Das Magazin der Ärztekammer Steiermark September 2022 Gut. Drei pensionierte Ärzt*innen tun als „musikalische Mediziner“ Gutes. Besser. Der Grazer Internist Norbert Kaufmann führte das erfolgreiche Medigames-Team an. Am besten. Eltern mit fromTENtoTEEN auf HPV hinweisen, meint Michael Adomeit. Österreichische Post AG MZ 02Z033098 M Ärztekammer für Steiermark, Kaiserfeldgasse 29, 8010 Graz, Retouren an PF555, 1008 Wien STEIERMARK Foto: Adobe Stock Der Austrian Health Report hat die Gesundheit der Österreicherinnen und Österreicher vermessen. Alte fühlen sich eher körperlich krank, Junge eher seelisch. So krank sind die Menschen Die Notärzt*innen-Lösung Seite 42
32. GRAZER FORTBILDUNGSTAGE D E R Ä R Z T E K A MM E R F Ü R S T E I E R M A R K 10. bis 15. Oktober 2022 I Graz I in Präsenz Kurse, Seminare und Vorträge für Ärztinnen und Ärzte www.grazerfortbildungstage.at Ärztekammer für Steiermark, Fortbildungsreferat, 8010 Graz, Kaiserfeldgasse 29, Telefon: 0316/80 44 37, Fax: 0316/80 44 132, E-Mail: fortbildung@aekstmk.or.at
BEREICH THEMEN ÆRZTE Steiermark || 09|2022 3 BUCHTIPP Wege der Nächstenliebe – 400 Jahre Orden der Elisabethinen Herausgeber: Elisabethinen Graz Zu beziehen unter: krankenhaus@elisabethinen.at gegen eine Spende an die „Krankenhaus der Elisabethinen GmbH, Hospiz/Palliativ“ auf das Konto AT 85 2081 5000 4236 0834 Am 13. August 2022 jährte sich die Ordensgründung der Elisabethinen zum 400. Mal. Als Stichtag gilt die Bestellung von Apollonia Radermecher zur Leiterin des Armenspitals in Aachen. Die Gründung in Graz erfolgte 1690 durch drei Schwestern aus Düren; eine vierte starb auf der Reise. Der Jubiläumsband erzählt die Geschichte des Ordens, dessen Grazer Konvent heute aus zwölf Schwestern besteht. Hier betreiben die Elisabethinen ein Akutkrankenhaus, das stationäre Hospiz St. Elisabeth sowie das VinziDorf-Hospiz für Obdachlose. DATUM 29. September 2022 Da beginnt unter dem Motto „Blick über den Tellerrand“ der zweitägige 7. Primärversorgungskongress in Graz, hybrid und mit Präsenzveranstaltungen im Hörsaalzentrum der Med Uni Graz. Detailinformationen unter https://www.pvkongress.at/. LINK: https://www.nukkuaa.com/ Der Leiter des Labors für Schlafforschung am Zentrum für Kognitive Neurowissenschaften der Universität Salzburg, Manuel Schabus, hat die App „nukkua“ (finnisch für „schlafen“) entwickelt, die als Schlaflabor zu Hause fungieren soll. Mittels Sensor wird nachts die Herzaktivität gemessen, dazu werden die Eckdaten des Schlafes erfasst, entspannende Einschlaf-Audios und ein Chat mit Schlafcoaches angeboten. ZAHL 1.296 So viele Absolvent*innen des Medizinstudiums verzeichnete Österreich im Durchschnitt der Studienjahre 2011/12 bis 2018/19. Im Schnitt der Studienjahre 2000/01 bis 2010/11 waren es noch 1.576 gewesen. Foto: Elisabethinen FORTBILDUNGSTIPP Vom 21.–23. September findet im Congress Graz unter der Präsidentschaft von Dietmar Thurnher der 66. Österreichische HNO-Kongress statt; das Schwerpunktthema lautet „Visualisierung und Visionen“ – aufgrund der in der HNO so wichtigen Blickdiagnose. Anmeldung und Detailinformationen unter: www.hno.at IMPRESSUM: Medieninhaber (Verleger): Ärztekammer für Steiermark, Körperschaft öffentlichen Rechts | Redak- tionsadresse: 8010 Graz, Kaiserfeldgasse 29, Tel. 0316 / 8044-0, Fax: 0316 / 81 56 71, E-Mail: presse@aekstmk. or.at | Chefredaktion: Martin Novak | Koordination: Mag. Ursula Scholz | Redaktionelle Betreuung und Produktion: CONCLUSIO PR Beratungs Gesellschaft mbH, Schmiedgasse 38, 8010 Graz | Gestaltung: Konrad Lindner | Anzeigen: Gernot Zerza, Tel.+43 664 2472673, E-Mail: Zerzagernot@gmail.com; Mit „Promotion“ gekennzeichnete Texte sind entgeltliche Veröffentlichungen im Sinne § 26, Mediengesetz. | Druck: Stmk. Landesdruckerei GmbH, 8020 Graz | Abonnements: Eva Gutmann, Ärztekammer Steiermark, Tel. 0316 / 804440, Fax: 0316 / 81 56 71. Jahresabonnement (11 Ausgaben) EUR 25,–. Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, Medienfabrik Graz, UW-Nr. 812 Klimakompensierte Produktion www.climate-austria.at Ident-Nr Klimakompensierte Prod www.climate-austria Kennzeichnu für vorbildlic Waldwirtscha HCA-COC-100 Förderung nachhaltiger Waldwirtschaft PEFC/06-39-22 PEFC zertifiziert r ckt nach der Richtlin e „Druckerzeugnisse“ ster eichischen Umweltzeichens, ienfabrik Graz, UW-Nr. 812 Klimakompensierte Produktion www.climate-austria.at Ident-Nr. A Klimakompensierte Produk www.climate-austria.a Kennzeichnung für vorbildliche Waldwirtschaft HCA-COC-10029 Förderung c lti er l i ft - PEFC zertifiziert UPDATE IM SEPTEMBER SCHLAGZEILE „Ich verstehe die Kolleginnen und Kollegen sehr. Für sie ist das eine totale Stresssituation, wenn sie ohne Notarzt zu einem Notfall fahren müssen. Wenn z. B. eine Mutter anruft (...), dass ihr Kind keine Luft mehr bekommt und du musst als Sanitäter sagen, es ist kein Notarzt da, (...)“, erklärt (...) ÄK-Vizepräsident Peter Schmidt, auch leitender Notarzt (...). „So extrem viele“ unbesetzte Notarzt-Dienste gebe es in der Steiermark nicht, „es gibt halt ein paar Hotspots“. Kleine Zeitung, 7. August 2022
BEREICH THEMEN 4 ÆRZTE Steiermark || 09|2022 Fotos: KAGes, Shutterstock THEMEN Cover. Vier von zehn leiden chronisch 8 Ärzt*innen im besonderen Dienst. Tastenbefund dreier Fachärzte 14 Fortbildung. „Patienten brauchen Antworten!“ 16 Nachruf. Zum Tod von Robert Zweiker 19 Medigames. Große Erfolge für steirische Ärztinnen und Ärzte 20 Grazer Fortbildungstage. Nicht so „seltene Krankheiten“ und viele mehr 25 Initiative. HPV: from TEN to TEEN 26 Gesunder Genuss – Reiche Ernte für die Vorratskammer 28 Wahlen in die Fachgruppen-, Bezirksärzte- und Spitalsärztevertretungen 2022 30 Ordinationsübergabe. Fliegender Generationenwechsel 32 Lehre. Welche Art von Arzt will ich sein …? 34 Wirtschaft&Erfolg. Schutz bei Berufsunfähigkeit 35 Wirtschaft&Erfolg. Energiekosten für Ordinationen zügeln 36 Rat&Daten. Mahnschreiben Nutzung Google© Dienste: Datenschutzverletzung 37 Expertinnentipp. Übermittlung von Schulbesuchs- bzw. Inskriptionsbestätigungen: 39 CIRS. Unnötige Verlängerung der Narkosezeit 39 Forschung. Strahlen gegen COVID-19: UV-B- Bestrahlung in der COVID-Behandlung erforscht 40 ANGESTELLTE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE Deutlich bessere Bedingungen für Notärztinnen und Notärzte 42 Gem.Einsam. Späte Rache 44 NIEDERGELASSENE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE Kassenharmonisierung. Logisch ist das nicht 45 Serie. Praktisch Täglich. Und irgendwann bleib I dann dort … 47 Debatte 6 News 41 Planstellenausschreibungen 48 Referate 50 Kleinanzeigen 52 Personalia 56 Karikatur 61 Ad Personam 62 NIEMAND. Der Tod von Robert Zweiker hinterlässt eine Lücke, die niemand allein ausfüllen kann. Ein Nachruf von Ärztekammerpräsident Michael Sacherer. Seite 19 JEDE(R). Die Grazer Fortbildungstage 2022 bieten für jede und jeden etwas. Ärztliche Kommunikation mit Gernot Brunner ist nur ein wichtiges Highlight. Seiten 16, 25
