Das Magazin der Ärztekammer Steiermark April 2023 Respekt. Arzt und Theologe Horst Pilgram ist nicht unerwartet Experte für Palliativmedizin. Reform. Thomas Sommer und Christian Eberl sind ambitionierte Spitals-Küchenchefs. Realität. Allgemeinärztin Eva Windisch ist gerne Kassenärztin. Sie arbeitet im Team. Österreichische Post AG MZ 02Z033098 M Ärztekammer für Steiermark, Kaiserfeldgasse 29, 8010 Graz, Retouren an PF555, 1008 Wien STEIERMARK Arztgebühr-Plus. S. 38 Mehr Chancen. S. 43 Foto: Adobe Stock usbildung: Evaluierung läuft ÖGK-Vor uszahlungen Der Wert der Ärztinnen und Ärzte Einkommen ist ein wichtiger Faktor. Aber nicht der einzige.
Masern sind sehr ansteckend. Auch für Healthcareworker. Ohne Impfung erkranken 95 von 100 Menschen. Bei 10 von 100 Masern-Fällen ist mit schweren Folgeerkrankungen zu rechnen. Die Masern-Impfung schützt. Verlässlich. Bitte denken Sie an Ihren Impfschutz – und an den Ihrer MitarbeiterInnen! Gratis für Menschen jeden Alters! Fotolia Masern_inserat_mut_arzt_A4_hoch.indd 1 02.02.2018 09:55:44
Bereich themen Ærzte Steiermark || 04|2023 3 BUCHTIPP Tremor. Was hilft gegen Zittern? Von: Klaus-Dieter Kieslinger, Wolfgang Bauer Verlagshaus der Ärzte ISBN: 978-3-99052-247-9 EUR 21,90 Der Ratgeber für Betroffene und Angehörige zum Thema Tremor vermittelt in leicht verständlicher Sprache hilfreiche Informationen zu Diagnostik und Therapie des Tremors sowie zu möglichen Ursachen – von Alkoholismus bis Morbus Parkinson. Er inkludiert Patient:innenenberichte und Interviews mit Expert:innen zu den Themen Psychiatrie und Suchthilfe, Neurochirurgie und Reha, Psychologie und Physiotherapie. Auch ein Sportschütze berichtet von seiner Kunst der ruhigen Hand. Das Buch, das Betroffenen Mut machen soll, wurde vom Salzburger Neurologen Klaus-Dieter Kieslinger in Zusammenarbeit mit dem steirischen Gesundheitsjournalisten Wolfgang Bauer verfasst. DATUM 12. Mai 2023 Mit einem Open House für Mitarbeiter:innen, Studierende und alle Interessierten begeht die Medizinische Universität Graz die feierliche Eröffnung ihres Campus. Der Start ist um 15 Uhr; Detailinformationen finden sich in Kürze unter medunigraz.at/events. LINK: https://www.youtube.com/watch?v=z6z3smUUn-Y Als Teil einer Diplomarbeit an der Med Uni Graz wurde ein Kurzfilm zumThema Schwindel gedreht, der unter obigem Link zu sehen ist. Er richtet sich an Fachpersonal und fasst kompakt in 7,5 Minuten zusammen, welche Arten von Schwindel nach Dauer, Verlaufsform und Begleitsymptomen zu unterscheiden sind – und auf welche Red Flags zu achten ist. Achtung: Auch der Film kann Schwindel hervorrufen … Zahl 1,2 Millionen Mehr als 1,2 Millionen Krebstote soll es im Jahr 2023 im gesamten EU-Raum zu verzeichnen geben, so eine in Annals of Oncology veröffentlichte These. Die Tendenz ist rückläufig; bis 2035 könnte eine weitere Verringerung um 35 Prozent stattfinden. Foto: Fotolia; Illu: Verlagshaus der Ärzte Fortbildungstipp Am Donnerstag, 27. April 2023, veranstaltet die Ärztekammer für Steiermark – in Präsenz und als Webinar – von 19.00 bis 21.00 Uhr ein Update zum Thema „Antibiotikaresistenzen – gemeinsame Herausforderung für Pharmazie, Veterinär- und Humanmedizin“. Eine Referent:innen-Liste und die Möglichkeit zur Anmeldung finden sich unter med.or.at. Gemeinsame Herausforderung für Pharmazie, Veterinär- und Humanmedizin • Begrüßung: Obmann Christian Polz Moderation: Dr. Karl Bauer • Antibiotika-Stewardship - State of the Art: Dipl.-Pharm. Lara-Turiya Molitschnig • Aktuelles zum Antibiotikaeinsatz bei Tieren: MinR. Dr. Elfriede Österreicherer • Zoonosen im Vormarsch?: OA Dr. Bernhard Haas, MBA • Vorstellung der Ergebnisse eines Pilot-Projekts zur Zusammenarbeit von Human- & Veterinärmedizin: Dr. Karl Bauer • Diskussion: Vertreter*innen der Mitveranstalter und Politik • Schlussworte: LR Mag. Dr. Juliane Bogner-Strauß, LR ÖR Johann Seitinger Anmeldung: www.med.or.at/ABsymposium oder E-Mail: fortbildung@aekstmk.or.at • oder Fax (0316) 8044-132 Update Antibiotikaresistenzen Donnerstag, 27. April 2023, Beginn 19.00 Uhr forumKLOSTER, Rathausplatz 5, 8200 Gleisdorf 3. Steirisches Abendsymposium 2 DFP-Punkte ID: 763648 Eintritt frei Die Fortbildung wird mitveranstaltet von: Österreichische Tierärztekammer Landesstelle Steiermark Landesgeschäftsstelle Steiermark Präsenz Hybrid & Online Präsenz Hybrid & Online Bitte bei der Anmeldung angeben, ob Sie in Präsenz vor Ort oder online am Webinar teilnehmen möchten. A8_04_23.indd 1 15.03.23 07:10 IMPRESSUM: Medieninhaber (Verleger): Ärztekammer für Steiermark, Körperschaft öffentlichen Rechts | Redak- tionsadresse: 8010 Graz, Kaiserfeldgasse 29, Tel. 0316 / 8044-0, Fax: 0316 / 81 56 71, E-Mail: presse@aekstmk. or.at | Chefredaktion: Martin Novak | Koordination: Mag. Ursula Scholz | Redaktionelle Betreuung und Produktion: CONCLUSIO PR Beratungs Gesellschaft mbH, Schmiedgasse 38, 8010 Graz | Gestaltung: Konrad Lindner | Anzeigen: Gernot Zerza, Tel.+43 664 2472673, E-Mail: Zerzagernot@gmail.com; Mit „Promotion“ gekennzeichnete Texte sind entgeltliche Veröffentlichungen im Sinne § 26, Mediengesetz. | Druck: Stmk. Landesdruckerei GmbH, 8020 Graz | Abonnements: Eva Gutmann, Ärztekammer Steiermark, Tel. 0316 / 804440, Fax: 0316 / 81 56 71. Jahresabonnement (11 Ausgaben) EUR 25,–. Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, Medienfabrik Graz, UW-Nr. 812 Klimakompensierte Produktio www.climate-austria.at Ident-Nr Klimak mpensierte Prod www.climate-austria Kennzeichnu für vorbildlic Waldwirtscha HCA-COC-100 Förderung nachhaltiger Waldwirtschaft PEFC/06-39-22 PEFC zertifiziert r ckt nach der Richtlin e „Druckerzeugnisse“ ster eichischen Umweltzeichens, ienfabrik Graz, UW-Nr. 812 Klimakompensierte Produktion www.climat -austria.at Ident-Nr. A Klimakompensierte Produk www.climate-austria.a Kennzeichnung für vorbildliche Waldwirtschaft HCA-COC-10029 Förderung c lti er l i ft - PEFC zertifiziert update im April Schlagzeile „Es geht immer um Wertschätzung“, so Ärztekammerpräsident Michael Sacherer. „Die drückt sich in verschiedenster Form aus, auch in der Bezahlung.“ Wenn eine Ärztin, ein Arzt im Burgenland oder in Niederösterreich für die gleiche Tätigkeit wesentlich mehr bekommt als in der Steiermark, sei es klar, dass viele dorthin gehen. „Das muss die Steiermark begreifen.“ Es brauche „eine national wettbewerbsfähige und marktkonforme Bezahlung“. kleinezeitung.at, 13. März 2023
Bereich themen 4 Ærzte Steiermark || 04|2023 Foto: Kanizaj Themen Cover. Der Wert der Ärztinnen und Ärzte 8 Arzt im besonderen Dienst. Horst Pilgram: „Holt´s den Pfarrer!“ 14 Projekt. Hilfe zur Selbsthilfe: Selbstmanagementförderung für chronisch Kranke 16 Krankenhausküche. Krankenhausküche mit Ansprüchen 18 Enquete: Wie die Jungen künftig arbeiten wollen 22 Projekt. Für pflegende Angehörige: Auszeit statt Ausbrennen 23 Serie. Darum bin ich Ärztin: „Die meisten helfen gerne“ 25 Wissenschaft. Expert:innen. Egal, wofür. 26 Gesunder Genuss. Gerüchte aus der Küche 28 Wirtschaft&Erfolg. Die Altersversorgung des Wohlfahrtsfonds 30 Wirtschaft&Erfolg. Der neue Glanz der Reparatur 32 Rat&Daten. Gino statt Gina 33 Expertentipp: Übermittlung von Schulbesuchs- bzw. Inskriptionsbestätigungen 34 CIRS. Kein OP-Fachgehilfe für komplexe Lagerung 34 Forschung. Grazer Forscher:innen analysieren den Einfluss der Blutgerinnung auf die Entstehung von Fibrosen 35 Angestellte Ärztinnen und Ärzte Ärztinnen und Ärzte wollen nicht mehr lange warten 38 Gem.Einsam. Stay Strong 39 Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte Serie KASSENCHECK. Neue Serie zumThema Kassen-Abrechnungen 40 Offener Brief: Gegen Ärztebashing durch ÖGK-Huss 42 Telemedizin: Seit 1. April wird mit der ÖGK abgerechnet 44 Serie. Praktisch Täglich. Social Media 46 Debatte 6 News 36 Planstellenausschreibungen 45 Magazin 47 Kleinanzeigen 48 Personalia 51 Karikatur 53 Ad Personam 54 Anspruch „Krankenhausessen“ muss nicht schlecht sein. Die Küchenchefs steirischer Spitäler haben hohe Ansprüche. Ein belgisches Spital hat gar den Gault Millau überzeugt. Seite 18 Anrede. ÖGK-Huss liebt es, auf die Ärztinnen und Ärzte hinzuhacken. Damit hat er sich jetzt einen betont sachlichen „Offenen Brief “ eingehandelt. Seite 42 hische Gesundheitskasse n Obmann Andreas Huss, MBA lle niedergelassenen Ärzte ergstraße 15-19 en Ihr Ansprechpartner: Gerd Wonisch, MPH T. 0316-8044-34 F. 0316-8044-135 ngl.aerzte@aekstmk.or.at Graz, 12. April 2023 A 3-1-7-a – Obmann Huss.docx er Brief el in den Oberösterreichischen Nachrichten (OÖN) am 30. März 2023 geehrter Herr Obmann! n OÖN am 30. März 2023 fordern Sie einen kompletten Umbau des undheitssystems - weg von Einzelärzt:innen hin zu Versorgungszentren. ergelassene Ärzt:innen in Einzelordinationen und Gruppenpraxen betreuen bereits vielen Jahren mit ihren Teams ihre Patient:innen und sind gut vernetzt mit anderen sundheitsberufen und ärztlichen Kolleg:innen. Um dies auch entsprechend zustellen, haben wir bereits vor über zehn Jahren in der Steiermark das Netzwerk yriamed.net – Ihr regionaler Ärzteverbund“ ins Leben gerufen. Hier sind qualifizierte dergelassene Ärzt:innen und Spitäler zur Verbesserung der Zusammenarbeit im mbulanten Bereich sowie zur Stärkung der Kooperation aller Partner im esundheitssystem und zum Wohle der Patient:innen vernetzt. uch Primärversorgungseinheiten sind nur ein Teil der Gesamtlösung für die Versorgung er Patient:innen. Wir benötigen eine möglichst wohnortnahe, niederschwellige ärztl che ersorgung, nicht nur in einigen Tälern, wie Sie sagen. Das können in größ r n Gemeinden Gruppenpraxen sein. In kleineren Gemeinden werden weiter Ärzt:innen in Einzelpraxen für die Primärversorgung Sorge tragen. Hier können auch PVE-Netzwerke eine Lösung sein. Dringend notwendig ist die Beseitigung von leistungshemmenden Limits und Degressionen. Wir benötigen noch mehr moderne Zusammenarbeitsformen, wie z.B. JobSharing und die erweit rte Stellvertretung. Spitalsentlastende Erstversorgungsordinatio en (EVO) sind ein wichtiger Schritt für die steirische Versorgungssicherheit, besonders in Zeiten des Mangels. In Wien wurden ähnliche Konzepte als Erstversorgungsambulanzen im niedergelassenen Bereich umgesetzt. Es bedarf hier einer Finanzierung von Kassen und dem jeweiligen Bundesland.
