AERZTE Steiermark | März 2023

wirtschaft&Erfolg Etwa alle drei Monate treffen sich die extra- und intramural tätigen Ärzt:innen, um sich über spezielle Leistungen und aktuelle Lagen auszutaschen. Breitere Aufstellung Aber auch Gruppenpraxen und Primärversorgungszentren können als Netzwerke im Kleinen verstanden werden. Sämtliche Gesundheitsanbieter im Bezirk zu vernetzen und die Kräfte zu bündeln, ist das Ziel eines Verbundes in Leibnitz, der unter dem Namen das „G’sunde Netz Leibnitz“ firmiert. Partner:innen der Ärzt:innen sind u. a. Apotheken, mobile Pflege und Betreuung, Physio- und Psychotherapie, 24-hBetreuung, Sanitätsfachgeschäfte und seitens der Bezirkshauptmannschaft Sozial- und Behindertenhilfe sowie Kinder- und Jugendhilfe. Ein so großes Netzwerk hilft besonders „Versorgungswege für die Patienten verkürzen“, wie es 2019 der damalige ÄKPräsident Herwig Lindner formulierte. Auch erhöht sich der sogenannte Netzwerkeffekt, indem mit zunehmender Anzahl der Benutzer für jeden Benutzer der Nutzen des Netzwerks steigt und umgekehrt. Das Netzwerk-Paradigma kann implizit ein neues, tieferes Verständnis der Medizin fördern. Außerhalb von Styriamed.net hat sich das 2019 gegründete GesundheitsNetzwerk Raabtal entwickelt. Es bietet mit „4 Ärzte + 3 Ordinationsteams / 8 Gesundheits- & Sozialberufe / 1 GesundheitsKoordinatorin = 5 Tage Primärversorgung“ (gesundheitsnetzwerk-raabtal.at/projekt/). Eine hochwertige und zeitnahe Versorgung, auch durch externe Standorte, soll damit sichergestellt werden. Das für sich beanspruchte Qualitätskriterium von „eng zusammenarbeitende(n), qualifizierte(n) Teams“ fußt auf starken Beziehungen der Akteur:innen untereinander und eine sehr engmaschige Struktur. Die Akteur:innen sind hoch motiviert, Informationen und Wissen zu tauschen und weiterzuleiten. Netzwerke für Medizinwissen Auf einer neuen Stufe wird in kultur- und geisteswissenschaftlicher Hinsicht versucht, den Netzwerkbegriff als Basis zur Verständigung der Einzelwissenschaften über bestimmte Gegenstandsbereiche nutzbar zu machen. Dieser Art Netzwerk kommt der digitalisierte medizinische Wissensaustausch nahe. In Österreich wirbt die kostenlose App medbee.org – Eigentümer ist der Springer-Verlag – mit Pocketcards am Smartphone. In prägnanter Form enthalten sie aktuelle Leitlinien, die von Expert:innen übersichtlich zusammengefasst werden, Factsheets für den klinischen Alltag und einen fachlichen Austausch bzw. die Diskussionen in einem professionellen Netzwerk für Ärzte und Ärztinnen. Interaktive Algorithmen unterstützen dabei, wenn man relevante Inhalte hinzufügt, ordnet oder teilt. coliquio.de aus Deutschland – nach eigener Angabe das größte deutschsprachige Ärztenetzwerk – agiert auf internationaler Ebene. Es gehört seit 2021 gemeinsam mit den medizinischen Plattformen Medscape und Univadis zum Medscape Network. Medizinredaktionen arbeiten hier mit Ärzt:innen zusammen. coliquio ist sowohl Wissensnetzwerk als auch Begleiter im medizinischen Alltag mit aktuellen Informationen. Medscape schaltet die internationale medizinische Gemeinschaft frei und berichtet u. a. von klinischen Studien und von mehr als 200 Kongressen weltweit, inklusive Kommentaren von internationalen Expert:innen. Univadis fasst relevante medizinische Nachrichten und Studien kompakt zusammen und informiert über Arzneimittel und Praxistools. Besonders in der Gründungs- und Erweiterungsphase seiner Ordination steht Arzt/Ärztin vor vielen offenen Fragen. Eine Brücke nach außen schlagen hier Beraternetzwerke für Ordinationen. Statt sich selbst um jeden Spezialisten kümmern zu müssen, stehen diese im Netzwerk wie aus einer Hand zur Verfügung. Sei es Rechts-, Risiko- und Steuerberatung, sei es Finanzierung, Medizintechnik, IT und EDV – diese Netzwerke ersparen den Ärzt:innen viel Zeit und suchen den Bestbieter aus. 34 Ærzte Steiermark || 03|2023 Foto: Adobe Stock Alexander Moussa Rat und D@ten : Die IT-Kolumne CODES in der Medizin Inden letztenWochenwird von Seiten der Gesundheitspolitik das Thema der nächsten Digitalisierungsschritte in unserem Arbeitsbereich massiv betrieben. Unter anderemwird von den diversen Stakeholdern zunehmend von der Wichtigkeit einer einheitlichen Kodierung gesprochen. Anbei eine Übersicht der wichtigsten Codes ohne fachliche oder standespolitische Wertung. ICD (Int. Classification of Diseases, WHO) wird hauptsächlich zur Diagnosecodierung im intramuralen und fachärztlichen Bereich verwendet und dient der Erfassung von Morbiditäts- und Mortalitätsdaten, während ICPC (Int. Classification of Primary Care, WONCA) z. T. verpflichtend in der Primärversorgung verwendet wird, um Daten zu Symptomen, Beschwerden und Behandlungsprozessen zu erfassen. SNOMED CT (Systematized Nomenclature of Medicine Clinical Terms, Snomed International) ist ein umfassendes klinisches Terminologiesystem, das das gesamte Spektrum klinischer Informationen abdeckt, inkl. Diagnose, Verfahren und klinischer Befunde. Es wurde entwickelt, um die klinische Entscheidungsfindung, elektronische Patientenakten und andere Anwendungen im Gesundheitswesen zu unterstützen. Der Hauptunterschied zwischen ICD/ICPC und SNOMED CT ist ihr Umfang und ihre Granularität. Während ICD/ICPC in erster Linie für Diagnose bzw. Primärversorgung verwendet werden, deckt SNOMED CT ein breiteres Spektrum an klinischen Informationen ab, einschließlich Verfahren, Beobachtungen und Medikation. Darüber hinaus bietet SNOMED CT im Vergleich zu ICD/ICPC spezifischere und detailliertere klinische Begriffe, was eine genauere und präzisere klinische Dokumentation und Analyse ermöglicht. Dr. Alexander Moussa ist österreichischer Referent für eHealth in Ordinationen.

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