ÆRZTE Steiermark || 09|2022 5 BEREICH THEMEN Knapp 60 Prozent sprechen sich laut aktueller „Frage des Monats“ für Erleichterungen bzw. Veränderungen bei der Bewerbung für Kassenstellen aus. Etwas über 30 Prozent sind mit dem derzeitigen Punktesystem zufrieden. Laut den freien Antworten ist aber nicht die Form der Bewerbung die Hauptursache für (zu) wenige Bewerbungen und den damit verbundenen Kassenärzt*innenmangel. „Ohne Tarifverbesserungen werden sich die jungen Ärzte nicht um eine Kassenstelle bemühen“, bringt es einer der Antwortenden auf den Punkt. Im Herbst beginnen jedenfalls die Honorarverhandlungenmit der ÖGK. Da wird es hoffentlich gelingen, diese Verbesserungen zu erreichen. Den steirischen Patientinnen und Patienten ist es jedenfalls zu wünschen … EPIKRISE Kurze Nachrichten aus der Redaktion Soziale Medien: Twitter: www.twitter.com/ AERZTE_NEWS Facebook: www.facebook. com/aerztekammer.stmk/ und Facebook-Gruppe für steirische Ärztinnen und Ärzte Youtube: AERZTE_NEWS Kassenstellen: Bewerbungen sollen einfacher werden Foto: Symbol BILD DES MONATS. Die notärztliche Tätigkeit wurde in der Steiermark bisher deutlich schlechter abgegolten als anderswo. Mit 1. September 2022 gibt es aber eine deutliche Verbesserung. Die Maßnahmen wurden Ende August von Ärztekammerpräsident Michael Sacherer, dem Leiter der Katastrophenschutzabteilung des Landes Steiermark, Harald Eitner, sowie den Landesrätinnen Juliane Bogner-Strauß und Doris Kampus (v. l. n. r.) am Stützpunkt im LKH-Univ.-Klinikum Graz präsentiert. Details zu den Neuerungen: Seite 42 ff. in diesem AERZTE Steiermark und auf der Ärztekammer-Steiermark-Website. n=266 AERZTE Steiermark Frage des Monats: Sollen die Bedingungen für die Bewerbungen an einer Kassenstelle erleichtert werden? Ja Nein Weiß nicht/k.A. 9,0 % 59,8 % 31,2 %
6 ÆRZTE Steiermark || 09|2022 BEREICH Gerhard Posch Weniger Verbote, mehr Ärztinnen und Ärzte Natürlich spielt das Einkommen immer eine wichtige Rolle. Und man kann es niemandem verdenken, der lieber dort arbeitet, wo die Bezahlung besser ist. Aber es gibt auch eine Reihe von Verbesserungen, die kein Geld kosten. Darüber reden wir im Interesse der Ärztinnen und Ärzte, des Dienstgebers KAGes und der Patientinnen und Patienten. Ein gutes Beispiel ist das so genannte Nebenbeschäftigungsverbot. Es ist aus mehreren Gründen absurd: Erstens ist es kein Unterschied (arbeits- und freizeitmäßig betrachtet), ob jemand nach Dienstschluss Patientinnen und Patienten betreut oder an der Kletterwand bouldert. Zweitens ist die Nebenbeschäftigung einigen verboten, während andere zur Nebenbeschäftigung motiviert werden. Viele, das zeigen die Zahlen, wollen auch gar nicht in ihrer Freizeit arbeiten, sie wollen aber auch nicht, dass irgendein Dienstgeber es ihnen verbietet. Für den Dienstgeber sind Ärztinnen und Ärzte, die auch privat stark nachgefragt sind, ein Renommée. Dienstgeber, denen ihr eigener Ruf am Herzen liegt, denken gar nicht daran, derartige Verbote zu verhängen. Beispiele dafür gibt es ja. Dafür haben sie dann auch eine florierende Sonderklasse, die ihre Ärztinnen und Ärzte stolz macht und dem Träger gutes Geld bringt. Ärztinnen und Ärzte sind mündige Menschen, die ganz genau wissen, was sie sich zumuten können, was ihre Patient*innen wollen. Sie würden auch ihrem Dienstgeber niemals schaden. Sie verdienen Entscheidungsfreiheit. Also weg mit diesem gestrigen Nebenbeschäftigungsverbot, das Ärztinnen und Ärzte massiv verärgert, zum Ärztemangel im öffentlichen Gesundheitswesen beiträgt sowie gleichzeitig dem Dienstgeber nicht nützt. Vizepräsident Dr. Gerhard Posch ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. INTRA KONT A Das Nationale Impfgremium hat eine Empfehlung für eine Auffrischung der Corona-Schutzimpfung für alle in Österreich lebenden Personen ab 12 Jahren ausgesprochen. Sie sollen sich ab September ihre vierte Impfung holen, wenn – je nach Alter – vier bis sechs Monate seit der Grundimmunisierung vergangen sind. Bisher galt die Empfehlung nur für Menschen ab 60 Jahren und für Risikopersonen. Noch wichtiger ist es nach Ansicht der Expert:innen, dass fehlende Grundimmunisierungen durchgeführt oder unvollständige fertiggestellt werden. Gesundheitsminister Johannes Rauch erwartet in den kommenden Wochen deutlich steigende Zahlen bei Corona-Neuinfektionen und eine Zunahme der Belastung in den Spitälern. Er rief die Menschen zur Auffrischungsimpfung und zum Tragen der Maske auf: „Mit Impfung und FFP2-Maske haben wir eine große Chance, gut durch den Herbst zu kommen.” (…) Rechtzeitig zum Herbstbeginn hat auch das Nationale Impfgremium seine Empfehlung für die Corona-Auffrischungsimpfungen erweitert: Die vierte Impfung ist nun für alle Personen ab 12 Jahren bei entsprechendem Abstand zur letzten Impfung je nach Alter ab vier bis sechs Monate nach dem Abschluss der Grundimmunisierung (3. Impfung) empfohlen. Bei Kindern von 5 bis 11 Jahren soll spätestens zu Schulbeginn die Grundimmunisierung bestehend aus drei Impfungen fertiggestellt werden, in dieser Altersgruppe ist derzeit keine Auffrischungsimpfung empfohlen. Das Nationale Impfgremium hat seine Empfehlung auch an aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst. Für Menschen über 60 Jahren ist eine Auffrischungsimpfung nun bereits ab vier Monaten nach dem Abschluss der Grundimmunisierung empfohlen. Für Menschen von 18 bis 59 Jahren lautet die Empfehlung ab sechs Monaten. Zudem kann eine Impfung nun auch ungeachtet einer Genesung erfolgen. Ein Abstand bis zu sechs Monaten nach einer Genesung ist aber möglich. Das Nationale Impfgremium erstellt die Impfempfehlungen für Österreich und entwickelt sie weiter. https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20220831_ OTS0071/nationales-impfgremium-empfiehlt-corona-auffrischungsimpfung-fuer-alle-ab-12-jahren-anhang 2 D BATTE Nationales Impfgremium Vierte Impfung für alle ab zwölf Jahren
