AERZTE Steiermark | September 2022

ÄRZTIN IM BESONDEREN DIENST ÆRZTE Steiermark || 09|2022 15 Stücke von Bedřich Smetana in Weiz aufgeführt. Ihre musikalischen Zukunftspläne umfassen neben Chopin noch Werke ihres Landsmannes Bohuslav Martinů. Feiner Kontrast Einen feinen Kontrast dazu stellen die musikalischen Vorlieben von Günter Weingrill dar: „Ich mag die Literatur von 1920 bis 1980, als die Musik noch aus wiedererkennbaren Melodien bestand und weniger Elektronik umfasste.“ Derzeit erweitert er sein Repertoire gerade um Samba, Rumba und Bossa Nova, wo das Klavier eher perkussiven Charakter hat. Seine Abkehr von der klassischen E-Musik erfolgte über einen Ausflug auf Klarinette und Saxophon, weil er unbedingt in einer Big Band spielen wollte. Erst als Erwachsener, als die Kinder aus dem Haus waren, erlernte er bei Andrea Waldeck an der Weizer Musikschule, wie sich das Klavier in die Big-BandFormation einbringen lässt. „Als Pianist ist man ja gemeinhin Autist, übernimmt selbst Bass und Melodie. Ich musste erst lernen, in der Mittellage zu bleiben und den Bassisten nicht zu stören.“ Drei- bis viermal pro Jahr besucht er einen Jazzpiano-Workshop und spielt im kleineren Rahmen auch mit seiner Band bei Veranstaltungen. Zwei von drei aus Prag Reiner Zufall ist es, dass zwei der drei Arzt-Pianist*innen aus Prag stammen und erst im Erwachsenenalter nach Weiz kamen. Pinkas hatte ihr Medizinstudium in Prag bereits beendet, musste aber nach der Ausreise aus der kommunist isch regier ten Tschechoslowakei in Wien noch einmal den Teil ab dem zweiten Rigorosum absolvieren. Nach Weiz kam sie schließlich der Liebe wegen. Auch bei Pavek führte der Weg von Prag zunächst nach Wien und erst dann nach Weiz, woher seine Großmutter – eine Klavierlehrerin – stammt. Heute pendelt er zwischen Weiz und seinem Ferienhaus in Spanien, wo ein E-Piano dafür sorgt, dass er auf sein tägliches Übungspensum von rund eineinhalb Stunden kommt. Weingrill, der einzige, in dessen Familie es bereits eine ärztliche Tradition gab, hat in Graz Medizin studiert und dann in Anger bei Weiz eine „Sozialpraxis am Land“, wie er sie bezeichnet, eröffnet, die erst heuer im Juni ihre Pforten geschlossen hat. Pinkas übergab ihre kinderärztliche Praxis kurz vor Ausbruch der Pandemie an die Nachfolgerin; Pavek ist bereits seit mehr als zehn Jahren im Ruhestand. Als langjähriger Mitorganisator der Grazer Fortbildungstage blieb er al lerdings höchst aktiv: Über viele Jahre hat er nicht nur nach geeigneten ärztlichen Referent*innen gefahndet, sondern auch musikalische Abende mit internationalen Künst ler*innen organisiert. „Der Tag endet friedlich“ Ob sie an die heilende Kraft der Musik auf die Seele glauben? „Auf alle Fälle“, antwortet Pavek ganz spontan. „Ja – und ich kenne so viele musikalisch begabte Mediziner“, erzählt Pinkas. „Ich weiß nicht, warum das so ist. Die Musik ist wohl ein guter Ausgleich.“ Das bestät igt Weingrill aus persönlicher Erfahrung: „Es gibt so Tage, an denen läuft einfach alles schief. Wenn ich mich dann am Abend mit Kopfhörern ans E-Piano setze und spiele, brauche ich keine Entspannungstherapie und kein Yoga, dann ist nach eineinhalb Stunden aller Ärger vergessen und der Tag endet friedlich.“ Fotos: Gery Wolf Unter dem Label „Musikalische Mediziner“ spielen die pensionierten ÄrztInnen Günter Weingrill, Paul Pavek und Michaela Pinkas (v. l. n. r.) groß auf – für einen guten Zweck.

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