Ærzte Steiermark || 11|2022 19 Foto: Schiffer der Hausärztin verordnete Antibiose verlief ohne Besserung, dafür entwickelte sich zusätzlich die Mastitis. In die EBA kam die Patientin wegen einer Thrombose der Vena jugularis interna, zu deren Abklärung eine CT-Angiographie gemacht wurde, wobei eine große Raumforderung entdeckt wurde. Der histologische Befund bestätigte das vermutete Lymphom. Nach zehn Zyklen Chemotherapie befindet sich die Patientin derzeit in Remission. „So viele spannende Seiten“ Auch die Trägerin des zweiten Preises hat über ihre persönliche Bekanntschaft mit den letztjährigen Preisträgerinnen vom Turnusärztepreis erfahren. Sie hat ebenfalls zum ersten Mal an diesem Bewerb teilgenommen. Mangge, „in den Endzügen meines Turnus“, arbeitet zurzeit auf der Urologie am Universitätsklinikum Graz. „Konkrete Zukunf tsträume habe ich nicht, die Medizin hat so viele spannende Seiten und ich lasse mich immer wieder gerne aufs Neue mitreißen“, erklärt sie. „Das Wichtigste für mich ist, eine gute Ärztin zu sein beziehungsweise zu werden, um meinen Patient*innen das bestmögliche Outcome zu gewährleisten.“ Da für Mangge die Allgemeinmedizinprüfung unmittelbar bevorsteht, investiert sie ihr Preisgeld in Lernunterlagen, den Rest möchte sie sich für die nächste Stromrechnung aufbewahren. Notfall auf den zweiten Blick Der einzige Mann unter den Preisträger*innen (die 2:1-Ver tei lung entspr icht auch der Geschlechterverteilung bei den Einreichungen) ist Bernhard Kowalski, den Leser*innen von AERZTE Steiermark auch als Leiter jenes Teams imMedizinercorps bekannt, das die heurige Europameisterschaft der Rettungsdienst-Organisationen gewonnen hat. Er traf auf einen Patienten, dessen Vitalparameter zunächst nicht auf einen Notfall schließen ließen. Die massiven Mikrozirkulationsstörungen (MottlingScore von fünf) mit einer zentralen Rekapillierungszeit von sechs Sekunden allerdings schon. Nach Ausschluss einer Pulmonararterienembolie wurde der Patient auf die Intensivstation transferiert, wo gleich darauf die makrozirkulatorische Kompensation versagte und er intubations- und katecholaminpf lichtig wurde. Der Blutzucker des Diabetes-2-Patienten lag im Normbereich; der Harn war frei von Ketonkörperchen. Die Durchsicht der Akte machte den Turnusarzt jedoch auf eine verlängerte perioperative Nüchternperiode aufmerksam, die bei Einnahme von SGLT-2-Inhibitoren zu einer lebensgefährlichen euglykämen Ketoazidose führen kann. „Aufgrund der steil ansteigenden Anzahl an Verschreibungen von SGLT2-Hemmern ist in den kommenden Jahren mit einer signif ikanten Zunahme von Patient*innen mit euglykämer Ketoazidose zu rechnen“, warnt Kowalski. Preisgeld fürs Studium Für Bernhard Kowalski war es die zweite Einreichung zum Turnusärztepreis und sein Preisgeld fließt in sein berufsbegleitendes Masterstudium an der Queen Mary University of London: Emergency and Resuscitation Medicine. Kowalski hat im Rettungsdienst schon früh seine Leidenschaft für die Notfallmedizin entdeckt und möchte auch nach Ausbildungsabschluss in der Anästhesie-, Intensiv- und Notfallmedizin tätig sein. Zudem will er seine diesbezügliche Forschung und Lehre fortsetzen, mit Schwerpunkt Crisis Ressource Management und Simulation. Neues Jahr – neue Chance Im kommenden Jahr wird der 13. Raiffeisen-LandesbankSteiermark-Turnusärzt*innenPreis vergeben; der Stichtag wird wieder der 1. Juni sein. Die genaue Einreichfrist und die Details zur Ausschreibung werden unter www.med.or.at veröffentlicht; der Fallbericht muss fristgerecht als pdf an turnusaerztepreis@aekstmk. or.at versandt werden. dergartenalter entstanden, als ihre Schwester ins Krankenhaus musste und dort alles so spannend erschien. „Danach wollte ich Ärztin werden, um andere Menschen gesund zu machen.“ Und sie präzisiert: „Ich wollte immer eine Ärztin sein, zu der die Menschen mit ihren Sorgen und Nöten kommen, weil sie wissen, dass sie ernst genommen werden und Hilfe bekommen.“ Klöckl hat ihren Turnus mittlerweile beendet, will vorerst als Wohnsitzärztin arbeiten und „was die Zukunft bringt, wird sich zeigen“. Das Preisgeld hat sie in eine Fortbildung und einen Wintermantel investiert. Unübliche Symptomkombination 750 Euro Preisgeld konnte Anna Mangge lukrieren, für ihr Fallbeispiel, in dem eine unklare Halsschwellung in Kombination mit einer beidseitigen Mastitis zu einer Krebsdiagnose geführt hat. Mangge verfolgte den Fall einer erst 23-jährigen Patientin, auf die sie in der EBA am LKH traf, weiter bis hin zu deren Chemotherapien. Die junge Frau war zuvor gesund gewesen; eine vierwöchige Sinusitis, intermittierende Dyspnoe und eine einseitige Halsschwellung waren ihr Krankheitsbild. Die von Die Gewinnerin des diesjährigen Turnusärztepreises, Marie-Christin Klöckl, die Zweitplatzierte, Anna Mangge, mit den Auslobern des Preises.
RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=