BEREICH ÆRZTE Steiermark || 09|2022 7 Die steirischen Notärztinnen und Notärzte wurden in den letzten Jahren nicht gerade großzügig behandelt. Deren nicht selten lebensrettenden Einsätze fanden im Österreichvergleich zum Billigtarif statt. Diese mangelnde Konkurrenzfähigkeit der steirischen Bezahlung notärztlicher Dienste wird wohl zu den medial groß dargestellten Besetzungsproblemen von Diensten in einigen Regionen beigetragen haben. In guten Verhandlungen ist es nun gelungen, ein Paket zu schnüren, das die Bezahlung der Notärzt*innen in der Steiermark auf österreichisches Niveau bringt und damit das fehlende Gleichgewicht (wieder) herstellt. Kritik daran gibt es natürlich auch. Die einen sagen, die steirischen Notärztinnen und Notärzte bekämen weiter zu wenig. Andere meinen, sie bekämen zu viel. Und die Dritten behaupten, die schlechte Bezahlung sei gar nicht der Grund für das Problem. Dass die kritischen Betrachtungen in so unterschiedliche Richtungen gehen, zeigt schon: Hier hat die steirische Landespolitik gemeinsam mit uns offenbar etwas sehr Richtiges getan. Das auch anzuerkennen, sollte selbstverständlich sein. Auch dann, wenn es zusätzliche Wünsche und Vorschläge gibt, die den nicht-pekuniären Bereich betreffen. Die Macher*innen dieser (ersten) Lösung verdienen jedenfalls Respekt und Dank. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Die Geringschätzung der Steirerinnen und Steirer durch im Bundesländervergleich geringe ÖGK-Tarife zieht sich wie ein Roter Faden durch das gesamte System. Diese Benachteiligung der Steiermark betrifft nicht nur die ärztlichen Leistungen, aber es betrifft sie auch. Und daran können wir etwas ändern. Und sollten es auch tatkräftig tun. Denn Einschränkungen für die Ärztinnen und Ärzte schaden immer auch den Patientinnen und Patienten. Das wird – zwar vergeblich – zu verschleiern versucht. Ein ärztliches Gespräch oder eine andere Leistung wird nur bei einem geringen Prozentsatz der Patientinnen und Patienten honoriert? Sicher verärgert das uns Ärztinnen und Ärzte, aber genauso betroffen sind die Menschen, die um diese Leistung umfallen. „Das einzig sinnvolle Mittel gegen den Mangel an Kassenärztinnen und -ärzten ist ein besseres ‚System Kasse’. Wir Ärztinnen und Ärzte wissen, wie das geht. Weil wir jeden Tag mit unseren Patientinnen und Patienten sprechen. Und ihnen zuhören.“ Das habe ich kürzlich in einem Kommentar für das Magazin „Medizin populär“ geschrieben. Dem füge ich hinzu: Für eine Krankenkasse mögen Patientinnen und Patienten, in deren Diktion „Versicherte“ und „Anspruchsberechtigte“, primär statistische Zahlen sein. Für uns Ärztinnen und Ärzte sind es aber ganz konkrete Menschen. Oft leidende – und in den Ordinationen natürlich zumeist kranke. Nehmen wir sie bitte gemeinsam ernst. Ihre gesundheitlichen Leiden können wir Ärztinnen und Ärzte lindern und heilen. Dazu sind wir berufen, das ist unser Beruf. Aber sie leiden auch am System. Selbst, wenn sie sich gesund fühlen. Tun wir etwas dagegen. Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. EXTRA Dietmar Bayer Leiden am System – tun wir etwas dagegen STANDORTBESTIMMUNG Michael Sacherer Deutlich bessere Bedingungen für Notärztinnen und Notärzte D BATTE Fotos: Ludwig Schedl, Schiffer, Grafik: Konrad Lindner
8 ÆRZTE Steiermark || 09|2022 Foto: Adobe Stock COVER
ÆRZTE Steiermark || 09|2022 9 COVER Vier von zehn leiden chronisch URSULA SCHOLZ MARTIN NOVAK 71 Prozent der Menschen in Österreich stufen ihren Gesundheitszustand laut „Austrian Health Report“ als gut oder sehr gut ein. Das ist eine gute Nachricht, aber sie wird schlechter. Denn es gibt seit der letzten 2019 durchgeführten IFES-Untersuchung im Auftrag von Sandoz eine starke Verschiebung nach unten: Vor drei Jahren stuften noch 36 Prozent ihren allgemeinen Gesundheitszustand als „sehr gut“ ein, zuletzt waren es nur noch 19 Prozent. Analog dazu stieg die Zahl jener, die ihre Gesundheit als nur „gut“ betrachten, von 39 auf 52 Prozent. „Der subjektive Gesundheitszustand wird somit in Summe verhaltener beurteilt als vor der Corona-Pandemie“, fassen die Studienautor*innen des renommierten Instituts für Empirische Sozialforschung das Resultat zusammen. Konstant blieb dagegen der Prozentsatz jener, die ihren eigenen Gesundheitszustand als „schlecht“ (4 bzw. 5 Prozent) oder gar „sehr schlecht“ (ein Prozent) bewerten. „Die Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen“, konstatierte IFES-Projektleiter und Geschäftsführer Reinhard Raml bei der Präsentation der Studie . Abgefragt wurde aber auch die Einschätzung des physischen und des psychischen Gesundheitszustandes. Dass sich Jüngere körperlich gesunder fühlen als Ältere, ist wenig erstaunlich. Bei der Einschätzung des psychischen Gesundheitszustandes ist der Unterschied zwischen Jung und Alt ähnlich hoch wie bei der körperlichen Gesundheit. Nur dreht sich die Bewertung um 180 Grad. Sprich: Ältere (60+) fühlen sich psychisch bzw. seelisch deutlich gesünder als 18–29-Jährige. Bei selbst beobachteter Depressivität, Angst und Beunruhigungszuständen gibt nahezu ein Drittel der Jungen an, in letzter Zeit häufig darunter gelitten zu haben, während dies nur zehn Prozent der Älteren erwähnen. Steiermark im Mittelfeld Auf f äl l ig sind erhebl iche Unt er s ch i ede zw i s chen den Bundesländern. So betrachten 25 Prozent der Vorarlberger*innen ihren allgemeinen Gesundheitszustand als „sehr gut“, aber nur 11 Prozent der Burgenländerinnen und Burgenländer. Der Mittelwert (2,1 bis 2,3) ist dagegen über die Bundesländer sehr ähnlich. Die Steiermark liegt im guten Mittelfeld (siehe Grafik). Einschränkend muss allerdings gesagt werden, dass die Selbsteinschätzung der Gesundheit nur begrenzt aussagekräftig ist. Und dass zwar insgesamt 1.006 Menschen befragt wurden, die anteilige Zahl der Befragten in den kleinen Bundesländern aber nur im zweistelligen Bereich liegt. Dazu passt, dass weit mehr Junge als Ältere laut Studie das Gefühl haben, durch die Pandemie etwas versäumt zu haben, wie Raml anmerkte. Lediglich fünf Prozent der Generation 60+ benennen dieses Gefühl mit „trifft sehr zu“ (dazu kommen zehn Prozent „trifft eher zu“), bei den unter 30-Jährigen sind es 19 beziehungsweise 22 Prozent. Nicht einmal jede/r zehnte Junge hat das Gefühl, nichts verpasst zu haben. „Man muss sich vor Augen halten, dass eben bei den jüngeren Menschen in Relation zur Lebenszeit gesehen die Pandemie viel länger dauert, als das für ältere Semester der Fall ist“, gab Raml zu bedenken. Männer fühlen sich gesünder Männer geben in allen drei Punkten (allgemeiner, physischer/körperlicher und psychischer/seelischer Gesundheitszustand) bessere Werte an als Frauen. Ob diese Angaben nur Angabe sind oder es sich um eine realistische Selbstbeurtei lung handelt, sagt die Studie nicht aus. Höhere Bildung (unterschieden wurde nur zwischen Matura und keine Matura) und höheres Einkommen führen ebenfalls zu einer besseren Selbsteinschätzung der Gesundheit. Die Gesundheitsstudie „Austrian Health Report“ zeigt, dass es mit der Selbsteinschätzung der Gesundheit und Zufriedenheit in Österreich wieder aufwärts geht – die Pandemie aber durchaus ihre Spuren hinterlassen hat. Der regelmäßige Arztbesuch ist für viele wichtig. „Die Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen.“ IFES-Geschäftsführer Reinhard Raml Foto: IFES/Wilke
