AERZTE Steiermark | Juli/August 2023

6 Ærzte Steiermark || 07_08|2023 Bereich Gerhard Posch Die Steiermark ist wieder Spitze intra kont a Seit vielen Monaten diskutiert das ganze Land den eklatanten Ärztemangel, unter dem Österreich – angeblich – stöhnt. Verständlich aus Sicht jener Patientinnen und Patienten, die tatsächlich unter einer teilweise prekären Versorgungssituation zu leiden haben. Weniger verständlich, wenn man sich nicht die Mühe macht, die Fakten zu beleuchten. Österreich ist das Land mit der zweithöchsten Ärztedichte unter allen OECD-Staaten. Das wahre Problem: Es arbeiten zu wenige Ärztinnen und Ärzte im öffentlichen Gesundheitssystem. Hier müssen wir den Hebel ansetzen und zeitgemäße Angebote schaffen – schließlich steht die bestmögliche Versorgung unserer Versicherten auf der Prioritätenliste der ÖGK ganz oben. Mit permanentem Krankjammern und gegenseitigen Schuldzuweisungen lassen sich keine Probleme lösen. Heutzutage gibt es im Gegensatz zu früher eine Vielzahl von Möglichkeiten, um eine Kassenpraxis zu führen. Immer weniger junge Ärztinnen und Ärzte wollen als „Einzelkämpfer“ arbeiten und bevorzugen eine Gruppenpraxis oder JobsharingModelle. Der zügige Ausbau der Primärversorgung ist in aller Munde, in der Steiermark ist uns mit der seit 1. Juli 2023 in Kraft getretenen PVE-Vereinbarung ein großer Wurf gelungen. Das bedeutet: Arbeit im Team mit anderen Berufsgruppen, höhere Honorare, freiberufliche Tätigkeit bei wirtschaftlicher Absicherung durch eine Grundpauschale, Übernahme der Kosten für Berufsfelder wie diplomierte Pflege oder Psychotherapie. Nicht zuletzt wird es aus unserer Sicht immer wichtiger, die Patientenströme möglichst optimal zu steuern. Die Faustregel: Digital vor ambulant vor stationär – nicht jeder medizinische Erstkontakt muss in der Ordination stattfinden. Das Gesundheitstelefon 1450 ist permanent erreichbar, die Telemedizin wird rasch an Bedeutung gewinnen. Kurz: Das Fundament für den Aufbruch in eine gesunde Zukunft unseres Landes steht. Jetzt gilt es, konsequent darauf aufzubauen. Ing. Josef Harb und KommR Vinzenz Harrer sind die Vorsitzenden des ÖGK-Landesstellenausschusses in der Steiermark. 2 d batte Josef Harb, Vinzenz Harrer Gesunde Zukunft: Das Fundament ist gelegt Fotos: Furgler, STGKK/Olbl, Schiffer Für Ärztinnen und Ärzte in den steirischen KAGes-Spitälern gibt es mehr als erfreuliche Nachrichten. Die Grundeinkommen von Ärztinnen und Ärzten steigen im Durchschnitt um fast 16 Prozent. Und das laut Planung schon mit September 2023. Damit ist die Steiermark wieder dort, wo sie hingehört – ins Spitzenfeld der österreichischen Bundesländer. Dazu kommen einige zusätzliche Vorteile: Bei verlängerten Diensten gibt es keine Minusstunden mehr, die Abgeltung der Rufbereitschaft erhöht sich um 20 Prozent, der SamstagsJournaldienst wird deutlich aufgewertet, der Zusatzurlaub (ZU 1) erhöht sich auf 48 Stunden, das Nebenbeschäftigungsverbot fällt. Und, und, und … Möglich wurde dieser Fortschritt durch ein starkes Verhandlungsteam, in dem alle in der Ärztekammer vertretenen ärztlichen Gruppen mitwirkten. Jetzt geht es darum, die politische Einigung auch mit allen Details rechtlich wasserdicht zu machen. Die Detailfragen wollen wir bei Versammlungen gerne beantworten. Sofort, wenn das neue SI-Schema nicht nur politisch, sondern auch rechtlich komplett fixiert ist. Bitte haben Sie bis dahin noch ein wenig Geduld – wir kommen an die Standorte, nicht nur, um Ihre Freude zu teilen, sondern um konkrete Antworten auf Ihre spezifischen Fragen zu geben. Das wird in wenigen Wochen gleich nach dem Sommer möglich sein. Eines ist aber sicher: Es lohnt sich wieder, als Ärztin oder Arzt in einem steirischen Landeskrankenhaus zu arbeiten. Dass Meduni und Ordensspitäler rasch nachziehen, ist auch in deren Interesse. Wir sind dran! Vizepräsident Dr. Gerhard Posch ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte.

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