44 ÆRZTE Steiermark || 09|2022 ANGESTELLTE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE Ärzt*innen in Ausbildung GEM/EINSAM geben Einblick in ihren Alltag Fotos: Peter Drechsler, Harry Schiffer, Marco Woschitz; Illu: Adobe Stock „Als Schnittstelle zwischen dem Gesundheitswesen und dem Rettungswesen reagiert das Notarztwesen besonders sensibel auf jede Veränderung in den beiden Systemen. Deshalb sind wir gefordert, die zur Verfügung stehenden Stellschrauben permanent nachzujustieren, um eine optimale Versorgung der steirischen Bevölkerung sicherzustellen. Dies wird vor dem Hintergrund des immer gravierenderen Personalmangels in beiden Systemen von Jahr zu Jahr schwieriger. Gemeinsam mit der Ärztekammer glauben wir aber, dass es mit dem vorliegenden Ergebnis gelingen wird, eine ausreichende Anzahl von Notärzten zu motivieren, am Notarztwesen weiter bzw. neu teilzunehmen, sodass ein unbesetzter Notarztdienst künftig wieder die absolute Ausnahme sein sollte!“ Harald Eitner, Leiter der Fachabteilung Katastrophenschutz des Landes Steiermark „Wir sitzen mit allen Partnerinnen und Partnern im Notarztwesen in ein und demselben Boot. Das konstruktive Gesprächsklima zwischen Land, Ärztekammer, Rotem Kreuz, KAGes und ÖAMTC macht es möglich, rasch Maßnahmen umzusetzen. Dafür danke ich. Wir werden auch gemeinsam unsere langfristigen Ziele im Maßnahmenpaket, die Änderung des Sanitätsgesetzes und die Telemedizin gemeinsam angehen.“ Juliane Bogner-Strauß, Gesundheitslandesrätin „Als Soziallandesrätin ist es mir ein persönliches Anliegen, dass die Steirerinnen und Steirer in allen unseren Regionen, besonders in Notsituationen, medizinisch bestens versorgt sind. Grundsätzlich haben wir in der Steiermark auch ein gutes Versorgungsnetz für Notfälle, aber es hat sich eben gezeigt, dass Verbesserungen notwendig sind. Mit dem aktuellen Beschluss wird der Notarztdienst nun deutlich besser honoriert und somit der klassische Notarztdienst hoffentlich wieder für viele Medizinerinnen und Mediziner attraktiv.“ Doris Kampus, Soziallandesrätin „Das steirische Notarztsystem wird mit der Neuregelung im Vergleich zu den anderen Bundesländern deutlich konkurrenzfähiger. Das ist eine gute Nachricht für die steirische Bevölkerung und für die Ärztinnen und Ärzte. Ich hoffe, dass auch Ärztinnen und Ärzte, die zwar die notärztliche Ausbildung und Berechtigung besitzen, aber bisher keine Dienste gemacht haben, das jetzt tun werden.“ Michael Sacherer, Präsident der Ärztekammer Steiermark Späte Rache Jede/r von uns hat es erlebt: einen Arzt/eine Ärztin, meistens aus der Riege der „Oberen“, den oder die man nicht nur nicht leiden konnte, sondern regelrecht gehasst hat. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Für mich waren diese Gründe Respektlosigkeit, Arroganz und vor allem eines: Choleriker*innen. Ich hasse Menschen, die ihre negativen Gefühle nicht angemessen ausdrücken können und ihren Emotionen einfach freien Lauf lassen. Dass das Lautwerden ein Zeichen von Hilflosigkeit und Überforderung ist, ist wohl jedem Menschen klar, der sich einmal mit Kommunikation beschäftigt hat. Meistens richtet sich diese Wut dann natürlich auf Menschen, die „unter“ einem stehen. Da sind Turnusärzt*innen, aber auch Krankenschwestern und -pfleger ein beliebtes Ziel. Es gibt natürlich auch ganze Abteilungen, die ich einfach nur schrecklich fand, meistens aufgrund des schlechten Umgangs mit Patient*innen. Leider wird eine Sache von vielen übersehen: Die Turnusärzt*innen von heute sind die Zuweiser*innen von morgen. So wie ich es jetzt auch bin. Nun muss ich sagen, ich glaube nicht vorbehaltlos alles, was meine Patient*innen über Kolleg*innen und deren Arbeitsweise berichten, da ich weiß, wie es ist, ärztlich tätig zu sein und dass man nicht der Wunscherfüller seiner Patient*innen ist – auch wenn diese das oft glauben oder es gerne hätten. Trotzdem wird man hellhörig, wenn unterschiedliche Patient*innen immer wieder diesselben Dinge über bestimmte Kolleg*innen oder Abteilungen berichten. Vor allem dann, wenn sie sich weigern an eine bestimmte Abteilung oder eine/n bestimmte/n Kolleg*in überwiesen zu werden. Natürlich würde ich nicht von mir selbst aus Abteilungen oder Personen vor Patient*innen schlechtreden, denn das gehört sich nicht. Allerdings werde ich oft gefragt, wo ich denn hingehen würde, oder ob ich eine Abteilung oder eine/n bestimmte/n Kolleg*in empfehlen kann. Und manchmal empfinde ich dann, auch wenn ich es nicht gerne zugebe, ein Gefühl der Genugtuung, wenn ich sagen kann: „Ich verstehe, dass Sie dort nicht hingehen möchten, es gibt noch andere Möglichkeiten …“ Du bist Jungarzt/ärztin und hast Lust, in dieser Glosse über deinen Alltag, deine Erlebnisse, über die wunderbaren und über die abgründigen Aspekte zu schreiben? Dann melde dich unter: gem.einsam@gmx.at und office@conclusio.at Absolute Anonymität wird garantiert. GEM/EINSAM – schreiben steirische Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung über ihren Alltag im Beruf, im Leben und ihren Weg von „wilden Jungen“ zu „alten Profis“. > Stimmen …
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