Burgenland 2,3 10 ÆRZTE Steiermark || 09|2022 COVER Charts: Conclusio im Spitzenreiter-Bundesland Burgenland dagegen 22 Prozent, also fast dreimal so viel. Die Steiermark bewegt sich mit bescheidenen 9 Prozent nahe Vorarlberg. Abgefragt wurde auch die Erwartung bezüglich der Entwicklung des Gesundheitszustandes. Rund ein Viertel (26 Prozent) ist „für die nähere Zukunft“ eher oder sogar sehr pessimistisch. Dafür geben im Schnitt 37 Prozent an, seit den Erfahrungen der Pandemie nun stärker auf ihre Gesundheit zu achten, wobei dieser Wert bei den unter 30-Jährigen mit 41 Prozent am höchsten ausfällt. Regelmäßige Arztbesuche Von den Menschen mit chronischen Leiden gehen zwei Drittel auch regelmäßig (zuGleichzeitig geben aber 41 Prozent an, eine „dauerhafte Krankheit“ oder ein „chronisches Leiden“ zu haben. Die Zahl steigt naturgemäß mit dem Alter, Bei den 18–29-Jährigen sind es „nur“ 34 Prozent, bei der Altersgruppe 60+ sind es bereits 49 Prozent. 14 Prozent sagen, sie würden deswegen eine regelmäßige Behandlung in Anspruch nehmen, gar 41 Prozent sagen, sie würden deswegen regelmäßig Medikamente nehmen. Bei Männern sind es nach Eigenangaben sogar 47 Prozent, bei Frauen vergleichsweise geringere 35. Starke Schwankungen gibt es hier auch zwischen den Bundesländern: In Vorarlberg werden nach Angaben der Befragten nur 8 Prozent regelmäßig behandelt, sehr gut sehr schlecht Mittelwert gut schlecht mittelmäßig Salzburg 2,1 Tirol 2,1 Bewertung des allgemeinen Gesundheitszustandes nach Bundesländern Vorarlberg 2,1 Kärnten 2,2 Wien 2,1 Oberösterreich 2,2 Niederösterreich 2,2 Bei der Beurteilung des eigenen allgemeinen Gesundheitszustandes sind sich die Österreicherinnen und Österreicher im Mittel(-wert) sehr einig. Der liegt in allen Bundesländern zwischen 2,1 und 2,3 auf einer vierteiligen Skala. Anders sieht es bei den Einzelwerten aus: So bewerten 25 Prozent der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger ihren allgemeinen Gesundheitszustand als „sehr gut“. Im Burgenland sind es nur 11 Prozent. Die Steiermark liegt hier im Mittelfeld. Quelle: Austrian Health Report 2022 (IFES/Sandoz) keine Angabe 14 Prozent sagen, sie würden deswegen eine regelmäßige Behandlung in Anspruch nehmen, gar 41 Prozent sagen, sie würden deswegen regelmäßig Medikamente nehmen. Bei Männern sind es nach Eigenangaben sogar 47 Prozent, bei Frauen vergleichsweise geringere 35. Steiermark 2,1
ÆRZTE Steiermark || 09|2022 11 COVER Chart: Conclusio mindest vierteljährlich) zum Arzt. 20 Prozent tun das zumindest einmal pro Monat, 9 Prozent mehrmals pro Monat und 3 Prozent sogar wöchentlich. Diejenigen, die ihren eigenen Gesundheitszustand als schlecht oder gar sehr schlecht einstufen, gehen zu 80 Prozent „regelmäßig“ zum Arzt. Bei den Chroniker*innen mit sehr gutem Gesundheitszustand sind es nur 43 Prozent. Allerdings gehen 9 Prozent der Menschen mit chronischen Leiden, die ihren Gesundheitszustand trotzdem als „sehr gut“ bewerten, mehrmals wöchentlich zum Arzt, während das nur 4 Progestuft haben. 28 Prozent haben weniger Routine- und Vorsorgeuntersuchungen vornehmen lassen als vorher, 20 Prozent erhielten notwendige Behandlungen und Therapien nicht oder seltener und neun Prozent geben an, von einer pandemiebedingten OPVerschiebung oder -Absage betroffen gewesen zu sein. Eine COVID-19-Infekt ion hatten zum Befragungszeitraum im Mai und Juni dieses Jahres knapp die Hälfte der Befragten (46 Prozent) am eigenen Leib erfahren, acht Prozent sogar bereits mehrmals. zent derjenigen tun, die ihren Gesundheitszustand mit schlecht oder sehr schlecht angeben. Gleichzeitig geben viele an, durch die Pandemie in ihrer Behandlung eingeschränkt worden zu sein. Ein knappes Drittel al ler Befragten – nicht nur der Chroniker*innen – gibt an, in der Pandemie aus Gründen der Vorsicht nicht zum Arzt gegangen zu sein, auch wenn sie sich krank gefühlt haben oder ein gesundheitliches Problem aufgetreten ist. Weil Lockdown war oder sie einen Arztbesuch als zu riskant einBesonders hoch ist der Anteil der Genesenen bei den unter 30-Jährigen mit 60 Prozent. Von jenen, die sich mit dem neuen Virus infiziert haben, gibt als Selbsteinschätzung gut jede/r Fünfte (22 Prozent) an, unter Long COVID gelitten zu haben oder noch zu leiden. Jede/r Zehnte von jenen, die sich angesteckt hatten, erwähnt, dass bei ihm/ihr ein Arzt oder eine Ärztin die Diagnose Long COVID gestel lt hat. Long COVID sei damit „kein „Massenphänomen“, aber ein „nicht zu vernachlässigendes Risiko“, klassifizierte Raml. sehr gut sehr gut sehr schlecht sehr schlecht keine Angabe keine Angabe Mittelwert Mittelwert gut gut schlecht schlecht mittelmäßig mittelmäßig 2,4 2,2 2,1 2,2 2,1 2,4 2,0 2,4 Bewertung des psychischen Gesundheitszustandes nach Altersgruppen Bewertung des physischen Gesundheitszustandes nach Altersgruppen 18 bis 29 Jahre 18 bis 29 Jahre 45 bis 59 Jahre 45 bis 59 Jahre 60 Jahre und älter 60 Jahre und älter 30 bis 44 Jahre 30 bis 44 Jahre Die Jungen fühlen sich physisch gesünder als die Älteren und Alten. Das erstaunt nicht. Wenn es um die psychische Gesundheit geht, ist allerdings die Selbsteinschätzung der jüngeren Altersgruppen doch klar schlechter als die älterer. Jung und körperlich gesund vs. alt und seelisch gesund, lautet etwas vereinfacht der Befund der Meinungsforschung. „Die Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen“, fasst Meinungsforscher und Projektleiter Reinhard Raml zusammen. Quelle: Austrian Health Report 2022 (IFES/Sandoz)
12 ÆRZTE Steiermark || 09|2022 COVER Allgemeine Lebenszufriedenheit (wieder) hoch Erhoben wurde auch die Beurteilung der Lebenszufriedenheit insgesamt: „In einer globaleren Betrachtungsweise, der Zufriedenheit mit der Lebenssituation insgesamt, beschreiben sich die Österreicherinnen und Österreicher – nach einem deut l ichen Rückgang im ersten CoronaJahr 2020 – aktuell wieder annähernd so zufrieden wie vor der Pandemie. Ein ganz ähnliches Bild zeigt sich auch für die finanzielle und familiäre Situation, die hauptsächliche Tätigkeit (also Beruf, Menschen mit erkannten chronischen Leiden begeben sich natürlich häufiger in ärztliche Behandlung als andere – es gibt jedoch große Unterschiede zwischen den Bundesländern. Ein knappes Drittel aller Befragten gibt an, in der Pandemie aus Gründen der Vorsicht nicht zum Arzt gegangen zu sein, auch wenn sie sich krank gefühlt haben oder ein gesundheitliches Problem aufgetreten ist. Foto: Adobe Stock
