AERZTE Steiermark | Juli/August 2023

Das Magazin der Ärztekammer Steiermark Juli/August 2023 Statistik. Anästhesist Paul Zajic hat mit Kollegen Corona-Daten ausgewertet und publiziert. Stars. Die Hausärzte Guido und Robert Sponner sind als „Gebrüder“ am Klavier Stars. Strafe. RA Leitinger und Kammerjurist Stefan Kaltenbeck über die Untiefen des Strafrechts. Österreichische Post AG MZ 02Z033098 M Ärztekammer für Steiermark, Kaiserfeldgasse 29, 8010 Graz, Retouren an PF555, 1008 Wien STEIERMARK Arztgebühr-Plus. S. 38 Mehr Chancen. S. 43 SI-Schema: Spitze! 400 Kasse ordis mehr Macht KI die Medizin ungerechter? Mediziner und KI-Experte Bart de Witte im AERZTE Steiermark-Gespräch Foto: bartdewitte.com

33 . GRAZER FORTB I LDUNGSTAGE DER ÄRZTEKAMMER FÜR STEIERMARK 9. bis 14. Oktober 2023 I Graz Vorträge, Kurse und Seminare für Ärzte*innen aller Fächer Ärztekammer Steiermark, Fortbildungsreferat, Kaiserfeldgasse 29, 8010 Graz Telefon 0316/8044-37, Fax -132, fortbildung@aekstmk.or.at www.grazerfortbildungstage.at

Bereich themen Ærzte Steiermark || 07_08|2023 3 BUCHTIPP Rheuma Arten – Diagnosen – Therapien Von: Peter Peichl Verlagshaus der Ärzte ISBN 978-3-99052-214-1 EUR 21,90 Unter „Rheuma“ werden mehr als 400 Erkrankungen subsumiert: von der chronischen Polyarthritis über Morbus Crohn bis hin zur Sarkoidose. Erst nach einer klaren Diagnose ist die zielgerichtete Behandlung möglich. Wie man die diversen Arten von Rheuma unterscheiden und behandeln kann, erklärt Peter Peichl in diesem Buch. Er gibt Einblick in mögliche Therapieformen von der medikamentösen Behandlung über komplementärmedizinische Ansätze bis hin zur Lebensstiländerung. Peichl ist Internist und Rheumatologe in Wien, Dozent für Klinische Immunologie sowie Ärztlicher Direktor und Vorstand der Internen Abteilung im Evangelischen Krankenhaus Wien. Daneben führt er eine Privatpraxis. DATUM 14.–16. September 2023 Im Hörsaalzentrum der Med Uni Graz und online findet der 8. Primärversorgungskongress statt und bilanziert über 10 Jahre „Primärversorgung neu – wie stark sind wir heute?“. Die Keynote von Ferdinand Gerlach widmet sich der Zukunft, nämlich der Primärversorgung im Jahr 2040. LINK: https://registration.medigames.com/de/login/ Noch bis 1. September 2023 ist eine Anmeldung zu den 42. World Medical & Health Games („Medigames“) möglich, die heuer vom 4. bis 11. November in der kolumbianischen Hafenstadt Cartagena stattfinden. Ärztinnen und Ärzte können ihr sportliches Talent in über 20 Disziplinen unter Beweis stellen: von klassischen Sportarten wie Golf, Fußball, Judo und Leichtathletik bis hin zu Softball, Offenwasserschwimmen und Tejo (einem mitunter explosiven südamerikanischen Geschicklichkeitsspiel). Zahl 3.665 Personen haben sich zwar für den Aufnahmetest an einer der Medunis (Graz, Innsbruck Linz, Wien) angemeldet, sin dann aber ferngeblieben. Das ist ein „Dropout“-Quote von fast 24 Prozent. In Graz haben sich 2.589 Personen angemeldet. Gekommen sind letzlich 2.033 (– 21.5 %). Foto: Fotolia; Illu: Verlagshaus der Ärzte Fortbildungstipp Vom 15. – 17. September 2023 feiern die Grazer Herz-Kreislauftage am MedCAMPUS Graz ihren ersten halbrunden Geburtstag. Die Themen reichen von praktischer Herzmedizin (Update und Guidelines) bis zu Leuchtturmthemen, von Experten präsentiert. Details unter: www.grazerherzkreislauftage.at IMPRESSUM: Medieninhaber (Verleger): Ärztekammer für Steiermark, Körperschaft öffentlichen Rechts | Redak- tionsadresse: 8010 Graz, Kaiserfeldgasse 29, Tel. 0316 / 8044-0, Fax: 0316 / 81 56 71, E-Mail: presse@aekstmk. or.at | Chefredaktion: Martin Novak | Koordination: Mag. Ursula Scholz | Redaktionelle Betreuung und Produktion: CONCLUSIO PR Beratungs Gesellschaft mbH, Schmiedgasse 38, 8010 Graz | Gestaltung: Konrad Lindner | Anzeigen: Gernot Zerza, Tel.+43 664 2472673, E-Mail: Zerzagernot@gmail.com; Mit „Promotion“ gekennzeichnete Texte sind entgeltliche Veröffentlichungen im Sinne § 26, Mediengesetz. | Druck: Stmk. Landesdruckerei GmbH, 8020 Graz | Abonnements: Eva Gutmann, Ärztekammer Steiermark, Tel. 0316 / 804440, Fax: 0316 / 81 56 71. Jahresabonnement (11 Ausgaben) EUR 25,–. Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, Medienfabrik Graz, UW-Nr. 812 Klimakompensierte Produktion www.climate-austria.at Ident-Nr Kli akompensierte Prod www.climate-austria Kennzeichnu für vorbildlic Waldwirtscha HCA-COC-100 Förderung nachhaltiger Waldwirtschaft PEFC/06-39-22 PEFC zertifiziert r ckt nach der Richtlin e „Druckerzeugnisse“ ster eichischen Umweltzeichens, ienfabrik Graz, UW-Nr. 812 Klimakompensierte Produktion www.climate-austria.at Ident-Nr. A Klimakompensierte Produk www.climate-austria.a Kennzeichnung für vorbildliche Waldwirtschaft HCA-COC-10029 Förderung c lti er l i ft - PEFC zertifiziert update im Juli+August Schlagzeile Dietmar Bayer sieht die Steiermark durch die angekündigten Spitalsveränderungen als ideale Pilotregion „für den vor zwei Jahren für Österreich gemeinsam entwickelten Leistungskatalog“. Es geht v. a. um Leistungen, die im Kassensystem ab einer gewissen Patientenzahl nicht mehr verrechnet werden. „Damit erspart sich die öffentliche Hand 21 Millionen Euro.“ Kronen Zeitung, 22. Juni 2023

