AERZTE Steiermark | November 2022

Ærzte Steiermark || 11|2022 13 cover tersuchungen an und spinnt den Faden fort. Überzeugt vom Nutzen der Perkussionsmethode übersetzt er das Inventum novum und bringt es 1808 mit umfangreichen Anmerkungen in Umlauf. In seiner Vorrede bekennt Corvisart ohne Einschränkung, dass die Perkussion ein Verdienst Auenbruggers sei, dessen Schrift er der Vergessenheit entreißen wolle. Mit Corvisart gewinnt die Methode rasch allgemeine Beachtung und Anerkennung. Im letzten Jahr seines Lebens wird Auenbrugger die Genugtuung zuteil, daß seine Entdeckung in der ganzen medizinischen Welt ihren verdienten Anklang findet. „Bescheiden und liebevoll“ Ein schönes, im Original im Istituto Ortopedico Rizzoli in Bologna aufbewahrtes Ölgemälde zeigt das gütige Antlitz des geadelten Arztes, mit barockem Haarteil und durch die wachsende Leibesfül le aufgesprungenem Wams. Die Gattin Marianne an seiner Seite hält zärtlich den Unterarm ihres Angetrauten, der mit seiner Linken das Inventum novum präsentiert. Als Schöpfer dieser Schrift und Erfinder der PerkussionsmeLustspiels Der Rauchfangkehrer oder Die unentbehrlichen Verräter ihrer Herrschaften aus Eigennutz, ein „elendes Originalstück“, wie Mozart seinen Vater wissen lässt. Napoleon kam, Auenbrugger starb Am 18. Mai 1809, mit fast 87 Jahren, beschließt Leopold Auenbrugger am Neuen Markt Nummero 9 zuWien sein reich erfülltes Leben, das auf rätselhafte Weise verbunden ist mit Corvisart, dem Leibarzt Napoleons. Im Mai 1809 steht die Grande Armée des gefürchteten Korsen vor den Toren der Residenzstadt, und der greise Arzt hört noch das Donnern französischer Geschütze. Wenige Tage vor Auenbruggers Sterbestunde zieht Bonaparte als Sieger ein in Wien. Als René Laёnnec anno 1819 mit der zweiten großen phythode kennt ihn die Nachwelt – die Breite seiner sozialen und biographischen Dimension verblasst jedoch vor der überragenden medizinischen Großtat. Nur in Bruchstücken ist sein Lebenslauf bekannt. Er sei der Typus des philanthropischen Arztes gewesen, „der bescheiden und liebevoll seinen Mitmenschen diente und Tag und Nacht für seine Patienten bereit war“, weiß Erna Lesky zu berichten. Und er habe in seinem Haus musikalische Matineen veranstaltet, zu denen auch Mozart und der eng befreundete Haydn gekommen seien. Letzterer widmet Auenbruggers musikalisch hochbegabten Töchtern Marianne und Franziska gar einige Klaviersonaten. Für Antonio Salieri, dessen Trauzeuge Auenbrugger gewesen ist und der des Doktors Töchter in der Musik unterweist, schreibt er den Text des sikalischen Untersuchungsmethode an die Öffentlichkeit tritt, ist Auenbrugger schon zehn Jahre tot. Zusammen mit der Perkussion erobert die Auskultation Wien im Sturm. Der aus Böhmen stammende Kliniker Joseph Škoda, Primararzt am Wiener Allgemeinen Krankenhaus und gerühmter Internist der Zweiten Wiener Medizinischen Schule, greift Auenbruggers und Laёnnecs Neuerungen auf. Mit der mehrfach aufgelegten Abhandlung über Perkussion und Auskultation gibt Škoda im Juni 1839 der physikalischen Untersuchungsmethode den Feinschliff und krönenden Abschluss. Dr. Harald Salfellner ist Mediziner und Medizinhistoriker. Der gebürtige Grazer lebt in Prag. Die „Rauchfangkehrer“- Partitur von Antonio Salieri. Das Libretto hatte der Amateur Leopold Auenbrugger beigesteuert. Die Uraufführung fand 1781 in Wien statt. 2011 wurde das Werk auf Initiative des Grazer Apothekers Christian Müller – stark gekürzt – im Grazer Minoritensaal aufgeführt. Foto: Creative Commons

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