ÆRZTE Steiermark || 09|2022 13 COVER Schule, Haushalt etc.) und die Sozialkontakte.“ In a l l diesen Lebensbereichen ist die Zufriedenheit im Vergleich zu 2020 wieder (deutlich) gestiegen und spricht für eine Normalisierung bzw. ein SichArrangieren mit bzw. trotz Pandemie“, lautet die IFESAnalyse. Die positive Beurtei lung enthält al lerdings einen Wermutstropfen: In allen abgefragten Lebensbereichen zeigen sich die unter 30-Jährigen am unzuf riedensten. Wissensfragen: eher schlecht Der Aufraggeber der Studie – das Pharmaunternehmen Sandoz – wollte als Hersteller von Nachbau-Arzneimitteln auch das Wissen der Österreicherinnen und Österreicher über Generika und BiosimiIn den Altersgruppen ab 45 Jahren, also unter jenen, die wesent l ich mehr Medikamente benötigen als die Jungen, setzen fast drei Viertel deutlich mehr Vertrauen in heimische und europäische Arzneimittel. Damit – und mit den erlebten pandemiebeding ten Liefer verzögerungen und -ausfällen bei tei ls überlebenswicht igen Medikamenten – ist zu erklären, dass mehr als 8 von 10 Befragten laut Raml einen Ausbau der österreichischen und europäischen Produkt ionsinfrastruktur wol len, auch in dem Bewusstsein, dass dadurch höhere Produktionskosten entstehen. Es lars kennen. Berauschend ist es nicht. So antworten auf die Frage, ob sie wüssten, was Generika sind, nur 43 Prozent mit einem eindeutigen Ja. Was Biosimilars sind, wissen gar nur 4 Prozent „sicher“. Und das, obwohl Nachbauprodukte seit vielen Jahren von den Krankenkassen beworben werden … Der Trend zu regionalen Produkten hat offenbar auch den Arzneimittelmarkt erreicht: Fast zwei Drittel der Befragten vertrauen den in Österreich und der EU hergestellten Medikamenten mehr als jenen von internationalen Märkten, beispielsweise aus Asien. gäbe eben „großes Vertrauen“ in österreichische und europäische Medikamente, begründet der Meinungsforscher das Ergebnis. Die Pandemie sei zwar nicht die Ursache dieser Einschätzung, habe aber als „Brennglas“ das Bild verstärkt. Durch entsprechende Förderung sei nicht nur die Infrastruktur für die europäische Medikamentenproduktion zu schaffen, sondern auch dafür zu sorgen, dass die Arzneimittelforschung hier angesiedelt sei: Die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie die heimische Wertschöpfung war den Befragten diesbezüglich am wichtigsten. Für diesen Herbst ist eine zweite Befragungswelle geplant, für die auch die Expertise von Ärztinnen und Ärzten angezapft werden soll. In der Pandemiezeit hat der Trend zu „regionalen“ Produkten auch den Arzneimittelmarkt erreicht. Laut den Erkenntnissen der Meinungsforscher werden für Arzneimittel aus Österreich und Europa auch höhere Preise in Kauf genommen. … die Zufriedenheit ist im Vergleich zu 2020 wieder gestiegen. Foto: Adobe Stock
ÄRZT*INNEN IM BESONDEREN DIENST 14 ÆRZTE Steiermark || 09|2022 URSULA SCHOLZ „Musika l ische Mediziner“ werden sie genannt: Michaela Pinkas, Paul Pavek und Günter Weingrill. Eine Kinderärztin, ein Kardiologe und ein Zahnarzt, alle drei vor ihrer Pension im Bezirk Weiz tätig. 52 weiße und 36 schwarze Tasten verbinden diese ÄrztInnen: Alle drei spielen seit ihrer Kindheit Klavier und das so meisterhaft, dass sie den Weizer Europasaal füllen und mit dem Kartenerlös die Begabtenförderung an der Weizer Musikschule finanziell unterstützen können. Auf eine gemeinsame Bühne gebracht hat die einst nur f lücht ig miteinander Bekannten erst die Klavierlehrerin Dong-Yeon Stelzmüller, Lehrerin von Pavek und ehemalige Lehrerin von Pinkas´ Tochter. Im Europasaal spielen die drei nun seit elf Jahren alljährlich ein Konzert, wobei zu Beginn dieser Konzerte stets auch die Weizer Sieger*innen des Prima-laMusica-Wettbewerbs auftreten. „Die Konzerte dienen einem guten Zweck, es macht aber auch richtig Freude, sich außerordentlich darauf vorzubereiten“, betont Pavek. „Medizin das Schönste“ Allen dreien haben die Eltern bereits in früher Kindheit ermöglicht, Klavier zu lernen. Aber während Pinkas Vater gerne gesehen hätte, dass seine Tochter Musik studiert, hätte Pavek selbst gerne diesen Weg eingeschlagen. Das harte Brot jener Musiker*innen, die es nicht an die Weltspitze schaffen, war jeweils das Gegenargument der anderen Generation. „Für mich war immer die Medizin das Schönste“, betont Pinkas, die vier Jahrzehnte lang als Kinderärztin gearbeitet hat, in Krankenhäusern in Wien und Eisenstadt und schließlich in der eigenen Ordination in Weiz. Die drei Mitglieder der Musikalischen Mediziner spielen durchwegs anspruchsvolle Literatur auf konzertreifem Niveau. Ihre Übungstaktiken, aber auch ihre musikalischen Präferenzen unterscheiden sich jedoch wesentlich voneinander: Michaela Pinkas und Paul Pavek lieben es klassisch – im weiteren Sinne, der auch Romantik oder etwa Neoklassizismus mit einschließt. Weingrill ist Jazzer, bestreitet traditionellerweise den zweiten Teil des Konzerts und holt sich dazu eine Band mit auf die Bühne. Den Abschluss der Darbietungen bildet ein Stück zu zweit, manchmal sogar zu dritt, an zwei Klavieren. Pavek und Weingrill nehmen regelmäßig Klavierstunden, Pinkas übt lieber für sich und besonders intensiv unter dem Druck des bevorstehenden Konzerts. Dreimal verschoben Die Auswahl der Literatur obliegt im Wesentlichen den drei Ärzt*innen selbst, wobei sie von Professor Stelzmüller auch beraten werden – und hin und wieder ein Stück vorgelegt bekommen, das die Profipianistin für passend hält. „Halb-halb“, meint Paul Pavek, erfolge die Literaturauswahl. Er hat beim heurigen Konzert im Juni, das dreimal verschoben werden musste, zweimal pandemiebedingt und einmal wegen einer Terminkollision mit dem Prima-la-Musica-Wettbewerb, und welches das erste seit Beginn der Pandemie war, Beethovens Mondscheinsonate dargebracht – obwohl gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen. „Eigentlich wollte ich schon absagen, habe es dann doch durchgezogen und die Kritiker meinten, ich hätte noch nie so gut gespielt.“ Neben Beethoven greift er bevorzugt zu Mozart und Schubert. Auf seinem musikalischen Wunschzettel steht auch noch, einmal ein Stück von Rachmaninow zur Aufführung zu bringen. Michaela Pinkas interpretiert „am liebsten sentimentale, melodische Stücke mit viel Gespür für das Feine“. Zu ihren Lieblingskomponisten zählen Frédéric Chopin und Franz Liszt, aber sie hat auch schon Tastenbefund dreier Fachärzte Drei pensionierte Fachärzt*innen aus dem Bezirk Weiz greifen alljährlich im Rahmen eines Benefizkonzerts in die Tasten, um den Nachwuchstalenten der Musikschule unter die Arme zu greifen. Das diesjährige Klavierkonzert der „Musikalischen Mediziner“ konnte allerdings erst nach dreimaligem Verschieben stattfinden.
