Medikamenten der Umsatz durch die erhöhte Herz-Krei s lauf-Belas tung schneller erfolgen als unter normalen Bedingungen. Und gerade bei Hitzewellen kommen Patient*innen oft aus ihrem zeitlichen Einnahmefür die ärztliche Tätigkeit klimafreundlich gestaltet, so das Papier passend zu den Einschätzungen des Grazer Wegener Centers. Aber was kann der Gesundheitsbereich praktisch tun? Mögliche Antworten finden sich im Buch „Medizin im Klimawandel“. „In der Al lgemeinmedizin wird der Mensch stets in seiner Gesamtheit wahrgenommen. Deshalb müssen wir auch die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels in einem sehr breiten Spektrum betrachten. Je nach vorherrschender Klimaveränderung werden sich auch im Vordergrund stehende Symptome und Krankheitsbilder präsentieren“, schreibt die oberösterreichische Al lgemeinmedizinerin Angelika Reitböck darin. Konkrete Vorschläge für die Patientinnen und Patienten sind ausreichende Flüssigkeitszufuhr unter Vermeidung übermäßiger Kalorienzufuhr, Reduktion von sehr eiweißreichen, salz- und zuckerhältigen Nahrungsmitteln zu Gunsten von erhöht wasserha lt igen Nahrungsmitteln (z. B. Früchte und Gemüse), Vermeidung exzessiver Hitzeeinwirkungen durch Aufenthalt in kührhythmus heraus, weil sie beispielsweise nachts nicht gut schlafen. Das Medikament wird unter Umständen schneller metabolisiert. Um diese therapeutische Lücke zu schließen, kann im Einzelfall eine andere Dosierung oder die Ergänzung mit einem Arzneistoff zur Herz-Kreislauf-Stabilisierung notwendig sein. Ein weiterer Schwerpunkt ist wenig überraschend die Allergologie, ist doch eine prognostizierte Auswirkung der Klimaerwärmung eine früher einsetzende und länger dauernde Blüte (auch) für Pol lenal lergiker*innen relevanter Pf lanzen. Wobei nicht immer der Klimawandel „schuld“ ist: Die natürlich gar nicht vorkommende, aber im städtischen Umfeld bel iebte Purpurerle blüht im Dezember und macht Pol lenal lergiker*innen das Leben schwer, Wochen bevor die heimischen Grau- und Schwarzerlen in der Regel zu blühen beginnen. Aber, so der Wiener HNOArzt Markus Berger vom Pollenwarndienst der Medizinischen Universität Wien, „der Klimawandel begünstigt die Ausbreitung neuer Pflan- „Je nach vorherrschender Klimaveränderung werden sich auch im Vordergrund stehende Symptome und Krankheitsbilder präsentieren …“ Angelika Reitböck, Allgemeinmedizinerin
10 ÆRZTE Steiermark || 07_08|2022 COVER Hans-Peter Hutter ist Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie, Landschaftsökologe und stellvertretender Leiter der Abteilung Umwelthygiene und Umweltmedizin am Zentrum für Public Health der MedUni Wien. Im Interview mit AERZTE Steiermark spricht er über Vulnerabilität in Zei ten des „Kl imanotstands“, sein Wording und die Vorbildrolle von Ärzt*innen. AERZTE Steiermark: Welche Patient*innengruppe ist in Zeiten des Klimawandels die vulnerabelste? Hans-Peter Hutter: Was noch immer unterschätzt wird: Auf die eine oder andere Art sind wir alle betroffen. Nicht nur die offenkundigen Risikogruppen bei Hitze wie Säuglinge, alte Menschen und Personen mit Vorerkrankungen. Auch Familien, deren Haus etwa von einer Mure überrollt wird, oder Bäuer*innen, deren Ernte – und Existenzgrundlage – durch Dürreperioden vernichtet werden. Auch auf Allergiker*innen, immerhin rund ein Viertel der Bevölkerung, wirkt sich der Klimawandel stark aus. Nicht zuletzt ist auch der soziale Status entscheidend. Gefährdet sind etwa in Hitzeperioden insbesondere allein, isoliert lebende Personen mit geringem Einkommen in den „Hitzeinseln“ der Städte. Vergessen werden oft Menschen mit Querschnittlähmung, die ein höheres Risiko für Überhitzungen haben. Wichtig ist, „Auf die eine zen bzw. Neophyten“, die Pollensaison dauere inzwischen viel länger