Serie: Darum bin ich Arzt in der Steiermark 30 Ærzte Steiermark || 06|2022 Von einem Ma nge l be r u f zum a n d e r e n we c h s e l t e T h o m a s Strasser: Nach dem HTLAbschluss und einer Zeit als Sof twareentwick ler absolvierte der Oberösterreicher ein Medizinstudium in Graz. Ausschlaggebend dafür waren seine Erfahrungen im Zivildienst beim Roten Kreuz. Folglich liebäugelte er zunächst mit einer Facharztausbildung für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Erst die Lehrpraxis bei Anton Wankhammer entzündete sein Interesse an der Allgemeinmedizin und an einer eigenen Praxis. „Besonders attraktiv erschien es mir, mein eigener Chef zu sein und meine Arbeitsstrukturen eigenständig gestalten zu können“, erzählt Strasser. Finanzielle Hilfe zählt Als Strasser im Frühjahr 2022 seinen Turnus beendete, sammelte er danach Erfahrungen als Vertretungsarzt und als Notarzt im Raum Mürzzuschlag-Mariazell. Oft übernahm er Visitendienste des 1450-Gesundheitstelefons, was er auch heute noch regelmäßig tut. Dass er letztlich in Langenwang die Praxis von Uwe Pachmajer übernommen hat, verdankt er dem Zufall. „Bei einer Veranstaltung bin ich mit dem Pfarrer von Langenwang ins Gespräch gekommen. Er hat mir erzählt, da s s e i n neuer Hausarzt gesucht wird, und den Kontakt zum Bürgermeister hergestellt.“ Neben der Anschubf inanzierung erhielt Strasser auch Hilfe von Seiten der Gemeinde bei der Ablösezahlung für die Ordination. Zudem vermittelte ihm der Bürgermeister eine Wohnung. Strasser betont die Wichtigkeit finanzieller Unterstützung: „Abschreckend ist ja nie die ärzt l iche Tät igkeit . Man fürchtet sich, ob man die eigene Praxis finanziell schafft. Da hat es mir sehr geholfen, mit Kollegen auch offen über das Betriebswirtschaftliche zu sprechen.“ Als Vereinskassier hatte er zudem bereits Erfahrung im Umgang mit Budgets. Delegieren Übernommen hat er nicht nur den Patientenstock, sondern auch die drei Mitarbeiterinnen seines Vorgängers. „Sie kennen die Abläufe und regionalen Gegebenheiten; sie sind das Wichtigste an meiner Ordination.“ Die reibungslosen Workf lows ermöglichen ihm umfassendes Delegieren: Von den gut hundert täglichen Ordinationskontakten erfordern lediglich 20 bis 35 ein persönliches Arztgespräch. So kann sich der 33-Jährige auch vorstellen, seine Hausarzttätigkeit später einmal mit einem Familienleben in Einklang zu bringen. Kolleg:innen, die eine eigene Ordination in Erwägung ziehen, rät er, vorab in andere Praxen hineinzuschnuppern. Feuertaufe Die Arbeit mit Kassenvertrag stand für Strasser außer Zweifel und er ist zufrieden mit den Vertragsbedingungen. Seine IT-Kenntnisse helfen ihm heute noch bei der Bedienung der Ordinationssoftware – und sein geübter Umgang mit der Textverarbeitung verkürzt die für die Dokumentation benötigte Zeit. Sogar seine notärztliche Expertise hat schon Anwendung gefunden: „Am 2. Jänner 2023, meinem ersten Arbeitstag, hatte ich gleich um neun in der Früh eine Patientin mit einem akuten Herzinfarkt in der Ordination. Sie selbst hat den Brustschmerz bagatellisiert, aber EKG und Labor haben meinen Verdacht bestätigt.“ gerne Ärztin/Arzt in der Steiermark Es ist nicht alles gut. Aber es ist so vieles gut, dass junge Ärztinnen und Ärzte in der Steiermark das gerne sind. Hier sagen sie, warum und zeigen ihr Gesicht. Thomas Strasser (erster von rechts) hat es sehr geholfen, mit Kolleginnen und Kollegen offen über betriebswirtschaftliche Fragen zu sprechen. Vom Pfarrer gefunden „Besonders attraktiv erschien es mir, mein eigener Chef zu sein und meine Arbeitsstrukturen eigenständig gestalten zu können.“ 6 Foto: KK
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