AERZTE Steiermark Jänner2023

KI-ProjeKT Ærzte Steiermark || 01|2023 31 Ideal – und Realität Idealerweise findet der Dispensierungsvorgang nach dem Vier-Augen-Prinzip statt. Eine Person verliest die Anordnung aus der Fieberkurve, die andere sortiert ein und erklärt dazu, was sie tut, was wiederum die erste Person nochmals mit den schriftlichen Angaben vergleicht. Die Tür zur Arzneimittelkammer sollte dabei geschlossen sein und das Telefon an jemand anderen abgegeben. Soviel zum Ideal. „Während der Tagesschicht geht es oft hektisch zu, während der Nachtschicht ist das Personal dezimiert. Es gibt eigentlich keinen optimalen Zeitpunkt und daher passieren hin und wieder trotz größter Bemühungen Fehler“, so Sendlhofer. „Mit dieser Situation als Ausgangspunkt ist die Idee entstanden, Künstliche Intelligenz in diesen Vorgang einzubeziehen.“ KI ermüdet nicht – und muss auch daneben kein Telefonat annehmen. FFG-Projekt gestartet Die Idee, durch KI Fehlerquellen bei der Medikamentendispensierung auszuschalten, wurzelt in der Forschungseinheit „Safety and Sustainability in Health Care”, die am Grazer Universitätsklinikum an der Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie situiert ist. „Wir konnten für den technischen Bereich die Firma K-Businesscom als Partner gewinnen und haben gemeinsam ein Projekt bei der Forschungsförderungsgesellschaft FFG eingereicht“, erzählt Sendlhofer. Die Projektidee brachte schließlich Fördergelder in der Höhe von mehr als einer Million Euro. Mit Jahresbeginn startete die erste Phase, in der die technischen Voraussetzungen für ein Arzneimittel-Erkennungstool geschaffen werden. Im zweiten Jahr der Projektlaufzeit wird dieses in einer klinischen Studie getestet. Anwendungspartner werden die Klinische Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie mit der dortigen Fachärztin für Innere Medizin Julia Mader als Projektpartnerin sowie die Klinische Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie unter der Leitung von Lars-Peter Kamolz sein. Dispenser unter der Kamera Zunächst wird eine Bilddatenbank mit allen an der Klinik gängigen Medikamenten erstellt, indem sie von vorne, hinten, oben, unten und von der Seite fotografiert werden, sodass sie nach einer Lernphase von der Künstlichen Intelligenz verlässlich erkannt werden, egal in welcher Position sie im Dispenser liegen. Parallel dazu wird die Barcode-Technologie, mit der die Medikamentenschachteln eingelesen werden, um das richtige Medikament zu verwenden, mit der Technologie der Elektronischen Fieberkurve und jener der Etiketten auf den Patientenarmbändern harmonisiert. Denn in der Anwendung sollte der Vorgang so ablaufen, dass nur mehr eine Person den Barcode der Medikamentenschachtel einliest, um sich zu vergewissern, dass sie das richtige Medikament in der Hand hat, das in der Elektronischen Fieberkurve verordÜberdosis Vitamin D immer häufiger Das Giftinformationszentrum im deutschen Erfurt verzeichnet zunehmende Anfragen wegen Vitamin-DÜberdosierungen. War die Nahrungsergänzung mit Vitamin D bereits vor der Pandemie en vogue, hat sich der Konsum durch die Nachricht, ein ausgeglichener Vitamin-D-Spiegel könne vor schweren COVID-19-Verläufen schützen, weiter verbreitet. Nun gab die Information des Giftinformationszentrums in Erfurt bekannt, dass für das Jahr 2022 bereits 162 Fälle unbeabsichtigter Vitamin-D-Überdosierung verzeichnet wurden. Im Vorjahr waren es erst 131 Fälle. Mit dieser Steigerung rückte das Vitamin von Platz 69 in der Rangliste häufiger Anfragen auf Platz 17 vor. Dagmar Prasa, Leiterin des Giftinformationszentrums, verwies gegenüber der Deutschen Presse-Agentur darauf, dass mittlerweile besondere Vorsicht geboten sei, weil zum Teil sehr hoch dosierte Präparate auf den Markt gekommen sind. Eine einmalige Überdosis sei relativ ungefährlich, die tägliche Einnahme von zu viel Vitamin D könne jedoch den Kalziumspiegel im Blut ansteigen lassen und zu Herzrhythmusstörungen und Nierenschäden führen. net wurde. Nach dem Einsortieren folgt der Einsatz der KI, indem der fertig gefüllte Dispenser unter eine Kamera geschoben wird, wobei eine Software die Patientendaten mit den eingeschachtelten Medikamenten vergleicht. Die KI soll nicht nur kontrollieren, ob die richtige Pille zugeteilt wurde, sondern auch, ob sie der passenden Tageszeit zugeordnet wurde. „Es gibt Tausende von Tabletten und viele sehen einander sehr ähnlich. Es muss sich erst zeigen, wie exakt das Tool letztlich arbeitet“, erklärt Sendlhofer. Bewährungsprobe Im Patientenzimmer wird dann das Patientenarmband gescannt, um sicherzustellen, dass der Dispenser an die richtige Person ausgegeben wird. Getestet werden soll parallel dazu auch der digitale Visitenwagen: Hier muss zuerst das Armband gescannt werden, bevor sich eine Lade öffnet, die nur die Medikamentenration genau dieses/r Patient*in enthält. Zeigen muss sich, wie hoch der Einsparungsef fekt an menschl ichen Ressourcen tatsächlich sein wird. „Zwar wird die zweite Person bei der Medikamentenausgabe durch das Tool ersetzt. Allerdings fallen mit dem Scannen und der Kontrolle unter der Kamera auch ein paar zusätzliche Arbeitsschritte an“, erläutert Sendlhofer.

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