ÄRZTIN IM BESONDEREN DIENST ÆRZTE Steiermark || 09|2022 15 Stücke von Bedřich Smetana in Weiz aufgeführt. Ihre musikalischen Zukunftspläne umfassen neben Chopin noch Werke ihres Landsmannes Bohuslav Martinů. Feiner Kontrast Einen feinen Kontrast dazu stellen die musikalischen Vorlieben von Günter Weingrill dar: „Ich mag die Literatur von 1920 bis 1980, als die Musik noch aus wiedererkennbaren Melodien bestand und weniger Elektronik umfasste.“ Derzeit erweitert er sein Repertoire gerade um Samba, Rumba und Bossa Nova, wo das Klavier eher perkussiven Charakter hat. Seine Abkehr von der klassischen E-Musik erfolgte über einen Ausflug auf Klarinette und Saxophon, weil er unbedingt in einer Big Band spielen wollte. Erst als Erwachsener, als die Kinder aus dem Haus waren, erlernte er bei Andrea Waldeck an der Weizer Musikschule, wie sich das Klavier in die Big-BandFormation einbringen lässt. „Als Pianist ist man ja gemeinhin Autist, übernimmt selbst Bass und Melodie. Ich musste erst lernen, in der Mittellage zu bleiben und den Bassisten nicht zu stören.“ Drei- bis viermal pro Jahr besucht er einen Jazzpiano-Workshop und spielt im kleineren Rahmen auch mit seiner Band bei Veranstaltungen. Zwei von drei aus Prag Reiner Zufall ist es, dass zwei der drei Arzt-Pianist*innen aus Prag stammen und erst im Erwachsenenalter nach Weiz kamen. Pinkas hatte ihr Medizinstudium in Prag bereits beendet, musste aber nach der Ausreise aus der kommunist isch regier ten Tschechoslowakei in Wien noch einmal den Teil ab dem zweiten Rigorosum absolvieren. Nach Weiz kam sie schließlich der Liebe wegen. Auch bei Pavek führte der Weg von Prag zunächst nach Wien und erst dann nach Weiz, woher seine Großmutter – eine Klavierlehrerin – stammt. Heute pendelt er zwischen Weiz und seinem Ferienhaus in Spanien, wo ein E-Piano dafür sorgt, dass er auf sein tägliches Übungspensum von rund eineinhalb Stunden kommt. Weingrill, der einzige, in dessen Familie es bereits eine ärztliche Tradition gab, hat in Graz Medizin studiert und dann in Anger bei Weiz eine „Sozialpraxis am Land“, wie er sie bezeichnet, eröffnet, die erst heuer im Juni ihre Pforten geschlossen hat. Pinkas übergab ihre kinderärztliche Praxis kurz vor Ausbruch der Pandemie an die Nachfolgerin; Pavek ist bereits seit mehr als zehn Jahren im Ruhestand. Als langjähriger Mitorganisator der Grazer Fortbildungstage blieb er al lerdings höchst aktiv: Über viele Jahre hat er nicht nur nach geeigneten ärztlichen Referent*innen gefahndet, sondern auch musikalische Abende mit internationalen Künst ler*innen organisiert. „Der Tag endet friedlich“ Ob sie an die heilende Kraft der Musik auf die Seele glauben? „Auf alle Fälle“, antwortet Pavek ganz spontan. „Ja – und ich kenne so viele musikalisch begabte Mediziner“, erzählt Pinkas. „Ich weiß nicht, warum das so ist. Die Musik ist wohl ein guter Ausgleich.“ Das bestät igt Weingrill aus persönlicher Erfahrung: „Es gibt so Tage, an denen läuft einfach alles schief. Wenn ich mich dann am Abend mit Kopfhörern ans E-Piano setze und spiele, brauche ich keine Entspannungstherapie und kein Yoga, dann ist nach eineinhalb Stunden aller Ärger vergessen und der Tag endet friedlich.“ Fotos: Gery Wolf Unter dem Label „Musikalische Mediziner“ spielen die pensionierten ÄrztInnen Günter Weingrill, Paul Pavek und Michaela Pinkas (v. l. n. r.) groß auf – für einen guten Zweck.
