Foto: Adobe Stock ÆRZTE Steiermark || 07_08|2022 25 KONGRESS stellen, dass Männer unkollegialer handeln würden als Frauen: „Männer wie Frauen tragen das Potential in sich, fies zu sein – und leben es nicht immer aus.“ Zotigen Witzen und derben Ansagen, wie sie bei Männern häufiger vorkämen, sei sie immer auf derselben Ebene begegnet. „Frauen müssen lernen, für sich zu argumentieren“, fordert Piza-Katzer. Ihren Mann zu stehen, sozusagen. Ihr selbst haben aber durchaus auch typisch weibliche Kompetenzen dabei geholfen, in der Chirurgie und im Krankenhausbetrieb zu reüssieren. Erfolgreich eingebracht hat sie nicht nur ihre im Handarbeiten geschulte Fingerfertigkeit, sondern auch den hausfraulich vorsichtigen Umgang mit Geld, als sie im Krankenhaus Lainz als Leiterin der Abteilung für plastische Chirurgie einen drastischen Sparkurs fahren musste und sich damit den Respekt des Spitalserhalters erarbeitete. Skepsis gegenüber Förderung Speziellen Frauen-Förderprogrammen begegnen beide erfahrenen Chirurginnen sehr skeptisch. „Derartiges verursacht ein Lager-Denken zwischen Männern und Frauen. Wenn eine gesonderte Förderung nötig ist, damit es Frauen schaffen, sieht es so aus, als wären sie nicht gleichwertig in ihrer Kompetenz“, gibt Smolle-Jüttner zu bedenken. Auch Piza-Katzer wollte keinesfalls im Zuge einer extra Ausschreibung für Frauen an die Innsbrucker Med Uni berufen werden. „Sonst heißt es gleich, man sei nur auf der FrauenSchiene gekommen.“ Erst als sie persönlich eingeladen wurde, ein Konzept zu erstellen – also auf rein fachlicher Ebene angesprochen wurde –, engagierte sie sich. Unisono betonen Piza-Katzer und SmolleJüttner, wie wichtig für sie privat die volle Unterstützung des Partners bei der Verwirklichung ihrer Karrierewünsche und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie war. Beide haben erfolgreiche Ärzte geheiratet. Beide haben aber auch die Herausforderung von Mutterschaft und Chirurgie kennengelernt. Stimmung pro OP Die Herausforderung beginnt schon während der Schwangerschaf t , wo durch die Schutzbestimmungen Ausbildungszeit verloren geht oder Karrieren ins Stocken geraten. In diesem Bereich setzen sich – nicht nur junge – Ärztinnen und Ärzte nun für eine Veränderung ein. Denn derzeit sieht die Gesetzeslage vor, dass ab Bekanntgabe einer Schwangerschaft keine chirurgischen Tätigkeiten mehr durchgeführt werden dürfen. Daraus resultiert häufig, dass (angehende) Chirurginnen ihre Schwangerschaft erst bekanntgeben, wenn sich diese gar nicht mehr verbergen lässt – oder wenn sie unter körperlichen Einschränkungen leiden, die ihnen das Weiteroperieren verunmöglichen. „Die Schutzbestimmungen, wonach während einer Schwangerschaft keine invasive ärztliche Tätigkeit ausgeübt werden darf, sind heute nicht mehr alle aktuell“, ist die Grazer Gynäkologie-Assistenzärztin Nadja Taumberger überzeugt. Als stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft „Junge Gynäkologie“ in der gynäkologischen Fachgesellschaft OeGGG war sie federführend an einer Umfrage unter österreichischen Ärzt*innen beteiligt, zu der soeben das Paper „Operieren während der Schwangerschaf t? Die Erhebung eines österreichweiten Stimmungsbi ldes unter chirurgisch tätigen Ärzt*innen“ veröf fent l icht wurde. Taumberger gab Einblick in die grundsätzliche Tendenz: „Über 90 Prozent der Befragten haben dafür gestimmt, dass auf Wunsch und risikoadaptiert weiteroperiert werden kann. Und zwar unabhängig vomGeschlecht und von ihrem beruflichen Status.“ Mit „risikoadaptiertem“ Operieren ist gemeint, dass keine Notfall-OPs gemacht werden, nur elektive Eingriffe, vor denen alle Patient*innen auf Hepatitis C und HIV gescreent wurden, dass die Operationen maximal vier Stunden dauern, es eine Sitzmöglichkeit für eine kurze Pause gibt und doppelte Handschuhe getragen werden. Auch in Deutschland, wo schwangere Ärztinnen mittlerweile unter geschützten Bedingungen operieren dürfen, nahm die gesetzliche Neuregelung ihren Anfang mit einer Umfrage, ob eine Änderung von den betrof fenen Chirurginnen überhaupt gewünscht sei. Literatur zum Thema: Volker Klimpel: Chirurginnen. Kaden Verlag 2021. EUR 25,50 ISBN [print] 978-3-94282587-0, ISBN [eBook] 978-3942825-88-7 Nadja Taumberger, Philipp Fößleitner, Karin Windsperger: Operieren in der Schwangerschaft? Die Erhebung eines österreichweiten Stimmungsbildes unter chirurgisch-tätigen Ärzt*innen. In: Geburtshilfe Frauenheilkunde 2022; 82(06): S. 44, DOI: 10.1055/s0042-1750228 Die Chirurgie ist längst keine Männerdomäne mehr. Junge Chirurginnen fühlen sich aber durch alte Schutzbestimmungen in ihrer Karriere behindert.
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