Bereich themen 4 Ærzte Steiermark || 07_08|2023 Fotos: Land Burgenland, Adobe Stock Themen Cover. Recht auf Versorgung 8 Studie. Öffentliche Med Unis liefern COVID-Daten für den Diskurs 14 Med Uni Graz. Andrea Kurz: Nächste Rektorin international gut vernetzt 17 Ärzte im besonderen Dienst. Robert und Guido Sponner. Eine Berufung – vier Hände 18 Telemedizin. Tele-Reha für Schluck- und Sprechtraining 20 KulturSommerNacht. Einfach wunderschön! 22 Recht. Strafrecht. Für Ärzt:innen die Büchse der Pandora? 24 Kongress. Wie stark ist die „Primärversorgung neu“ nach 10 Jahren? 27 Ärztin/Arzt & Familie. Kinderbetreuungsgeld für Ärztinnen und Ärzte 28 Serie. Darum bin ich gerne Arzt: „Vom Pfarrer gefunden“ 30 Versorgung. Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem im Sinkflug 31 Das Ende der Flexibilität 32 Gesunder Genuss. Paradiesisch, diese Früchte! 34 Klimaschutz. Südoststeirische OP-Säle klimafit 36 Wirtschaft&Erfolg. Wohlfahrtsfonds-Statistik 37 Wirtschaft&Erfolg. Ordinationen zwischen klimafit und verschleißfest 39 Rat&Daten. Welche Cyberrisiken bestehen für Ärzt:innen und wie kann man ihnen begegnen? 40 Expertentipp: Übermittlung von Unterlagen an den Wohlfahrtsfonds: 41 CIRS. Überdosierung von Blinatumomab 41 Forschung. Neue Richtlinien bei der Osteoporose- behandlung: Entscheidungsfindung erleichtert 42 Angestellte Ärztinnen und Ärzte Betriebliche Kinderbetreuung & individuelle Brückenlösungen 45 Gem/Einsam. Gem/Einsam nimmt Abschied 46 Starkes Team, böses Häferl 47 Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte Mehr Kassenordinationen durch mehr Arztapotheken 48 Serie KASSENCHECK. Ausfallshonorar 50 Serie. Praktisch Täglich. Das gehört doch mal angeschaut! 52 Debatte 6 News 43 Referate 54 Kleinanzeigen 55 Personalia 58 Karikatur 61 Ad Personam 62 Bessere Betreuung Die Kinderbetreuung rund um die steirischen Landeskrankenhäuser ist in den letzten Jahren besser geworden. Der Zugang ist für ärztliche Eltern aber immer noch ein Spießrutenlauf. Seite 45 bessere versorgung Es fehle an Kassenärztinnen und -ärzten ist eine gängige Klage. Liberalere Rahmenbedingungen würden vieles erleichtern. Die Politik verzögert aber die Umsetzung. Seite 48

Ærzte Steiermark || 07_08|2023 5 Bereich themen „Führt die deutlich bessere Bezahlung der steirischen LKH-Ärztinnen und -Ärzte zu einer Linderung des Ärztemangels?“, wollten wir in der aktuellen Frage des Monats wissen. Und mehr als 400 haben geantwortet. Gut ein Drittel (34,5 Prozent) ist fest davon überzeugt, dass es etwas bringt. Rund 15 Prozent sind unsicher. Rund die Hälfte will auch zusätzliche Maßnahmen. „Es ist ein Anfang. Wertschätzung. Verbesserung des Arbeitsklimas und Verbesserung der baulichen Bedingungen (Belüftung, Tageslicht, ausreichend Trinkmöglichkeit und Essensmöglichkeiten) sowie Ruhepausen gehören auch dazu“, ist eine freie Einzelantwort, die zeigt: „Bezahlung ist wichtig, aber nicht alles.“ Das Thema Kinderbetreuung wurde in der Befragung zwar nicht angeführt, ist aber für viele, vor allem junge, Ärztinnen und Ärzte ein wichtiges Anliegen. Lücken in der Kinderbetreuung sind dagegen ein Grund für viele Betroffene, lieber in Teilzeit zu arbeiten. Das macht es nämlich deutlich einfacher, sich um kleine Kinder kümmern zu können. Aber: Das neue Gehaltsschema ist ein mehr als guter Anfang. Die Steiermark ist im Bundesländervergleich wieder Spitze. Niemand muss sie wegen der Bezahlung verlassen. Aber weitere – „nichtpekuniäre“– Maßnahmen müssen folgen, damit alles gut wird. epikrise Kurze Nachrichten aus der Redaktion Soziale Medien: Twitter: www.twitter.com/ AERZTE_NEWS Facebook: www.facebook. com/aerztekammer.stmk/ und Facebook-Gruppe für steirische Ärztinnen und Ärzte Youtube: AERZTE_NEWS Instagram: www.instagram. com/aerztekammerstmk Neues Gehaltsschema hilft gegen denÄrztemangel Foto: ELISABETH MANDL bild des monats. Aus den Händen von Gesundheitsminister Johannes Rauch empfing der langjährige Präsident der Ärztekammer für Steiermark und ehemalige 1. Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer, Herwig Lindner, das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Geehrt wurden aus den Reihen der Ärztekammern auch der ehemalige ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres, Michael Lang (ÄK Burgenland) und Harald Mayer als Bundeskurienobmann der Angestellten Ärztinnen und Ärzte.

6 Ærzte Steiermark || 07_08|2023 Bereich Gerhard Posch Die Steiermark ist wieder Spitze intra kont a Seit vielen Monaten diskutiert das ganze Land den eklatanten Ärztemangel, unter dem Österreich – angeblich – stöhnt. Verständlich aus Sicht jener Patientinnen und Patienten, die tatsächlich unter einer teilweise prekären Versorgungssituation zu leiden haben. Weniger verständlich, wenn man sich nicht die Mühe macht, die Fakten zu beleuchten. Österreich ist das Land mit der zweithöchsten Ärztedichte unter allen OECD-Staaten. Das wahre Problem: Es arbeiten zu wenige Ärztinnen und Ärzte im öffentlichen Gesundheitssystem. Hier müssen wir den Hebel ansetzen und zeitgemäße Angebote schaffen – schließlich steht die bestmögliche Versorgung unserer Versicherten auf der Prioritätenliste der ÖGK ganz oben. Mit permanentem Krankjammern und gegenseitigen Schuldzuweisungen lassen sich keine Probleme lösen. Heutzutage gibt es im Gegensatz zu früher eine Vielzahl von Möglichkeiten, um eine Kassenpraxis zu führen. Immer weniger junge Ärztinnen und Ärzte wollen als „Einzelkämpfer“ arbeiten und bevorzugen eine Gruppenpraxis oder JobsharingModelle. Der zügige Ausbau der Primärversorgung ist in aller Munde, in der Steiermark ist uns mit der seit 1. Juli 2023 in Kraft getretenen PVE-Vereinbarung ein großer Wurf gelungen. Das bedeutet: Arbeit im Team mit anderen Berufsgruppen, höhere Honorare, freiberufliche Tätigkeit bei wirtschaftlicher Absicherung durch eine Grundpauschale, Übernahme der Kosten für Berufsfelder wie diplomierte Pflege oder Psychotherapie. Nicht zuletzt wird es aus unserer Sicht immer wichtiger, die Patientenströme möglichst optimal zu steuern. Die Faustregel: Digital vor ambulant vor stationär – nicht jeder medizinische Erstkontakt muss in der Ordination stattfinden. Das Gesundheitstelefon 1450 ist permanent erreichbar, die Telemedizin wird rasch an Bedeutung gewinnen. Kurz: Das Fundament für den Aufbruch in eine gesunde Zukunft unseres Landes steht. Jetzt gilt es, konsequent darauf aufzubauen. Ing. Josef Harb und KommR Vinzenz Harrer sind die Vorsitzenden des ÖGK-Landesstellenausschusses in der Steiermark. 2 d batte Josef Harb, Vinzenz Harrer Gesunde Zukunft: Das Fundament ist gelegt Fotos: Furgler, STGKK/Olbl, Schiffer Für Ärztinnen und Ärzte in den steirischen KAGes-Spitälern gibt es mehr als erfreuliche Nachrichten. Die Grundeinkommen von Ärztinnen und Ärzten steigen im Durchschnitt um fast 16 Prozent. Und das laut Planung schon mit September 2023. Damit ist die Steiermark wieder dort, wo sie hingehört – ins Spitzenfeld der österreichischen Bundesländer. Dazu kommen einige zusätzliche Vorteile: Bei verlängerten Diensten gibt es keine Minusstunden mehr, die Abgeltung der Rufbereitschaft erhöht sich um 20 Prozent, der SamstagsJournaldienst wird deutlich aufgewertet, der Zusatzurlaub (ZU 1) erhöht sich auf 48 Stunden, das Nebenbeschäftigungsverbot fällt. Und, und, und … Möglich wurde dieser Fortschritt durch ein starkes Verhandlungsteam, in dem alle in der Ärztekammer vertretenen ärztlichen Gruppen mitwirkten. Jetzt geht es darum, die politische Einigung auch mit allen Details rechtlich wasserdicht zu machen. Die Detailfragen wollen wir bei Versammlungen gerne beantworten. Sofort, wenn das neue SI-Schema nicht nur politisch, sondern auch rechtlich komplett fixiert ist. Bitte haben Sie bis dahin noch ein wenig Geduld – wir kommen an die Standorte, nicht nur, um Ihre Freude zu teilen, sondern um konkrete Antworten auf Ihre spezifischen Fragen zu geben. Das wird in wenigen Wochen gleich nach dem Sommer möglich sein. Eines ist aber sicher: Es lohnt sich wieder, als Ärztin oder Arzt in einem steirischen Landeskrankenhaus zu arbeiten. Dass Meduni und Ordensspitäler rasch nachziehen, ist auch in deren Interesse. Wir sind dran! Vizepräsident Dr. Gerhard Posch ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte.