als früher und die Belastung von Patientinnen und Patienten in Großstädten sei bedingt durch Luftverschmutzung wie zum Beispiel Ozonkonzentration, SO2, NO2 oder Feinstaub höher als am Land. Dadurch sei auch eine Therapieanpassung nötig. Weitere relevante Bereiche: Pulmologie (die Lunge sei das „Portalorgan des Kl imawandels“, schrieb dazu das Deutsche Ärzteblat t), Infektiologie, Dermatologie, Pädiatrie, Psychiatrie und Neurologie, Anästhesie und Notfal lmedizin (ohne Anspruch auf Vollständigkeit). Manche Empfehlungen klingen medizinisch problematisch, mögen sie auch die Umweltbelastungen reduzieren. Dazu gehört der Verzicht auf Einwegprodukte: „Hygienische Überlegungen, Kosten von Aufbereitung und Personaleinsatz, nicht zuletzt aber auch Bequemlichkeit werden für die Entscheidung für Einmalprodukte ins Treffen geführt. Umwelt- oder Klimaschutzgedanken spielen hier offenbar noch eine geringe Rolle“, schreibt der niederösterreichische Intensivmediziner Helmut Trimmel. Klimaschutz ist also mit anderen medizinisch relevanten Zielen nicht immer (einfach) in Einklang zu bringen. Wobei sich auch die Frage stel lt, warum gerade ÄrzDie Interdisziplinäre Kontakt- und Anlaufstelle I.K.A. in Graz sucht ab sofort eine/n Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin bis 30 Wochenstunden Die Arbeitsfelder der I.K.A. • Indikation, Einstellungsbegleitung, Rezeptur und Therapieführung im Rahmen der Substitutionstherapie • Allgemeinmedizinische & Suchtmedizinische Grundversorgung • Pflegerische Betreuung & Gesundheitsvorsorge • Klinisch-psychologische Diagnostik & Behandlung • Sozialarbeiterische Beratung & Betreuung • Case- und Care-Management Wir suchen eine Ärztin/einen Arzt mit ... • Interesse an der Arbeit mit suchtkranken Menschen • Interesse an interdisziplinärer Teamarbeit • Jus Pract icandi und Subst i tut ionsdiplom bzw. der Bereitschaft dieses Diplom zu absolvieren • Erwünscht: Berufserfahrung in der Arbeit mit suchtkranken Menschen Wir bieten ... • bis 30-Wochenstunden-Anstellung • Geregelte, familienfreundliche Arbeitszeiten – ohne Journal- und Nachtdienste • Mindesteinstufung EUR 6.098 brutto/Monat (Vollzeit 37 Wst.; Einstufung lt. KV-SV) zzgl. anzurechnender Vordienstzeiten • Externe Supervision & aktives Fortbildungs- management in einem multiprofessionellen Team Bei Interesse senden Sie bitte die Bewerbungen an: Margit.Pufitsch-Weber@ika.or.at Gefördert durch: Medizinische und psychosoziale Suchtkrankenversorgung Projektträger: Wissenschaftliche Akademie für Vorsorgemedizin Wissenschaftliche Akademie für Vorsorgemedizin
ÆRZTE Steiermark || 07_08|2022 11 COVER dass wir unser Verhalten anpassen: Als Grundregel dabei gilt ausreichend trinken und körperliche Aktivitäten in die Morgen- und Abendstunden verlegen. Es gibt immer noch Menschen, die an einem Hitzetag zu Mittag Tennis spielen. Es gibt nicht nur vulnerable Menschen, sondern auch vulnerable Gebiete wie Überschwemmungszonen. Und vulnerable Berufsgruppen wie Land- und Forstwirte, Bauarbeiter und, und, und … Mit fleischarmer Ernährung und mehr Bewegung können Ärzt*innen zu einem klimafreundlichen und gleichzeitig gesundheitsfördernden Lebensstil raten. Wo sehen Sie weitere Synergien? Hutter: Zunächst: All das haben Kolleg*innen und ich schon vor Jahren deutlich gemacht. … Wir brauchen Argumente, bei denen die Belohnung nicht in weiter Ferne liegt, die den direkten persönlichen Nutzen aufzeigen. Weniger Fleisch reduziert das Risiko für Colonkarzinom und „ganz nebenbei“ gibt es einen CO2-Benefit. Wer sich bewegt, spürt die Zunahme an Fitness zeitnah. Die Solidarität in der Gesellschaft weltfaktoren und speziell die Klimakrise miteinschließt, wird oft nicht als Teil des Berufsbildes wahrgenommen. Sie fordern mehr Ärzte-Fortbildung