AERZTE Steiermark | September 2022

36 ÆRZTE Steiermark || 09|2022 Illu: Adobe Stock Energiekosten für Ordinationen zügeln WALTER HOCH Der Österreichische Strompreisindex stieg vom September 2021 auf September 2022 um 256,2 %, im Vergleich zum Vormonat um 9,2 % (https://www.energyagency.at/fakten/strompreisindex). Darin ist nur die Energiekomponente enthalten, Netzgebühren und Steuern nicht. Der Großhandelspreis von Gas stieg von September 2021 bis September 2022 um 376,5 %, gegenüber dem Vormonat um 36,4 %. Obwohl nicht eins-zueins weitergegeben, sind die Erhöhungen für die kleinen bis mittelgroßen Verbraucher wie Ordinationen eine Herausforderung. Was den Strompreis antreibt Der Strompreis unterliegt von Haus aus ungewöhnlich vielen Faktoren. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass Strom im Unterschied zu Gas oder Brennstoffen nicht gespeichert werden kann (jedenfalls nicht im mittleren und großen Umfang). Die morgen zu liefernde Menge Strom muss vorausberechnet werden am Stromverbrauch von heute, und das für jede Stunde. Es muss immer gerade genug Strom im Netz vorhanden sein: nicht zu viel, sonst steigt die Frequenz über 50 Hertz, nicht zu wenig, sonst sinkt sie. Beides kann zum Kollaps führen. Stromhändler kaufen aber auch im Voraus große Mengen Strom, die an einem bestimmten Tag in der Zukunft ziemlich sicher gebraucht werden, direkt bei den Erzeugern. Häuf ig kommt es zu tagesaktuellen Schwankungen, fehlender Strom muss an der Strombörse nachgekauft werden. Dabei wird jedes Kraftwerk in eine Einsatzliste, die sogenannte Merit Order List, aufgenommen. Sie – und damit der Einkauf – beginnt mit den K r a f t w e r - ken, die den g e r i n g s t e n Preis verlangen. Das sind Kraftwerke, die natürl iche Ressourcen nut zen, etwa Flusskraftwerke oder Windräder. Diese Der erste Teuerungs-Schock ist überwunden, nun wird fieberhaft versucht Strom- und Gaspreise einzubremsen. Ordinationen können sich vor allem mit staatlichen Entlastungsmaßnahmen, Einsparungen und alternativer Energie gegen hohe Preise wappnen. können aber meist nicht den ganzen Bedarf abdecken, es muss also Strom von teureren Anbietern gekauft werden, etwa von Kohle-, Atom- und letztlich Gaskraftwerken (etwa über Day-Ahead-Auktionen). Strom aus Gas zu gewinnen, ist von vorneherein aufwändig: Erdgas wird verbrannt, das Gemisch bzw. der Dampf versetzt eine Turbine in Rotation, die an einen Stromgenerator angeschlossen ist. Aber Gaskraftwerke können unabhängig von jeder Witterung produzieren, und Gas schadet der Umwelt weniger als Kohle. Der Preis des teuren LetztWIRTSCHAFT&ERFOLG Stroms gilt dann auch für den an sich billigeren Strom. In Österreich ist die Energy Exchange Austria (EXAA) die führende Strombörse. Sie funktioniert ähnlich wie eine Wertpapierbörse. Bei Derivaten sind auch hier Margins (Sicherheitsleistungen) zu hinterlegen, die die Börse beispielsweise bei FuturesKontrakten verlangt, um das Kursänderungsrisiko, etwa hohe Verluste für den Anleger, zu decken. Es wird etwa auf ein Steigen der Preise gesetzt oder Kraftwerke kaufen die zu liefernden Mengen am Spotmarkt ein und schalten das eigene Kraftwerk ab, wenn die eigene Erzeugung teurer als der Einkauf ist. Oder sie können ihren gerade zu viel erzeugten bzw. gekauften Strom ku r z f r i s t i g v e r k a u - f e n .

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