Ærzte Steiermark || 04|2023 5 Bereich themen Seit mehr als 13 Jahren gibt es die ELGA GmbH, seit rund 5 Jahren arbeiten zumindest alle Kassenordinationen mit der Elektronischen Gesundheitsakte, Spitalsärzt:innen noch länger. Gut 5 Prozent ist ELGA dennoch egal. Erklärbar ist das dadurch, dass viele wahlärztliche Praxen keinen ELGA-Anschluss verwenden. Knapp 32 Prozent sehen in ELGA eine Erleichterung, aber mehr – nämlich 37,5 Prozent – sähen diese nur dann, wenn technisch alles funktionieren würde. Und dann ist da noch ein schwaches Fünftel (23 Prozent), das sich durch ELGA nicht unterstützt fühlt. Es ist also noch einiges zu tun, um die Anwenderinnen und Anwender zufriedenzustellen. Apropos Elektronik: Die Ärztekammer Steiermark bespielt seit Februar mit Insta(gram) die vierte Social Media Plattform. Weil wir dort sind, wo auch die Patient:innen sind. Deshalb auch auf Papier. epikrise Kurze Nachrichten aus der Redaktion Soziale Medien: Twitter: www.twitter.com/ AERZTE_NEWS Facebook: www.facebook. com/aerztekammer.stmk/ und Facebook-Gruppe für steirische Ärztinnen und Ärzte Youtube: AERZTE_NEWS Instagram: www.instagram. com/aerztekammerstmk ELGA: immer noch gemischte Gefühle Foto: ZWT/Lunghammer bild des monats. „Die Förderung von Entrepreneurship ist eine zentrale strategische Zielsetzung der Med Uni Graz“, sagte Rektor Hellmut Samonigg bei der Eröffnung des neuen ZWT ACCELERATORS für Gründer:innen und Spin-offs als Erweiterung des ZWT am Gelände des LKH-Univ.-Klinikums Graz. Gleich zum Start (Eröffnung Ende März 2023) konnten Samonigg und Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl Repräsentant:innen von jungen Medizinunternehmen begrüßen: Charlotte Ohonin (NORGANOID) und Christian Hill von der Med-Uni-Ausgründung BRAVE Analytics – beide außen im Bild. Im gesamten ZWT finden rund 250 Beschäftigte Platz, 80 im ACCELERATOR. n=248 AERZTE Steiermark Frage des Monats: Bedeutet für Sie ELGA eine Erleichterung? Ja. Ja, wenn technisch alles funktionieren würde. Nein. ELGA ist mir egal. Anderes/Weiß nicht. 37,5 % 5,2 % 31,9 % 23,0 % 2,4 %
6 Ærzte Steiermark || 04|2023 Bereich Gerhard Posch Jetzt können die SI- Verhandlungen starten In der steirischen Spitalsärzteschaft ist die Stimmung schlecht. Der Grund: Das Land als Dienstgeber lässt sich mit den Gehaltsverhandlungen Zeit. Zuviel Zeit. Was angesichts des Ärztemangels und des Versorgungsengpasses überhaupt nicht nachvollzogen werden kann. Das ist mehr als verständlich. Die bisherige Verzögerungstaktik wird als Missachtung wahrgenommen. Auch wenn sie nicht der Grund für die Verschleppung sein mag, ist sie kein Beitrag zur Beruhigung. Nahezu täglich brachten große steirische Medien große Stories zu Versorgungsproblemen an unseren Landeskrankenhäusern. Und immer tauchen in diesen Berichten der Ärzte- und Pflegemangel als Ursachen für die Versorgungsengpässe auf. Lösen lassen sich die Probleme ganz sicher nur gemeinsam mit den Betroffenen. Zuzuwarten und zu verzögern war sicher keine weise Strategie. Es fachte das Feuer der Unzufriedenheit, die bis zur Empörung ging, nur weiter an. Zornige Patient:innen, zornige Pflegekräfte und zornige Ärzt:innen sind kein Gegenüber, das sich die Politik wünschen kann. Noch ist die Bereitschaft da, gemeinsam zu gedeihlichen Lösungen zu kommen. Aber schon wird von Protestmärschen gesprochen. Die werden in der öffentlichen Diskussion wohl schon bald zu Streiks verkürzt werden. Da droht dann aus dem Feuer ein Flächenbrand zu werden. In einem dermaßen erhitzten Klima würden Vernunft und Überlegtheit dann auf der Strecke bleiben. Nun ist die Bereitschaft zu echten Gehaltsverhandlungen endlich da. Wir werden diese in Ihrem Interesse mit kühlem Kopf führen und Sie auf dem Laufenden halten. Das Ziel ist klar: Wir wollen in der Steiermark etwas weiterbringen. Vizepräsident Dr. Gerhard Posch ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. intra kont a Wenn wir daran denken, dass wenn wir unser Gesundheitssystem international vergleichen, wir immer Höchstwerte erzielen, und ja, es ist so, wir haben eines der besten auf der Welt. Aber andererseits sehen wir immer mehr, dass es auch Probleme gibt. Lange Wartezeiten bei wichtigen Operationen, lange Wartezeiten auf notwendige Untersuchungen, ein Thema, das gerade jetzt immer wieder in den Medien war, zu wenige Kassenärzte. Und das Grundproblem: zu wenige Ärzte nach dem Studium. Es braucht einen Masterplan, damit bis 2030 in allen Regionen Österreichs ausreichend Kassenärzte zur Verfügung stehen. Wir müssen die Versorgungssicherheit am Land und in der Stadt herstellen. Und das Wichtige ist, das kann und soll nicht nur ein Richtwertversprechen sein, sondern es soll sich konkretisieren. Wir werden 800 zusätzliche Kassenärzte bis 2030 brauchen, um die Versorgung am Land wie in der Stadt auch tatsächlich sicherstellen zu können. Und wir sehen auch bei der Ausbildung der Ärztinnen und Ärzte gibt es seltsame Entwicklungen. Aus meiner Sicht braucht es mehr Studienplätze, aber gleichzeitig auch eine Berufspflicht für die, die das Medizinstudium in Österreich abschließen, um dann eben auch der Gesellschaft ein Stück weit etwas von dem zurückzugeben, was sie kostenlos in Anspruch genommen haben. Aber auch da, beim genauen Hinschauen, muss man Fragen stellen, die Antworten suchen. Wir erleben auf der einen Seite, dass deutsche Student:innen, die den Numerus clausus in Deutschland nicht erfüllen, nach Österreich studieren kommen, hier das Studium abschließen, und dann als Ärzte wieder in Deutschland arbeiten und wir erleben, dass österreichische Studenten nach Deutschland gehen, weil sie ein gutes Zeugnis haben, dort studieren und dort dann Ärztinnen und Ärzte bleiben. Das ist eine Entwicklung, die nicht vernünftig ist. Wir müssen an die Ursachen gehen und wir müssen dieses Problem vor allem lösen, weil es die medizinische Versorgungssicherheit in unserem Land betrifft. Vorsorge ist tatsächlich auch so ein Schlüssel, länger gesund zu bleiben, dass Menschen weniger krank werden. Und das Wichtige ist, es ist in Wahrheit eine win-win-Situation für die Menschen, aber vor allem auch für das System. Aus der Rede „Zur Zukunft der Nation“ von Bundeskanzler Karl Nehammer (10. März 2023) 2 d batte Karl Nehammer Was der Bundeskanzler wirklich gesagt hat Foto: BKA/Florian Schrötter
