Cover min Nassehi, ein Soziologe von der LMU, beschreibt in seiner Theorie der Digitalisierung, dass die Digitalisierung eine Verdopplung der Welt durch Daten darstellt. Diese Verdopplung vollzieht sich unsichtbar und führt dazu, dass der Mensch nicht nur eine biologische Existenz hat, sondern auch eine informationelle Identität besitzt. Tatsächlich hat Luciano Floridi, ein Technologiephilosoph aus Oxford, in seinem Werk The Informational Nature of Personal Identity genau diese Thematik beschrieben. Er argumentiert, dass die Digitalisierung zu einer wesentlichen Veränderung unseres Verständnisses von persönlicher Identität führt. Durch die zunehmende Vernetzung und den Austausch von Daten wird die informationelle Dimension unseres Selbst immer bedeutender. Es entsteht eine Art digitale Doppelgänger-Welt, in der unsere Identität sowohl biologische als auch informationsbezogene Aspekte umfasst. Diese Veränderungen werfen Fragen auf, v. a. im Hinblick auf den Schutz der Privatsphäre und die menschliche Würde und Integrität, den Zugang zu Informationen und die Kontrolle über unsere digitalen Identitäten. Angesichts der Digitalisierung des Körpers stellt sich die Frage, wie es um die Gefahr, dass wir in einer digitalen Feudalherrschaf t landen, in der Plattformen und große Tech-Unternehmen die Regeln bestimmen und über den Zugang zu Informationen und Ressourcen entscheiden. Der freie Zugang zu Informationen und Wissen ist entscheidend für persönliches Wachstum, individuelle Bildung und soziale Entwicklung. Öffentliche Bibliotheken ermöglichen breiten Bevölkerungsschichten den Zugang zu einer Vielzahl von Bildungsressourcen und Informationen. Sie fördern Chancengleichheit, bieten eine Plattform für lebenslanges Lernen und kulturelle Teilhabe, und dienen als Treffpunkt für die Gemeinschaft. In der digitalen Ära erweitern Bibliotheken ihre Dienstleistungen, um auch den Zugang zu digitalen Ressourcen und Online-Inhalten zu ermöglichen. Sie sind unverzichtbare Institutionen, die den freien Zugang zu Informationen und Wissen fördern und somit einen positiven Einfluss auf persönliches Wachstum, Bildung und soziale Entwicklung haben. Angesichts der aktuel len technologischen Feudalismus-Tendenzen, bei denen Daten zur Kontrolle und Ausbeutung konzentriert sind, benötigen wir Gegenmaßnahmen, um sicherzustellen, dass die Welt der Daunser europäisches Recht auf Unversehrtheit steht, wenn unsere Identität als informationelle Entität betrachtet wird, wie es von Luciano Floridi beschrieben wird. Gemäß diesem Recht ist es verboten, den menschlichen Körper oder Teile davon als Mittel zur Gewinnerzielung zu nutzen. Angesichts der rasanten Expansion der digitalen Sphäre ist es meiner Ansicht nach dringend erforderlich, neue digitale Rechte einzuführen, die uns einen gleichwertigen Schutz gewährleisten. Die Verdopplung der digitalen Welt hat weitreichende Auswirkungen auf unser tägliches Leben und stellt uns vor neue Herausforderungen. Um den Fortschritt und die Chancen der digitalen Transformation voll auszuschöpfen, müssen wir sicherstellen, dass unsere Rechte und Freiheiten in dieser neuen Dimension gewahrt bleiben. Nur durch die Schaffung geeigneter digitaler Rechte können wir sicherstellen, dass individuelle Privatsphäre, Datenintegrität und persönliche Autonomie respektiert werden. Die zunehmende Vernetzung und der Zugriff auf unsere digitalen Identitäten erfordern einen rechtlichen Rahmen, der uns vor Missbrauch schützt und gleiche Schutzstandards wie in der physischen Welt gewährleistet. Es besteht sonst ten nicht einseitig beherrscht wird. Es ist wichtig, digitale öffentliche Räume zu schaffen, um den freien Zugang zu Daten und Wissen zu gewährleisten, anstatt sie zu privatisieren. Ähnlich wie bei physischen Bibliotheken benötigen wir digitale öffentliche Bibliotheken als Ressourcen für die Entwicklung digitaler Bausteine, etwa für die Entwicklung von KI-Diensten. Dies würde eine digitale Demokratisierung von Daten und Wissen ermöglichen. Die Software-Community hat bereits gezeigt, dass eine solche Realisierung möglich ist. In den letzten 30 Jahren haben Sof twareentwick ler durch globale offene Zusammenarbeit den Zugang zu SoftwareCodes demokratisiert. Diese Art von Zusammenarbeit hat zu einer breiten Verfügbarkeit von Open-Source-Software geführt, die von vielen Menschen genutzt und verbessert werden kann. Ähnliche Prinzipien könnten auf den Zugang zu Daten und Wissen angewendet werden, um sicherzustellen, dass sie für alle zugänglich und nutzbar sind. Genau das ist das Ziel von HIPPO AI in der Medizin. Wir setzen uns dafür ein, die Entwicklung von medizinischer Künstlicher Intelligenz als Gemeingut voranzutreiben. Dazu stellen wir Ressourcen und Werkzeuge zur Verfügung und setzen uns besonders dafür ein, die Industrie von der Zusammenarbeit und dem Teilen von Ressourcen zu überzeugen. Unser Ziel ist es, die Fortschritte in der medizinischen KI voranzutreiben und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Vorteile dieser Technologie allen zugutekommen. Die Fragen stellte Martin Novak. Ærzte Steiermark || 07_08|2023 13 Die zunehmende Vernetzung und der Zugriff auf unsere digitalen Identitäten erfordern einen rechtlichen Rahmen, der uns vor Missbrauch schützt und gleiche Schutzstandards wie in der physischen Welt gewährleistet.
RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=