34 ÆRZTE Steiermark || 09|2022 Illu: Shutterstock LEHRE Wie sehe ich mich selbst als Arzt oder Ärztin, wie stehe ich zu den Patient*innen, zu den übrigen Profis im Team, zu unserem Gesundheitssystem, aber auch zur Gesellschaft an sich? Auf diesen fünf Beziehungsebenen verorten sich 19 Medizinstudierende der Universität Jena in einer eigenen Lehrveranstaltung zur Professionalitätsentwicklung und loten ihr entsprechendes Entwicklungspotential aus. Entstanden sei dieses neue Lehrangebot, erzählt Sven Schulz, Projektleiter und stellvertretender Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Universität Jena, aus informellen Gesprächen dreier Lehrender: „Mit Bedauern haben wir festgestellt, dass wir zwar viel Wissen vermitteln, aber keine Beziehung zu den Studierenden aufbauen und sie nicht im Verlauf beobachten und ihnen Rü c k - zwei Blockveranstaltungen zu je einem speziellen Thema: Selbstreflexion und Gruppenbildung, ärztliche Identität, Verantwortung, Autonomie, Achtsamkeit und Resilienz, Tod und Sterben, Vertrauen sowie One Health. Parallel dazu besteht die Möglichkeit, zu verschiedenen Themen ein Mentoring in Anspruch zu nehmen, durch das Team aus sechs Ärzt*innen und zwei Psycholog*innen, das die freiwillige Lehrveranstaltung in der laufenden Pilotphase durchführt. Abgerundet wird das Angebot durch studentisch organisierte Treffen. Wunsch nach meldung geben können.“ Als kurz darauf das Land Thüringen eine Förderung für universitäre Innovation ausgeschrieben hat, kreierten die Lehrenden das Curriculum für die longitudinale Professionalitätsentwicklung im Medizinstudium, kurz LongProf genannt. 8 Themenfelder Im Wintersemester 2021/22 starteten 16 Frauen und 3 Männer mit der neuartigen Lehrveranstaltung, die meisten von ihnen im 5. Semester ihres M e - dizinstudiums. Den Auftakt bildete eine dreitägige Veranstaltung zum Kennenlernen. Danach folgen über zwei Jahre jeweils Austausch „Die Studierenden sind sehr heterogen in ihrer bisherigen Entwicklung des ärztlichen Selbstbildes“, berichtet Schulz. „Manche sind schon sehr professionell, andere noch unsicher in der Rolle. Was jedoch bei den meisten sichtbar wird, ist der große Wunsch nach Austausch untereinander und mit den Lehrenden, der in der Pandemie eindeutig zu kurz gekommen ist.“ Das Projekt soll qualitativ evaluiert werden; Fragebögen zur Messung einer fortschreitenden Professionalisierung sind naturgemäß nicht einfach zu erstellen. Zur Mitte des ersten Durchlaufs der Lehrveranstaltung in Jena wird eine Fortführung bereits diskutiert. Schulz hält das Konzept jedenfalls für übertragbar auf andere Universitäten. Welche Art von Arzt will ich sein …? An der Medizinischen Fakultät der Universität Jena wurde eine neue Lehrveranstaltung ins Leben gerufen, die Studierende in ihrer Professionalitätsentwicklung begleitet. Der erste Jahrgang ist gerade bei der Halbzeit angelangt.
RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=