zum Klimaschutz. Von welchen Expert*innen? Hutter: Klimaschutz ist ein vielfältiger Stoff, da braucht es Expertise aus allen Bereichen, von allen Gesundheitswissenschaften bis hin zu Materialkunde und Bautechnik, etwa für Spitäler. Wichtig ist, dass Ärzt*innen das Thema ernst nehmen, in ihren Fachbereich integrieren und sich aktiv für den Klimaschutz einsetzen. Sie sollten die Dringlichkeit dieser Anliegen auch aktiv gegenüber Politik und Administration vertreten – und gegenüber ihren direkten Vorgesetzten. Mit 7 Prozent der nationalen Treibhausgasemissionen, davon fast ein Drittel aus dem Spitalsbereich, haben die österreichischen Gesundheitsdienstleister einen massiven ökologischen Fußabdruck und rangieren europaweit schlecht. Was ist zu tun? Hutter: Wir brauchen das „gesunde und grüne Krankenhaus“ – und das umfasst nicht nur das Gebäude selbst mit den entsprechenden raumlufttechnischen Anlagen etc., sondern auch die nächste und fernere Umgebung, also ein klimafreundliches Mobilitätsmanagement, eine regionale Beschaffung, optimierte Lieferketten. Da lässt sich viel machen. Auch Arzneimittel sind durchaus klimarelevant. Wenn etwa Patient*innen wie in anderen Ländern nur die genau verordneten Dosen des Medikaments bekämen und nicht die ganze Packung, ließen sich große Mengen einsparen. Die Doctors4Future fordern die Anerkennung des „Klimanotstandes“. Verängstigt eine derartige Ausdrucksweise nicht die Bevölkerung? Hutter: Die sprachl iche Vermittlung von Umweltgefahren ist ein schwieriges Thema, man muss die Balance zwischen Aufwecken und Verschrecken finden. In Anbetracht der knappen Zeit, die uns bleibt, und der potenziellen Tragweite ist mir „Klimawandel“ zu wenig, daher finde ich „Klimanotstand“ adäquat – und begründbar aus den Klimaberichten. Allerdings nicht imUmgang mit Kindern. Was sollen die Ärzt*innen jetzt im Hochsommer ihren Patient*innen raten, um mit der Hitze fertigzuwerden? Hutter: Ärzt*innen sollten ihre Patient*innen anleiten, sich hitzevernünftig zu verhalten, alles ruhiger anzugehen und auch, gebrechlichen Nachbarn Hilfe anzubieten. Es ist Aufgabe der Ärzt*innen, proaktiv die Medikation zu hinterfragen – die Dosierung u. a. von Psychopharmaka, Diuretika, Antihypertensiva muss angepasst werden. Generell sollen sie den Patient*innen raten: Schaut´s aufs Klima und die Umwelt – unsere Gesundheit hängt davon maßgeblich ab! ist allerdings endenwollend – wir brauchen eine andere Form von Motivation. Weitere Synergien sehe ich im Bereich Raumklimatisierung: Weniger Überheizen im Winter schafftmehr Behaglichkeit, schont die Schleimhäute und kostet weniger. Statt einer nicht gerade gesundheitsfördernden Klimaanlage helfen im Sommer durchdachtes Lüften, ein Ventilator, Außenjalousien und vertikale sowie horizontale Begrünung von Gebäuden. Ärzt*innen genießen das Vertrauen der Bevölkerung und sind somit als Vorbilder prädestiniert. Aber müssen sie nicht oft erst selbst von einer klimafreundlichen Lebensweise überzeugt werden? Hutter: Im Vergleich zu anderen Berufsgruppen zählen Ärzt*innen nicht wirklich zu den Vorreitern. Sie sind auch schwer zu mobilisieren, wie wir aus der Gründungsphase von Doctors4Future Austria wissen. Aber es tut sich etwas in der Ärzteschaft. Ein Problem ist: Ärzt*innen sehen ihre Rolle meist darin, Kranke zu heilen. Prävention in Form eines ganzheitlicheren Gesundheitsbegriffs, der Um- oder andere Art sind wir alle betroffen …“ „Wichtig ist, dass Ärzt*innen das Thema ernst nehmen …“ Hans-Peter Hutter Foto: ÖÄK/Stefan Seelig
