AERZTE Steiermark | September 2022

BEREICH ÆRZTE Steiermark || 09|2022 7 Die steirischen Notärztinnen und Notärzte wurden in den letzten Jahren nicht gerade großzügig behandelt. Deren nicht selten lebensrettenden Einsätze fanden im Österreichvergleich zum Billigtarif statt. Diese mangelnde Konkurrenzfähigkeit der steirischen Bezahlung notärztlicher Dienste wird wohl zu den medial groß dargestellten Besetzungsproblemen von Diensten in einigen Regionen beigetragen haben. In guten Verhandlungen ist es nun gelungen, ein Paket zu schnüren, das die Bezahlung der Notärzt*innen in der Steiermark auf österreichisches Niveau bringt und damit das fehlende Gleichgewicht (wieder) herstellt. Kritik daran gibt es natürlich auch. Die einen sagen, die steirischen Notärztinnen und Notärzte bekämen weiter zu wenig. Andere meinen, sie bekämen zu viel. Und die Dritten behaupten, die schlechte Bezahlung sei gar nicht der Grund für das Problem. Dass die kritischen Betrachtungen in so unterschiedliche Richtungen gehen, zeigt schon: Hier hat die steirische Landespolitik gemeinsam mit uns offenbar etwas sehr Richtiges getan. Das auch anzuerkennen, sollte selbstverständlich sein. Auch dann, wenn es zusätzliche Wünsche und Vorschläge gibt, die den nicht-pekuniären Bereich betreffen. Die Macher*innen dieser (ersten) Lösung verdienen jedenfalls Respekt und Dank. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Die Geringschätzung der Steirerinnen und Steirer durch im Bundesländervergleich geringe ÖGK-Tarife zieht sich wie ein Roter Faden durch das gesamte System. Diese Benachteiligung der Steiermark betrifft nicht nur die ärztlichen Leistungen, aber es betrifft sie auch. Und daran können wir etwas ändern. Und sollten es auch tatkräftig tun. Denn Einschränkungen für die Ärztinnen und Ärzte schaden immer auch den Patientinnen und Patienten. Das wird – zwar vergeblich – zu verschleiern versucht. Ein ärztliches Gespräch oder eine andere Leistung wird nur bei einem geringen Prozentsatz der Patientinnen und Patienten honoriert? Sicher verärgert das uns Ärztinnen und Ärzte, aber genauso betroffen sind die Menschen, die um diese Leistung umfallen. „Das einzig sinnvolle Mittel gegen den Mangel an Kassenärztinnen und -ärzten ist ein besseres ‚System Kasse’. Wir Ärztinnen und Ärzte wissen, wie das geht. Weil wir jeden Tag mit unseren Patientinnen und Patienten sprechen. Und ihnen zuhören.“ Das habe ich kürzlich in einem Kommentar für das Magazin „Medizin populär“ geschrieben. Dem füge ich hinzu: Für eine Krankenkasse mögen Patientinnen und Patienten, in deren Diktion „Versicherte“ und „Anspruchsberechtigte“, primär statistische Zahlen sein. Für uns Ärztinnen und Ärzte sind es aber ganz konkrete Menschen. Oft leidende – und in den Ordinationen natürlich zumeist kranke. Nehmen wir sie bitte gemeinsam ernst. Ihre gesundheitlichen Leiden können wir Ärztinnen und Ärzte lindern und heilen. Dazu sind wir berufen, das ist unser Beruf. Aber sie leiden auch am System. Selbst, wenn sie sich gesund fühlen. Tun wir etwas dagegen. Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. EXTRA Dietmar Bayer Leiden am System – tun wir etwas dagegen STANDORTBESTIMMUNG Michael Sacherer Deutlich bessere Bedingungen für Notärztinnen und Notärzte D BATTE Fotos: Ludwig Schedl, Schiffer, Grafik: Konrad Lindner

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