Wo gearbeitet wird, geschieht etwas. Viel Gutes und manchmal auch Unerwünschtes. Es muss gar kein ärztlicher Behandlungsfehler sein, auch unvermeidbare Komplikationen im Zuge medizinischer Maßnahmen führen dazu, dass die Arzt-Patienten-Beziehung aus den Fugen gerät. Um mit ihren Ängsten und Sorgen zurechtzukommen, brauchen die geschädigten Patientinnen und Patienten dann auf jeden Fall die Zuwendung ihres Arztes oder ihrer Ärztin und zeitnah ein klärendes Gespräch. „Nach einem Zwischenfal l sollten Ärzte unbedingt innerhalb von 24 Stunden mit dem Betroffenen sprechen, ihr Bedauern über das Geschehene aussprechen, die Fakten benennen und aufzeigen, wie es nun weitergeht“, erläutert Kommunikationsexperte Gernot Brunner, Facharzt für Innere Medizin, ehemaliger Ärztlicher Direktor am LKHUniversitätsklinikum Graz und heute als Coach, Trainer und Berater tätig. Dieses Gespräch ist absolut prioritär zu behandeln, selbst wenn der Zeitdruck im ärztlichen Alltag groß ist. Ist der behandelnde Arzt außer Dienst gegangen und kann nicht selbst mit seinem Patienten sprechen, empfiehlt es „Patienten brauchen Antworten!“ Kommt es zu einem medizinischen Zwischenfall, bedeutet das für den Patienten oder die Patientin Unsicherheit und Angst. Ein faktenbasiertes und lösungsorientiertes Gespräch binnen 24 Stunden ist dann unbedingt angesagt. GRAZER FORTBILDUNGSTAGE 2022 sich nicht zu warten, sondern einen Kollegen oder eine Kollegin mit der Kontaktaufnahme zu betrauen. „Verschiebt man das Gespräch, holen sich die Patienten die ersehnte – vermeintliche – Sicherheit von Außenstehenden, von Freunden, aus dem Internet oder sie wenden sich an die Medien.“ Auf Patient*innen zugehen Empfehlenswert ist nach einem unerwünschten Vorfall ein koordiniertes Vorgehen mit einem klaren Ansprechpartner, der dem Patienten erklärt: Ich bin zuständig, ich kümmere mich um Sie. Wer im Idealfall dieser Ansprechpartner sein soll, richtet sich nach dem Schweregrad des Vorgefallenen. „Gibt es nur ein kleineres Problem mit einem Venflon, reicht es, wenn der Turnusarzt beziehungsweise die Turnusärztin das Gespräch führt. Wurde die falsche Seite operiert, liegt die Aufgabe beim stationsführenden Oberarzt, wenn nicht bei der Abteilungsleitung“, erklärt Brunner. In einer Krise erwarten sich die Patienten eindeutige Worte. „Verharmlosungen und Vermutungen werden von den Betroffenen dann schlecht toleriert.“ Auch die Wahl des Ambientes für das Gespräch möge, „Nach einem Zwischenfall sollten Ärzte unbedingt innerhalb von 24 Stunden mit dem Betroffenen sprechen, ihr Bedauern über das Geschehene aussprechen, die Fakten benennen und aufzeigen, wie es nun weitergeht.“ Gernot Brunner 16 ÆRZTE Steiermark || 09|2022 Illu: Shutterstock
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