Bereich Ærzte Steiermark || 07_08|2023 7 Die Kinderbetreuung ist in den letzten Jahren viel besser geworden. Es gibt sie mittlerweile für alle steirischen Spitalsstandorte. Vor acht Jahren hatte nur ein Drittel der KAGes-Spitalsstandorte eine Lösung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anzubieten. Aber (nicht nur) Ärztinnen und Ärzte in den Landeskrankenhäusern haben keine normalen Arbeitszeiten. Es gibt Nacht- und Wochenenddienste, es gibt verlängerte Dienste. Und im OP kann auch niemand einfach das Skalpell fallen lassen, um die Kinder zeitgerecht abzuholen. Und dafür fehlen vielerorts allgemein gültige Lösungen. Was auch damit zu tun hat, dass die einzelnen Verbünde für die Organisation der Kinderbetreuung verantwortlich sind. Die einen schaffen eine Betreuung bis 19 Uhr, die anderen nur eine bis 16 Uhr. Wechseldienst-gerechte Betreuungsangebote fehlen noch. Am Wochenende und in der Nacht sind junge Mütter und Väter überhaupt auf private Hilfe angewiesen. Und die hat leider nicht jede:r. Dass es Lösungen gäbe, zeigen Beispiele, etwa in den Niederlanden oder bei der Voestalpine in Linz. Kann Kinderbetreuung dem Dienstgeber egal sein? Könnte sie, wenn er nicht darauf Wert legen würde, dass viele Ärztinnen und Ärzte in Vollzeit arbeiten. Teilzeitarbeit macht die Kinderbetreuung nämlich um vieles einfacher. Das ist eine Erklärung dafür, warum die Zahl der Beschäftigten in der KAGes zwar steigt, die der Vollzeitkräfte jedoch zurückgeht. Gehen wir es also gemeinsam an, die Kinderbetreuung bedarfsgerecht zu verbessern. Die Versorgung der Patient:innen und die Betreuung der eigenen Kinder muss vereinbar sein. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. 13.100 Arzneimittel sind in Österreich zugelassen. Rund 95 Prozent sind fertige Medikamente, produziert von der Pharmaindustrie, verordnet von Ärztin oder Arzt. Die so genannten „magistralen Zubereitungen“, von denen ApothekerkammerVertreter:innen gerne schwärmen, sind dagegen ein absolutes Minderheitenprogramm. „Man möchte sich den zeitlichen und finanziellen Aufwand nicht vorstellen, der entstehen würde, wenn in jedem Einzelfall der Apotheker selbst auf Basis einer vom Arzt definierten Wirkstoffkombination ein spezielles Medikament auswählen müsste“, heißt es dazu in einer rezenten Studie des Beraternetzwerkes Kreutzer, Fischer und Partner. Die so genannte „Wirkstoffverschreibung“ würde zudem dazu führen, dass „die Kosten für Apotheken explodieren“, schreiben die Studienautor:innen weiter. Sie müssten weit mehr teures Fachpersonal dafür beschäftigen als das bisher notwenig ist. „Infolge wäre es für Öffentliche Apotheken vermutlich nicht mehr möglich, sich im Feld der eher ertragreichen Branchen des Landes zu halten“, fasst die Studie zusammen. Die Umsatzrendite der öffentlichen Apotheken liegt derzeit nämlich um vieles über der durchschnittlicher österreichischer Unternehmen. Brutto liegt sie (Stand 2020) laut Apthekerkammer, Statistik Austria und Kreutzer, Fischer und Partner bei rund 28 Prozent des Umsatzes. Laut Statistik Austria verdienen selbstständige Apotheker:innen richtig gutes Geld: Im Schnitt ein „Apothekergehalt“ von fast 166.000 Euro pro Jahr. Die unselbstständig Beschäftigten kommen dagegen nur auf rund 36.000 Euro. „Heruntergebrochen auf eine durchschnittliche Apotheke (Unternehmen) ergaben sich daraus für das Jahr 2020 Umsatzerlöse von etwas mehr als 3,2 Millionen Euro und ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 317.000 Euro“, fasst die Studie von Kreutzer, Fischer und Partner zusammen. Das sollten Apotheken nicht auf Spiel setzen. Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. extra Dietmar Bayer Apotheker(vertreter) spielen mit dem Feuer Standortbestimmung Michael Sacherer Kinderbetreuung: Steiermark kann noch beser werden d batte Fotos: Ludwig Schedl, Schiffer, Grafik: Konrad Lindner