Bereich Ærzte Steiermark || 04|2023 7 Der Ärztemangel und der Mangel an Pflegekräften ist evident. Endlich evident, könnte man dazusagen. Denn ein Teil des Problems ist, dass es leider von den Verantwortlichen zu lange kleingeredet – und damit verschleppt – wurde. Aber man muss Wahrheiten aussprechen dürfen. Das ist die Voraussetzung dafür, dass Lösungen gefunden werden können. Die Fehler der Vergangenheit zu benennen, hilft zwar wenig weiter, um die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu meistern. Die Fehler der Vergangenheit zu ignorieren, erhöht aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich wiederholen. Geht es der Wirtschaft gut, geht es allen gut, heißt ein oft verwendeter Spruch. Er lässt sich abwandeln: Geht es Ärzt:innen und der Pflege gut, geht es den Patient:innen gut. Und Ärzt:innen sowie Pflege geht es dann gut, wenn sie Anerkennung bekommen. Ein anderes Wort für Anerkennung ist Wertschätzung. In der Wertschätzung steckt auch der Wert. Er lässt sich nicht nur in Euro ausdrücken – das ist schon klar. Aber der Wert lässt sich auch in Euro ausdrücken. Und wenn der – bezifferbare – Wert anderswo höher ist als in der Steiermark, dann fühlen sich die steirischen Ärztinnen und Ärzte weniger wertgeschätzt als ihre Kolleginnen und Kollegen, die andernorts einen höheren Wert haben. Ja, das Aufholen ist nicht gratis. Aber nicht aufzuholen würde noch teurer werden. Den Ärztemangel einfach hinzunehmen, erleben die vielen Patient:innen als Versorgungsengpass und empfinden ihn auch als Ausdruck mangelnder Wertschätzung. Das muss endlich in die Köpfe hinein. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Es gibt gute Nachrichten: Die steirische PVE-Vereinbarung zwischen ÖGK und Ärztekammer ist in trockenen Tüchern und wir werden sie dieser Tage präsentieren, wenn der Verwaltungsrat der ÖGK auch seinen Segen gegeben hat. Die neue Telemedizin-Vereinbarung ist schon in Kraft und sichert die Verrechnung telemedizinisch erbrachter Leistungen. In dieser Ausgabe von AERZTE Steiermark startet zudem eine neue Serie – mit genauen Informationen über die monatlichen Vorauszahlungen der ÖGK. Unsere Fachleute haben dafür alle Fakten zusammengetragen. Allen Themen gemeinsam ist, dass sie den Ärztinnen und Ärzten ein Höchstmaß an Sicherheit geben und gleichzeitig maximale Flexibilität. Nach dem Motto „Jede:r darf. Aber keine:r muss“. Eine schlechte Nachricht gibt es auch: Der stellvertretende Obmann der ÖGK, Andreas Huss, lässt kaum eine Gelegenheit aus, um auf Ärztinnen und Ärzte medial hinzuhauen. Dabei verbreitet er auch unsägliche Behauptungen. Offenbar gefällt er sich in seiner Rolle als „agent provocateur“. Wir haben mit einem bewusst ruhigen „Offenen Brief “ darauf reagiert. Dass Huss mit solchen Aussagen der ÖGK mehr schadet als uns Ärztinnen und Ärzten, nimmt er dabei in Kauf. Was schade ist, weil es ja genug echte Probleme gibt, die wir nur gemeinsam lösen können. Es gibt aber augenscheinlich noch immer Leute, die agieren wie vor Jahrzehnten, als es keine ernsthaften Herausforderungen zu bewältigen gab. Sie werden aber glücklicherweise weniger. Die Kooperationsbereitschaft aller Partner und der Wille zum gemeinsamen Anpacken steigen. Vielleicht gehört das öfter gesagt. Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. extra Dietmar Bayer Jeder darf. Aber keiner muss. Standortbestimmung Michael Sacherer Aufholen ist nicht gratis. Nicht Aufholen ist aber noch teurer. d batte Fotos: Ludwig Schedl, Schiffer, Grafik: Konrad Lindner
Cover Der W der Ärztinne Ärztegehälter werden verglichen. Dort, wo sie höher sind, gehen mehr Ärztinnen und Ärzte hin. Aber es gibt noch weitere Faktoren. Ausbildung, Lebensqualität, Arbeitszeit, Diens8 Ærzte Steiermark || 04|2023
Cover Foto: Adobe Stock Wert en und Ärzte te … sind Beispiele. Es gibt weit mehr als eine Möglichkeit, Mitarbeiter:innen gut oder weniger gut zu behandeln. Wer alles richtig macht, hat die die besten Chancen auf genug Personal. Ærzte Steiermark || 04|2023 9
cover Das Einkommen kommt erst an fünfter oder sechster Stelle. So replizierte die KAGes auf einen kritischen Bericht der Kronenzeitung über die Ärzteeinkommen in der Steiermark. Was – zumindest laut Bericht – verschwiegen blieb, waren die vier oder fünf Punkte, die angeblich vor dem Einkommen liegen. Der Vergleich von Ärzteeinkommen ist immer schwierig, selbst wenn er sich auf öffentliche Spitalsträger beschränkt. Davon gibt es in jedem Bundesland mehrere, mit unterschiedlicher Bedeutung. Und es gibt Grundgehälter (einschließlich diverser Zulagen), es gibt Dienste unter der Woche und am Wochenende, von denen laut Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz eine zwar nach oben limitierte – aber doch variable – Zahl gemacht werden kann. Dazu kommen unterschiedl iche Arbeitszeiten, die teils von persönlichen (Teilzeit-) oder grundlegenden Vereinbarungen abhängen. Und während Arbeitnehmer:innen vorwiegend auf die (monatlichen) Nettogehälter (nach al len teils individuel l verschiedenen Abzügen) achten, müssen Dienstgeber:innen eher auf die jährlichen Brutto- kosten (einschließlich der Arbeitgeberbeiträge) schauen. Lebenshaltungskosten mitberücksichtigen Da sind nach Region unterschiedliche Lebenshaltungskosten, die innerhalb und außerhalb Österreichs starke Differenzen aufweisen und natürlich auch individuel l höchst verschieden sein können, noch gar nicht eingerechnet. Ein Beispiel: Laut Mikrozensus 2022 betrugen die durchschnittlichen Mietkosten pro Wohnung mit Betriebskosten in Österreich 582 Euro. Sie schwankten aber je nach Bundesland zwischen 466,5 und 686,5 Euro pro Monat – und das ist nur ein Faktor. Noch schwieriger wird es bei internationalen Vergleichen: Dass in Zürich mehr zu verdienen ist als in Deutschlandsberg, wird niemand bestreiten. Dass Wohnen und Essen in Zürich aber wesentlich mehr kosten als in einer steirischen Bezirkshauptstadt, liegt aber auch auf der Hand. Es ist tatsächlich kompliziert Es ist also kompliziert, um es mit dem früheren österreichischen Bundeskanzler Fred Sinowatz zu formulieren. Am ehesten lassen sich dennoch Jahresgehälter von in Vollzeitzeit Arbeitenden unter Berücksichtigung einer halbwegs realistischen durchschnittlichen Zahl von Diensten vergleichen. Daraus lässt sich zwar das tatsächlich verfügbare Einkommen der einzelnen Person nicht ablesen, aber sehr wohl, was diese Person dem Dienstgeber „wert“ ist. Einkommen ist nicht der einzige Gradmesser Denn natürlich ist das Einkommen nicht der einzige Gradmesser für die „Wert“- Schätzung. Nicht alle Leistungen sind geldwertig, aber viele schon. Bei Jüngeren spielt die Qualität der Ausbildung eine wichtige Rolle. Diese hängt aber auch von den Kapazitäten ab. Und die (man denke nur an die Verfügbarkeit von Ausbildungsoberärzt:innen) ist sehr wohl auch eine Frage der finanziellen Ressourcen. Genauso wie dem Arbeitsplatz und den Arbeitszeiten ent sprechende KinderbeFoto : Adobe Stock 10 Ærzte Steiermark || 04|202
