AERZTE Steiermark | Juli/August 2023

42 Ærzte Steiermark || 07_08|2023 MEDIA BASED MEDICINE Satt schauen statt satt essen Betrachtet man das Bild eines Lebensmittels mindestens 30-mal in kurzen Abständen (z. B. am Smartphone), möchte man danach weniger davon essen. Offenbar sättigt allein der optische Eindruck. Das ergab die Forschungsarbeit von Tjark Andersen vom Department of Food Science der Universität Aarhus in Dänemark. „Vielleicht könnte die Smartphone-Diät zur Kontrolle des Appetits eingesetzt werden“, so Andersen. Quelle: pressetext.com, 2. Juni 2023 Täglich bekommen Patient:innen von den Medien neue „Sensationen“ aus der Welt der Medizin aufgetischt: Frisch publiziert A combined computational and functional approach identifies IGF2BP2 as a driver of chemoresistance in a wide array of pre-clinical models of colorectal cancer. Kendzia, S; Franke, S; Kröhler, T; Golob-Schwarzl, N; Schweiger, C; Toeglhofer, AM; Skofler, C; Uranitsch, S; El-Heliebi, A; Fuchs, J; Punschart, A; Stiegler, P; Keil, M; Hoffmann, J; Henderson, D; Lehrach, H; Yaspo, ML; Reinhard, C; Schäfer, R; Keilholz, U; Regenbrecht, C; Schicho, R; Fickert, P; Lax, SF; Erdmann, F; Schulz, MH; Kiemer, AK; Haybaeck, J; Kessler, SM. Mol Cancer. 2023; 22(1):89 Doi: 10.1186/s12943-023-01787-x [OPEN ACCESS] https://forschung.medunigraz.at/fodok/ pub?id=37248468 Forscher:innen der Grazer Medizinischen Universität publizieren regelmäßig in internationalen Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele. Eine aktuelle Arbeit von Hans Peter Dimai von der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie der Med Uni Graz umfasst ein Modell, das Ärzt:innen bei der Entscheidung unterstützt, wann eine Osteoporosebehandlung eingeleitet werden soll. Diese Entscheidungsfindung wird dadurch erschwert, dass es unter den Fachgesellschaften weltweit wenig Konsens gibt, ab welchem Knochenbruchrisiko eine Behandlung eingeleitet werden sollte. Ausgenommen hiervon sind lediglich Personen, die bereits einen osteoporotischen Knochenbruch erlitten haben, denn ihr Risiko für Folgebrüche ist extrem hoch. Weniger klar ist die Entscheidung bei Personen, die Risikofaktoren für Knochenbrüche aufweisen, aber noch keinen erlitten haben. Drei Gründe für die Probleme Drei Gründe erschweren die Entscheidungsfindung: Erstens, das Knochenbruchrisiko ist von Land zu Land sehr unterschiedlich, wofür genetische Faktoren ausschlaggebend sind. Zweitens, es gibt unterschiedliche (Online-)Werkzeuge zur Erfassung des individuellen 10-Jahres-Knochenbruchrisikos, aber nur ein einziges, welches das Knochenbruchrisiko der österreichischen Bevölkerung berücksichtigt (FRAX®-Tool). Drittens, selbst wenn mit dem FRAX®- Tool das individuelle Risiko errechnet wurde, konnte bislang daraus nicht automatisch abgeleitet werden, ob eine Osteoporose-spezifische Behandlung eingeleitet werden sollte oder nicht. Abhilfe in greifbarer Nähe Hans Peter Dimai entwickelte nun mit Expert:innen aus Großbritannien, Schweden und Österreich ein Modell, das es ermöglicht, unter Verwendung der österreichischen Version des FRAX®-Tools zu entscheiden, ob jemand eine Osteoporose-spezifische Behandlung benötigt. Patient:innen mit „sehr hohem“ Knochenbruchrisiko profitieren stärker von einer Behandlung, da sie rascher wirkt, eine Knochenneubildung ermöglicht (osteo-anabole Wirkung) und eine ausgeprägtere Senkung des Knochenbruchrisikos bewirkt. Unterstützt wird die ärztliche Entscheidung durch eine farbcodierte grafische Darstellung der Risikokategorien sowie der a ltersentsprechenden Behandlungsschwellen. Das neue Tool soll als Basis für die österreichischen Osteoporoseleitlinien dienen, die nun von der Österreichischen Gesellschaft für Knochen- und Mineralstoffwechsel (ÖGKM) überarbeitet werden. Weitere Informationen und Kontakt: Ao. Univ.-Prof. Dr. med. univ. Hans Peter Dimai Klinische Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie Medizinische Universität Graz E-Mail: hans.dimai@medunigraz.at Tel: +43 316 385-12383 Zur Publikation: Osteoporosis treatment in Austria-assessment of FRAXbased intervention thresholds for high and very high fracture risk https://pubmed.ncbi.nlm. nih.gov/36357621/ Neue Richtlinien bei der Osteoporosebehandlung: Entscheidungsfindung erleichtert An der Med Uni Graz wurde ein Modell entwickelt, das es erleichtert zu entscheiden, ob ein*e Patient:in eine Osteoporose-spezifische Behandlung benötigt. forschung steiermark Fotos: Med Uni Graz, Creativ Collection Ao. Univ.-Prof. Dr. med. univ. Hans Peter Dimai

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