6 Ærzte Steiermark || 05|2023 Bereich Gerhard Posch Faire Ärztebezahlung für die Steiermark intra kont a Es gibt nichts Gutes, außer man tut es — Erich Kästner Werden wir alle den Herausforderungen, die der Wandel im Gesundheitssystem mit sich bringt, gerecht? Aktuell wird uns Ärzt:innen gesagt, dass aufgrund von Ressourcenknappheit eine Abwägung zu treffen sei, welche unserer Patient:innen welches Ausmaß an Medizin benötigen würden. Es wird an uns die Forderung herangetragen, jene Patient:innen, die lebensbedrohlich krank sind und eine bessere Prognose hätten, jenen mit schlechterer Prognose vorzuziehen! Haben wir solche Empfehlungen in ihrem vollen Umfang begriffen? Erkennen wir, dass hierzu möglicherweise keine ausreichende Not besteht? Kann ein solches Verhalten in einem friedlichen und wohlhabenden Land für Ärzt:innen rechtfertigbar sein? Zu unser aller Orientierung ein zentraler Satz des Genfer Ärzte-Gelöbnisses: Ich werde nicht zulassen, dass Erwägungen von Alter, Krankheit oder Behinderung, Glaube, ethnischer Herkunft, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, politischer Zugehörigkeit, Rasse, sexueller Orientierung, sozialer Stellung oder jeglicher anderer Faktoren zwischen meine Pflichten und meine Patientin oder meinen Patienten treten. Leben wir tatsächlich in einer Notzeit, oder werden die Prioritäten in Österreich nicht richtig erkannt? Scheinbar hat sich die Wegstrecke von einem solidarischen Gesundheitssystem über wirtschaftlich vernünftiges Handeln mit sorgfältigem Umgang der uns zur Verfügung stehenden Ressourcen hin zu einem teilweise gewinnorientierten Medizingeschäft auf eine oft unzureichend wahrnehmbare Strecke verkürzt. Oberstes Ziel unseres ärztlichen Handelns muss bleiben, sich uneingeschränkt für alle Patient:innen in gleicher Weise einzusetzen. Gesundheit und Gemeinwohl sind oberste Priorität einzuräumen. Wir sind keine Gesundheitsarbeiter, sondern Ärztinnen und Ärzte, die heilen und helfen müssen! Ich appelliere an alle Verantwortungsträger im Gesundheitssystem: Helfen Sie uns dabei! Univ.-Prof. Dr. Peter Fickert ist habilitierter Facharzt für Innere Medizin. 2 d batte Peter Fickert Werden die Prioritäten nicht richtig erkannt? Foto: MUG, Schiffer Klar können Ärztinnen und Ärzte, die Rufbereitschaft haben, mit Blaulicht (beantragt von der KAGes) ihren Patientinnen und Patienten zur Hilfe eilen. Sie sollen dabei nur keine Bezirksgrenzen überqueren bzw. nicht mehr als 30 Kilometer fahren müssen. Soweit die offizielle Rechtsansicht der zuständigen Verwaltungsjurist:innen. So viel Wirklichkeitsfremdheit ist schon atemberaubend. Eigentlich dürften dann nur mehr Ärztinnen und Ärzte, die im 30-Kilometer-Umkreis ihres Spitals wohnen, dort arbeiten und Rufbereitschaftsdienste machen. Diese Ansicht zeigt sehr deutlich, dass trotz aller akuten Herausforderungen (Versorgungsengpass, Ärzte- und Pflegemangel, Bettensperren …) mancherorts immer noch „Dienst nach Vorschrift“ gemacht wird. Auch dann, wenn es nicht um Geld, sondern „nur“ um Menschenleben geht. Schon um Geld – aber auch um die Gesundheit und das Leben der Steirerinnen und Steirer – wird es bei den SI-Verhandlungen gehen, die nun im Mai 2023 beginnen. Das Ziel muss es sein, die Benachteiligung der Ärztinnen und Ärzte (und damit der Patient:innen, denen in den steirischen LKH die ärztliche Hilfe fehlt) gegenüber jenen vor allem in Nachbarbundesländern endlich zu beenden. Es geht um eine im Vergleich faire Ärztebezahlung. Es geht darum, Ärztinnen und Ärzte in der Steiermark zu halten, statt an Krankenhäuser im Burgenland, in Niederösterreich oder Oberösterreich zu verlieren. Die hartnäckige und konsequente Überzeugungsarbeit der Kurie hat nun einen wichtigen ersten Erfolg gebracht. Das Land und die KAGes verhandeln gemeinsam mit uns und dem ZBR eine Reform des SI-Schemas. Vizepräsident Dr. Gerhard Posch ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte.
RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=