12 ÆRZTE Steiermark || 07_08|2022 COVER tinnen und Ärzte sich in Sachen Klimawandel exponieren sollen. Eine Antwort auf diese Frage haben Ärztinnen und Ärzte für eine gesunde Umwelt (ÄGU), eine Vereinigung, die es bereits seit 33 Jahren gibt und die sich als Doctors for Future (D4F) gleichsam neu erfunden hat: „Der Klimawandel ist nicht nur die größte ökologische Bedrohung des 21. Jahrhunderts und die größte globale Bedrohung der Gesundheit, der Klimawandel stellt auch das Gesundheitswesen in Österreich vor erhebliche Herausforderungen, auf die es vorbereitet sein muss: Einerseits wird die Gesundheit im Land auf vielfältigen Wegen negativ durch den Klimawandel beeinflusst, andererseits ist auch das Gesundheitssystem wie jeder wirtschaftliche Sektor im Land aufgerufen, zur Abschwächung des Klimawandels beizutragen. Sinnvolle Maßnahmen (Reduktion des individuellen motorisierten Verkehrs und des Fleischkonsums – Projekt ClimBHealth, verbesserte Gebäudedämmung etc.) gegen den Klimawandel haben nicht nur global positive Auswirkungen, sondern sind auch für die loauch mitweltverträglich in der Produktion, Verteilung und Entsorgung ist. y Prävention: Stärkere Ausrichtung der Gesundheitspolitik in Richtung Prävention und stärkere Berücksichtigung von Gesundheits- und Umweltaspekten bei allen politischen Entscheidungen. y Erarbeiten konkreter Umsetzungs- und Änderungsstrategien: Wir wollen „Vom Wissen zum Handeln“ kommen. Man kann den Doctors for Future weit über das Ärztliche hinausgehenden umweltpolitischen Aktionismus unterstellen. Man kann ihnen aber – nicht nur in Österreich – Ambitionen nicht absprechen. Beim 122. Deutschen Ärztetag 2019 traten die deutschen Doctors for Future ganz massiv auf – mit einem vor allem außerhalb der Ärzteschaft äußerst prominenten Vertreter des Berufsstandes ganz vorne – dem Arzt und kale Umwelt und individuelle Gesundheit von Vorteil.“ So steht es auf der Aegu/D4FWebsite. Dort werden auch die durchaus ambitionierten Ziele der Ärztinnen und Ärzte für eine gesunde Umwelt aka Doctors for Future aufgelistet: y Aufklärung von Ärztinnen, Ärzten und der Bevölkerung über die Zusammenhänge von ökologischen und gesundheitlichen Anliegen. y Wir wollen als Ärzte nicht nur reparieren. Es ist uns wichtig, entsprechende Bedingungen für gesundes Leben und Wohlbefinden mitzugestalten. y Ökologische Themen erfordern interdisziplinäre Zusammenarbeit. Wir sprechen auch soziale, wirtschaftliche und politische Fragen an. y Gesundes Wirtschaften: Ein Produkt kann nur gesund sein, wenn es nicht nur unschädlich für den Konsumenten, sondern Medizinjournalisten Eckart von Hirschhausen. „Als Ärztinnen und Ärzte sind wir die Spezialisten für Krankheit und Gesundheit der Menschen, denen die Bevölkerung vertraut. Wir müssen uns als Ärzteschaft deshalb beharrlich und vernehmbar in den gesel lschaf t lichen Diskurs zur Erderhitzung einbringen“, hieß es in einem Flyer, den die Doctors for Future vor der Halle, in der der Ärztetag stattfand, verteilten. Ärzt*innen seien angehalten, die Bedeutung des Klimaschutzes in Gesprächen mit Patient*innen anzusprechen. Doctors for Future riefen den Deutschen Ärztetag dazu auf, „ein deutliches und vernehmbares Zeichen für den Klimaschutz“ zu setzen. „Es macht wenig Sinn, neue Medikamente und Therapien zu entwickeln, wenn die Lebensbedingungen auf diesem Planeten zerstörerisch werden“, sagte dazu ein weiterer Aktivist, Martin Herrmann, Sprecher der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG). Der Kampf gegen die Klimakrise sei „eine Pflicht der Gesundheitsberufe“, hieß es weiter. aerztezeitung.at/medizin-imklimawandel/
ÆRZTE Steiermark || 07_08|2022 13 COVER Wetter- und klimawandelbedingte Schäden. Bereits quantifizierte Wirkungsketten für Österreich, Entwicklung bis 2050 © Wegener Center für Klima und Globalen Wandel (modif.). Quelle: Steininger et al.: „Klimapolitik in Österreich: Innovationschance, Coronakrise und die Kosten des Nicht-Handelns“, Wegener Center Verlag 2020, S. 3.
