Das Magazin der Ärztekammer Steiermark September 2023 Stimme. Mit Impact – Zukunft gestalten empowert Ärztin Isabel Klugherz junge Menschen. Standard. Fortbildungsreferent Gerhard Wirnsberger legt für die GFT den höchsten Standard an. Staat. Mit der Herpes Zoster-Impfung ist Staat zu machen, ist Immunologin Weinberger sicher. Österreichische Post AG MZ 02Z033098 M Ärztekammer für Steiermark, Kaiserfeldgasse 29, 8010 Graz, Retouren an PF555, 1008 Wien STEIERMARK Foto: Adobe Stock Die Bedingungen für Ärztinnen und Ärzte in der Steiermark haben sich deutlich verbessert. Ein Überblick. Viel besser Gute Ausbildung E-Rezept praktisch
Bereich themen Ærzte Steiermark || 09|2023 3 BUCHTIPP Heilpilze. Bedeutung – Anwendung – Verfügbarkeit Von: Manuela Angerer, Eva Fauma 2. Auflage, Verlagshaus der Ärzte ISBN: 978-3-99052-293-6 EUR 19,90 Von den 1,5 bis 2 Millionen Pilzarten der Erde sind rund 700 auf Basis ihrer bereits identifizierten pharmakologischen Wirkstoffe in mykotherapeutischer Verwendung. Der Ratgeber von Manuela Angerer und Eva Fauma liefert Grundwissen über Pilze, mögliche Anwendungsformen und -bereiche von Medizinalpilzen, präsentiert Erfahrungsberichte und stellt Heilpilze vom Austernpilz bis zum Zunderschwamm vor. Manuela Angerer ist Allgemeinmedizinerin mit Kassenpraxis im Weinviertel; Eva Fauman hat Ernährungswissenschaften studiert und lehrt Mykotherapie. Ihre Ausführungen berücksichtigen wissenschaftliche Studien ebenso wie die Erfahrungsheilkunde. DATUM 20. Oktober 2023 Anlässlich seines 25-jährigen Bestehens veranstaltet das Österreichische Akademische Institut für Ernährung der Medizinischen Universität Wien einen Jubiläumskongress zum Thema „Ernährung: gesund – nachhaltig – leistbar/ Healthy Diet, Healthy Planet, what is affordable?“ Mehr unter: https://kongress2023.oeaie.org/ LINK: https://www.oegdv.at/patientinnen/ Die 690 niedergelassenen Hautärzt:innen Österreichs führen pro Jahr 3,38 Millionen Behandlungen durch. Zehn von ihnen beantworten auf der Homepage der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie in kurzen Videos die zehn wichtigsten Fragen, die sich Patient:innen zu ihrer Haut stellen (sollten). Von A wie Allergien bis Z wie Zecken. Zahl 50.810.000.000 Im Jahr 2022 überstiegen die Ausgaben für Gesundheit in Österreich (öffentliche und private zusammengenommen) laut einer Schätzung der Statistik Austria erstmals die Marke von 50 Milliarden Euro. Foto: Elisabethinen Fortbildungstipp Zum 15. Mal findet vom 20. bis 22. Oktober 2023 am Lido von Venedig das Internationale Symposium „Schmerz von Kopf bis Fuß“ statt. Der Themenbogen spannt sich von der Schmerztherapie während der Schwangerschaft über Long COVID und Schmerz bis zur psychiatrischen Sicht auf chronische Schmerzen. Details und Anmeldung unter: www.mondialmedica.at/kongresse/schmerz23/ IMPRESSUM: Medieninhaber (Verleger): Ärztekammer für Steiermark, Körperschaft öffentlichen Rechts | Redak- tionsadresse: 8010 Graz, Kaiserfeldgasse 29, Tel. 0316 / 8044-0, Fax: 0316 / 81 56 71, E-Mail: presse@aekstmk. or.at | Chefredaktion: Martin Novak | Koordination: Mag. Ursula Scholz | Redaktionelle Betreuung und Produktion: CONCLUSIO PR Beratungs Gesellschaft mbH, Schmiedgasse 38, 8010 Graz | Gestaltung: Konrad Lindner | Anzeigen: Gernot Zerza, Tel.+43 664 2472673, E-Mail: Zerzagernot@gmail.com; Mit „Promotion“ gekennzeichnete Texte sind entgeltliche Veröffentlichungen im Sinne § 26, Mediengesetz. | Druck: Stmk. Landesdruckerei GmbH, 8020 Graz | Abonnements: Eva Gutmann, Ärztekammer Steiermark, Tel. 0316 / 804440, Fax: 0316 / 81 56 71. Jahresabonnement (11 Ausgaben) EUR 25,–. Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, Medienfabrik Graz, UW-Nr. 812 Klimakompensierte Produktion www.climate-austria.at Ident-Nr Klimakompensierte Prod www.climate-austria Kennzeichnu für vorbildlic Waldwirtscha HCA-COC-100 Förderung nachhaltiger Waldwirtschaft PEFC/06-39-22 PEFC zertifiziert r ckt nach der Richtlin e „Druckerzeugnisse“ ster eichischen Umweltzeichens, ienfabrik Graz, UW-Nr. 812 Klimakompensierte Produktion www.climate-austria.at Ident-Nr. A Klimakompensierte Produk www.climate-austria.a Kennzeichnung für vorbildliche Waldwirtschaft HCA-COC-10029 Förderung c lti er l i ft - PEFC zertifiziert update im SePtember Schlagzeile „Unzureichende Kinderbetreuungsangebote treiben Ärztinnen und Ärzte in die Teilzeit“, sagt Ärztekammerpräsident Michael Sacherer und weist auf den Mangel an Spitalsärzt:innen hin. „Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die gerne mehr arbeiten würden. Wir könnten sie als Ressource nutzen, aber sie sagen, dass die Betreuung fehlt“, so der Obmann der angestellten Ärzt:innen, Gerhard Posch. Kleine Zeitung, 12.7.2023 33 . GRAZER FORTB I LDUNGSTAGE DER ÄRZTEKAMMER FÜR STEIERMARK 9. bis 14. Oktober 2023 I Graz Vorträge, Kurse und Seminare für Ärzte*innen aller Fächer Ärztekammer Steiermark, Fortbildungsreferat, Kaiserfeldgasse 29, 8010 Graz Telefon 0316/8044-37, Fax -132, fortbildung@aekstmk.or.at www.grazerfortbildungstage.at
Ærzte Steiermark || 09|2023 5 Bereich Bereich themen themen 4 Ærzte Steiermark || 09|2023 Eine überwältigende Mehrheit findet laut „Frage des Monats“ das (nicht nur) von der Weltgesundheitsorganisation ausgerufene Ende des Corona-Notstands richtig. Mehr als drei Viertel (76, 3 Prozent) meinen das uneingeschränkt, weitere 17,9 Prozent sehen zwar auch negative Folgen, stimmen aber dennoch zu. Das gibt in Summe eine mehr als 94-prozentige Befürwortung. Nur 2,4 Prozent halten die Entscheidung für falsch. Und 3,4 Prozent sind sich unsicher. „Der Virus ist inzwischen endemisch und daher im Pool der Krankheiten wie Grippen und RSV ein neuer Wegbegleiter, der als solches so behandelt werden sollte“, lautet eine nüchterne freie Antwort. Ähnlich hat der in den USA forschende Virologe Florian Krammer argumentiert: „Die Pandemie ist im Prinzip vorbei.“ Was aber nicht heiße, dass das Virus und die Probleme damit weg seien. Fotos: Christof Lackner, Klaus Ranger epikrise Kurze Nachrichten aus der Redaktion Soziale Medien: X/Twitter: www.twitter.com/ AERZTE_NEWS Facebook: www.facebook. com/aerztekammer.stmk/ und Facebook-Gruppe für steirische Ärztinnen und Ärzte Youtube: AERZTE_NEWS Instagram: www.instagram. com/aerztekammerstmk Überwältigendes Ja zum Ende des Corona-Notstands Foto: Lunghammer bild des monats. BioTechMed, die gemeinsame Forschungsplattform von Med Uni Graz, TU Graz und Uni Graz, feiert heuer ihr zehnjähriges Bestehen. V. l.: em. MUG-Rektor Josef Smolle, em. KF-Rektorin Krista Neuper, Biotech-Med-Direktor Rudolf Zechner, em. KF-Rektor Alfred Gutschelhofer, em. TU-Rektor Hans Sünkel feierten die Erfolge ihrer interuniversitären Innovation – etwa die knapp 1.000 Publikationen, mit denen der BioTechMed-Verbund allein 2022 aufwarten konnte. Themen Cover. Steiermark voran 8 Ärztin im besonderen Dienst. Isabel Klugherz: Den Jungen eine Stimme geben 14 Grazer Fortbildungstage 2023 Herzensangelegenheit Gender Medicine 16 GFT: Fachliche Updates, preisgekrönte Fallberichte und steirische Umfrageergebnisse 18 Austrian Health Forum. Wen kümmert die Erwachsenenimpfung? 19 Aviso: 14. Grazer Impftag 23 Ärztekammer-Personalia. Eine Reise in die Pension und ein Neustart in der Kammer 25 Serie. Verbunden mit den Menschen 27 Gesunder Genuss. Würzen mit wertvollen Ölen 28 Recht. Wie viel ärztliche Aufklärung ist die richtige Dosis? 30 Wirtschaft&Erfolg. Zinsniveau: quo vadis? 