cover Wie gut ist unsere Ausbildung? Ausbildungsevaluierung hilft, Stärken und Schwächen zu erkennen. Das ist die Grundvoraussetzung für Verbesserungen. Die Ausbildungsevaluierung durch die ETH Zürich läuft. Und sie wird helfen. Sowohl den in Ausbildung Stehenden als auch den Ausbildenden. Anonym Das Wichtigste vorweg: Die Evaluierung ist absolut anonym. Dort wo es so wenige Antworten gibt, dass die Anonymität nicht gewährleistet werden könnte, werden diese Antworten einfach nicht ausgewertet. Die Anonymität sichert aber auch die Ehrlichkeit und damit die Qualität der Antworten. Umfassende Auswertung als Service Überall dort, wo es genug auswertbare Antworten gibt, erhalten die Ausbildungsstellen eine präzise und detaillierte Auswertung. Damit ist die Grundlage dafür geschaffen, sich zu optimieren. Internationale Vergleichbarkeit Der Partner der Evaluierung – das Schweizerischen Institut für Fort- und Weiterbildung (SIWF) der ETH Zürich – führt seit Jahren eine ähnliche Studie in der Schweiz durch. Damit ist auch die internationale Vergleichbarkeit der österreichischen Ergebnisse gewährleistet. Online ist nicht besser Die Fragebögen wurden und werden über die Ausbildungsstätten an die Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung verteilt. Die Rücksendung erfolgt per Post. Warum nicht online? Entwaffnende Antwort der Schwe i z er Wi s senscha fter:innen: Der Rücklauf ist so höher, wie die Erfahrungen zeigen. Überblick und Detail Detailergebnisse für die einzelnen Ausbildungsstätten (Abteilungen) erhalten nur diese – die Anonymität gilt also für die Bewertenden und die Bewerteten. Was es aber sehr wohl öffentlich gibt, sind die Ergebnisse für die Fächer und für die österreichischen Bundesländer. Neuer Partner – erfahrener Partner Die Ausbildungsevaluierung im Auftrag der Bundeskurie Angestellte Ärztinnen und Ärzte wurde schon mehrfach durchgeführt. Bisher lag die Durchführung in Österreich. Mit der ETH Zürich wurde nun ein Partner gefunden, der die ärztliche Ausbildung in der Schweiz (und wiederholt auch in Deutschland) evaluiert hat. Damit ist die internationale Vergleichbarkeit der Ergebnisse gewährleistet. Wann kommen die Ergebnisse? Die Studie hat drei Phasen: die Fragebogenerstellung, die Feldarbeit (Befragung) und die Auswertung. Letztere wird im Herbst abgeschlossen sein, d ann können die Ergebnisse präsentiert werden. Schweizer Ergebnisse 2022 im Überblick: www.siwf.ch/ files/pdf29/2022_resultate_siwfumfrage_internet.pdf Fotos: Adobe Stock Ærzte Steiermark || 04|2023 11
12 Ærzte Steiermark || 04|2023 cover treuungseinrichtungen. Die gibt es innerhalb der KAGesStandorte in ganz unterschiedlicher Form – von gar keinem Angebot über Kooperationen mit externen Anbietern bis zu eigenen Einrichtungen am Standort. Damit haben die Nutzer:innen auch mit sehr unterschiedlichen Kosten zu rechnen. Das gilt auch für die Erreichbarkeit mit öffentlichen oder privaten Verkehrsmitteln. Gibt es dafür Unterstützung vom Dienstgeber? Gibt es andere Formen der Unterstützung? Incentives für Ärztinnen und Ärzte Ein anschauliches Beispiel lieferte kürzlich das LKH Hartberg. Laut Kleine Zeitung werden dort die Bereitstellung einer Wohnung, ein „Gratis“- Kulturabo, eine Jahreskarte für das Bad im Ort oder VIP-Tickets für den Fußballbundesligisten TSV Hartberg offeriert. Hartberg ist aber kei neswegs konkur renzlos: „Ähnliche Pakete gibt es schon in vielen peripheren Häusern“, sagt der Ärztliche Direktor des LKH Hartberg, Gerhard Berger, in der Kleinen Zeitung. Aber einerseits muss es ein Bad und einen Fußballbundesligisten geben, um das anbieten zu können. Andererseits müssen sich die Interessent:innen durch ein Bade-Angebot oder FußballTickets angelockt fühlen. Sonst werden angesichts des bei weitem höheren Einkommens im Burgenland viele eher dorthin tendieren, nicht weil sie in der Steiermark schlecht verdienen, sondern weil sie in einem burgenländischen LKH für die gleiche Arbeitsleistung schlicht deutlich mehr bekommen. Zeit ist Geld wert Auch wenn das kein aktuelles Thema ist: Ins LKH Rottenmann, so wird berichtet, pendeln viele Ärztinnen und Ärzte aus dem Raum Graz. Wird ein „Leitspital“ in Stainach an dessen Stelle treten, müssen sie eine halbe Stunde länger anfahren (mit dem privaten PKW). Das klingt nicht nach viel, aber schon in einer Woche sind das kalkuliert für 5 Arbeitstage hin und retour 5 unbezahlte Stunden Fahrt. Aufs Arbeitsjahr gerechnet summiert sich das bei 215 Arbeitstagen auf ebenso viele Stunden. Womit die im Auto versessene Zeit ungefähr den üblichen Urlaubstagen entspricht (bei einem 8-Stunden-Tag). Solange der Arbeitgeber die Fahrzeit nicht als Arbeitszeit einkalkuliert, ist sie für ihn nicht geldwertig – sehr wohl aber für den Arbeitnehmer. Andererseits: Ist die Fahrzeit Arbeitszeit, entstehen dem Arbeitgeber sehr wohl Kosten. Die Arbeitnehmer:innen verdienen zwar nicht mehr, müssen aber nicht ihre Zeit gratis für das Fahren opfern. Beim Pendeln geht jedenfalls immer viel Zeit drauf. Dass es auch Aspekte der „Wertschätzung“ gibt, die mit Geld gar nichts zu tun haben, steht außer Frage – für sehr viele gilt das aber nicht. Das Gehalt ist ein zentraler Maßstab der Wertschätzung. Wenn wir über einen Job sprechen, der uns glücklich macht, dann fällt ein Wort ganz automatisch: Wertschätzung. In Mitarbeiterbewertungen auf kununu – wie beispielsweise bei dieser – fällt ebenfalls direkt auf, dass wertgeschätzte Mitarbeiter mit ihrem Arbeitgeber zufriedener sind. Gleichzeitig lässt uns das Thema Gehalt aber nie los. In diesem Artikel möchten wir mit dir abwägen, ob Gehalt oder Wertschätzung für unsere Zufriedenheit im Job mehr zählt. Außerdem möchten wir beleuchten, ob und warum wir letztendlich nur mit gutem Gehalt für immer bei einem wertschätzenden Arbeitgeber bleiben werden. Chef, bin ich dir eigentlich wichtig? Hast du dir diese Frage schon einmal gestellt? Wahrscheinlich schon. Schließlich möchtest du bei ihm oder ihr mit deiner beruf lichen Leistung und deiner Persönlichkeit gut ankommen. Vielleicht hast du es noch nicht bewusst gemerkt, aber es geht gar nicht darum, ob dein Chef dich besonders sympathisch findet oder ihr auf einer Wellenlänge schwimmt. Vielmehr ist im Wertschätzung Foto : Adobe Stock
