Ærzte Steiermark || 05|2023 17 Projekt 32-jährige Arzt, der im Alltag in einer al lgemeinmedizinischen Praxis und einem Plasmaspendezentrum tätig ist, neben der Gefahr durch den Krieg manchmal auch die hohe Patient:innenzahl und die eingeschränkten diagnostischen wie therapeutischen Mögl ichkeiten als Herausforderung wahr. In einigen Fällen hätte er sich noch einen HemoCue und ein Gerät für ein kleines Blutbild gewünscht. Nicht zuletzt kämpfen die Helfenden mit der Kälte: Die Druckwelle der Raketen hat die meisten Fenster und Türen zerstört; Heizung gibt es keine und auch die Strom- und Wasserversorgung funktioniert nur punktuell. Primärer Anfahrtsort für die Mobilen Kliniken sind jene Kleinambulatorien, in denen vor dem Krieg die Primärversorgung stattgefunden hat. „Waren diese zerstört, sind wir in Schulen oder Rathäuser ausgewichen, haben aber auch in privaten Garagen und Küchen Patienten versorgt.“ Hilfe zur Selbsthilfe In den Dörfern hilft Ärzte ohne Grenzen auch beim Wiederauf bau beschädigter Gebäude von Ambulatorien und sucht den Kontakt zu den gef lohenen Ärzt:innen, um deren eventuel l geplante Rückkehr abzuklären. Schließlich sollen die Mobilen Kliniken nur temporär zum Einsatz kommen. Auch in anderen ukrainischen Regionen sind Mobile Kliniken im Einsatz, werden Medikamenten- und Gerätespenden an Krankenhäuser übergeben und Psycholog:innen zur Unterstützung der heimischen Fachkräfte eingesetzt. Physiotherapeutische Angebote für Kriegsverletzte – durch Spezialist:innen aus dem Nahen Osten – ergänzen das Portfolio. Im Aufbau befindet sich zudem ein Projekt zur Aufarbeitung der sexuellen Gewalterfahrungen im Zuge des Krieges. Und nicht zuletzt betreibt Ärzte ohne Grenzen einen Zug für den Transport Schwerverletzter in sicherere Regionen. Kein Mensch, der in die Mobile Klinik kommt, wird unversorgt zurückgelassen. „Für onkologische Patienten beispielsweise konnten wir medizinisch nichts tun, aber wir haben ihren Transport in ein Krankenhaus organisiert“, erzählt Uy. Und das in einem Land, in dem die Infrastruktur zusammengebrochen ist. Hilfe auch für die Helfer Kei n unwicht iges Thema ist die Sicherheit der Helfer:innen: „Jedes Auto von Ärzte ohne Grenzen ist mit GPS ausgestattet und wenn man unterwegs ist, meldet man sich immer, sobald man einen Checkpoint passiert hat“, berichtet Uy. „Im Dorf selbst sendet der Teamleader jede Stunde ein Lebenszeichen an den Logistiker. Bleibt dieses aus, beginnt spätestens nach einer Stunde die Suche nach dem Team.“ Für alle Mitarbeitenden von Ärzte ohne Grenzen wird vor Ort psychologische Betreuung in ihrer Muttersprache angeboten und nach ihrer Rückkehr aus dem Einsatz f indet ein Gespräch mit einem/r Psycholog:in statt. Neben den unbestrittenen Strapazen erleben die Helfenden eine spezielle Art von Zufriedenheit: „Es ist schön zu sehen, wie man mit dem Wenigen, das man hat, so wahnsinnig viel erreichen kann“, betont Daniel Uy. Foto: Laurel Chor/Ärzte ohne Grenzen
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