AERZTE Steiermark | April 2023

6 Ærzte Steiermark || 04|2023 Bereich Gerhard Posch Jetzt können die SI- Verhandlungen starten In der steirischen Spitalsärzteschaft ist die Stimmung schlecht. Der Grund: Das Land als Dienstgeber lässt sich mit den Gehaltsverhandlungen Zeit. Zuviel Zeit. Was angesichts des Ärztemangels und des Versorgungsengpasses überhaupt nicht nachvollzogen werden kann. Das ist mehr als verständlich. Die bisherige Verzögerungstaktik wird als Missachtung wahrgenommen. Auch wenn sie nicht der Grund für die Verschleppung sein mag, ist sie kein Beitrag zur Beruhigung. Nahezu täglich brachten große steirische Medien große Stories zu Versorgungsproblemen an unseren Landeskrankenhäusern. Und immer tauchen in diesen Berichten der Ärzte- und Pflegemangel als Ursachen für die Versorgungsengpässe auf. Lösen lassen sich die Probleme ganz sicher nur gemeinsam mit den Betroffenen. Zuzuwarten und zu verzögern war sicher keine weise Strategie. Es fachte das Feuer der Unzufriedenheit, die bis zur Empörung ging, nur weiter an. Zornige Patient:innen, zornige Pflegekräfte und zornige Ärzt:innen sind kein Gegenüber, das sich die Politik wünschen kann. Noch ist die Bereitschaft da, gemeinsam zu gedeihlichen Lösungen zu kommen. Aber schon wird von Protestmärschen gesprochen. Die werden in der öffentlichen Diskussion wohl schon bald zu Streiks verkürzt werden. Da droht dann aus dem Feuer ein Flächenbrand zu werden. In einem dermaßen erhitzten Klima würden Vernunft und Überlegtheit dann auf der Strecke bleiben. Nun ist die Bereitschaft zu echten Gehaltsverhandlungen endlich da. Wir werden diese in Ihrem Interesse mit kühlem Kopf führen und Sie auf dem Laufenden halten. Das Ziel ist klar: Wir wollen in der Steiermark etwas weiterbringen. Vizepräsident Dr. Gerhard Posch ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. intra kont a Wenn wir daran denken, dass wenn wir unser Gesundheitssystem international vergleichen, wir immer Höchstwerte erzielen, und ja, es ist so, wir haben eines der besten auf der Welt. Aber andererseits sehen wir immer mehr, dass es auch Probleme gibt. Lange Wartezeiten bei wichtigen Operationen, lange Wartezeiten auf notwendige Untersuchungen, ein Thema, das gerade jetzt immer wieder in den Medien war, zu wenige Kassenärzte. Und das Grundproblem: zu wenige Ärzte nach dem Studium. Es braucht einen Masterplan, damit bis 2030 in allen Regionen Österreichs ausreichend Kassenärzte zur Verfügung stehen. Wir müssen die Versorgungssicherheit am Land und in der Stadt herstellen. Und das Wichtige ist, das kann und soll nicht nur ein Richtwertversprechen sein, sondern es soll sich konkretisieren. Wir werden 800 zusätzliche Kassenärzte bis 2030 brauchen, um die Versorgung am Land wie in der Stadt auch tatsächlich sicherstellen zu können. Und wir sehen auch bei der Ausbildung der Ärztinnen und Ärzte gibt es seltsame Entwicklungen. Aus meiner Sicht braucht es mehr Studienplätze, aber gleichzeitig auch eine Berufspflicht für die, die das Medizinstudium in Österreich abschließen, um dann eben auch der Gesellschaft ein Stück weit etwas von dem zurückzugeben, was sie kostenlos in Anspruch genommen haben. Aber auch da, beim genauen Hinschauen, muss man Fragen stellen, die Antworten suchen. Wir erleben auf der einen Seite, dass deutsche Student:innen, die den Numerus clausus in Deutschland nicht erfüllen, nach Österreich studieren kommen, hier das Studium abschließen, und dann als Ärzte wieder in Deutschland arbeiten und wir erleben, dass österreichische Studenten nach Deutschland gehen, weil sie ein gutes Zeugnis haben, dort studieren und dort dann Ärztinnen und Ärzte bleiben. Das ist eine Entwicklung, die nicht vernünftig ist. Wir müssen an die Ursachen gehen und wir müssen dieses Problem vor allem lösen, weil es die medizinische Versorgungssicherheit in unserem Land betrifft. Vorsorge ist tatsächlich auch so ein Schlüssel, länger gesund zu bleiben, dass Menschen weniger krank werden. Und das Wichtige ist, es ist in Wahrheit eine win-win-Situation für die Menschen, aber vor allem auch für das System. Aus der Rede „Zur Zukunft der Nation“ von Bundeskanzler Karl Nehammer (10. März 2023) 2 d batte Karl Nehammer Was der Bundeskanzler wirklich gesagt hat Foto: BKA/Florian Schrötter

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