Fotos: beigestellt ÄRZTIN IM BESONDEREN DIENST Befreiung aus Abhängigkeit. Bei ihrer Anleitung zum SelfEmpowerment versucht sie, in ihrer Sprache jede Radikalität zu vermeiden und ihre Botschaften stets so zu formulieren, dass sie auch für Andersdenkende annehmbar sind. „Dabei dürfen auch Humor und Selbstironie nicht zu kurz kommen.“ Wiener Melancholie Sich selbst „nix zu scheißen“ hat Zika mit zunehmender Lebenser fahrung gelernt . „Dabei geholfen hat auch das Bewusstsein, dass nicht mehr so viele Jahre vor mir liegen und ich sie bestmöglich nutzen will.“ Mit Yoga und Kampfkunst hält sie ihren Körper fit, dazu kommt ihr Humanistin statt Feministin In ihrer Ordination begegnen Zika immer wieder Menschen, die am Versuch, sich an oft entwicklungshinderliche eigene und fremde Erwartungen anzupassen sowie rol lenkonformes Verhalten zu zeigen, nahezu zerbrechen. Ihnen möchte sie den Weg in die geistige und emotionale Freiheit zeigen, im Hinterfragen dessen, was wirklich sein muss – und welche Einschränkungen man sich letztlich sogar selbst auferlegt. Aus Angst, was die Leute denken und sagen könnten … Zika selbst kennt das Dilemma mit der Rollenerwartung aus eigener Erfahrung: Sie hat von klein auf immer auch typisch männliche Anteile in ihrem Charakter wahrgenommen. „Ich war als Kind das, was man in Wien einen verpatzten Buben nennt … Ich habe gerne auch meine körperlichen Kräfte an anderen gemessen. Das fanden die Pädagoginnen im Klosterkindergarten sehr unpassend für ein Mädchen. Als ich dann gemeint habe, dann müsse ich wohl ein Bub sein, wurde mir gesagt, dann dürfe ich nicht mehr weinen. Ich war also in einem ständigen Konflikt mit den Rollenzuschreibungen.“ Als nicht, vielmehr als Humanistin. „Es braucht auch dringend eine Emanzipation der Männer, vor allem hier am Land.“ Im ursprünglichen Sinn des Wortes: Selbständigkeit, Gleichstellung und wacher Geist, der mit Neugier und der Tendenz, alles zu hinterfragen, stets für neue Einsichten sorgt. So sehr sich Zika mit psychischer und mentaler Gesundheit beschäftigt, so realistisch sieht sie aber auch die Grenzen der Selbstoptimierung: „Die typische Melancholie hab ich aus Wien mitgebracht.“ Unerwünschte Charakterzüge anzunehmen und managen zu lernen, wenn man sie nicht ändern kann, versucht sie auch Menschen mitzugeben, die sich von ihrer „Scheißdi-nix-Kampagne“ angesprochen fühlen. „Oft ist es sehr befreiend, Menschen die Schuldgefühle zu nehmen und ihnen klarzumachen, dass sie halt so gestrickt sind, wie sie gestrickt sind …“ Als persönliche Ausdrucksform wie universelles Heilmittel hat Zika für sich das Trommeln entdeckt, wovon auch ihre Patient*innen profitieren. „Trommeln ist meine ganz große Leidenschaft. Als Musikerin wie als Therapeutin. Ich mag Rhythmus und tiefe Töne.“ Auch den Ankauf eines Schlagzeugs erwägt sie bereits, womit sie dann doch eine Art von Zukunftsplan schmiedet, selbst wenn sie sich ansonsten ungern festlegt: „Ich werde eine wilde Alte am Schlagzeug“, prognostiziert sie. Eine der unzähligen Varianten des „Scheiß-di-nix-Feelings“ … ÆRZTE Steiermark || 07_08|2022 15 Ärztin Waltraud Zika will mit der SelfEmpowerment- Kampagne im Bezirk Murau Rollenklischees aufbrechen. Sie weiß aber auch, dass „Selbstoptimierung“ ihre Grenzen hat. „Die typische Melancholie habe ich aus Wien mitgebracht“, sagt sie über sich selbst. Rustikales Motto der Initiative
RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=