Wo gearbeitet wird, geschieht etwas. Viel Gutes und manchmal auch Unerwünschtes. Es muss gar kein ärztlicher Behandlungsfehler sein, auch unvermeidbare Komplikationen im Zuge medizinischer Maßnahmen führen dazu, dass die Arzt-Patienten-Beziehung aus den Fugen gerät. Um mit ihren Ängsten und Sorgen zurechtzukommen, brauchen die geschädigten Patientinnen und Patienten dann auf jeden Fall die Zuwendung ihres Arztes oder ihrer Ärztin und zeitnah ein klärendes Gespräch. „Nach einem Zwischenfal l sollten Ärzte unbedingt innerhalb von 24 Stunden mit dem Betroffenen sprechen, ihr Bedauern über das Geschehene aussprechen, die Fakten benennen und aufzeigen, wie es nun weitergeht“, erläutert Kommunikationsexperte Gernot Brunner, Facharzt für Innere Medizin, ehemaliger Ärztlicher Direktor am LKHUniversitätsklinikum Graz und heute als Coach, Trainer und Berater tätig. Dieses Gespräch ist absolut prioritär zu behandeln, selbst wenn der Zeitdruck im ärztlichen Alltag groß ist. Ist der behandelnde Arzt außer Dienst gegangen und kann nicht selbst mit seinem Patienten sprechen, empfiehlt es „Patienten brauchen Antworten!“ Kommt es zu einem medizinischen Zwischenfall, bedeutet das für den Patienten oder die Patientin Unsicherheit und Angst. Ein faktenbasiertes und lösungsorientiertes Gespräch binnen 24 Stunden ist dann unbedingt angesagt. GRAZER FORTBILDUNGSTAGE 2022 sich nicht zu warten, sondern einen Kollegen oder eine Kollegin mit der Kontaktaufnahme zu betrauen. „Verschiebt man das Gespräch, holen sich die Patienten die ersehnte – vermeintliche – Sicherheit von Außenstehenden, von Freunden, aus dem Internet oder sie wenden sich an die Medien.“ Auf Patient*innen zugehen Empfehlenswert ist nach einem unerwünschten Vorfall ein koordiniertes Vorgehen mit einem klaren Ansprechpartner, der dem Patienten erklärt: Ich bin zuständig, ich kümmere mich um Sie. Wer im Idealfall dieser Ansprechpartner sein soll, richtet sich nach dem Schweregrad des Vorgefallenen. „Gibt es nur ein kleineres Problem mit einem Venflon, reicht es, wenn der Turnusarzt beziehungsweise die Turnusärztin das Gespräch führt. Wurde die falsche Seite operiert, liegt die Aufgabe beim stationsführenden Oberarzt, wenn nicht bei der Abteilungsleitung“, erklärt Brunner. In einer Krise erwarten sich die Patienten eindeutige Worte. „Verharmlosungen und Vermutungen werden von den Betroffenen dann schlecht toleriert.“ Auch die Wahl des Ambientes für das Gespräch möge, „Nach einem Zwischenfall sollten Ärzte unbedingt innerhalb von 24 Stunden mit dem Betroffenen sprechen, ihr Bedauern über das Geschehene aussprechen, die Fakten benennen und aufzeigen, wie es nun weitergeht.“ Gernot Brunner 16 ÆRZTE Steiermark || 09|2022 Illu: Shutterstock
ÆRZTE Steiermark || 09|2022 17 Med. & Chem. Labordiagnostik Lorenz & Petek GmbH Körösistraße 19, 8010 Graz, Tel.: 0316 671331, Fax: DW-15 institut@medlabor.at Laborfachärzte: Dr. Thomas Petek Dr. Berit Petek Dr. Manfred Neubauer Dr. Susanne Falk Alle Routinebestimmungen und Spezialdiagnostik Modernste Technologien für sichere Diagnosen Ambulante Blutabnahme ohne Terminvereinbarung Befundbesprechung Befundserver für Ärzte und Patienten Komfortable Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Straßenbahnlinien 4 + 5, Haltestelle Lange Gasse) Patientenparkplätze im Hof Präzise Analysen für Ihre Diagnose Routinebestimmungen Vorsorgeuntersuchung Mutter-Kind-PassUntersuchung Allergiediagnostik Borrelien-Serologie (nach Zeckenstich) Tumormarker Vitamine & Spurenelemente Hormonstatus Impftiter-Bestimmungen Hepatitis A/B, Masern, Mumps, Röteln, Varicellen, FSME, SARS-CoV-2 Antikörper Online-Analysen-Verzeichnis: www.medlabor.at www.medlabor.at Montag bis Freitag von 7.00 Uhr bis 12.00 Uhr Blut- aBnahme Ohne teRmIn www.medlabor.at GRAZER FORTBILDUNGSTAGE 2022 Grazer Fortbildungstage Die Grazer Fortbildungstage der Ärztekammer für Steiermark finden heuer zum 32. Mal statt – von Montag, 10. Oktober, bis Samstag, 15. Oktober 2022 im Congress Graz. Sämtliche Informationen darüber finden sich unter: www.med.or.at Neben den neun Plenarvorträgen und den fünf Symposien im Saal Steiermark, für die keine Voranmeldung nötig ist, finden 44 Kurse und Seminare für Ärztinnen und Ärzte sowie zwölf Fortbildungsangebote für ihre Mitarbeiter*innen statt. Die Anmeldung zu diesen Veranstaltungen erfolgt auf schriftlichem Weg über www.med.or.at und ist verbindlich. Für einige wenige Kurse wird bereits eine Warteliste geführt – wie bei der jeweiligen Kursbeschreibung ersichtlich. Veranstaltungsorte sind neben dem Congress Graz die Ärztekammer Steiermark (Haus der Medizin), der Steiermarkhof, das Hörsaalzentrum am LKH-Universitätsklinikum Graz, das Krankenhaus der Elisabethinen sowie das Labor Lorenz + Petek. Die Kongresskarte für die GFT kostet 60 Euro; es gibt Ermäßigungen für Ärzt*innen ohne ius practicandi sowie Freikarten für Studierende und Ärzt*innen ohne Einkünfte. so Brunner, bewusst erfolgen: „Während Kleinigkeiten bei der Visite thematisiert werden können, sollen Erläuterungen zu schwerwiegenden Zwischenfällen im geschützten Rahmen abseits von Mehrbettzimmern gegeben werden.“ In jedem Fall sei es Aufgabe der Ärztinnen und Ärzte proaktiv auf die Betroffenen zuzugehen. Wichtig ist, stets in dem Bewusstsein zu kommunizieren, dass dabei Signale sowohl auf der Sachebene als auch auf der Beziehungsebene gesendet werden. Gerade in heiklen Situationen dominiert der Anteil der Beziehungsebene. Rechtsabteilung kontaktieren Methodisch einwandf reie Arzt-Pat ienten-Gespräche nach einem Zwischenfa l l finden nicht nur im Interesse der Patienten statt, sondern auch in jenem des betroffenen Arztes oder der Ärztin und des Unternehmens. Sie dienen der Rechtssicherheit und in vielen Fällen ist die „Empfehlenswert ist nach einem unerwünschten Vorfall ein koordiniertes Vorgehen mit einem klaren Ansprechpartner, der dem Patienten erklärt: Ich bin zuständig, ich kümmere mich um Sie.“ Gernot Brunner
