42 Ærzte Steiermark || 03|2023 Ärzt:innen in Ausbildung GEM/EINSAM geben Einblick in ihren Alltag Hommage an meine Lehrpraxis Wir beschweren uns hier ja wirklich viel, deshalb ist es mal Zeit für schöne Worte: Ich möchte mich hiermit bei meiner Lehrpraxis bedanken! Bereits am ersten Tag wurde ich freudig empfangen, alle Mitarbeiterinnen (es waren ausschließlich Frauen) wollten mich kennenlernen und etwas über mich erfahren. In der ersten Woche durfte ich zur Eingewöhnung mit meiner Lehrpraxisleiterin mitlaufen und alles kennenlernen. Tag für Tag kam ich etwas mehr aus meiner Komfortzone heraus und fing an, meine eigenen Patienten zu sehen. Ich war zum ersten Mal in einer Situation, in der ich ins kalte Wasser geworfen wurde, aber trotzdem immer sofort eine Ansprechpartnerin zur Seite hatte. Ich hatte noch nie solche tollen Bedingungen um zu lernen und mich weiterzuentwickeln. Dazu gab es auch eine Krankenschwester, die mir Wundmanagement beigebracht hat, Mitarbeiterinnen, bei denen ich mich auch mal auskotzen konnte, wenn ein Patientenkontakt nicht erfreulich verlief, und motivierte Medizinstudierende, denen ich wiederum Dinge beibringen konnte und die mir wiederum auch eine Art Sicherheit und Unterstützung geben konnten. Meine Lehrpraxisleiterin wollte immer am neuesten Stand sein und konnte aus Guidelines, Stellungnahmen und den neuesten wissenschaftlichen Papers zitieren. Sie hat die Verantwortung ihren Patient:innen gegenüber mit viel Engagement und Kompetenz wahrgenommen und war immer bereit, ihr Wissen und ihre Erfahrung an ihre Schüler:innen weiterzugeben. Doch ihre Qualitäten als Ausbilderin gingen weit über ihr medizinisches Fachwissen hinaus: Sie war eine hervorragende Mentorin, die es verstand, ihre Mitarbeiterinnen zu motivieren, und die ihre schützende Hand über alle hielt, z. B. wenn es zu Beschwerden von Patient:innen kam, egal ob berechtigt oder nicht. Für ihre Patient:innen nahm sie sich konsequent die Zeit, die es nun einmal für ein ausführliches Gespräch braucht, auch wenn dies regelmäßig zu vollen Wartezimmern und langen Wartezeiten führte. Und die Patient:innen waren auch bereit zu warten. Ich habe selten so ein tolles Team kennengelernt und möchte mich von ganzem Herzen für die wunderbare Zeit bedanken, die ich dort verbringen durfte! Sie hat mich enorm wachsen lassen, sowohl als Ärztin als auch als Mensch. GEM/EINSAM – schreiben steirische Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung über ihren Alltag im Beruf, im Leben und ihren Weg von „wilden Jungen“ zu „alten Profis“. Illus: Adobe Stock die Bundesländer. „Die Ressourcen für die Ausbildung müssen sofort drastisch erhöht werden – personell und zeitlich.“ Eine gute ärztliche Ausbildung, die einem internationalen Vergleich standhält, ist die Basis für eine starke Gesundheitsversorgung und ein wichtiges Mittel gegen den drohenden Ärztemangel: „Wir wissen, dass die Ausbildung für die jungen Ärztinnen und Ärzte extrem wichtig ist und dass sie jederzeit bereit sind, in ein anderes Land zu gehen, wenn dort die Ausbildung und die Karrierechancen besser sind. Die Ausbildung muss genutzt werden, um ärztliche Kompetenz zu erwerben. Dazu muss sie ernst genommen und als Teil des ärztlichen Selbstverständnisses gesehen werden. Wir als Österreichische Ärztekammer zeigen mit dieser Evaluierung, wie ernst wir die Ausbildung nehmen.“ Stärken und Schwächen entdecken Ziel ist es, die Stärken und Schwächen einer Ausbi ldungsstätte aufzuzeigen, um konkret daran arbeiten zu können, die Mängel zu beseitigen und die Stärken weiter auszubauen. Der Fragebogen umfasst die acht Themenfelder Globalbeurteilung, Fachkompetenz, Lernkultur, Führungskultur, Fehlerkultur, Entscheidungskultur, Betriebskultur und evidenzbasierte Medizin. Darüber hinaus werden Fragen zu zwei aktuellen Themenbereichen, sogenannte Modulfragen, gestellt – nämlich zu den Themen „Teilzeitarbeit“ und „Vereinbarkeit von Ausbildung und Privatleben“. Mayer: „Auch das sind Themen, die junge Menschen bewegen und von denen sie ihre Job-Entscheidung abhängig machen.“ „Nur mit einer regen Teilnahme bekommen wir aussagekräftige Ergebnisse und können die richtigen Schlüsse ziehen, um nicht nur für die jetzige Generation an Turnusärzten, sondern auch für die Zukunft unsere Ärzteausbildung auf Top-Niveau aufstellen und absichern zu können“, so Steinhart und Mayer abschließend. Die Evaluierung wird 2024 wiederholt, um einen Vergleich zu ermöglichen und zu sehen, wer sich gegenüber 2023 verbessern konnte. angestellte Ärztinnen und ärzte Die Verteilung der Fragebögen (Papier hat laut ETH die höchste Akzepanz) läuft über die Ausbildungsverantwortlichen.
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