ÄRZTIN IM BESONDEREN DIENST USULA SCHOLZ Ob sie einen Kulturschock erlitten habe, als sie vor 22 Jahren von Wien nach Murau kam? „Ja!“, antwortet Waltraud Zika ohne Zögern, aber begleitet von einem völlig entspannten Lachen. Noch immer ist sie eine „Zuagroaste“, obwohl mit einem Einheimischen verheiratet. „Es war leicht, mit den Leuten hier Kontakte zu knüpfen, man ist auch schnell per du, aber die meisten Beziehungen gehen nicht tiefer. Eigentlich bin ich noch immer nicht so richtig angekommen“, erzählt Zika. „Aus diesem Outsider-Status lässt sich allerdings etwas machen! Ich kann in meiner Position leichter Tabus ansprechen und Themen aufgreifen, die sonst eher verschämt abgehandelt werden.“ Die hohe Suizidrate in der Region zum Beispiel. Oder die starren Geschlechter-Rollenbilder. Volles Potential ausschöpfen Gemeinsam mit der Kulturschaffenden und Mitinitiatorin der Facebookgruppe „die MurauerInnen“, Gunilla Plank, hat Zika die Initiative mit dem ungewöhnlichen Namen ins Leben gerufen. Auf den Titel gebracht hat sie Planks Großvater mit seiner Lebensmaxime „Scheiß di nix, dann föhlt da nix“. Eine sehr bodenständige Anleitung zur Pf lege der psychischen Gesundheit. Waltraud Zika geht es als praktizierender Ärztin und Psychotherapeutin darum, Menschen den vollen Zugang zu ihrem Potential zu ermöglichen, indem sie sich trauen, sich so zu geben, wie sie sind. „Am Land sind Männer wie Frauen oft sehr in ihren Rollenbildern gefangen und leben in einem engen traditionellen Korsett. Ich wollte zunächst eigentlich nur ein spezielles Coaching für Frauen, insbesondere Bäuerinnen anbieten, um an ihrem selbstbewussten Auf treten zu arbeiten.“ Nun macht sie Männern wie Frauen aus allen beruf lichen Bereichen Mut – auch in größerem Setting: Den Auftakt zur Initiative hat letztlich ein Impulsvortrag von Zika gebildet, via Zoom, denn die Wege im Bezirk Murau sind weit. Einige haben zu spät davon erfahren und im Nachhinein ihr Interesse bekundet; eine Wiederholung des Vortrages steht daher im Raum. Wie sich die Initiative danach weiterentwickeln wird, ob es die Einzelcoachings geben wird oder eine ganz andere Art von Unterstützung, steht noch nicht fest. Zika mag es ergebnisoffen. „Wenn man sich nicht so klar „Eine wilde Alte am Schlagzeug“ Allgemeinmedizinerin und Betriebsärztin Waltraud Zika zog einst von Wien nach Murau. Und blieb. Die engen sozialen Vorgaben des Landlebens hinterfragt sie bis heute – und ermuntert mit ihrer Initiative „Scheiß di nix!“ auch andere dazu, das Korsett zu öffnen und tief durchzuatmen. festlegt, sondern mit dem arbeitet, was kommt, wird man seltener enttäuscht.“ Rasche Antwort von der Stolzalpe Auch dass sie im Bezirk Murau bleiben würde, war nicht von Anfang an geplant. Streng genommen wohnt sie in Kärnten, direkt an der steirischen Grenze – aber all ihre ärztlichen Tätigkeiten finden in der Steiermark statt. Zika lernte hier ihren Mann kennen; parallel dazu taten sich immer neue Aufgaben als Ärztin auf, die sie interessierten und in der Region hielten. Selbst der Arztberuf war ihr nicht in die Wiege gelegt: Zika wurde 1964 in einen Wiener Arbeiterhaushalt geboren, in dem nur körperliche Arbeit als solche anerkannt wurde. Ihr intellektuelles Potential wurde von einer engagierten Volksschullehrerin entdeckt, die die Eltern überreden konnte, sie ins Gymnasium zu schicken. Zur Medizin kam sie, als sie ihren Freund beim Lernen für die Medizin-Prüfungen unterstützt hat. Am Ende konnte sie den Stoff besser – und faszinierend fand sie ihn auch. Also inskribierte sie Medizin: „Eine gute Basisausbildung für Vieles!