18 ÆRZTE Steiermark || 09|2022 w e i t e r e E i n s c h a l - t ung von Beschwerde- und Schl icht u ng s s t e l l e n oder Ge- r ichten nicht mehr nötig. „Die Patienten erwarten klare Worte. Studien zeigen jedoch, dass Ärzte sich nicht selten vor diesen klaren Worten scheuen, weil sie sich um die rechtlichen Folgen sorgen“, so Brunner. Abhilfe schafft am Uniklinikum Graz eine Hotline zur Rechtsabteilung, unter der sich Ärztinnen und Ärzte vorab informieren können, welche Formulierungen zum Geschehenen rechtlich FORTBILDUNG Illu: Shutterstock eiNe veraNstaltUNg der ÄrztekammerN für Niederösterreich UNd WieN Kontakt: fortbildung@arztnoe.at 11. November 2022 // 18:00 - 23:00 Uhr Burg Perchtoldsdorf, 2380 Perchtoldsdorf laNge Nacht der fortbildUNg® Dermatologie antibiotika stD allergien unbedenklich und kein unbeabsichtigtes Schuldeingeständnis sind. Die entsprechende Telefonnummer zur Hotline und Empfehlungen für den Ablauf des Gesprächs finden sich auf der Safety Card, die jeder Arzt und jede Ärztin bei der Einstellung erhalten. In allen Häusern der KAGes werden die Ärztinnen und Ärzte durch Informationsblätter sowie durch die Richtlinie „Patienteninformation bei Schadensfällen“ über den bestmöglichen Ablauf der Patienteninformation nach einem Zwischenfal l informiert. Droht ein Schadensfall zu eskalieren, können Ärztinnen und Ärzte auf die „Abläufe zur Krisenbewältigung“ zurückgreifen. „Da gerade in solchen Fällen eine jederzeitige Erreichbarkeit wichtig ist, existieren auch Hotlines, die eine kompetente Begleitung durch Jurist*innen der KAGes von Beginn an ermöglichen“, so die KAGesRechtsabteilung. „Mit der Krisenkommunikation ist es wie mit dem Feuer“, vergleicht Brunner. „Ein kleiner Brand lässt sich bei schnellem Eingreifen gut löschen. Wartet man zu lange und der ganze Wald steht in Flammen – oder der verunsicherte Patient hat alle möglichen Stellen alarmiert –, bringt man die Situation nicht mehr so leicht unter Kontrolle.“ Im Rahmen der Grazer Fortbildungstage 2022 gestaltet Prof. Dr. Gernot Brunner zu diesem Thema das Seminar „Mit mir hat ja keiner geredet …der verärgerte Patient als Ausgangspunkt auf dem Weg zur Beschwerde oder zum Schlichtungs- bzw. Gerichtsverfahren“. Dieses Seminar, in dem konkrete Fallbeispiele bearbeitet werden, ist für den 10. Oktober 2022 von 9.00 bis 15.00 Uhr im Steiermarkhof anberaumt. Anmeldung unter: www.med.or.at
ÆRZTE Steiermark || 09|2022 19 Foto: beigestellt MICHAEL SACHERER Robert Zweiker war alles. Ein großer Arzt für seine Patientinnen und Patienten. Eine wissenschaftliche Koryphäe auf seinem kardiologischen Fachgebiet. Dabei auch ein großartiger Vermittler dieser Inhalte in der breiten Öffentlichkeit. Ein wunderbarer Lehrender für die Studierenden. Ein großartiger Unterstützer für seine Kolleginnen und Kollegen an der Abteilung, der Klinik und der gesamten Universität. Sein gesamtes Leben nachzuzeichnen, ist fast unmöglich. Zu viel hat er ausgefüllt und erreicht. 1989 hat Zweiker sein Medizinstudium in Graz vollendet, hat dissertiert und promoviert. 1997 hat er die internistische Fachausbildung abgeschlossen und zwei Jahre danach, 1999, auch das Zusatzfach Kardiologie. 2002 kam die Intensivmedizin dazu. 2002 hat er sich habilitiert. Seither war er Universitätsdozent und außerordentlicher Universitätsprofessor. 2013 hat ihm der Bundespräsident den Titel „Universitätsprofessor“ verliehen. Univ.-Prof. Zweiker war nicht nur an der Universität, sonAls stellvertretender Vorsitzender war er auch mehr als eine Stütze im wissenschaftlichen Betriebsrat. Gleichzeitig wirkte Robert Zweiker in wissenschaftlichen Gesellschaften mit, war etwa 16 Jahre hindurch Vorstandsmitglied und dann Sekretär NACHRUF dern auch in der Ärztekammer hoch engagiert. Er war Mitglied der Kurien- und der Vollversammlung seit 2017, er war Mitglied des Sektionsausschusses „Fachärzte“ und zuletzt hat er im Fortbildungsreferat der Ärztekammer Steiermark und im Schlichtungsausschuss mitgewirkt. der Österreichischen Gesellschaft für Hypertensiologie, dazu Gutachter für wissenschaftliche Journals und Förderinstitutionen. Vor allem war er aber Vorbild und Inspiration für uns alle. Er hat uns als Menschen und Ärzte besser gemacht. Er war für uns Gewissen – an der Abteilung ebenso wie im Betriebsrat. Keine einzelne Person wird die Lücke schließen können, die durch sein Ableben entstanden ist. Wir müssen gemeinsam unser Bestes tun, um zumindest einen Teil dessen, was Robert Zweiker verkörpert hat, auszufüllen. Für mich persönlich war er Mentor und ich bin stolz darauf, dass ich ihn auch Freund nennen durfte. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Frau Gudrun, die als Al lgemeinärztin im Süden der Steiermark eine Praxist führt, seinen beiden erwachsenen Söhnen, deren Familien mit den Enkelkindern, seinen Eltern und seinen Geschwistern. Michael Sacherer hat an der Grazer Kardiologie und im Betriebsrat der Medizinischen Universität Graz intensiv mit Robert Zweiker zusammengearbeitet. Er ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Zum Tod von Robert Zweiker Das Ableben des Arztes, Wissenschafters, Wissensvermittlers und engagierten Vertreters seiner Kolleginnen und Kollegen hinterlässt eine Lücke, die niemand allein schließen kann. Vor allem war Robert Zweiker Vorbild und Inspiration für uns alle. Er hat uns als Menschen und Ärzte besser gemacht.
20 ÆRZTE Steiermark || 09|2022 MEDIGAMES 2022 Große Erfolge für steirische Ärztinnen und Ärzte Bei den heurigen „Medigames“, den Weltspielen für Ärztinnen, Ärzte und andere Gesundheitsberufe an der portugiesischen Algarve trumpften die steirischen Teilnehmer*innen groß auf. Mit fast einem Dutzend Medaillen erreichten sie rund ein Drittel der 30 österreichischen TopPlätze. Die portugiesische Algarve war im Jul i Austragungsort der Medigames, der bereits 41. Sportweltspiele der Medizin und Gesundheit . Tei lnahmeberecht igt sind Ärztinnen und Ärzte sowie Angehörige anderer Gesundheitsberufe. Und of fenbar war die Algarve ein besonders guter Boden für die stei r ischen Tei lnehmer innen und Tei lnehmer, die in vielen Disziplinen in die Medaillenränge kamen. Damit hatten sie auch einen erheblichen Anteil an den 30 österreichischen Medaillen. Peter Panzer, Facharzt für Physikalische Medizin und u. a. diplomierter Sportmediziner in Leibnitz, gewann die phan Walti. 3:38 Stunden und 47 Sekunden benötigte der sportliche Arzt für die gesamte Strecke. Kaufmann war auch Kapitän des österreichischen Teams. Der Orthopäde und Traumatologe Patrick Bergthaler gewann über die 26,23 km lange Mountainbike-Strecke die Kategorie B (35 bis 44 Jahre). Das bedeutete gleichzeitig den dritten Rang in der Gesamtwertung. Nur ein portugiesischer und ein spanischer Arzt, die aber beide in anderen Kategorien an den Start gingen, schafften noch schnellere Zeiten als Bergthaler, der nach 01:13:17 das Ziel erreichte. Gesamtwertung im Radfahren. Er trat in der Kategorie B (35 bis 44 Jahre) an, setzte sich aber auch gegen die unter-35-jährigen Teilnehmer durch. Doris Kriegl, als Radiologin 1. Oberärztin am LKH Graz 2/West, gewann das Medigames-Golfturnier. Nur eine nichtmedizinische Begleitperson schnitt besser ab als die Grazer Medizinerin. Ebenfalls eine Silbermedaille errang der Triathlet und Internist Norbert Kaufmann in der Altersklasse 55+ über die olympische Distanz von 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen hinter dem Schweizer SteDas „Team Steiermark“ bei den Weltsportspielen der Medizin und Gesundheit 2022 in Vila Real de Santo António an der portugiesischen Algarve war sportlich top. Deshalb sind auf dem Bild gleich mehrere Medaillengewinner zu sehen. Peter Panzer und Patrick Bergthaler (3. und 4. von links) gewannen beide mit dem Rad, Panzer auf der Straße, Bergthaler mit dem Mountainbike.
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