Fokus Impfen 24 Ærzte Steiermark || 05|2023 darauf, dass es zwischen diesen Personengruppen derzeit zu wenig Kontakt komme. Wer öfter mit Geflüchteten zu tun habe, sei bereits zur Booster-Impfung aufgefordert worden. Vorbild UK Großbritannien hat rasch auf die Wiederverbreitung der Diphtherie reagiert und den Ausbruch mit rigiden Maßnahmen eingedämmt: Im November 2022 wurden alle Einreisenden prophylaktisch mit Antibiotika behandelt und danach unabhängig von ihrem Impfstatus in den Unterkünften durchgeimpft. Allerdings wurden nach der antibiotischen Massenbehandlung vermehrt Resistenzbildungen beobachtet. Schmid betonte, dass die Impfung vor allem vor der Erkrankung schütze, nicht aber vor asymptomatischer Infektion und Kolonisation. Allerdings reduziere sie die Transmission. Zur Prävention oder Kontrolle von Diphtherie-Ausbrüchen sei eine möglichst hohe Durchimpfung nötig, eine frühzeitige ABEradikationstherapie bei Infizierten, eine funktionierende Surveillance sowie ein rasches Kontaktmanagement. Polio mitbedenken Die Innsbrucker Neurologin Bettina Pfausler betonte, auch Polio sei nicht aus den Augen zu verlieren und nicht alle Bewohner:innen seien suffizient geimpft. Eine Transmission sei deshalb so schwer zu unterbinden, weil 95 Prozent der Infizierten einen asymptomatischen Verlauf hätten. Verlängerung der DFPDiplome aus der Pandemiezeit Die Gültigkeit jener DFPDiplome, die in der Zeit der Pandemie (12.3.2020 bis 27.2.2023) gültig waren, wird in Kürze um 1.083 Tage (das entspricht nicht ganz 3 Jahren) verlängert. Sie brauchen nichts unternehmen, die Verlängerung erfolgt automatisch. Sobald die Verlängerung erfolgt ist, erhalten Sie eine E-Mail-Information von der Öst. Akademie der Ärzte. Auf Ihrem Online-Fortbildungskonto meindfp.at steht Ihr aktualisiertes DFP-Diplom ab der Verlängerung als Druck-Pdf zur Verfügung. Weitere Informationen finden Sie unter: www.meindfp.at „Dass wir die Erkrankung nicht sehen, heißt nicht, dass das Virus eliminiert ist. Impfpolio ist auch in unseren Breiten möglich.“ Weniger als ein Prozent hätten einen paralytischen Verlauf, mit Prädominanz der unteren Extremitäten. Noch Jahrzehnte nach der eigentlichen Infektion litten Betroffene am Postpolio-Syndrom. Pfausler verwies auf die Wichtigkeit von Differentialdiagnosen: Ähnliche Symptome wie Polio verursachen die Enteroviren D 68 und A 71, FSME, die Acute Transverse Myelitis ATM, aber auch autoimmunologische Erkrankungen, Tumor-Metastasen oder Schlaganfälle im Rückenmark, Vitamin-B12-Defizite oder das Guillain Barré Syndrom. Diskussion um Pneumokokken Über Meningokokken- und Pneumokokken-Impfungen sprach der Wiener Epidemiologe Michael Kundi und stellte gleich zu Beginn das kompl izier te Impfschema gegen Pneumokokken zur Diskussion. Geimpft werden Säuglinge, Gesunde ab 60, Menschen mit erhöhtem Risiko ab 50 sowie Personen mit hohem Risiko. Geimpft – aber womit? Jeder Impfstoff enthält andere Typen; eine neue 21-valente Vakzine von Merck werde gerade klinisch erprobt. Bei uns sei Typ 3 am weitesten verbreitet – aber jedes Land habe sein eigenes Typenspektrum. Der Boostereffekt sequenzieller Impfungen mit Konjugat- und PolysaccharidImpfstoffen stelle sich nur bei jenen Typen ein, gegen die mehrfach geimpft werde. Zur tatsächlichen Feldeffektivität gebe es nur wenige Studien. Auch bei den Meningokokken wandle sich das Typenspektrum. Zunehmend führt in Österreich Typ B zu Erkrankungen, geimpft werde jedoch gegen ACWY. Die beiden Erkrankungsgipfel liegen im ersten und zweiten Lebensjahr und dann wieder im Jugendalter: in Österreich zwischen dem 11. und 15. Lebensjahr, in den USA und Großbritannien zwischen 16. und 18. Den „MeningitisBelt“, also jene SubsaharaRegion vom Senegal bis Äthiopien mit den meisten Meningitis-Fäl len, bezeichnete Kundi als „Hexenkessel“ für die Entwicklung neuer Typen. Für weitere ImpfstoffDiskussionen ist also gesorgt. „Dass wir die Erkrankung nicht sehen, heißt nicht, dass das Virus eliminiert ist. Impfpolio ist auch in unseren Breiten möglich.“ Bettina Pfausler, Medizinische Universität Innsbruck „Der Meningitis-Belt, jene SubsaharaRegion vom Senegal bis Äthiopien mit den meisten Meningitis-Fällen, ist ein Hexenkessel für die Entwicklung neuer Typen.“ Michael Kundi, Med Uni Wien
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