Bereich Ærzte Steiermark || 04|2023 7 Der Ärztemangel und der Mangel an Pflegekräften ist evident. Endlich evident, könnte man dazusagen. Denn ein Teil des Problems ist, dass es leider von den Verantwortlichen zu lange kleingeredet – und damit verschleppt – wurde. Aber man muss Wahrheiten aussprechen dürfen. Das ist die Voraussetzung dafür, dass Lösungen gefunden werden können. Die Fehler der Vergangenheit zu benennen, hilft zwar wenig weiter, um die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu meistern. Die Fehler der Vergangenheit zu ignorieren, erhöht aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich wiederholen. Geht es der Wirtschaft gut, geht es allen gut, heißt ein oft verwendeter Spruch. Er lässt sich abwandeln: Geht es Ärzt:innen und der Pflege gut, geht es den Patient:innen gut. Und Ärzt:innen sowie Pflege geht es dann gut, wenn sie Anerkennung bekommen. Ein anderes Wort für Anerkennung ist Wertschätzung. In der Wertschätzung steckt auch der Wert. Er lässt sich nicht nur in Euro ausdrücken – das ist schon klar. Aber der Wert lässt sich auch in Euro ausdrücken. Und wenn der – bezifferbare – Wert anderswo höher ist als in der Steiermark, dann fühlen sich die steirischen Ärztinnen und Ärzte weniger wertgeschätzt als ihre Kolleginnen und Kollegen, die andernorts einen höheren Wert haben. Ja, das Aufholen ist nicht gratis. Aber nicht aufzuholen würde noch teurer werden. Den Ärztemangel einfach hinzunehmen, erleben die vielen Patient:innen als Versorgungsengpass und empfinden ihn auch als Ausdruck mangelnder Wertschätzung. Das muss endlich in die Köpfe hinein. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Es gibt gute Nachrichten: Die steirische PVE-Vereinbarung zwischen ÖGK und Ärztekammer ist in trockenen Tüchern und wir werden sie dieser Tage präsentieren, wenn der Verwaltungsrat der ÖGK auch seinen Segen gegeben hat. Die neue Telemedizin-Vereinbarung ist schon in Kraft und sichert die Verrechnung telemedizinisch erbrachter Leistungen. In dieser Ausgabe von AERZTE Steiermark startet zudem eine neue Serie – mit genauen Informationen über die monatlichen Vorauszahlungen der ÖGK. Unsere Fachleute haben dafür alle Fakten zusammengetragen. Allen Themen gemeinsam ist, dass sie den Ärztinnen und Ärzten ein Höchstmaß an Sicherheit geben und gleichzeitig maximale Flexibilität. Nach dem Motto „Jede:r darf. Aber keine:r muss“. Eine schlechte Nachricht gibt es auch: Der stellvertretende Obmann der ÖGK, Andreas Huss, lässt kaum eine Gelegenheit aus, um auf Ärztinnen und Ärzte medial hinzuhauen. Dabei verbreitet er auch unsägliche Behauptungen. Offenbar gefällt er sich in seiner Rolle als „agent provocateur“. Wir haben mit einem bewusst ruhigen „Offenen Brief “ darauf reagiert. Dass Huss mit solchen Aussagen der ÖGK mehr schadet als uns Ärztinnen und Ärzten, nimmt er dabei in Kauf. Was schade ist, weil es ja genug echte Probleme gibt, die wir nur gemeinsam lösen können. Es gibt aber augenscheinlich noch immer Leute, die agieren wie vor Jahrzehnten, als es keine ernsthaften Herausforderungen zu bewältigen gab. Sie werden aber glücklicherweise weniger. Die Kooperationsbereitschaft aller Partner und der Wille zum gemeinsamen Anpacken steigen. Vielleicht gehört das öfter gesagt. Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. extra Dietmar Bayer Jeder darf. Aber keiner muss. Standortbestimmung Michael Sacherer Aufholen ist nicht gratis. Nicht Aufholen ist aber noch teurer. d batte Fotos: Ludwig Schedl, Schiffer, Grafik: Konrad Lindner
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