Cover Wem gehören die medizinischen Daten? Der Person, die sie betreffen oder demjenigen, der sie erhoben hat? Das Eigentum an Gesundheitsdaten ist ein komplexes und sich weiterentwickelndes Thema, das je nach dem rechtlichen und regulatorischen Rahmen des jeweiligen Landes oder der Gerichtsbarkeit variiert. Die Frage des Eigentums an Gesundheitsdaten gewinnt an Bedeutung, da der Einfluss der künstlichen Intelligenz – KI – eine zusätzliche Frage aufwirft. Wem sollte nämlich das aus den extrahierten Daten gewonnene Wissen gehören? Es stellt sich die Frage, ob es sich um ein Gemeinschaftsgut, ein öffentliches Gut oder ein privates Gut handelt. Die Antwort auf diese Frage hat Auswirkungen auf die Art und Weise, wie wir Gesundheitsdaten sammeln, speichern, analysieren und nutzen. Es ist wichtig anzumerken, dass der einzelne Datensatz eines Individuums oft wenig direkten Wert hat. Der Wert liegt vielmehr in den Beziehungen und Zusammenhängen zwischen den Daten vieler Menschen. Durch die Anwendung von KI können Muster und Erkenntnisse aus großen Datensätzen gewonnen werden, die wiederum zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung und der medizinischen Forschung beitragen können. Die Frage des Eigentums an Gesundheitsdaten gewinnt an Bedeutung, da immer mehr Daten gesammelt und analysiert werden. Eine mögliche Perspektive ist die Auffassung, dass Gesundheitsdaten ein Gemeinschaftsgut sind, da sie das Potenzial haben, das Wissen und die Gesundheit der globalen Gesellschaft insgesamt zu verbessern. In diesem Fall würden das Eigentum und die Verwaltung der Daten in die Hände der Gemeinschaft oder einer öffentlichen Institution fallen. Eine andere Sichtweise betrachtet Gesundheitsdaten als privates Gut, das dem individuellen Eigentum Recht auf Versorgung Der gebürtige Belgier Bart de Witte ist international anerkannter Fachmann für Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin. Bevor er sich dem Thema KI professionell zuwandte, arbeite er in der Sport-Reha. Er ist überzeugt davon, dass KI die Medizin weiterbringen kann. Aber nur, wenn offen damit umgegangen wird. 8 Ærzte Steiermark || 07_08|2023 Foto: Stable Diffusion, (KI-Bidgenerator) unterliegt. Dies würde bedeuten, dass jeder Mensch das Recht hat, über seine eigenen Gesundheitsdaten zu verfügen und zu kontrollieren, wer Zugriff darauf hat. Diese Perspektive betont die individuellen Rechte, vernachlässigt jedoch den Aspekt der Solidarität innerhalb unserer europäischen Gesundheitssysteme. Die Frage des Eigentums an Gesundheitsdaten ist also komplex und es gibt keine einheitliche Antwort. Es erfordert einen breiten gesel lschaf t l ichen Diskurs und eine sorgfältige Abwägung der verschiedenen Interessen und Werte, um zu einer angemessenen Lösung zu gelangen. Wie lässt sich sicherstellen, dass die richtige Person die Kontrolle über die Daten behält? Welche Personen sind die richtigen? Jene, die unsere Daten nutzen, um daraus Profite zu generieren, oder jene, die sie nutzen, um daraus öffentlich zugängliches Wissen zu kreieren? Ist es angemessen, wenn ich als Patient meine Zustimmung für die wissenschaftliche Nutzung meiner Daten gebe, um neue Erkenntnisse zu generieren, die anschließend privatisiert werden? Industrielle Drittmittel werden zunehmend genutzt, um Erkenntnisse aus Patientendaten zu privatisieren. Patientendaten werden zuneh-

Cover mend durch proprietäre Regeln kontrolliert, und nur wenige sprechen darüber, weil die Drittfinanzierung für die Wissenschaft nun Abhängigkeiten von der Industrie geschaffen hat. Während wir mehr und mehr Interoperabilitätsstandards schaffen, die den Datenfluss unterstützen, errichten andere rechtliche und finanzielle Mauern, um den Datenfluss wieder zu bremsen. Ich kenne Wissenschafter in Deutschland, die einen Antrag bei einem großen Pharmakonzern stellen müssen, um Zugang zu Patientendaten zu erhalten, die in einem öffentlich-rechtlichen Krankenhaus gespeichert sind. Wenn ich im Vorschlag für den Europäischen Datenraum lese, dass geistige Eigentumsrechte und Geschäftsgeheimnisse für die Sekundärnutzung unserer Gesundheitsdaten geschützt werden sollen, scheint es, als würden die finanziellen Interessen im Vordergrund stehen. Deshalb wundert es auch nicht, dass der Vorschlag unseres Europäischen Rechts auf Gesundheitsversorgung niemals erwähnt wird. Die Generaldirektorin von DIGITALEUROPE, des wichtigsten Lobbyverbands der globalen IT-Branche auf EUEbene, Cecilia Bonefeld-Dahl, behauptete kürzlich sogar, dass bis zu 90 % der Daten europäischer Unternehmen noch nicht als geistiges Eigentum geschützt sind, und sie schrieb an Ursula von der Leyen, dass sie sich gegen eine gemeinsame Nutzung ausspricht. Der European Data Governance Act soll in Zukunft Prozesse, Strukturen und einen rechtlichen Rahmen für die gemeinsame Nutzung von personenbezogenen und nicht-personenbezogenen Daten schaffen. Dies könnte eine Lösung sein. Datentreuhänder wären vertrauenswürdige Stellen, die die Kontrolle über die Daten übernehmen. Sie würden sicherstellen, dass die Interessen der Patienten und der Öffentlichkeit geschützt werden, während sie gleichzeitig für wissenschaftliche Zwecke den Zugang zu den Daten ermöglichen. Datentreuhänder agieren als unabhängige Einrichtungen und könnten sicherstellen, dass die Verwendung der Daten mit ethischen Grundsätzen und rechtlichen Anforderungen in Einklang steht. So könnten sie etwa sicherstellen, dass die Daten anonymisiert oder pseudonymisiert werden, um die Privatsphäre der Patienten zu schützen. Die Einrichtung von Datentreuhändern würde eine transparente und verantwortungsvolle Nutzung der Daten gewährleisten, ohne sie direkt zu privatisieren. Die digitale Gesundheitswirtschaft braucht dringend Zugang zu diesen Daten, sollte aber verpflichtet werden, bei deren Nutzung nach offenen Grundsätzen zu arbeiten. Offene wirtschaftliche Systeme sind schneller, innovativer und vor allem kostengünstiger. Dies konnten wir kürzlich beobachten, als offene Systeme offene Alternativen zum großen Sprachmodell GPT schufen. Sogar ein GoogleIngenieur gab in einem geleakten Dokument zu, dass sie keine Chance haben, mit Open-Source-KI-Systemen zu konkurrieren. Wir sollten auf jeden Fall vermeiden, dass Gesundheitsdaten einen direkten Kapitalwert erhalten, denn wenn dies geschieht, wird die Akkumulation von Daten einer Vermögenskonzentration Ærzte Steiermark || 07_08|2023 9 folgen, die dann im Laufe der Jahre auf den Finanzmärkten zu einer Konsolidierung führen wird – ob nun in Oligopolen oder im Monopol. Wir würden das Marktversagen, das zur Machtkonzentration von Big Tech geführt hat, wiederholen. Haben KI-Systeme in der Medizin eine Sonderstellung, was die verarbeiteten Daten und deren Kontrolle anlangt? Ich denke schon, weil der Zugang zu lebensrettendem Wissen von extremer Bedeutung ist, wenn wir die Gesundheit der Bevölkerung schützen wollen. Heutzutage tun KI und Big Tech das, was die Pharmaindustrie Ende des 19. Jahrhunderts getan hat – sie industrialisieren medizinisches Wissen. Ärzte könnten ein ähnliches Schicksal erleiden wie die Apotheker, die die Hoheit über die Wissensgenerierung verloren haben und größtenteils zu Verkäufern pharmazeutischer Produkte geworden sind. In Artikel 35 unserer Europäischen Charta der Grundrechte wird betont, dass ein hohes Gesundheitsschutzniveau bei der Festlegung und Durchführung der Politik und Maßnahmen der Union in allen Bereichen sichergestellt werden muss. Für mich bedeutet das, dass Maßnahmen ergriffen werden müssen, um sicherzustellen, dass KI in der Medizin öffentlich zugängl ich und t ransparent bleibt und so zu einem Gemeinschaftsgut wird. Es ist wichtig, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und sicherzustellen, dass der Zugang zu medizinischem Wissen und Fortschritt nicht ausschließlich den Interessen von der Finanzindustrie (VCs) und Big-Tech-Unternehmen unterliegt. Brauchen wir neue rechtliche Rahmenbedingungen? Ja, natürlich! Große KI-Firmen wie OpenAI und Microsoft werden fast wöchentlich wegen Urheberrechtsverletzungen verklagt, da ihre geschlossenen KI-Systeme Algorithmen des maschinellen Lernens nutzen, um Antworten zu generieren. Diese Antworten basieren auf den Mustern, die das System aus den umfangreichen Trainingsdaten gelernt hat. Die US-Bi ldagentur Getty Images hat StabilityAI vor dem High Court of London wegen Urheberrechtsverletzungen verklagt. StabilityAI hat Millionen von Werken von Getty verwendet, die eigentlich lizenziert werden müssten, um ihr KI-System Stable Diffusion zu trainieren. Ein ähnlicher Fall ereignete sich kürzlich in den USA, bei dem drei Künstler gegen StabilityAI, DeviantArt und die Hersteller der KI-Software Midjourney geklagt haben. Auch hier wurden ihre Bilder ohne Erlaubnis für den gleichen Zweck verwendet. Was geschieht, wenn mithilfe von KI neue Erkenntnisse aus Patientendaten generiert werden, etwa in Form von neuen Biomarkern, ist noch nicht eindeutig geregelt. Sollten Unternehmen die Möglichkeit haben, KI-Ergebnisse mittels Urheber- oder Patentrecht zu schützen, obwohl der Großteil der Arbeit von Maschinen übernommen wurde? Das würde bedeuten, dass Unternehmen, die über die meisten Daten und Rechenkapazität verfügen, einen Vorteil hätten. War das der eigentliche Sinn hinter der Erfindung des Urheberrechts? Als Bürger sollten wir die Entscheidungsbefugnis darüber haben, ob die KI, die mit öffentlichen Geldern finanziert wurde und auf Patientendaten basiert, zu

