48 Ærzte Steiermark || 07_08|2023 Niedergelassene Ärztinnen & Ärzte Foto: Adobe Stock in der Gesundheitsökonomie Lebensjahre gewöhnlich mit einem Vielfachen des Bruttoinlandprodukts pro Kopf bewertet werden. Wenn die Gesundheitspolitik einer leicht verfügbaren Arzneimittelversorgung und der PatientenConvenience den Vorrang vor einer wettbewerbsrechtlich fraglichen Bestandssicherung öffentlicher Apotheken gibt, führt daher kein Weg an einer Liberalisierung des Apothekenmarktes vorbei, so Studienautor Andreas Kreutzer. Finanziell verkraftbar Für die öffentlichen Apotheken wäre ein Ausbau der ärztlichen Hausapotheken um 570 Standorte ökonomisch verkraftbar. Im Jahr 2020 (aktuellere Daten sind nicht verfügbar) wurde bei einem Gesamtumsatz von 4,6 Milliarden Euro eine Umsatzrendite von beinahe zehn Prozent erzielt. Die Subst itut ionsef fekte durch die zusätzlichen ärztlichen Hausapotheken belieUm den Mangel an niedergelassenen Ärzt:innen, insbesondere im ländl ichen Raum, zu mindern, ging das Gesundheitsministerium zuletzt mit einem umstrittenen Vorschlag an die Öffentlichkeit: Demnach könnten die Einnahmen aus einer einzuführenden Vermögenssteuer genutzt werden, um 400 zusätzliche Kassenärzt:innen im ambulanten Bereich zu finanzieren. Doch die Einführung einer Vermögenssteuer ist dafür gar nicht notwendig. Mit einem leichteren Zugang zu ärztlichen Hausapotheken könnte das Ziel ebenso erreicht werden. 570 Apotheken fehlen Im Jahr 2022 gab es in Österreich insgesamt 1.446 öffent liche Apotheken (inkl. 31 Filialapotheken) und 902 ärzt l iche Hausapotheken. Im Schnitt wurden 10.000 Einwohner:innen von 2,6 Apotheken versorgt. Damit war das Apotheken-Bevölkerungs-Verhältnis in Österreich geringer als in der Bundesrepublik Deutschland. Bei Berücksichtigung der länderbezogen unterschiedlichen Bevölkerungsdichte fehlten hierzulande rund 570 Apotheken. Die Lücke könnte praktischerweise durch ärztliche Hausapotheken gefüllt werden. Dafür sprechen zwei Argumente: zum einen die damit verbundene Verringerung der Wartezeiten in öffentlichen Apotheken, deren Dauer – laut Österreichischem Kundenbarometer – von vielen Konsument:innen als zu lange empfunden wird. Zum anderen entfiele in vielen Fällen die Wegzeit zur nächsten öffentlichen Apotheke. Für die Medikamentenbeschaffung wurden im Jahr 2020 insgesamt zumindest 21,2 Millionen Stunden bzw. 2.416 Jahre aufgewendet. In Geldwert konvertiert ergibt das einen Betrag von zumindest 213 Millionen Euro, da Mehr Kassenordinationen durch mehr Arztapotheken Für die Finanzierung zusätzlicher Kassenärztlicher Ordinationen müssten nur die ärztlichen Hausapotheken ausgebaut werden. Das zeigt eine aktuelle Studie des Beraternetzwerks Kreutzer, Fischer & Partner. Die Zufriedenheit der Kundinnen und Kunden mit den österreichischen Apotheken ist in den letzten Jahren nach unten gerasselt. Nicht, weil die Apotheken schlechter geworden sind, sondern weil vor allem der Lebensmittelhandel und Drogeriemärkte viel besser geworden sind. Die „magistralen Zubereitungen“ dagegen werden immer unwichtiger. Apotheken verkaufen primär fertige Medikamente.
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