42 Ærzte Steiermark || 05|2023 Ärzt:innen in Ausbildung GEM/EINSAM geben Einblick in ihren Alltag Die heimlichen Machthaber:innen Wer hat sich im Studium oder am Anfang der medizinischen Karriere nicht einmal gedacht, wie es wäre Chefin oder Chef zu sein? Entscheidungen so treffen, wie man es für richtig hält, Probleme angehen, die man gerade als besonders wichtig empfindet und seinen Namen auf jedem Befund in der Kopfzeile lesen? Mittlerweile denke ich allerdings, dass es andere sind, die eigentlich das Sagen haben: In vielen Fällen haben sie schon ihre Ausbildung in diesem Hause begonnen, kennen absolut jede:n – auch das Personal anderer Abteilungen – und haben schon mehrere Primarii/Primariae miterlebt. Sie können erzählen, wo früher einmal die Dienstzimmer waren, welche Stationseinteilungen und Diensträder eine Abteilung schon erlebt hat und natürlich auch, wer schon einmal was mit wem hatte. Allerdings sind es auch diese Oberärzt:innen, die bei Entscheidungen „ganz oben“ mitmischen und bei Zuständigkeiten und Einteilungen – seien es OP-Pläne oder Stationseinteilungen – auch das alleinige Sagen haben. Die Auszubildenden, die in deren Gunst stehen, haben es dann in ihrer Ausbildung leichter, da sie viel selbstverständlicher an Eingriffe oder andere Lernmöglichkeiten kommen. Dies kann aber leider zu erheblichen Ungerechtigkeiten bei der Ausbildung führen. Auch die Dienstpläne sind meist in der Hand erfahrener Oberärzt:innen, was es oft schwer macht, kurzfristige Änderungen durchzubringen. Ich habe es selbst erlebt. Ich habe auch miterlebt, wie lang geplante Projekte, in die sogar externe Berater:innen involviert waren, abgedreht wurden, da es leitenden Oberärzt:innen „nicht passte“. Die gute Nachricht für uns alle, die noch etwas länger in der Medizin sein werden: Jede:r kann so ein/e OA/OÄ werden, es braucht oft einfach nur ein bisschen Zeit. Du bist Jungarzt/-ärztin und hast Lust, in dieser Glosse über deinen Alltag, deine Erlebnisse, über die wunderbaren und über die abgründigen Aspekte zu schreiben? Dann melde dich unter: gem.einsam@gmx.at und office@conclusio.at Absolute Anonymität wird garantiert. GEM/EINSAM – schreiben steirische Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung über ihren Alltag im Beruf, im Leben und ihren Weg von „wilden Jungen“ zu „alten Profis“. Illu: Adobe Stock, Foto: Med Uni Graz zuvor gewusst hatten: In der Steiermark verdienen die Ärztinnen und Ärzte zwar nicht schlecht, aber doch teilweise weit schlechter als ihre Kolleginnen und Kollegen der Spitalsgesellschaften anderer Bundesländer. Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozi l, der nicht nur angekündigt hatte, in seinem Land die besten Ärztegehälter bezahlen zu wollen, sondern dieses Vorhaben auch gesetzlich auf den Weg gebracht hatte, war damit quasi als stummer Gast dabei, ohne tatsächlich anwesend sein zu müssen. Für Schöffman war die Diskussionsleitung angesichts der empörten Grundstimmung im Publikum eine gewaltige Herausforderung, die er jedoch souverän meisterte. Bereits im Vorfeld der Veranstaltung hatte sich herauskristallisiert, was auch Berechnungen der Ärztekammer bestätigen: Die KAGes-Ärztegehälter liegen deutlich unter denen anderer – vor allem benachbarter – Bundesländer. Um die „Rote Laterne“ loszuwerden, die zum Unmut der steirischen Ärztinnen und Ärzte (und wohl auch zum heimischen Ärztemangel) führt, ist noch für Mai der Auftakt zu SI-Verhandlungen geplant. Ob es gelingt, sie noch vor dem Sommer abzuschließen, wird sich zeigen. Die Absicht ist aber da, Bogner-Strauß hat jedenfalls bereits ein „Ärztepaket“ angekündigt. An den Verhandlungen ist neben Land bzw. KAGes und Ärztekammer auch der Zentralbetriebsrat der KAGes beteiligt. angestellte Ärztinnen und ärzte Am Podium: Sacherer, Schaflinger, Bogner-Strauß, Schöffmann, Samonigg, Raiger, Stark (v. l. n. r) >
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