AERZTE Steiermark | Juni 2023

36 Ærzte Steiermark || 06|2023 MEDIA BASED MEDICINE Seelenheiler Seerosen Ein Test mit 240 Probanden zeigt: Selbst wer Kunst nur online genießt, reduziert damit Verstimmung und Sorgen. Forscher:innen der Uni Wien, der Max-Planck-Institute für Psycholinguistik sowie für empirische Ästhetik ermittelten die Heilwirkung einer MonetAusstellung imWeb, die einige seiner 250 Seerosen-Bilder umfasst. Das Ergebnis wurde in Computers in Human Behavior publiziert. Quelle: pressetext.com, 4. Mai 2023 Täglich bekommen Patient:innen von den Medien neue „Sensationen“ aus der Welt der Medizin aufgetischt: Frisch publiziert Real-Time Nanopore Q20+ Sequencing Enables Extremely Fast and Accurate Core Genome MLST Typing and Democratizes Access to High-Resolution Bacterial Pathogen Surveillance. Wagner, GE; Dabernig-Heinz, J; Lipp, M; Cabal, A; Simantzik, J; Kohl, M; Scheiber, M; Lichtenegger, S; Ehricht, R; Leitner, E; Ruppitsch, W; Steinmetz, I. J Clin Microbiol. 2023; e0163122 Doi: 10.1128/jcm.01631-22 [OPEN ACCESS] https://forschung.medunigraz.at/fodok/pub?id=36988494 Forscherinnen und Forscher der Grazer Medizinischen Universität publizieren regelmäßig in internationalen Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele. Myeloprol i ferat ive Neoplasien (MPN) haben ihren Ursprung in Blutstammzellen des Knochenmarks, durch Mutationen im Janusk inase-2( JAK2)- und Ca l ret icu l in(CALR)-Gen. Während es seit der Entwicklung von Januskinase(JAK)- Inhibitoren eine spezifische Therapie für Patient:innen mit einer Mutation im JAK2Gen gibt, existiert noch keine für Patient:innen mit einer Mutation im CALR-Gen. In der Publikation in Leukemia konnte Johannes Foßelteder, PhD-Student bei Andreas Reinisch von der klinischen Abteilung für Hämatologie an der Uniklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin, eine gestörte Proteinfaltung im endoplasmatischen Retikulum (ER) von Blutstammzellen als neuen CALR-mutationsspezifischen Pathomechanismus beschreiben. Diesen nutzten die Wissenschafter:innen nun als therapeutischen Angriffspunkt. Gezielte Überlastung Die Wissenschaf ter:innen konnten mithilfe der CRISPR/Cas9-Genschere die beiden häufigsten CALR-Genmutationen an der physischen Position des Gens in gesunde Blutstammzellen einbringen und so jene molekularen Mechanismen beobachten, die durch CALR-Mutation ausgelöst werden. Die dreidimensionale Faltung neu gebildeter Proteine im Endoplasmatischen Retikulum ist ein hochkomplexer Vorgang und schon kleinste Fehler führen dazu, dass ein Alarm, die sogenannte „unfolded protein response“ (UPR), ausgelöst wird. Dadurch werden falsch gefaltete Proteine korrigiert oder abgebaut. Sind diese Korrektur- und Abbauprozesse überlastet, führt dies zur Apoptose. Mutationen im CALR-Gen beeinflussen die Proteinfaltungsprozesse in Blutstammzel len negat iv, wodurch das falsch gefaltete Protein zunimmt und die UPR übermäßig aktiviert wird. In ihrer Studie konnten die Forscher:innen zeigen, dass durch eine Blockierung des Proteinabbaus durch Proteasomen-Inhibitoren oder eine Blockierung der UPR zu viel falsch gefaltetes Protein anfällt und die Zelle stirbt. Protea somen-Inh ibi toren sind bereits für andere hämatologische Erkrankungen zugelassen, somit wäre eine Übertragung dieser präklinischen Ergebnisse möglichst rasch denkbar. Andreas Reinisch zeigt sich optimistisch: „Wir hoffen, dass diese Inhibitoren ihren Weg in die klinische Verwendung finden werden und in Zukunft vielversprechende Therapieansätze für CALRmutierte MPN-Patient*innen bieten.“ Kontakt und weitere Informationen: Ass.-Prof. Dr. med. univ. Andreas Reinisch, PhD Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin Medizinische Universität Graz Tel.: +43 316 385 30163 a.reinisch@medunigraz.at Link zur Publikation: Human gene-engineered calreticulin mutant stem cells recapitulate MPN hallmarks and identify targetable vulnerabilities https://www.nature.com/articles/ s41375-023-01848-6 Therapieoptionen für myeloproliferative Neoplasien entdeckt An der Med Uni Graz wurden neue Therapieoptionen bei myeloproliferativen Neoplasien entwickelt und im renommierten Journal Leukemia publiziert. forschung steiermark Fotos: Med Uni Graz, Creativ Collection Ass.-Prof. Dr. med. univ. Andreas Reinisch, PhD

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