10 Ærzte Steiermark || 07_08|2023 Bereich öffentlich zugänglichen KISystemen und -Innovationen führt. Andernfalls werden wir den Fehler wiederholen, dass einige wenige große Unternehmen wie Elsevier oder Springer den Zugang zu wissenschaftlichem Wissen kontrollieren und profitabler sind als Google und Facebook, obwohl sie Inhalte und Wissen nutzen, wofür sie nicht bezahlt haben und die größtenteils mit Steuergeldern finanziert wurden. Open-Access -Initiativen versuchen, dies zu beheben. Liegt darin nicht bereits die Antwort darauf, wie wir die KI in der Medizin regulieren sollten? Um dies zu vermeiden, sind neue rechtliche Rahmenbedingungen notwendig. Gemeinsam mit anderen Organisationen wie z. B. der Creative-Commons- und der Open-Source-Initiative besprechen wir den Bedarf an neuen Lizenzmodellen; wie z. B. eine Copyleft-Lizenz für Daten. Im Gegensatz zu traditionellen UrheberrechtLizenzen, die die Nutzung und Verbreitung beschränken, erlaubt eine Copyleft-Lizenz ausdrücklich die Weitergabe, Veränderung und Nutzung des ursprünglichen Werkes sowie der daraus abgeleiteten Werke. Sie stellt sicher, dass die ursprüngliche Freiheit und die Bedingungen der Lizenz für alle abgeleiteten Werke beibehalten werden. Eine solche Copyleft-Lizenz würde es ermöglichen, anonymisierte Patientendaten zu teilen und zu verbreiten, und für das Trainieren von KIModellen zu nutzen, während gleichzeitig gewisse Bedingungen festgelegt werden, die weiterhin die Freiheit und den Zugang für andere Nutzer gewährleisten. Die Nutzung solcher Lizenzen könnte von Datentreuhändern überwacht werden, um sicherzustellen, dass unsere Daten und ihre abgeleiteten Werke nicht privatisiert werden und das daraus gewonnene lebensrettende Wissen zu einem Gemeinschaftsgut wird. Dieser Ansatz ist nicht neu und wurde bereits erfolgreich in der Softwarewelt eingeführt. Copyleft-Lizenzen haben dazu beigetragen, dass viele erfolgreiche OpenSource-Projekte entstanden sind, die von einer aktiven Community unterstützt und kontinuierlich weiterentwickelt werden. Sie fördern die Zusammenarbeit, den Austausch von Wissen und den freien Zugang zu Informationen und Technologien. Was könnten wir uns in der Medizin noch mehr wünschen? Wird Gesundheitsversorgung durch KI zwangsläufig zur Handelsware? Bei Handelswaren sinkt der Preis in der Regel mit steigender Nachfrage, was akzeptabel wäre. Das aktuelle Problem besteht darin, dass lebensrettendes Wissen zu Vermögenswerten umgewandelt wird. Bei Vermögenswerten hingegen steigt der Preis, wenn die Nachfrage zunimmt. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Pharmaindustrie, in der der Preis von Insulin in den USA in den letzten 20 Jahren um 1.200 Prozent gestiegen ist, obwohl das Patent vor 100 Jahren für nur einen Dollar verkauft wurde. Diese Auswirkungen auf den Finanzmarkt haben dazu beigetragen, dass im letzten Jahr über 100.000 Menschen in den USA an Diabetes gestorben sind. Der Fall von Martin Shkreli, der den Preis eines lebenswichtigen Medikaments drastisch erhöhte, ist ein Beispiel dafür, wie dieses System schädlich sein kann. Wir sollten bestrebt sein, solche Fälle zu vermeiden und sicherzustellen, dass lebensrettendes Wissen für alle zugänglich und erschwinglich bleibt, um das Wohl der Menschen zu schützen. Daher ist es wichtig, unsere Daten durch rechtliche, ökonomische und politische Maßnahmen zu schützen, um zu verhindern, dass sie zu reinen Vermögenswerten werden. Wir müssen sicherstellen, dass lebensrettendes Wissen cover als gemeinschaftliches Gut betrachtet wird und als Open- Source entwickelt wird, damit es nicht zu einem Spielball in den Händen weniger profitgetriebener Unternehmen wird. Sie sagen, Daten seien das Leben. Gibt es aber eine Weiterentwicklung ohne wirtschaftliche Anreize? Welche wirtschaftlichen Anreize gibt es? Bevor wir die Wirtschaft ankurbeln können, müssen wir zunächst die Grundlagen schaffen, um KI-Innovationen überhaupt voranzutreiben. Wenn Gutenberg genauso über Daten gedacht hätte wie einige heute, hätte er das gedruckte Alphabet patentiert. Wo wären wir dann? Hätte es die Aufklärung gegeben? Und hätten wir makro-ökonomisch mehr oder weniger wirtschaftliche Wertschöpfung generiert? Es ist allgemein bekannt, dass das Internet, das auf Open- Source basiert, niemals so erfolgreich geworden wäre, wenn es auf geschlossenen Standards aufgebaut worden wäre. Wie groß ist der Beitrag des Internets zur Wertschöpfung heutzutage? Ohne das Internet wären Unternehmen wie Google, Amazon oder Meta nicht existent. Beim Humanen Genomprojekt wurde politisch entschieden, dass es nicht patentierbar ist und dass wir die Natur in digiDas aktuelle Problem besteht darin, dass lebensrettendes Wissen zu Vermögenswerten umgewandelt wird. Bei Vermögenswerten steigt der Preis, wenn die Nachfrage zunimmt. Wenn Gutenberg genauso über Daten gedacht hätte wie einige heute, hätte er das gedruckte Alphabet patentiert.

Ærzte Steiermark || 07_08|2023 11 Bereich pa keine Open-Source-KI einführen, wird es schwer sein, das Recht auf Versorgung unabhängig von den wirtschaftlichen Möglichkeiten eines Einzelnen umzusetzen. Wahrscheinlich würden wir uns eher in Richtung eines Gesundheitssystems bewegen, das dem in den USA ähnelt, wo mittlerweile das menschliche Leben kapitalisiert wird. Kann Digital auch sozial sein? Und wenn ja, wie kann es funktionieren? Absolut. Als Sozialunternehmer habe ich in den letzten Jahren viel experimentiert und Hypothesen getestet. Mein Hauptziel war es, herauszuf inden, wie wir gemeinsam mit der Wirtschaft den sozialen und indirekten wirtschaftlichen Wert von Gesundhei t sdaten ma x imieren können. Nach vielen Jahren des Scheiterns und Lernens habe ich erkannt, dass die Hauptursache für die ökonomische Ausbeutung von Gesundheitsdaten im Finanzmarkt liegt. Dank der f inanziellen Unterstützung einer großen Pharmafirma konnte ich bei der Datenspendekampagne www.viktoriaonezero.org für Brustkrebsdaten mitwirken und wertvolle Erkenntnisse gewinnen. Dabei habe ich festgestellt, dass es viele Unternehmen und Investoren gibt, die Offenheit, Transparenz und cover taler Form nicht patentieren können. Trotzdem hat dies zu einer enormen ökonomischen Wertschöpfung in Billionenhöhe geführt, aber durch gesundenWettbewerb zu immer niedrigeren Preisen. Warum sollte es bei unseren Gesundheitsdaten anders sein? Durch den Zugriff auf Open-Source- KI-Technologien können Unternehmen erhebliche Kosten einsparen, was zu kostengünstigeren Lösungen führen wird. Statt teure proprietäre Lösungen zu erwerben, können sie auf vorhandene OpenSource-Ressourcen zurückgreifen, die kostenlos oder zu geringeren Kosten verfügbar sind. Ärzte und Ärzte-Verbände könnten so genannte Referenz-KI-Model le entwickeln und die klinischen Standards für die Industrie definieren. Kleine und mittlere Unternehmen können dank des Internets KI-Technologien nutzen, ohne dabei ihre eigene Souveränität einzubüßen. Open-Source ist kein kostenloser Biergenuss, aber es erlaubt jedem von uns, ein Bier unabhängig zu brauen. In Europa gibt es weitgehend das Recht auf Versorgung unabhängig von wirtschaftlichen Möglichkeiten der einzelnen Person. In den USA etwa ist das anders. Besteht nicht das Risiko, dass KI wirtschaftlich agierende Systeme à la USA bevorzugt, ja sogar europäische Systeme transformieren könnte? Die Frage stellt sich nicht, weil es unbestreitbar ist, dass Open-Source-Communities KI-Model le schnel ler und billiger entwickeln können als große Unternehmen wie Google oder OpenAI. Durch die Demokratisierung der Softwareentwicklung gibt es mehr Entwickler, die unabhängig von großen Unternehmen arbeiten wollen, als Entwickler, die für solche Unternehmen arbeiten. Als ChatGPT ins Leben gerufen wurde, beschäftigte OpenAI weniger als 500 Personen. Das europäische CLAIRE-Forschungsnetz etwa besteht aus 461 Labors und Institutionen, die sich gemeinsam für europäische Spitzenleistungen im Bereich der KI einsetzen, und umfasst ein Netzwerk von über 25.000 Personen. Das größte Problem, das ich sehe, ist, dass diese Netzwerke keine gemeinsame Vision und kein gemeinsames Ziel haben, weshalb ich Hippo AI gegründet habe. Unser Hauptaugenmerk bei Hippo AI liegt darauf, die medizinische KI zu demokratisieren und unserer Community zu dienen, die auf dieser Vision aufbaut. Bei HIPPO AI haben wir in nur vier Monaten über 1.000 KI-Forscher und Kliniker zusammengebracht und wollen in den nächsten drei Jahren bis zu 100.000 Menschen zusammenbringen. Laut der WHO gab es im Jahr 2019 über 1,8 Millionen praktizierende Ärzte in der europäischen Region. Wir sehen Ärzte als die wichtigsten Teilnehmer in unserer Gemeinschaft und glauben fest daran, dass sich viel mehr Ärzte aktiv an der Gestaltung von KI-Projekten beteiligen werden. Ich bin vollkommen überzeugt davon, dass wir in Europa die Fähigkeit besitzen, unsere europäischen Werte und Normen mithilfe von Open-Source-KI weltweit zu verbreiten. Wenn wir in EuroWenn wir in Europa keine OpenSource-KI einführen, wird es schwer sein, das Recht auf Versorgung unabhängig von den wirtschaftlichen Möglichkeiten eines Einzelnen umzusetzen. Foto: Stable Diffusion, (KI-Bidgenerator)

die Entwicklung von OpenSource-KI unterstützen. Das Hauptproblem besteht jedoch darin, dass es derzeit keine Anreize für mehr Offenheit und Transparenz gibt, da Investoren, die auf Nachhaltigkeit setzen, dies nicht bewerten können. Investoren nutzen heute ESG-Kriterien, um die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen zu bewerten und in umweltfreundliche und sozial verantwortliche Anlagen zu investieren. ESG steht für Environmental, Social und Governance und bezieht sich auf Kriterien, anhand derer Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsleistung beur12 Ærzte Steiermark || 07_08|2023 cover teilen. Dabei werden Umwelt- und soziale Auswirkungen sowie Aspekte der Unternehmensführung berücksichtigt. ESG-Kriterien werden immer wichtiger, um nachhaltige Entscheidungen zu treffen und langfristig Werte zu schaffen, und sie werden von Investoren, Unternehmen und anderen Interessengruppen zunehmend berücksichtigt. Gemeinsam mit über 50 Wissenschaftlern haben wir ein Framework entwickelt, das zur Bewertung von KILösungen im medizinischen Bereich genutzt werden kann. In diesem Zusammenhang unterscheiden wir zwischen regenerativer und extraktiver KI. Regenerative KI stellt einen nachhaltigen Ansatz dar, um den extraktiven Charakter herkömmlicher KI-Geschäftspraktiken im Gesundheitswesen anzugehen. Sie integriert die Prinzipien von ESG (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) und trägt dazu bei, die Gesamtbewertung von Unternehmen zu verbessern und gleichzeitig zu den Zielen der nachhaltigen Entwicklung (SDGs) beizutragen, insbesondere zu SDG 1, 3, 4, 5, 8, 9, 10 und 11. Im herkömmlichen KIEntwicklungsprozess werden oft öffentliche Daten und Ressourcen genutzt, ohne etwas zurückzugeben, was zu Intransparenz und neuen Informationsasymmetrien führen kann. Regenerative KI hingegen basiert auf Open-SourcePrinzipien und fördert die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten, um Informationsasymmetrien abzubauen. Sie nutzt die Ressourcen der Gemeinschaft und gewährleistet Transparenz in Bezug auf die Funktionsweise von Algorithmen. Gleichzeitig ermöglicht sie die Wiederverwendbarkeit von KI-Modellen und minimiert Datenasymmetrien. Unser Ziel ist es, eine nachhaltige Zukunft im Gesundheitswesen zu schaffen, die von KI geleitet wird und den gesamten sozialen Wert freisetzt, der im Ökosystem der Gesundheitsdaten vorhanden ist. In Zusammenarbeit mit mehr als 50 Wissenschaftlern, darunter 2 Nobelpreisträgern, arbeiten wir derzeit an der Weiterentwicklung dieses Konzepts. Wir planen, das Framework im November in Genf weltweit vorzustellen, um die Integration von ESG-Prinzipien in die KI-Entwicklung im medizinischen Bereich voranzutreiben. Die WHO vertritt in einer Studie die These, dass Digital Health bildungsferne Teile der Bevölkerung und ländliche Regionen benachteiligen kann. Wie beurteilen Sie das? Was ist Digital Health? Wenn Digital Health genau so wie in der Finanzindustrie definiert wird – jeder in ländlichen Regionen hat Zugang zu Bankdienstleistungen –, sehe ich das als etwas Positives. In vielen Teilen Afrikas gibt es keine Bankfilialen. Die Menschen sind direkt auf mobiles Banking umgestiegen, sogar früher als in westlichen Ländern. Digital Health kann ebenso den Zugang zu Gesundheitsdienst leistungen verbessern. Allerdings müssen die Lösungen lokal entwickelt werden und den Bedürfnissen der Gemeinschaft vor Ort dienen. Dafür sind OpenSource-Bibl iotheken und -Bausteine notwendig, damit eigenständige Lösungen entwickelt werden können, die in den sozio-kulturellen Kontext der Gemeinschaft integrierbar sind. Kritiker befürchten, dass durch KI eine Art digitale Parallelwelt entsteht. Sehen Sie diese Gefahr auch? Wie lässt sich ihr entgegenwirken? Diese digitale Paral lelwelt gibt es bereits ohne KI. ArBart de Witte ist ein Glücksfall: Er kommt aus der Medizin und hat für große Unternehmen (IBM, SAP …) im Bereich Digital Health gearbeitet. Und er hat einen internationalen universitären Hintergrund. 2019 gründete er die HIPPO AI Foundation, die 90 Ärzt:innen, 430 Forscher:innen und 200 Entwickler:innen verbindet. HIPPO AI möchte medizinische Erkenntnisse, die durch Künstliche Intelligenz gewonnen werden, mittels einer OpenKnowledgeLizenz frei zugänglich machen. Foto: Stable Diffusion, (KI-Bidgenerator)