“ Im Turnus, auf der Suche nach einem orthopädischen Ausbildungsplatz, schrieb sie in Zeiten der „Ärzteschwemme“ alle österreichischen Abteilungen für Orthopädie an. Jene auf der Stolzalpe hat als erste geantwortet und binnen einer Woche landete Zika im höchstgelegenen Spital der Steiermark, wo sie nach dem Turnus als Stationsärztin blieb. Nur zur Geburt ihrer Tochter ging sie noch einmal nach Wien zurück. Es folgten Aufgaben im damals neu gegründeten Rehabilitationszentrum für (Neuro-)Orthopädie, als Betriebsärztin des LKH Stolzalpe, Schulärztin der dortigen Gesundheits- und Krankenpf legeschule, bevor sie im Jahr 2019 in Unzmarkt zusätzlich eine Wahlarztordination eröffnete und im Jahr darauf Betriebsärztin des gesamten LKH Murtal wurde. Diverse Firmen haben sie als Arbeitsmedizinerin engagiert; daneben bringt sie ihr Wissen über Prävention, Stressmanagement, Persönlichkeitsentwicklung und psychische Gesundheit in Form von Vorträgen und Seminaren unter die Leute. Die eigene Ordination hat ihr die Möglichkeit eröffnet, ihre Ausbildungen in ärztlicher Hypnose und Kommunikation sowie die drei PSY-Diplome in der Praxis anzuwenden. 14 ÆRZTE Steiermark || 07_08|2022 „Trommeln ist meine ganz große Leidenschaft. Als Musikerin wie als Therapeutin. Ich mag Rhythmus und tiefe Töne.“ Waltraud Zika
Fotos: beigestellt ÄRZTIN IM BESONDEREN DIENST Befreiung aus Abhängigkeit. Bei ihrer Anleitung zum SelfEmpowerment versucht sie, in ihrer Sprache jede Radikalität zu vermeiden und ihre Botschaften stets so zu formulieren, dass sie auch für Andersdenkende annehmbar sind. „Dabei dürfen auch Humor und Selbstironie nicht zu kurz kommen.“ Wiener Melancholie Sich selbst „nix zu scheißen“ hat Zika mit zunehmender Lebenser fahrung gelernt . „Dabei geholfen hat auch das Bewusstsein, dass nicht mehr so viele Jahre vor mir liegen und ich sie bestmöglich nutzen will.“ Mit Yoga und Kampfkunst hält sie ihren Körper fit, dazu kommt ihr Humanistin statt Feministin In ihrer Ordination begegnen Zika immer wieder Menschen, die am Versuch, sich an oft entwicklungshinderliche eigene und fremde Erwartungen anzupassen sowie rol lenkonformes Verhalten zu zeigen, nahezu zerbrechen. Ihnen möchte sie den Weg in die geistige und emotionale Freiheit zeigen, im Hinterfragen dessen, was wirklich sein muss – und welche Einschränkungen man sich letztlich sogar selbst auferlegt. Aus Angst, was die Leute denken und sagen könnten … Zika selbst kennt das Dilemma mit der Rollenerwartung aus eigener Erfahrung: Sie hat von klein auf immer auch typisch männliche Anteile in ihrem Charakter wahrgenommen. „Ich war als Kind das, was man in Wien einen verpatzten Buben nennt … Ich habe gerne auch meine körperlichen Kräfte an anderen gemessen. Das fanden die Pädagoginnen im Klosterkindergarten sehr unpassend für ein Mädchen. Als ich dann gemeint habe, dann müsse ich wohl ein Bub sein, wurde mir gesagt, dann dürfe ich nicht mehr weinen. Ich war also in einem ständigen Konflikt mit den Rollenzuschreibungen.“ Als nicht, vielmehr als Humanistin. „Es braucht auch dringend eine Emanzipation der Männer, vor allem hier am Land.“ Im ursprünglichen Sinn des Wortes: Selbständigkeit, Gleichstellung und wacher Geist, der mit Neugier und der Tendenz, alles zu hinterfragen, stets für neue Einsichten sorgt. So sehr sich Zika mit psychischer und mentaler Gesundheit beschäftigt, so realistisch sieht sie aber auch die Grenzen der Selbstoptimierung: „Die typische Melancholie hab ich aus Wien mitgebracht.“ Unerwünschte Charakterzüge anzunehmen und managen zu lernen, wenn man sie nicht ändern kann, versucht sie auch Menschen mitzugeben, die sich von ihrer „Scheißdi-nix-Kampagne“ angesprochen fühlen. „Oft ist es sehr befreiend, Menschen die Schuldgefühle zu nehmen und ihnen klarzumachen, dass sie halt so gestrickt sind, wie sie gestrickt sind …“ Als persönliche Ausdrucksform wie universelles Heilmittel hat Zika für sich das Trommeln entdeckt, wovon auch ihre Patient*innen profitieren. „Trommeln ist meine ganz große Leidenschaft. Als Musikerin wie als Therapeutin. Ich mag Rhythmus und tiefe Töne.