AERZTE Steiermark | April 2023

46 Ærzte Steiermark || 04|2023 niedergelassene Ärztinnen und ärzte Der ganz normale Praxiswahnsinn praktisch täglich Von Ulrike Stelzl Social Media Als ich vor vielen Jahren eine Homepage erstellen ließ, war das noch etwas Besonderes. Nicht jeder hatte so etwas, und ich fand mich richtig cool. Es kommen übrigens immer noch hie und da Patienten, weil sie den Webauftritt so sympathisch finden. Obwohl die Seite nicht mehr ganz neu ist. Vor zwei Wochen erhielt ich eine E-Mail von einer Patientin, die in einer IT-Firma arbeitet. Sie bot mir wirklich lieb und freundlich an, meinen Webauftritt ins dritte Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts zu bringen. Attraktiver, innovativer und werbewirksamer könnte sie meine Ordination im Netz erstrahlen lassen. Ich fand das reizend. Sie freute sich über meine umgehende Antwort, auch wenn sie diese – glaube ich – nicht verstand. Ich erklärte ihr nämlich, dass ich um Gottes Willen bloß keine Werbung wollte, eher einen Tischler, der mir hilft, die Türe zu vernageln, wenn der Andrang zu groß wird. Und nein, ich will keine neuen Kunden oder Patienten und nein, es ist nicht der Reichtum ausgebrochen. Sondern ich habe Arbeit bis zum Anschlag, und wenn ich noch mehr davon bekomme, passieren zwei Dinge: Erstens mein vorzeitiger Zusammenbruch und zweitens kann ich die Betreuungsqualität für meine Patienten dann nicht mehr halten. Und das wäre das Schlimmste für mich. Gestern schon wieder eine E-Mail von einer diesmal unbekannten IT-Frau. Meine Praxis hat ja noch gar keine SocialMedia-Präsenz! Das wäre aber lebenswichtig, wie könnten mich denn sonst die Menschen finden? Die haben mich schon gefunden, keine Sorge. Und trotz Existenz in einer kleinen Seitengasse finden sie mich auch weiterhin. Aber ich brauche keine Likes und keine Smileys, um zu wissen, dass ich eine gute Ärztin bin. Und wenn einmal etwas nicht passt oder verbesserungswürdig ist, kann man es mir sehr gerne persönlich sagen. Es wird sicher irgendwann der Tag kommen, an dem ich gezwungen sein werde, ein Programm zur automatischen und anonymen Terminvereinbarung zu verwenden. Und irgendwann ist es vielleicht sogar so weit, dass das Rezeptwunsch-Mail-Programm in die Ärztesoftware implementiert sein muss, und die Leute sich ihre Rezepte bei Bedarf dann gleich selber schreiben. Aber bis dahin lasst mich bitte medienmäßig unsozial sein. Dr. Ulrike Stelzl ist niedergelassene Ärztin für Allgemeinmedizin. Mehr von ihr gibt es im Buch „Hallo Doc! 2 Der ganz normale Praxiswahnsinn“ (erhältlich bei Amazon) Masern sind sehr ansteckend. Auch für Healthcareworker. Ohne Impfung erkranken 95 von 100 Menschen. Bei 10 von 100 MasernFällen ist mit schweren Folgeerkrankungen zu rechnen. Die Masern-Impfung schützt. Verlässlich. Bitte denken Sie an Ihren Impfschutz – und an den Ihrer MitarbeiterInnen! Gratis für Menschen jeden Alters! Fotolia Foto: Furgler

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