AERZTE Steiermark | Mai 2023

Bereich Ærzte Steiermark || 05|2023 7 Es gibt genug Ärzt:innen, es gibt nur nicht genug ärztliche Arbeitsstunden in der öffentlichen Gesundheitsversorgung. Ein nicht unerheblicher Teil dieses Mangels sind zu viele Ärztinnen und Ärzte, die in Teilzeit arbeiten. In Teilzeit arbeiten müssen, weil es an arbeitszeitkonformer Kinderbetreuung fehlt. Die ist zwar in den letzten zehn Jahren besser geworden, gut ist sie aber deshalb noch lange nicht. An mehreren Standorten beginnt sie immer noch zu spät. Fast überall endet sie so früh, dass Spätdienste nicht abgedeckt sind. Kinderbetreuung während eines Nacht- oder Wochenenddienstes wird hierzulande nirgendwo angeboten, flexible Betreuungszeiten sind weitestgehend ein Fremdwort. Wenn wir wollen – und das wollen wir –, dass die ärztliche Versorgung für die steirische Bevölkerung besser wird, muss auch die Betreuung für die Kinder von Ärztinnen und Ärzten besser werden. Das gilt übrigens genauso für die Kinder von Pflege- und anderem Gesundheitspersonal. Das Problembewusstsein ist da, die Probleme sind es aber leider auch – so lange die einzelnen Verbünde und Standorte mit der praktischen Umsetzung recht alleine sind. Die KAGes als der größte Arbeitgeber des Landes und gleichzeitig Gesellschaft des Landes Steiermark kann hier zum leuchtenden Vorbild und zum Best-Practice-Beispiel werden. Kinder und (ärztlicher) Beruf in Vollzeit müssen für alle ohne großen Aufwand und ohne auf die Hilfe von Oma und Opa oder andere private Hilfen zurückzugreifen überall vereinbar werden. Diese privaten Hilfen haben nämlich nicht alle. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Die erste offizielle Primärversorgungseinheit in der Steiermark wurde im Jahr 2016 eröffnet. Ein knappes Dutzend weiterer folgten. Sie alle entstanden in der Pilotphase der PVE. Die erste Regel-PVE kann es erst geben, wenn am 1. Juli 2023 der steirische PVE-Gesamtvertrag in Kraft tritt, abgeschlossen zwischen Ärztekammer Steiermark und ÖGK. Eine so lange Pilotphase mag verwundern, sie hat aber auch eine Vielzahl von Vorteilen: Wir konnten vor allem sehr genau beobachten, was gut und was weniger gut funktioniert. Der jetzt abgeschlossene Vertrag basiert also auf umfassenden, realen Erfahrungen. Er ist zeitgemäß. Wir wissen sehr genau, was PVE können und wo ihre Grenzen liegen. Das gibt Sicherheit. Jenen, die keinesfalls Teil eines PVE sein wollen genauso wie jenen, die bereits in einem PVE arbeiten und jenen, die ein PVE in Erwägung ziehen. Einige Punkte sind wichtig: Niemand muss mehr auf eigene Faust einem PVE-Vertrag nachlaufen. PVE sind integrierter Bestandteil der niedergelassenen Versorgung, sie stärken sie, indem sie bestehende Strukturen ergänzen. Sie sind in unterschiedlichen Organisationsformen möglich, als Zentren und als Netzwerke. Jetzt beginnt eine Phase der intensiven Information. Dafür gibt es eine eigene PVE-Hotline (Telefon +43 316 8044 144), es gibt (schriftliche) Informationen, auch über die Website der Ärztekammer Steiermark, und es gibt Veranstaltungen, an denen Sie vor Ort oder online teilnehmen können. Sie sollen ganz genau wissen, warum Sie ein PVE wollen oder warum Sie es ablehnen. Nutzen Sie daher bitte dieses Informationsangebot. Es liefert die Fakten, die Sie brauchen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen. Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. extra Dietmar Bayer PVE-Vertrag: Wir liefern Fakten Standortbestimmung Michael Sacherer Kinderbetreuung: Die KAGes kann zum Vorbild werden d batte Fotos: Ludwig Schedl, Schiffer, Grafik: Konrad Lindner

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