“ Auch den Ankauf eines Schlagzeugs erwägt sie bereits, womit sie dann doch eine Art von Zukunftsplan schmiedet, selbst wenn sie sich ansonsten ungern festlegt: „Ich werde eine wilde Alte am Schlagzeug“, prognostiziert sie. Eine der unzähligen Varianten des „Scheiß-di-nix-Feelings“ … ÆRZTE Steiermark || 07_08|2022 15 Ärztin Waltraud Zika will mit der SelfEmpowerment- Kampagne im Bezirk Murau Rollenklischees aufbrechen. Sie weiß aber auch, dass „Selbstoptimierung“ ihre Grenzen hat. „Die typische Melancholie habe ich aus Wien mitgebracht“, sagt sie über sich selbst. Rustikales Motto der Initiative
NACHRUF 16 ÆRZTE Steiermark || 07_08|2022 des Vertrauens – Wie wir das Fundament unserer Gesellschaft sichern können“ tragen. Im von Werner Leodolter persönlich verfassten Exposé dazu heißt es: „Vertrauen als ein Fundament einer funktionierenden Gesellschaft ist immer auch auf Erwartungen und Glauben aufgebaut – ausgehend von der aktuel len Realität. Die Wahrnehmung der Realität ist ihrerseits immer teilweise unvollständig oder auch verzerrt. Realität ist als Grundlage für Vertrauen und Entscheidungen also immer auch ein bisschen Fiktion. Der technologische Fortschritt hat unser Leben um vieles erleichtert und bereichert. Er hat aber auch durch Manipulation, Verletzung der Persönl ichkeitsrechte, Datendiebstahl, Erpressung etc. die Möglichkeiten, die uns die Technologie eröffnet, zunehmend zur Gefahr werden lassen. Die Wahrnehmung der Realität wird zunehmend verzerrt. Immer häufiger treffen Assistenzsysteme mit ihrer künstlichen Intelligenz Entscheidungen für uns. Nun droht Vertrauen zur Illusion zu werden. Wem oder was kann man also noch vertrauen? Der Aufschwung der synthetischen Biologie und anderer Innovationen wird MARTIN NOVAK Ein Vierteljahrhundert seines Arbeitslebens war Werner Leodolter der KAGes verbunden: Von 1997 an organsierte er als IT-Experte die Informationssysteme der steirischen Landeskrankenanstaltengesellschaft, von 2008 bis 2013 war er Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. Aus der Stahlindustrie zur KAGes Bevor ihn die KAGEs in ihre Reihen holte, war der an der TU Graz diplomierte und promovierte ElektrotechnikWirtschaftsingenieur in der Industrie bei der Voest Alpine und bei Böhler Edelstahl mit Organisation, Logistik, Informationsmanagement und Sof tware-Entwick lung befasst. Aus dieser Zeit stammt auch ein frühes Buch, dessen Titel allein schon klarmacht, dass es sich an einen engen Kreis von Fachleuten richtet: „Fertigungsleitsysteme: Organisatorische und informationstechnische Leitlinien“ erschien 1992. Nach seinem Ausscheiden aus dem KAGes-Vorstand kehrte er inhaltlich zu seinen ITWurzeln zurück – als Chief Information Officer (CIO) des Krankenanstaltenunternehmens. In dieser Funktion brachte er eine Reihe einschlägiger Projekte ins Rollen. Ein Anliegen etwa war ihm ein Konzept zur Früherkennung von Demenz. Zuletzt befasste er sich mit einem steirischen IT-Gesundheitsportal, das sowohl Ärztinnen und Ärzten als auch Patientinnen und Patienten großen Nutzen bringen sollte. Kritische Distanz Trotz seiner beruflichen Verbundenheit mit der digitalen In format ions t echnolog i e war Leodolter um kritische Distanz bemüht und verlor niemals die Gesamtsicht auf Gesellschaft und Unternehmen. Das manifestierte sich auch in seinem 2015 im renommierten Springer-Gabler-Verlag erschienenen Buch „Das Unterbewusstsein von Organisationen. Neue Technologien – Organisationen neu denken“. Darin verknüpft er Psychologie bzw. Verhaltensökonomie mit IT. Große