Ærzte Steiermark || 04|2023 13 cover Berufsleben wichtig, inwiefern der Chef deine Arbeitsleistung schätzt. Ihr könnt Erzfeinde sein und euch nicht ausstehen können, aber euch trotzdem mit gegenseitiger Wertschätzung gegenübertreten. Wie das gehen soll? Um das zu beantworten, musst du dir die eigentliche Definition von Wertschätzung zu Gemüte führen. Diese besagt nämlich, dass man dem Gegenüber Respekt entgegenbringt und dessen Leistung und Engagement unabhängig von persönlichen Fehden anerkennt. Wertschätzung heißt Lob, Dankbarkeit, Aufmerksamkeit und – vor allem – Vertrauen. Erst mit Wertschätzung entwickelst du ein besseres Selbstwertgefühl und lernst dich und andere in ihren Fähigkeiten besser einzuschätzen. musst, wie du es aus finanzieller Sicht von einem Monatsersten zum nächsten schaffen sollst, dann beeinf lusst das irgendwann deine Arbeitsleistung und hat negative psychische Auswirkungen. Dasselbe passiert, wenn du merkst, dass deine direkten Kollegen deutlich mehr verdienen und du ungerecht behandelt wirst. Gutes Gehalt kann dich im Job dagegen nachweislich glücklicher und motivierter machen. Bevor du beim Thema Gehalt bzw. Gehaltserhöhung über deine Chefs meckerst, musst du dich übrigens an deiner eigenen Nase packen. Hast du in der letzten Gehaltsverhandlung vielleicht einen dieser fünf Fehler gemacht? Bereite dich gut auf deine Gehaltsverhandlungen vor und halte damit dein Gehaltsglück zukünftig vielleicht selbst in den Händen – auch, wenn sich leider immer noch nicht jeder Arbeitgeber von schlagkräftigen Argumenten beeindrucken lässt. Ein notwendiges Zusammenspiel Moment mal! Ist Wertschätzung nicht genauso wichtig wie Gehalt und umgekehrt? Viele Arbeitnehmer würden diese Frage wohl mit Ja beantworten. Und vermutlich haben sie damit vollkommen Recht. Du wirst mit einem total schlechten Gehalt nie zu 100 Prozent glücklich in deinem Job werden. Gleichzeitig kann dich das gute Gehalt aber nicht darüber hinwegtäuschen, wenn du dich von deinen Vorgesetzten oder Kollegen absolut nicht wertgeschätzt fühlst. Man könnte sogar so argumentieren: Erst ein gutes Gehalt bedeutet wahre Wertschätzung seitens eines Arbeitgebers. Und ein gutes Gehalt gibt es nur von einem Arbeitgeber, der seine Mitarbeiter schätzt. Wenn du mit der Wertschätzung oder deinem Gehalt unzufrieden bist, kann es auf kurze oder lange Zeit in beiden Fällen sein, dass du dich immer öfter auf Jobportalen wiederfindest und letztendlich deine bisherige Stelle kündigst. Ein Arbeitgeber, der beides richtig macht, könnte dich dagegen glücklich und zufrieden bis zum Sankt-Nimmerleinstag an der Backe haben – eine Win-win-Situation. inside.kununu.com/ Wertschätzung bedeutet demnach eben nicht nur, dass von deinem Chef nie Kritik kommt. Dann machst du zwar deine Arbeit nicht ausgesprochen schlecht, wirklich wichtig fühlst du dich für das Erreichen der Unternehmensziele aber auch nicht. Das verschlechtert nicht nur deine Laune am Arbeitsplatz, sondern macht dich im schlimmsten Fall krank. Mehr Gehalt, bitte! Hand aufs Herz und lüg uns nicht an! Natürlich ist dir ein gutes Gehalt wichtig und das ist auch völlig okay. Dein Gehalt bezahlt immerhin nicht nur dich und deine Luxuswünsche, sondern beispielsweise auch deine Miete und die dringenden Bedürfnisse deiner Familienmitglieder. Wenn du immer wieder daran denken oder Gehalt: Was zählt im Job wirklich? Das meint die Jobbewertungsplattform „kununu“ zu diesem Thema. Ist Wertschätzung nicht genauso wichtig wie Gehalt – und umgekehrt? Viele Arbeitnehmer würden diese Frage wohl mit Ja beantworten. Und vermutlich haben sie damit vollkommen Recht.
Arzt im besonderen dienst 14 Ærzte Steiermark || 04|2023 ursula scholz „Habe nun, ach! Philosophie, / Juristerei und Medizin, / und leider auch Theologie /durchaus studiert, / mit heißem Bemühn.“ Wohl nur auf wenige Menschen trifft der Monolog von Goethes Faust, jene Verse vor dem berühmten Zitat „Da steh‘ ich nun, ich armer Tor, / und bin so klug als wie zuvor!“, so zu wie auf Horst Pilgram. Nach einem nahezu abgeschlossenen ersten Studienabschnitt in Rechtswissenschaften wechselte er zur katholischen Theologie. Erst nach Beendigung dieses Studiums fühlte er sich, bestärkt durch seine Frau, reif für die eigentlich stets angestrebte Ausbildung zum Arzt. Finanziert hat er das Zweitstudium über weite Strecken durch einen Halbtagsjob in einem Verlag und später an der Grazer Universitätsbibliothek. „Meine Eltern haben mir Humor und Lebensfreude mitgegeben. Katholisch wurde ich in meiner Herkunftsfamilie aber eher nur peripher besprengt“, erzählt Horst Pilgram, mittlerweile Primar der Abteilung Medizinische Geriatrie und Hospiz in den Geriatrischen Gesundheitszentren Graz. Ein Theologiestudium lag daher nicht unbedingt auf der Hand. Als Student gelangte er über Freunde zur Theologie. „Erst in dieser Lebensphase hat sich mein Glaube zu einer lebendigen Beziehung zu Gott entwickelt. Seitdem fühle ich mich getragen und es kann mich nicht wirklich etwas erschüttern.“ Die großen Fragen Konkrete Berufsvorstellungen gingen mit Pilgrams Theologiestudium, das er in Graz und Salzburg absolvierte, nicht einher. „Ich wollte weder Priester noch Religionslehrer werden. Ich selbst habe im Religionsunterricht immer Hausübungen gemacht und damit meinen Religionslehrer verärgert. Dieses Studium war purer Luxus, sozusagen das um seiner selbst gesuchte Wissen im Humboldt´schen Sinn.“ Und doch prägt es heute seine berufliche Herangehensweise als Arzt: „Von den Themen damals zehre ich immer noch im klinischen Alltag. Schließlich finden wir uns in der Medizin wie in der Theologie auf die großen W-Fragen zurückgeworfen: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Warum gibt es Leid? Warum trifft es mich?“ Dass Pilgram heute nach diversen ärztlichen Stationen, nach dem Turnus in Villach, einer Geriatrieausbildung in Salzburg, Notarzttätigkeit in Kärnten und der Facharztausbildung zum Internisten am Grazer Universitätsklinikum, mit Palliativmedizin befasst ist, verdankt er in nicht unwesentlichem Maße „Holt´s den Pfarrer!“ Erst im zweiten Anlauf wagte sich Horst Pilgram an ein Medizinstudium. Das zuvor absolvierte Theologiestudium prägte ihn als Mensch und führte ihn auf verschlungenen Wegen zur Palliativmedizin. Im AERZTE Steiermark-Interview sprach er aber auch über Bügeln und Tattoos. den Zuschreibungen seiner Kolleg:innen, die um sein Theologiestudium wussten. „Als bereits älterer Turnusarzt und Theologe wurde ich oft gerufen, wenn Angehörige über einen Tod informiert werden mussten, aber auch, wenn ein Kind gleich nach der Geburt gestorben ist. Diese Gespräche wollte niemand führen. Es hieß dann auch oft ,Holt´s den Pfarrer!´, womit ich gemeint war.“ „Wie in einer WG“ Während das ärztliche Umfeld ihm aufgrund der religiösen Einstellung ein besonderes Gespür für palliative Situationen zutraute, glaubt Horst Pilgram selbst, dass eher der Umstand, spätes Kind alter Eltern gewesen zu sein, ihm den Zugang zur älteren Generation erleichtert habe. Schon während seiner Facharztausbildung, in der er der Onkologie zugeteilt war, baute er das Mobile Palliativteam Graz und Graz-Umgebung mit auf und lernte so den extramuralen und den intramuralen Versorgungsbereich mit den jeweiligen Herausforderungen kennen. Besonders schätzt er die Begleitung von Menschen am Lebensende: weil hier viele Fas saden zusammenbrechen, sich die Menschen mit der Fragilität ihres Daseins konfrontieren und sich ihrer Endlichkeit viel bewusster sind. „Die Zeit mit den Mitbürgern im Hospiz erscheint mir wie das Leben in einer Wohngemeinschaft in einer ganz besonderen Zeit.“ Viele organisatorische Probleme im Krankenhausalltag verblassen da im Vergleich. Trotz jahrelanger Begleitung von Menschen in ihrer letzten Lebensphase betont Pilgram jedoch: „Was das Sterben betrifft, bin ich reiner Theoretiker.“ Was die Auferstehung betrifft, ist er ein einfacher Gläubiger, verweist aber auch darauf, dass selbst Jesus im Wissen um seine Auferstehung nicht einfach vertrauensvoll und widerstandslos in seinen Tod eingewilligt habe. Noch am Kreuz habe er seinem Gefühl der Gottverlassenheit Ausdruck verliehen. Auferstehung bedeutet für Pilgram die Zusage Gottes, nicht verloren „Heilen – manchmal. Lindern – oft. Trösten – immer.“ Horst Pilgram Foto: Furgler
