Ærzte Steiermark || 01|2023 41 angestellte Ärztinnen und ärzte „Urologische Versorgung: dass Thema der Zukunft“, lautet die Diagnose von Klinikvorstand Sascha Ahyai für die Steiermark. „Rund hundert Patienten pro Tag in der Ambulanz, wie wir sie hier in Graz sehen – das gibt es sowohl in Österreich als auch in Deutschland nur selten an einer Urologie.“ Ahyai, der Ende 2021 aus Göttingen nach Graz gekommen war, fand hier einerseits ein „Eldorado“ vor, in dem das gesamte Spektrum der Urologie abgedeckt wird. Die OPKapazitäten stellen jedoch aufgrund der angespannten Personalsituation und des großen Einzugsgebiets ein Problem dar. Allein in Graz stehen rund 200 Personen auf der OPWarteliste und für die nächsten drei Monate ist man ausgebucht. In Leoben erreichte die Warteliste in Folge der Pandemie-bedingt verschobenen Operationen schon die 500er-Marke. Zudem zählt die Urologie zu den Fächern mit dem stärksten Patientenzuwachs; eine rasche Entspannung der Lage ist also nicht zu erwarten. „Onkologische OPs werden stets priorisiert“, denn Patientinnen und Patienten mit Tumorerkrankungen dürfen nicht zu lange warten. Es wird versucht, diese zeitgerecht zu versorgen; dies stellt sich jedoch in der aktuellen Situation als tagtägliche Herausforderung dar. „Daher kam und kommt es bei nicht krebsbedingten Operationen auch immer wieder zu Verzögerungen“, erläutert Ahyai. Thomas Alber, Primar der Abteilung für Urologie am LKH Hochsteiermark in Leoben, betont, dass onkologische Patient:innen stets zeitgerecht versorgt wurden und werden. Kapazitäten finden Zum großen Einzugsgebiet kommen einerseits der Personalmangel, insbesondere im Bereich der OP-Pflege und der Anästhesie sowie Anästhesiepflege, und andererseits die Leistungserweiterung der vergangenen Jahre. Ahyai brachte seine Expertise im Bereich der Rekonstruktiven Urologie, der Prothetischen Urologie sowie der Urologischen Roboterchirurgie ein, wodurch sich mehr Spezialoperationen nach Graz verlagerten. Unterstützt durch den Ärztlichen Direktor des Klinikums, Wolfgang Köle, machte sich Ahyai auf die Suche nach Lösungen. „Mit Hilfe des KAGes-Vorstands Gerhard Stark haben wir schließlich im LKH Deutschlandsberg einen idealen Kooperationspartner für das URONetzwerk gefunden.“ Stark war es auch, der die Kooperation zwischen Leoben und Rottenmann in die Wege leitete. Die Kooperation zwischen Graz und Deutschlandsberg wird zudem von MUG-Rektor Hellmut Samonigg unterstützt: Auch die Ärzt:innen der Med Uni zählen zu den „Flying Doctors“, die seit Anfang Dezember 2022 in Deutschlandsberg operieren. Niederschwellige Eingriffe In die Peripherie verlagert werden ausschließlich niederschwellige Eingriffe mit minimalem Komplikationspotential. Derzeit sind es von Graz aus nur Stein-Operationen. Die Patient:innen kommen zunächst in Graz in die Ambulanz und vor der OP einmal in das LKH Deutschlandsberg. Nach der OP können sie in der Regel bereits am nächsten Tag in die häusliche Pflege entlassen werden. Montags, mittwochs und donnerstags operieren die „Flying Doctors“ derzeit in Deutschlandsberg. Dafür steht als „Uromobil“ ein Elektroauto zur Verfügung – und die Fahrzeit zählt zur Arbeitszeit. Die KAGes hat dafür zwei zusätzliche Ärztestellen bewilligt, die auch besetzt werden konnten. Tagesklinisch operieren die Grazer Urologen zudem dienstags am LKH FeldbachFürstenfeld, Standort Fürstenfeld – zumeist Zirkumzisionen und Hydrozelen. Hier reichen die Wartelisten allerdings sogar bis Mitte 2025. Auch hierfür wird nach Lösungen gesucht. Die Leobener Urologie startete bereits mit Anfang November 2022 mit der Auslagerung von Operationen, unter denselben Konditionen. Urologen aus Leoben führen jeweils dienstags im LKH Rottenmann Transurethrale Resekt ionen der Prostata durch; am Samstag werden die Patienten entlassen. „Anfangs waren wir skeptisch, ob die Patienten bereit sind, in ein anderes Spital auszuweichen, aber nun wissen Steirisches URONetzwerk: „Flying Doctors“ beflügeln auch die Stimmung Längst hatten die beiden steirischen Urologien in Graz und Leoben ihre Kapazitätsgrenze erreicht. Durch Kooperationen mit den LKHs Deutschlandsberg und Rottenmann im steirischen URONetzwerk konnte die Situation vorerst etwas entspannt werden. Langfristig wird es weitere Lösungsansätze brauchen. „Es gibt keine schnellen Lösungen und man wird an mehreren Schrauben drehen müssen, um die Arbeit im Schwerpunktspital wieder attraktiver zu machen, dazu benötigen wir auch die Unterstützung der Politik.“ Sascha Ahyai und Thomas Alber
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