Namen, wie Douglas Hofstadter oder Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman, standen dabei Pate. Eine englische Version des Buches erschien 2017 unter dem Titel „Digital Transformation Shaping the Subconscious Minds of Organizations: Innovative Organizations and Hybrid Intelligences“. Sie war aber mehr als eine reine Übersetzung, sondern vielmehr eine überarbeitete und weitergedachte Fassung des deutschsprachigen Werks. Vertrauen als Fundament der Gesellschaft Über ein weiteres – trotz aller Fachlichkeit – sehr persönliches Buch Leodolter hat nicht nur nachgedacht. Es sollte den Titel „Die Illusion Werner Leodolter: ein nachdenklich Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der KAGes, IT-Experte, Universitätsprofessor und Buchautor starb bei einem Unfall im Island-Urlaub. Noch bevor er das offizielle Pensionsalter erreicht hatte. Fotos: KAGes, Springer
ÆRZTE Steiermark || 07_08|2022 17 NACHRUF cher Macher FORTBILDUNG AKTUELL Kursort: Steiermarkhof Graz www.steiermarkhof.at 5 Termine immer FR/SA: 28./29. Okt., 11./12. Nov. 2022, 27./28.. Jänner, 3./4. März, 21./22. April 2023 jeweils FR (15.45-21.30 Uhr) & SA (08.30-13.45 Uhr) Anmeldung & Info www.med.or.at/forensik Auskünfte: Frau Michaela Hutter Telefon 0316/8044-37 Fax 0316/8044-132 E-Mail: fortbildung@aekstmk.or.at 7. ÖÄK-Diplomlehrgang Forensischpsychiatrische Gutachten 22/23 Zielgruppe: Fachärzte*innen für Psychiatrie..., die beabsichtigen als Gutachter*innen tätig zu werden Restplätze Kurse, Seminare und Vorträge für Ärztinnen und Ärzte aller Fächer Das Programm erscheint als Beilage zur Österr. Ärztezeitung sowie im Internet am 10. Juni 2022 unter: www.grazerfortbildungstage.at 10. – 15. Oktober 2022 Graz FORTBILDUNG AKTUELL Anmeldung & Info: www.grazerfortbildungstage.at Fortbildungsreferat Fax 0316/8044-132 E-Mail: fortbildung@aekstmk.or.at 32. Grazer Fortbildungstage in Präsenz Foto: DIGITAAL life/Kubin sogar uns Menschen selbst verändern. Wir befinden uns in der Anfangsphase eines neuen – des ‚techno-biologischen’ – Zeitalters.“ Ein reiner IT-Mac er war Werner Leodolter ohnehin nie. Nach seinem Rückzug aus dem KAGes-Vorstand konnte er seine praktischen und wissenschaftlichen Neigungen noch besser verknüpfen als ihm dies zuvor möglich war: Die Basis dafür bot eine Universitätsprofessur am Institut für Unternehmensführung und Entrepreneurship der Universität Graz, wo er „Betriebswirtschaft und Medizin: Managementpraxis in Krankenanstaltengesel lschaften“ lehrte. Zum breiten Spektrum seiner Tätigkeiten und Interessen gehörte auch die Mitwirkung im wissenschaftlichen Beirat der Österreichisc en Gesellschaft für Telemedizin, kurz ÖG Telemed. Privat war der gebürt ige Obersteirer Ehemann, Vater zweier erwachsener Töchter und auch schon Großvater. An seinen Enkel dachte er wohl auch bei der Vorbereitung seines letzten Buchprojekts: „Ich versuche Wege aufzuzeigen, wie wir die technologische Zukunf t – den Schritt ins techno-biologische Zeitalter – derart gestalten können, dass auch unsere Kinder und Enkelkinder optimistisch und vertrauensvoll leben und aufwachsen können“, schrieb er im Manuskript. Darin zitiert er auch einen älteren Freund: Der soll gesagt haben: „Denken ist wie googeln im Kopf – nur geiler“. Dem sei nichts hinzuzufügen, merkte Werner Leodolter dazu an. Sein früher Unfalltod im fernen Island ist eine Tragödie – nicht nur für seine Angehörigen, sondern für alle, die mit ihm einen nachdenklichen Macher verlieren. 2015 schrieb Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Werner Leodolter ein Technik-Buch, das viel mehr war als ein Technikbuch. Werner Leodolter zum Nachsehen: https://www.youtube.com/watch?v=wB9hRIm75ow&t=5s
RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=