Arzt im besonderen dienst Ærzte Steiermark || 04|2023 15 Foto: beigestellt Zweifel hegt er daran, als Arzt den Tod als Freund zu betrachten zu können, weil er den Schmerz besiegt. „Ich verstecke mich da lieber hinter Franz von Assisis Sonnengesang mit seinem Dank an den Bruder Tod.“ Die Grundaufgabe der Ärztinnen und Ärzte sieht er wie folgt: „Heilen – manchmal. Lindern – oft. Trösten – immer.“ Arzt und Theologe sieht er in sich untrennbar vereint: „Ich bin ja nicht schizophren. Ich spiele auch nicht zu gehen – in welcher Form auch immer. Das Hinausgehen aus Raum und Zeit. Was damit genau gemeint ist? „Ich sag´s Ihnen dann …“, scherzt er. Mit seinen 60 Jahren möchte er dieses Wissen jedoch noch nicht allzu schnell erwerben. „Ich bin der Arzt“ Ob ihm der Glaube an die Auferstehung in seiner Tätigkeit als Arzt helfe, beantwortet er mit einem spontanen Jein. „Das Leben ist nicht schwarz-weiß“, setzt er nach. die Rolle des Arztes, ich bin der Arzt.“ Und als solcher identifiziert er die Gemeinsamkeit des Arztes mit seinen Patientinnen und Patienten, in welcher Lebenslage und Stimmung auch immer sie sich gerade befinden mögen, im gemeinsamen Menschsein. Wallfahren statt pilgern Massenbewegungen misstraut er – nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen seiner Familie in der Zeit des Nationalsozialismus. Den Diskurs mit seinem Vater darüber möchte er rückbl ickend aber nicht missen. Und es ist ihm wichtig, nicht jedem Trend zu folgen: „Ich werde mich nicht tätowieren lassen“, betont er mehrfach. Um dann zu erzählen, dass er schon einma l e i ne Wet te eing e g a n g e n sei, in die er als Wettschuld eingebracht habe, sich doch tätowieren zu lassen. Er muss sich beim Wetten seiner Sache sehr sicher gewesen sein. Nicht nur Massenbewegungen, sondern auch ganz anderen Formen von Bewegung kann er eher wenig abgewinnen: „Ich bin mehr für´s Wallfahren als für das Gehen“, erklärt er, dessen Nachname Pilgram eigentlich auch vom Pilgern abgeleitet werden kann. Keine Tendenz zur Bequemlichkeit zeigt er allerdings bei der Hausarbeit: „Daheim machen wir alle alles. Ich oute mich: Ich bügle gerne. Nur das Kochen überlasse ich meiner Frau, weil sie so wunderbar kocht …“ Respekt predigen „Ich drifte ab ins Predigen“, hat Pilgram einmal in einem Vortrag vor Notärzt:innen gesagt. Wäre er in diesem Jahr in die Lage gekommen, eine Osterpredigt vor Ärzt:innen zu halten, hätte er einfach den „Respekt gepredigt, anzuerkennen, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als wir verstehen“. Die einzige Verpflichtung, an die er seine Mitmenschen dann auch erinnern würde, sei jene zur Dankbarkeit. Pilgram über den Tod als Freund: „Ich verstecke mich da lieber hinter Franz von Assisis Sonnengesang mit seinem Dank an den Bruder Tod.“
16 Ærzte Steiermark || 04|2023 Projekt Schmerzen, Erschöpfung, Bewegungseinschränkung, unangenehme, auch beängstigende Gefühle und nicht zuletzt soziale Einschränkungen begleiten Menschen mit schweren chronischen Erkrankungen, insbesondere Krebs, oft über Jahre. Damit umzugehen, zuversicht lich zu bleiben und auch noch die Verpflichtungen im Beruf und im privaten Umfeld zu erfüllen, kostet viel Kraft. Im Rahmen eines kürzlich gestarteten zweijährigen Projektes soll diese Zielgruppe zusätzl iche Unterstützung in Form von Patient:innenTagen zu verschiedenen Themenschwerpunkten, Workshops und Einzelberatung erfahren. Das Projekt Aktiv mit chronischer Krankheit und Krebs umgehen wird in der Projektpartnerschaft von Frauengesundheitszentrum Graz, Medizinischer Universität Graz und dem Universitären Comprehensive Cancer Center umgesetzt. Finanziell gefördert wird es vom Gesundheitsfonds Steiermark. Es sol l insbesondere den Übergang zwischen intramuraler und extramuraler Versorgung erleichtern. Die sechs für heuer geplanten Patient:innentage am LKHUniversitätsklinikum Graz sind den Themen „Bewegung im Al ltag“, „Brustkrebs“, „Ernährung“, „Seelische Gesundheit“, „Wie organisiere ich Unterstützung (z. B. bei Pf legebedürf t igkeit)“ und „Symptomen und Nebenwirkungen bei stark wirksamen Medikamenten“ gewidmet. Bonus für ArztPatienten-Gespräche „Ein gutes Selbstmanagement zielt darauf ab, dass Betroffene in der Lage sind, die Situation und den Alltag zu bewältigen, sich zu informieren, mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin gut zu kommunizieHilfe zur Selbsthilfe für chronisch Kranke Um ihren Alltag bestmöglich zu bewältigen, brauchen Patient:innen mit schweren chronischen Erkrankungen Informationen über ihre Krankheit, Motivation zur Selbsthilfe und das Wissen, wo sie extern Hilfe finden. Ein aktuelles Projekt des Frauengesundheitszentrums in Kooperation mit der Med Uni Graz bietet dieses Rüstzeug. www.medak.at Mittwoch, 14.06.2023 bis Freitag, 16.06.2023 JKU Linz - Uni-Center OÖ Psychotherapietage 2023 Digitalisierung und Psychotherapie Eine Kooperation von: Folgende Referentinnen und Referenten haben zugesagt: Dr. Julia Diemer Univ.-Prof. Dr. Christiane Eichenberg Dr. Gabriela Gassner ÖÄ Dr. Annette Güldenring Univ.-Prof. Dr. Sabine T. Köszegi Laura Moradbakhti, MSc. Dr. Eckhard Roediger Dr. Helmut Schwanzar Priv.-Doz. Dr. Christian Stiglmayr Prof. Dr. Svenja Taubner Dr. Elisabeth Wagner Prof. Dr. Peter Zwanzger