32 Wirtschaft&Erfolg. Schutz bei Berufsunfähigkeit 33 Wirtschaft&Erfolg. Schadenersatzpflicht für Jahrzehnte – oder bestens versichert 34 Rat&Daten. IT-Sicherheit und Datenschutz in der Arztpraxis: Cybercrime und DSGVO-konforme Kommunikation 35 Expertinnentipp. Übermittlung von Schulbesuchs- bzw. Inskriptionsbestätigungen 37 CIRS. Extern aufbereitete OP-Instrumente falsch zusammengestellt 37 Forschung. Herzfunktionsstörungen als häufige Begleiterscheinung der Sepsis 38 Angestellte Ärztinnen und Ärzte Beste Bezahlung statt langes Warten 40 Gem/einsam. Traumat/isierende/ologische Ausbildung 42 Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte Serie KASSENCHECK. e-Rezept & e-Medikation im Überblick 43 Serie. Praktisch Täglich. Die Böse ist immer die Hausärztin 45 Debatte 6 News 39 Planstellen 46 Referate 48 Kleinanzeigen 49 Personalia 52 Karikatur 57 Ad Personam 58 Gender Medicine als Pflichtfach in der ärztlichen Ausbildung ist ein Herzensanliegen von Kardiologin Margarethe Hochleitner. Seite 16 Erfolge im Impfwesen Maria Paulke-Korinek freut sich von Herzen über die E-Impfpässe, die Alterserweiterung der GratisHPV-Impfung und das im Herbst startende Bundeszielsteuerungsprojekt zur Influenza-Impfung. Seite 19 n=207 AERZTE Steiermark Frage des Monats: Wie bewerten Sie die Beendigung des Corona-Notstands durch die WHO? Die Entscheidung war richtig. Die Entscheidung war richtig, hat aber auch negative Konsequenzen. Die Entscheidung war falsch. Weiß nicht/Sonstiges. 76,3 % 2,4 % 17,9 % 3,4 %
6 Ærzte Steiermark || 09|2023 Bereich Bereich Ærzte Steiermark || 09|2023 7 Lange genug gab es aus ärztlicher Sicht um den steirischen Spitalsbereich wirklich Grund zu schwerer Sorge: Die Bedingungen für die Kolleginnen und Kollegen in den KAGesSpitälern waren jedenfalls als nahezu prekär zu bezeichnen. Dementsprechend groß war die Not, ärztlichen Nachwuchs in der Steiermark zu halten – davon, junge Kolleginnen und Kollegen in die Steiermark zu bringen, ganz zu schweigen. Nun haben wir endlich guten Grund zur Hoffnung: Das neue S1-Schema bringt deutliche Verbesserungen für die Jungen, die in Ausbildung gehen. Erfreulicherweise bringt es auch substanzielle Verbesserungen für jene, die sie ausbilden. Endlich wieder angemessene Gehälter und nachhaltige Verbesserungen bei der Arbeitszeit und den Diensten werden dazu führen, dass die steirischen Spitalsärztinnen und -ärzte nicht mehr als gleichsam „hoffnungslose Fälle“ bedauert werden. Und dass man hierzulande im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern nicht lange auf die Basisausbildung warten muss, wird wohl das Seine dazu beitragen, dass junge Ärztinnen und Ärzte sich wieder dafür entscheiden können, hier zu bleiben oder hierher zu ziehen, um als Spitalsärztin und Spitalsarzt vernünftig entlohnt und ohne Burnoutgarantie an der Patientin und am Patienten gute Arbeit zu leisten. Gut Ding braucht Weile. Die oben angeführten positiven Entwicklungen waren nur durch harten Einsatz, langen Atem und hohe Sachkunde verhandelbar. All das haben die steirischen Ärztinnen und Ärzte im letzten Jahr in großem Ausmaß an den Tag gelegt. Allen Beteiligten gebührt herzlicher Dank! Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Die Abendordination im Rahmen des Wochenend-Bereitschaftsdienstes (Samstag, Sonntag, Feiertag, jeweils von 15 bis 18 Uhr) war eine der wichtigen Errungenschaften für die Patientinnen und Patienten von Jänner bis März 2023. Nachdem in den Augen der GVG und des Gesundheitsfonds die Corona- und auch die Influenza-Infektionen ab April kaum mehr eine Rolle spielten, wurde das Angebot wieder zurückgenommen. Jetzt aber reden alle über die nächste Infektionswelle, die bereits begonnen hat. Das sollte Grund genug sein, um die Abendordination im Rahmen der hausärztlichen Bereitschaftsdienste rasch wieder einzuführen. Es ist kein großes Ding, den Bereitschaftsdienst, den es derzeit nur am Vormittag gibt, auch von 15 bis 18 Uhr wieder anzubieten. Patientinnen und Patienten brauchen es, Ärztinnen und Ärzte können es, die technische Umsetzung durch die GVG kann sehr schnell erfolgen. Die Planer müssen es nur wollen. Und das sollten sie auch. Und zwar rasch und nicht erst im Jänner 2024, wenn der Hut schon längst brennt. Schließlich geht es um die Gesundheit der Steirerinnen und Steirer. Niemandem würde es einfallen, erst dann Feuerwehren zu schaffen, wenn die Häuser bereits brennen. Hier wird ganz selbstverständlich prophylaktisch gehandelt. