AERZTE Steiermark | Juli/August 2023

10 Ærzte Steiermark || 07_08|2023 Bereich öffentlich zugänglichen KISystemen und -Innovationen führt. Andernfalls werden wir den Fehler wiederholen, dass einige wenige große Unternehmen wie Elsevier oder Springer den Zugang zu wissenschaftlichem Wissen kontrollieren und profitabler sind als Google und Facebook, obwohl sie Inhalte und Wissen nutzen, wofür sie nicht bezahlt haben und die größtenteils mit Steuergeldern finanziert wurden. Open-Access -Initiativen versuchen, dies zu beheben. Liegt darin nicht bereits die Antwort darauf, wie wir die KI in der Medizin regulieren sollten? Um dies zu vermeiden, sind neue rechtliche Rahmenbedingungen notwendig. Gemeinsam mit anderen Organisationen wie z. B. der Creative-Commons- und der Open-Source-Initiative besprechen wir den Bedarf an neuen Lizenzmodellen; wie z. B. eine Copyleft-Lizenz für Daten. Im Gegensatz zu traditionellen UrheberrechtLizenzen, die die Nutzung und Verbreitung beschränken, erlaubt eine Copyleft-Lizenz ausdrücklich die Weitergabe, Veränderung und Nutzung des ursprünglichen Werkes sowie der daraus abgeleiteten Werke. Sie stellt sicher, dass die ursprüngliche Freiheit und die Bedingungen der Lizenz für alle abgeleiteten Werke beibehalten werden. Eine solche Copyleft-Lizenz würde es ermöglichen, anonymisierte Patientendaten zu teilen und zu verbreiten, und für das Trainieren von KIModellen zu nutzen, während gleichzeitig gewisse Bedingungen festgelegt werden, die weiterhin die Freiheit und den Zugang für andere Nutzer gewährleisten. Die Nutzung solcher Lizenzen könnte von Datentreuhändern überwacht werden, um sicherzustellen, dass unsere Daten und ihre abgeleiteten Werke nicht privatisiert werden und das daraus gewonnene lebensrettende Wissen zu einem Gemeinschaftsgut wird. Dieser Ansatz ist nicht neu und wurde bereits erfolgreich in der Softwarewelt eingeführt. Copyleft-Lizenzen haben dazu beigetragen, dass viele erfolgreiche OpenSource-Projekte entstanden sind, die von einer aktiven Community unterstützt und kontinuierlich weiterentwickelt werden. Sie fördern die Zusammenarbeit, den Austausch von Wissen und den freien Zugang zu Informationen und Technologien. Was könnten wir uns in der Medizin noch mehr wünschen? Wird Gesundheitsversorgung durch KI zwangsläufig zur Handelsware? Bei Handelswaren sinkt der Preis in der Regel mit steigender Nachfrage, was akzeptabel wäre. Das aktuelle Problem besteht darin, dass lebensrettendes Wissen zu Vermögenswerten umgewandelt wird. Bei Vermögenswerten hingegen steigt der Preis, wenn die Nachfrage zunimmt. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Pharmaindustrie, in der der Preis von Insulin in den USA in den letzten 20 Jahren um 1.200 Prozent gestiegen ist, obwohl das Patent vor 100 Jahren für nur einen Dollar verkauft wurde. Diese Auswirkungen auf den Finanzmarkt haben dazu beigetragen, dass im letzten Jahr über 100.000 Menschen in den USA an Diabetes gestorben sind. Der Fall von Martin Shkreli, der den Preis eines lebenswichtigen Medikaments drastisch erhöhte, ist ein Beispiel dafür, wie dieses System schädlich sein kann. Wir sollten bestrebt sein, solche Fälle zu vermeiden und sicherzustellen, dass lebensrettendes Wissen für alle zugänglich und erschwinglich bleibt, um das Wohl der Menschen zu schützen. Daher ist es wichtig, unsere Daten durch rechtliche, ökonomische und politische Maßnahmen zu schützen, um zu verhindern, dass sie zu reinen Vermögenswerten werden. Wir müssen sicherstellen, dass lebensrettendes Wissen cover als gemeinschaftliches Gut betrachtet wird und als Open- Source entwickelt wird, damit es nicht zu einem Spielball in den Händen weniger profitgetriebener Unternehmen wird. Sie sagen, Daten seien das Leben. Gibt es aber eine Weiterentwicklung ohne wirtschaftliche Anreize? Welche wirtschaftlichen Anreize gibt es? Bevor wir die Wirtschaft ankurbeln können, müssen wir zunächst die Grundlagen schaffen, um KI-Innovationen überhaupt voranzutreiben. Wenn Gutenberg genauso über Daten gedacht hätte wie einige heute, hätte er das gedruckte Alphabet patentiert. Wo wären wir dann? Hätte es die Aufklärung gegeben? Und hätten wir makro-ökonomisch mehr oder weniger wirtschaftliche Wertschöpfung generiert? Es ist allgemein bekannt, dass das Internet, das auf Open- Source basiert, niemals so erfolgreich geworden wäre, wenn es auf geschlossenen Standards aufgebaut worden wäre. Wie groß ist der Beitrag des Internets zur Wertschöpfung heutzutage? Ohne das Internet wären Unternehmen wie Google, Amazon oder Meta nicht existent. Beim Humanen Genomprojekt wurde politisch entschieden, dass es nicht patentierbar ist und dass wir die Natur in digiDas aktuelle Problem besteht darin, dass lebensrettendes Wissen zu Vermögenswerten umgewandelt wird. Bei Vermögenswerten steigt der Preis, wenn die Nachfrage zunimmt. Wenn Gutenberg genauso über Daten gedacht hätte wie einige heute, hätte er das gedruckte Alphabet patentiert.

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