Cover min Nassehi, ein Soziologe von der LMU, beschreibt in seiner Theorie der Digitalisierung, dass die Digitalisierung eine Verdopplung der Welt durch Daten darstellt. Diese Verdopplung vollzieht sich unsichtbar und führt dazu, dass der Mensch nicht nur eine biologische Existenz hat, sondern auch eine informationelle Identität besitzt. Tatsächlich hat Luciano Floridi, ein Technologiephilosoph aus Oxford, in seinem Werk The Informational Nature of Personal Identity genau diese Thematik beschrieben. Er argumentiert, dass die Digitalisierung zu einer wesentlichen Veränderung unseres Verständnisses von persönlicher Identität führt. Durch die zunehmende Vernetzung und den Austausch von Daten wird die informationelle Dimension unseres Selbst immer bedeutender. Es entsteht eine Art digitale Doppelgänger-Welt, in der unsere Identität sowohl biologische als auch informationsbezogene Aspekte umfasst. Diese Veränderungen werfen Fragen auf, v. a. im Hinblick auf den Schutz der Privatsphäre und die menschliche Würde und Integrität, den Zugang zu Informationen und die Kontrolle über unsere digitalen Identitäten. Angesichts der Digitalisierung des Körpers stellt sich die Frage, wie es um die Gefahr, dass wir in einer digitalen Feudalherrschaf t landen, in der Plattformen und große Tech-Unternehmen die Regeln bestimmen und über den Zugang zu Informationen und Ressourcen entscheiden. Der freie Zugang zu Informationen und Wissen ist entscheidend für persönliches Wachstum, individuelle Bildung und soziale Entwicklung. Öffentliche Bibliotheken ermöglichen breiten Bevölkerungsschichten den Zugang zu einer Vielzahl von Bildungsressourcen und Informationen. Sie fördern Chancengleichheit, bieten eine Plattform für lebenslanges Lernen und kulturelle Teilhabe, und dienen als Treffpunkt für die Gemeinschaft. In der digitalen Ära erweitern Bibliotheken ihre Dienstleistungen, um auch den Zugang zu digitalen Ressourcen und Online-Inhalten zu ermöglichen. Sie sind unverzichtbare Institutionen, die den freien Zugang zu Informationen und Wissen fördern und somit einen positiven Einfluss auf persönliches Wachstum, Bildung und soziale Entwicklung haben. Angesichts der aktuel len technologischen Feudalismus-Tendenzen, bei denen Daten zur Kontrolle und Ausbeutung konzentriert sind, benötigen wir Gegenmaßnahmen, um sicherzustellen, dass die Welt der Daunser europäisches Recht auf Unversehrtheit steht, wenn unsere Identität als informationelle Entität betrachtet wird, wie es von Luciano Floridi beschrieben wird. Gemäß diesem Recht ist es verboten, den menschlichen Körper oder Teile davon als Mittel zur Gewinnerzielung zu nutzen. Angesichts der rasanten Expansion der digitalen Sphäre ist es meiner Ansicht nach dringend erforderlich, neue digitale Rechte einzuführen, die uns einen gleichwertigen Schutz gewährleisten. Die Verdopplung der digitalen Welt hat weitreichende Auswirkungen auf unser tägliches Leben und stellt uns vor neue Herausforderungen. Um den Fortschritt und die Chancen der digitalen Transformation voll auszuschöpfen, müssen wir sicherstellen, dass unsere Rechte und Freiheiten in dieser neuen Dimension gewahrt bleiben. Nur durch die Schaffung geeigneter digitaler Rechte können wir sicherstellen, dass individuelle Privatsphäre, Datenintegrität und persönliche Autonomie respektiert werden. Die zunehmende Vernetzung und der Zugriff auf unsere digitalen Identitäten erfordern einen rechtlichen Rahmen, der uns vor Missbrauch schützt und gleiche Schutzstandards wie in der physischen Welt gewährleistet. Es besteht sonst ten nicht einseitig beherrscht wird. Es ist wichtig, digitale öffentliche Räume zu schaffen, um den freien Zugang zu Daten und Wissen zu gewährleisten, anstatt sie zu privatisieren. Ähnlich wie bei physischen Bibliotheken benötigen wir digitale öffentliche Bibliotheken als Ressourcen für die Entwicklung digitaler Bausteine, etwa für die Entwicklung von KI-Diensten. Dies würde eine digitale Demokratisierung von Daten und Wissen ermöglichen. Die Software-Community hat bereits gezeigt, dass eine solche Realisierung möglich ist. In den letzten 30 Jahren haben Sof twareentwick ler durch globale offene Zusammenarbeit den Zugang zu SoftwareCodes demokratisiert. Diese Art von Zusammenarbeit hat zu einer breiten Verfügbarkeit von Open-Source-Software geführt, die von vielen Menschen genutzt und verbessert werden kann. Ähnliche Prinzipien könnten auf den Zugang zu Daten und Wissen angewendet werden, um sicherzustellen, dass sie für alle zugänglich und nutzbar sind. Genau das ist das Ziel von HIPPO AI in der Medizin. Wir setzen uns dafür ein, die Entwicklung von medizinischer Künstlicher Intelligenz als Gemeingut voranzutreiben. Dazu stellen wir Ressourcen und Werkzeuge zur Verfügung und setzen uns besonders dafür ein, die Industrie von der Zusammenarbeit und dem Teilen von Ressourcen zu überzeugen. Unser Ziel ist es, die Fortschritte in der medizinischen KI voranzutreiben und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Vorteile dieser Technologie allen zugutekommen. Die Fragen stellte Martin Novak. Ærzte Steiermark || 07_08|2023 13 Die zunehmende Vernetzung und der Zugriff auf unsere digitalen Identitäten erfordern einen rechtlichen Rahmen, der uns vor Missbrauch schützt und gleiche Schutzstandards wie in der physischen Welt gewährleistet.

