AERZTE Steiermark | Dezember 2022

Ærzte Steiermark || 12|2022 17 Richtlinie wie der Besuch in die Stationsabläufe integriert wird und wer das Kind begleitet. „Hier braucht es unbedingt eine 1:1-Betreuung“, so Magdalena Hoffmann. „Ich habe fast nur positive Rückmeldungen zur neuen Leit l inie bekommen, und zwar von Fachgesellschaften, Kolleginnen und Kollegen, aber auch von Laien“, betont Brauchle. Interdisziplinär planen „Gerade im Lichte einer angespannten Personalsituation ist das gemeinsame interdisziplinäre Planen wichtig“, merkt Hoffmann an. „Grundsätzlich schätze ich die Situation aber so ein, dass sich ein Großteil der Mitarbeitenden auf Intensivstationen darum bemüht, Besuche zu ermöglichen.“ In Fortbi ldungen sollten mögliche Abläufe und Gesprächssituationen geübt werden können und auch das Wissen zur kognitiven Entwicklung von Kindern und behutsam begleitet werden und vorab wissen, was sie zu sehen bekommen werden. Kind und Patient*in müssen sich mit dem Besuch einverstanden erklären (soweit das auf Patientenseite möglich ist) und wenn es ihnen zu viel wird, müssen Kinder immer die Möglichkeit haben zu gehen. vermittelt werden, damit sich auch das Personal in der realen Situation sicher fühlt. Ein Thema, das unter den Nägeln brennt, ist stets die Infektionsgefahr. Hier konnte mit Arne Simon ein Experte des Robert Koch Instituts zur Mitarbeit an der Richtlinie gewonnen werden. Fazit der Arbeitsgruppe zum Thema Hygiene: „Unter hygienischen Aspekten ist der Besuch von Kindern auf der Intensivstation unbedenk l ich.“ Wichtigste Maßnahme bleibt die Händehygiene, die notfalls mit Assistenz durchgeführt wird. Kinder – wie Erwachsene – mit Anzeichen von Infektionen können nicht auf die Intensivstat ion, wobei im Einzelfall auch der Immunstatus der Patient*innen in Betracht gezogen werden muss. Vom Kommen und Gehen Der zweiteAspekt, der oft als Argument gegen Kinder als Besucher*innen von ICUs vorgebracht wird, ist der mögliche Schock, den sie beim Anblick entstel lter geliebter Menschen oder der Geräusche der ungewohnten Maschinen erleiden können. Aus diesem Grund müssen Kinder und Jugendliche altersgerecht vorbereitet 10 Empfehlungen auf 1 Blick 1. Der Besuch wird im interprofessionellen Team geplant und als Tagesziel definiert. 2. Bevor Eltern mit ihrem Kind im Gespräch klären, ob es eine/n Angehörige/ auf der Intensivstation besuchen möchte, werden die Eltern in ihren Kompetenzen gestärkt. 3. Informationen über die Krankheit und die Behandlung werden ehrlich und transparent, aber gleichzeitig kindgerecht vermittelt. Berücksichtigt werden die kognitive wie emotionale Entwicklung des Kindes – und das Ausmaß seines Wissensdurstes. 4. Der Besuch wird vorbereitet, begleitet und nachbereitet. Auch eine Nachbereitung im Team gehört dazu. 5. An der ICU ist klar, wer im Nachhinein psychosoziale Unterstützung leisten kann; entsprechende Infofolder sind leicht zugänglich. 6. In palliativen Situationen oder nach dem Tod der/s Patient*in wird mit den Kindern aktiv das Gespräch zu den Themen Sterben, Tod und Trauer gesucht, wobei sie ermutigt werden, eigene Vorstellungen einzubringen. 7. Erfolgt der Kinderbesuch in einer Notfallsituation, ohne entsprechende Vorbereitungsmöglichkeit, wird jedenfalls ein Nachsorgekontakt vermittelt. 8. Es ist Aufgabe der Führung, den richtigen Rahmen für Kinderbesuche zu schaffen – und dem Personal entsprechende Fortbildung anzubieten. 9. Qualitäts- und Risikomanagement sorgen für strukturierte Qualitätssicherung und definieren SOPs, die laufend aktualisiert werden. 10. Ein Kinderbesuch auf der Intensivstation wird lückenlos dokumentiert; alle Mitarbeiter*innen haben Zugriff auf die Informationen. Wichtig ist zuvor, die Möglichkeit zu schaffen, dass Kinder überhaupt auf die Intensivstation kommen dürfen. Mit der neuen Richtlinie, so hoffen deren Verfasser*innen, werden die Kolleg*innen in der Praxis bei Besuchen von Kindern auf der ICU unterstützt. Foto: Adobe Stock

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