BEREICH ÆRZTE Steiermark || 07_08|2022 7 Die notärztliche Versorgung der steirischen Bevölkerung ist eine wichtige Grundlage der medizinischen Sicherheit. In der Not ist Hilfe nah, soll die unmissverständliche Botschaft lauten. Umso trauriger ist es daher, wenn diese notärztliche Versorgung nicht überall und immer gewährleistet erscheint. Nach kritischen Medienberichten hat der für das Notarztwesen politisch zuständige steirische Landeshauptmann rasch die Initiative ergriffen und einen Notärztegipfel organisiert. Das ist ein wichtiger Schritt zur Behebung des Notärztemangels. Aber es muss klar und ehrlich angesprochen werden, was die Ursachen für die Defizite sind. Natürlich ist die Honorierung bei weitem nicht alles. Niemand ist notärztlich tätig, um viel zu verdienen. Aber: Wenn Notärztinnen und Notärzte in der Steiermark deutlich weniger bekommen als in anderen Bundesländern, ist das ein prekäres Signal. Wenn eine Stunde Dienst an einer Impfstraße ein Vielfaches von dem einer Stunde notärztlicher Dienst bringt, dann ist etwas in der Schieflage. Vergütung ist ja auch ein Signal für Wertschätzung, wenig Vergütung daher eines für wenig Wertschätzung. Es gilt also, diese Wertschätzung ins Lot zu bringen. Uns ist bewusst, dass die im Vergleich schlechtere Bezahlung nicht die einzige Ursache für den aktuellen Notärztemangel ist. Ein weiterer Grund ist die Systemumstellung, die ohne Rücksprache und Dialog mit den Betroffenen stattgefunden hat. Es wird jetzt Zeit, endlich in den fairen Dialog einzutreten. Der Notärztegipfel und die Einrichtung einer Arbeitsgruppe waren wichtige Schritte dazu. Ziel: möglichst alle notärztlichen Dienste wieder besetzen zu können. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. „Versorgungsrelevant“ ist ein Unwort. Für manche Gesundheitsplaner*innen und Kassenfunktionär*innen sind nur jene Ärztinnen und Ärzte versorgungsrelevant, die sehr viele Kassenleistungen erbringen und abrechnen. Die Patientinnen und Patienten – auch die ÖGKversicherten – sehen es anders: Für sie sind die Ärztinnen und Ärzte versorgungsrelevant, bei denen sie sich gut aufgehoben fühlen, die ihnen helfen. Oder mit den Worten unseres steirischen Wahlärztereferenten gesagt: „Wahlärztinnen und Wahlärzte sind versorgungsrelevant, weil Patientinnen und Patienten von ihnen versorgt werden wollen.“ Denn unsere Patientinnen und Patienten wollen nur eines: rasch die für sie richtige ärztliche Hilfe. Da machen sie keinen großen Unterschied zwischen Kassen- und Wahlärztinnen und -ärzten. Sie machen keinen Unterschied zwischen haupt- und nebenberuflichen Wahlärztinnen und -ärzten. Wer also gegen die Wahlärztinnen und Wahlärzte austeilt, trifft die Patientinnen und Patienten, trifft die Versicherten. Natürlich muss ärztliche Hilfe immer auch erschwinglich sein. Das ist sie bei Kassenärztinnen und Kassenärzten immer, das ist sie aber auch bei Wahlärztinnen und Wahlärzten in den meisten Fällen. Es ist wichtig, die Patient*innenperspektive einzunehmen. Ärztinnen und Ärzte tun das immer, sonst wären sie nicht gut in der Behandlung. Manche Kassenfunktionär*innen und auch manche Gesundheitspolitikerinnen und -Politiker müssen das erst lernen. Das ist bisweilen mühsam. Aber es lohnt sich. Denn die Patientinnen- und Patientensicht ist auch die Sicht der Versicherten und der potenziellen Wählerinnen und Wähler. Und das sind ja die meisten Menschen in Österreich. Macht es also den Ärztinnen und Ärzten nach: Denkt und handelt so, dass es für die Patientinnen und Patienten, für die Versicherten und Wählerinnen und Wähler passt. Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. EXTRA Dietmar Bayer Die Patienten- und Ärztesicht einnehmen STANDORTBESTIMMUNG Michael Sacherer Ziel: Notärztliche Versorgung gerade richten D BATTE Fotos: Ludwig Schedl, Schiffer, Grafik: Konrad Lindner
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