Ærzte Steiermark || 04|2023 17 Projekt ren und für sich selbst gute Entscheidungen zu treffen“, erklärt Projektleiterin Marlene Pretis-Schader vom Frauengesundheitszentrum. Ein wesentlicher Part ist die Förderung der Betroffenen in der Unterscheidung von seriösen und unseriösen Gesundheitsinformationen. Das wird im Rahmen der Patient:innenTage anhand von Beispielen besprochen, unterstützend gibt es aber auch Checklisten. Ärzt:innen, welche die Gesundheitskompetenz ihrer Patient:innen dahingehend erweitern möchten, können auf die Checkliste auf der Österreichischen Plattform Gesundheitskompetenz (https: //oepgk .at /wp- content /upl oad s /2020/10/oepgk_ g g i _ allg_checkliste_bfrei.pdf) zurückgreifen. „Gut informierte Patient:innen können sich aktiver ins Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin einbringen. Sie können dann leichter für sie wichtige Fragen stellen und gute Entscheidungen für die eigene Gesundheit treffen“, betont Magdalena Hoffmann von der Medizinischen Universität Graz. Awareness für Selbstwirksamkeit In das Projekt involviert sind neben der Universitätsklinik für Onkologie weitere Grazer Universitätskliniken, deren Patient:innen häufig von Krankheiten und Therapien betroffen sind, welche die Lebensqualität stark einschränken. Hier wird auch auf den entsprechenden Stat ionen Gemeinsame Herausforderung für Pharmazie, Veterinär- und Humanmedizin • Begrüßung: Obmann Christian Polz Moderation: Dr. Karl Bauer • Antibiotika-Stewardship - State of the Art: Dipl.-Pharm. Lara-Turiya Molitschnig • Aktuelles zum Antibiotikaeinsatz bei Tieren: MinR. Dr. Elfriede Österreicherer • Zoonosen im Vormarsch?: OA Dr. Bernhard Haas, MBA • Vorstellung der Ergebnisse eines Pilot-Projekts zur Zusammenarbeit von Human- & Veterinärmedizin: Dr. Karl Bauer • Diskussion: Vertreter*innen der Mitveranstalter und Politik • Schlussworte: LR Mag. Dr. Juliane Bogner-Strauß, LR ÖR Johann Seitinger Anmeldung: www.med.or.at/ABsymposium oder E-Mail: fortbildung@aekstmk.or.at • oder Fax (0316) 8044-132 Update Antibiotikaresistenzen Donnerstag, 27. April 2023, Beginn 19.00 Uhr forumKLOSTER, Rathausplatz 5, 8200 Gleisdorf 3. Steirisches Abendsymposium 2 DFP-Punkte ID: 763648 Eintritt frei Die Fortbildung wird mitveranstaltet von: Österreichische Tierärztekammer Landesstelle Steiermark Landesgeschäftsstelle Steiermark Präsenz Hybrid & Online Präsenz Hybrid & Online Bitte bei der Anmeldung angeben, ob Sie in Präsenz vor Ort oder online am Webinar teilnehmen möchten. und Ambulanzen auf das neue Angebot aufmerksam gemacht. Im Sinne eines optimalen Schnittstel lenmanagements spricht das Projekt zudem die niedergelassenen Ärzt:innen an. Studien zeigen, dass Betroffene oft (zu) wenig Vertrauen in ihre Selbstwirksamkeit haben und ihnen vielfach nicht bewusst ist, wieviel sie selbst zu ihrem Woh lbef inden beit ragen können. Niedergelassene Ärzt:innen, die nach der Spitalsentlassung die wichtigsten Ansprechpartner:innen für chronisch Kranke sind, können durch Hinweise auf Prävent ionsmög l ichkeiten einen wesentlichen Beitrag zum Selbstmanagement der Patient:innen leisten. Dazu zählen Gespräche über Ern ä h r u n g s v e r ä n d e r u n g , Rauchstopp, Eigenmotivation zur wohldosierten Bewegung im Alltag, Erlernen von Entspannungstechniken und Tools zum Umgang mit Angst. Link zum Angebot Unter https://www.medunigraz.at/aktiv-mit-chronischerkrankheit-und-krebs-umgehen sind die Detailinformationen zu den Patient:innentagen und Workshops sowie Kontaktmöglichkeiten für die Einzelberatung zu finden. Die angebotenen Veranstaltungen stehen je nach Thema allen Geschlechtern und auch speziell Frauen offen. Sie finden entweder in Präsenz oder online statt.
18 Ærzte Steiermark || 04|2023 krankenhausküche „Eine Haube im Gault Millau ist aber wohl eher unwahrscheinlich.“ Mit diesem Satz endete vor genau zehn Jahren ein Artikel über Krankenhauskost in der Tiroler Tageszeitung. Ein Jahrzehnt später lässt eine Reuters-Meldung aufhorchen: Das Spital az groeningen im belgischen Kortrijk wird mit seinem Patientenessen erstmals im Gault Millau gelistet. Ohne Haube und in einer anderen Kategorie als klassische Restaurants, aber immerhin: Der Anspruch, selbst Diätkost aus der Großküche zu veredeln, ist erfreulich. Ein gutes Jahr lang dauerte der Auditprozess, mit Verkostungen zu acht Testzeitpunkten. 16 Gerichte inklusive ihrer Diätvarianten wurden bewertet; „Getestet & goedgekoerd“ (geprüft und angenommen), wie es heißt. Die Bewertungskriterien reichten von Geschmack und Aroma über Textur, Konsistenz, Geschmackskomposition, Serviertemperatur, Regionalität und Saisonalität bis hin zur Präsentation der Speisen und der Übereinstimmung von Beschreibung auf der Speisekarte und Realität auf dem Teller. Selbst die Patient:innen wurden in die Audits mit einbezogen. Cook & Chill als fester Rahmen Auch in der Steiermark versuchen ambitionierte Spitalsköche ihre Kompositionen stetig zu verbessern. Küchenmeister Thomas Sommer, seit drei Jahren Küchenchef am LKHUniversitätsklinikum Graz, kommt von den Sheraton-Hotels und hat Küchenberatung für Hauben- und Sterneköche Krankenhausküche mit Ansprüchen EINSTEIGEN IN DIE ARBEITSMEDIZIN Die spannende Perspektive für jeden Mediziner Sie sind Jungmediziner, z.B. im Turnus? Oder Sie sind schon länger tätig und suchen nach einem zusätzlichen Schwerpunkt – oder einer neuen Perspektive? Arbeitsmediziner sind dringend gesucht. Und zwar in ganz Österreich. Ein Job mit vielen Vorteilen – relevant, präventiv, abwechslungsreich. Und mit familienfreundlichen Arbeitszeiten. Mehr unter www.arbeitsmedizin-info.at Ich werde Arbeitsmediziner*in. Anz_mediz_Steierm_178x79.indd 1 07.02.23 19:59 gemacht. In seiner neuen Aufgabe in Graz lernte er gleich einmal die Hygienevorschriften für Krankenhausessen kennen: Warme Speisen müssen vor dem Servieren auf über 70 Grad erhitzt worden sein und dürfen nie unter 55 Grad abkühlen (außer in der schnellen Kühlung des Cook & Chill-Verfahrens). Und zumindest die Patientenmenüs müssen am Klinikum mittels Cook & Chill zubereitet werden. Das bedeutet Kochen und Kühlen auf unter vier Grad am Vortag, am nächsten Tag Anrichten auf dem Teller, Ausliefern durch das Logistikteam und „Regenerieren“ in den speziellen Wagen auf der Station. Damit gibt der Küchenchef die sensible Garzeit aus der Hand. Denn wie lange das Essen warmgehalten wird, liegt nicht mehr in seinem Einflussbereich – und richtet sich oft nach den Terminen der Patient:innen. Bei rund 4.000 Essensportionen täglich steht die Effektivität des Verfahrens im Vordergrund. „Je mehr die Küche in eine Fabrik umgewandelt wird, desto mehr leidet die Qualität“, gibt Hermann Toplak, Endokrinologe und Leiter des ÖÄK-Diplomlehrganges für Ernährungsmedizin, zu bedenken. Herausforderung angenommen Effektivität beim Kochen großer Mengen – und die entsprechenden wirtschaftlichen Vorgaben – sieht Küchenchef Sommer durchaus als Herausforderung. Eine, der er sich gerne stellt. Ein paar Änderungen hat er schon umgesetzt: Diese beginnen beim Frühstück, zu dem seit Ein Krankenhaus ist kein Restaurant. Trotzdem hat es ein belgisches Spital in den Gault Millau geschafft. Auch die Küchenchefs in den steirischen Spitälern sind bemüht, die Patient:innen im Rahmen ihrer Möglichkeiten kulinarisch zu verwöhnen.
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