Studie „Wir wollten eine nachvollziehbare Datenlage schaffen“, erklärt der Hauptautor der Studie Nationwide analysis of hospital admissions and outcomes of patients with SARSCoV-2 infection in Austria 2020 and 2021, Paul Zajic von der Grazer Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Init i iert und ohne äußere f inanziel le Mittel realisiert wurde die in scientif ic reports veröf fent lichte Studie von einer Handvoll Intensivmediziern:innen und Epidemiolog:innen, die schon vor der Pandemie laufend ihr Wissen miteinander geteilt haben. Sie arbeiten für Öffentliche Medunis liefern COVID-Daten für den Diskurs Vertreter:innen der drei öffentlichen Medizinischen Universitäten Österreichs haben eine Studie aus einer ersten Tranche an Hospitalisierungs- und Outcome-Daten der COVID-19-Pandemie publiziert, als Grundlage für einen möglichen Diskurs. Weitere Datenanalysen sollen folgen. die drei öffentlichen Medizinischen Universitäten Österreichs in Wien, Graz und Innsbruck; ihre retrospektive Datenbearbeitung und -analyse basiert auf den von der Gesundheit Österreich GesmbH (GÖG) zur Verfügung gestellten Zahlen und fokussiert sich auf die Hospitalisierungszahlen, Aufnahmen in IMCUs und ICUs sowie deren zeitliche wie regionale Verteilung. „Es handelt sich dabei vorwiegend um administrative Daten; medizinische Informationen liegen lediglich bei Aufnahme in eine Intensivstation vor“, erläutert Zajic. Hier wurde bei der Aufnahme der Simplified Acute Physiology Score (SAPS 3) festgestellt und danach täglich die Einordnung nach dem Simplified Therapeutic Intervention Scoring System (TISS 28) vorgenommen. Aufgrund der Verzögerung, mit der Daten rückblickend wissenschaftlich aufbereitet und publiziert werden können, liegt derzeit nur eine Analyse für die ersten beiden Jahre der Pandemie vor; aber auch die Zahlen der Omikron-Wellen sollen letztlich analysiert und noch heuer veröffentlicht werden. Mehr Männer In die anonyme Datensammlung eingeschlossen wurden jene 68.193 Patient:innen, die im Betrachtungszeitraum vom 1. Jänner 2020 bis 31. Dezember 2021 mit einer COVID-Infektion hospitalisiert wurden (ICD-10-Diagnosen U04.9, U07.1 und U07.2). Österreich wird in der Studie in vier Regionen unterteilt: Nord (Salzburg, Oberöster- „Der Sinn unserer Datenaufarbeitung liegt darin, einen gesellschaftlichen Diskurs anzustoßen, auf den im besten Fall eine bewusste Entscheidung folgt, wie in Hinkunft mit derartigen Situationen umgegangen werden soll.“ Paul Zajic Foto: beigestellt, Adobe Stock 14 Ærzte Steiermark || 07_08|2023 Fotos: Meduni Graz, Adobe Stock

Ærzte Steiermark || 07_08|2023 15 GANZHEITLICH DENKEN, WERTE BEWAHREN Ein Vermögen aufzubauen und langfristig zu vermehren, erfordert fundiertes Know-how und individuelle, persönliche Beratung. Besonderes Augenmerk legt man bei Raiffeisen auf die branchentypischen Anforderungen von Ärztinnen und Ärzten. Je schwieriger die Bedingungen für Anleger werden, desto mehr zeigen sich die Stärken im Private Banking (PB), der „Königsdisziplin“ der Raiffeisen-Landesbank Steiermark. Für die erfahrenen PB-Ansprechpartner:innen von Raiffeisen steht die langfristige persönliche Beziehung im Vordergrund. Sie begleiten ihre Kund:innen oft schon vom Studium an durch die Karriere und entwickeln dabei maßgeschneiderte Lösungen für die mittel- bis langfristigen beruflichen Herausforderungen und privaten Lebensziele. Für Ärztinnen und Ärzte schafft z. B. das umfangreiche Know-how zu Praxisgründung und -übergabe großen Mehrwert. Die Empfehlungspalette reicht aber von Green Investments über steuerlich günstige Veranlagungen bis zu Beteiligungsmöglichkeiten oder Fonds. Exklusive Veranstaltungen, die erlesenen Kulturgenuss oder wertvolle Informationen aus erster Hand bieten, runden das PB-Angebot ab. RLB-Kompetenz für Private Banking-Kund:innen: • Vermögensaufbau und -beratung • Steueroptimierte Veranlagung • Depotanalyse • Immobilienveranlagung • Praxisgründung • Stiftungsmanagement • Nachfolgeplanung, Praxisübergabe • Cash-Management Kontakt: PRIVATE BANKING | Radetzkystraße 15, 8010 Graz www.privatebanking-rlb.at | 0316 8036 5083 team.privatebanking@rlbstmk.at Studie reich), Ost (Wien, Niederösterreich, Burgenland), Süd (Steiermark, Kärnten) und West (Tirol, Vorarlberg). Jede/r Patient:in wird in der Region gezählt, in der es zur Erstaufnahme ins Spital gekommen ist. Rund 60 Prozent der hospitalisierten Personen waren 65 Jahre alt oder älter – bei einem Bevölkerungsantei l von 19,2 Prozent. Von den hospitalisierten Inf izierten waren 52,6 Prozent Männer, unter den auf die ICU aufgenommenen sogar 64,8 Prozent (IMCU 62,7 Prozent). „Diese Geschlechterdifferenz ist kein österreichisches Phänomen, sondern wurde weltweit beobachtet“, erklärt Zajic. „Die Ursache ist noch nicht bekannt, es gibt jedoch einige Postulate: von der unterschiedlichen Ausprägung von Enzymen bis zu ungleich verteilten Vorerkrankungen, insbesondere Adipositas.“ Alter & Geschlecht Nicht nur das Geschlecht spielte bei der Wahrscheinlichkeit, in ein Krankenhaus (und in eine ICU) aufgenommen zu werden, eine Rolle, sondern auch das Alter. Die meisten intensivmedizinischen Betreuungen gab es Rund 60 Prozent der hospitalisierten Personen waren 65 Jahre alt oder älter – bei einem Bevölkerungsanteil von 19,2 Prozent. in der Altersspanne zwischen 55 und 74 Jahren. In jüngeren Jahren waren die Krankheitsverläufe mehrheitlich weniger dramatisch; mit zunehmendem Alter sank die Wahrscheinlichkeit einer ICU-Aufnahme aus anderen Gründen: „Of note, there has been no formal policy allowing or disallowing for age-based patient selection in Austria in the concerned time period“, so die Studie. De facto wurden die Betten jedoch hauptsächlich an Jüngere mit besserer Prognose vergeben. „Der Sinn unserer Datenaufarbeitung liegt darin, einen gesellschaftlichen Diskurs anzustoßen, auf den im besten Fall eine bewusste Entscheidung folgt, wie in Hinkunft mit derartigen Situationen umgegangen werden soll“, so Zajic. Die Entscheidung über eine Aufnahme auf die Intensivstation wurde üblicherweise in Anlehnung an ein Expertenstatement der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin ÖGARI getroffen. Eine gesetzliche Vorgabe oder Rechtsprechung dazu (wie in Deutschland) gab es in Österreich nicht; RLB-PB Leiter Johannes Tschemmernegg: „Unsere Servicefülle direkt im Haus reicht weit über das branchenübliche Angebot hinaus.“

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