AERZTE Steiermark | Juli August 2022

32 ÆRZTE Steiermark || 07_08|2022 Foto: beigestellt INTERNATIONAL My vam dopomahayemo. So lautet im Google-Übersetzer die ukrainische Version von „Wir helfen Ihnen.“ Um die Ukraninisch-Kenntnisse der steirischen Ärzteschaft ist es, wie zu erwarten, ziemlich ruhig: Lediglich eine Grazer Internistin und ein obersteirischer Augenarzt geben in ihrem Profil auf der Homepage der Ärztekammer an, Patient*innen auch in ukrainischer Sprache versorgen zu können. Bei näherer Nachfrage zeigt sich, dass beide nicht selbst Ukrainisch sprechen, sondern eine muttersprachliche Dolmetscherin an der Hand haben oder hatten. Im Fall des Augenarztes ist „hatten“ die richtige Bezeichnung: Seine in der Ukraine beheimatete Ordinationsmitarbeiterin steht derzeit aufgrund ihrer Elternkarenz nämlich nicht für Übersetzungstätigkeiten zur Verfügung. Die wenigen Patient*innen aus der Ukraine, die bisher seine ärztliche Hilfe gesucht haben, seien aber bereits mit einem eigenen Dolmetsch gekommen, berichtet er. Gewachsenes Netzwerk Auch bei Patricia Pfungen, Wahlärztin für Innere Medizin und Belegärztin in der Privatklinik der Kreuzschwestern, haben sich erst vereinzelt ukrainische Patientinnen und Patienten gemeldet. Wer allerdings bei der Terminreservierung bekanntgibt, einen Ukrainisch-Deutsch-Dolmetscher zu benötigen, kann bei Nicht selten trifft sie dort weitere Landsleute und kann mit ihren Sprachkenntnissen aushelfen. An der Klinik der Kreuzschwestern ist sie geringfügig beschäftigt, aber Oliynyk hat einen großen Wunsch: Sie möchte in Österreich ihr Studium beenden und endlich als Ärztin arbeiten können. Hilfe auch auf Russisch Als sprachliche Brücke zwischen Ukrainer*innen und anderssprachigen Helfenden kann aber auch das Russische dienen. „My pomogayem vam“, heißt das Hilfsangebot dann. Laut Wikipedia beherrschen fast alle Bewohner*innen der Ukraine zumindest grundlegend die russische Sprache; ein gutes Drittel bezeichnet sie als seine Muttersprache. Nicht nur zahlreiche Ukrainer*innen, sondern auch 17 niedergelassene steirische ihr mit einer Lösung für sein Sprachproblem rechnen: Seit jener Zeit, als Pfungen ihr erstes ukrainisches Au Pair in die Familie aufgenommen hat, ist sie mit Ukrainer*innen vernetzt. Über das einstige Kindermädchen kam auch der Kontakt zu Bohdana Oliynyk zustande, die nun in ihrer Ordination dolmetscht. Die junge Frau verfügt nicht nur über ein ganz frisches C1Sprachdiplom in Deutsch, sondern auch über ein fast fertiges Medizinstudium. Lediglich das letzte Studienjahr fehlt der Tochter eines Herz- und Gefäßchirurgen noch, weil sie aus ihrer Universitätsstadt Kiew flüchten musste und auch in ihrer Heimatstadt Mykolajiw nicht bleiben konnte. Oliynyk begleitet nun eine an Brustkrebs erkrankte Landsfrau regelmäßig als ehrenamtliche inoffizielle Dolmetscherin ins Grazer Klinikum. Ärzt*innen sprechen Russisch oder haben Mitarbeiter*innen mit Russisch-Kenntnissen und können auf diese Weise Zugang zu den ukrainischen Patient*innen finden. Hier reichen die ärztlichen Fächer von der Allgemeinmedizin über die Chirurgie bis hin zur Psychiatrie. Schon seit Anfang März Ungeachtet ihrer mehr oder weniger ausgeprägten Kenntnisse slawischer Sprachen helfen die steirischen Ärztinnen und Ärzte den Geflüchteten und den in der Ukraine Gebliebenen tatkräftig, wo sie können. Neben der schon Anfang März von der Ärztekammer erklärten Bereitschaft der Al lgemeinmediziner*innen, auch Betroffene noch ohne Sozialversicherungsnummer zu behandeln, gab und gibt es zahlreiche Initiativen – von der Medikamenten-Spendeaktion der beiden Ärzte Michael Adomeit und Jörg Pavek in Kooperation mit dem steirischen Industriebetrieb Rosendahl Nextrom bis zur Initiative „Auxilium“, die von den beiden Grazer Ärztinnen Neshat Quitt und Tina Köppel-Klepp (sie führen auch das neue Referat „Ärztliche Sondereinsätze“, das für Herbst eine BenefizVeranstaltung zugunsten der Ukrainehilfe plant) mitgegründet wurde. Auch Patricia Pfungen hat Spendengelder gesammelt und Quartiere vermittelt. Das Helfen liegt den Ärzt*innen eben im Blut … Wir helfen Ihnen. Ми вам допомагаємо. Sofort nach Beginn des Krieges in der Ukraine haben die steirischen Ärztinnen und Ärzte ihre Hilfsbereitschaft bekundet. Auf Ukrainisch bietet eine steirische Ärztin medizinische Unterstützung an, Russisch sprechen 17. Geholfen wird aber landesweit – unabhängig von den Sprachkenntnissen. Die vielen Gesichter der Hilfe: Zahlreiche ärztliche Aktionen starteten seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs. Über den Orthopäden Christof Pabinger gelangte dringend benötigtes medizinisches Material bis in die Ostukraine.

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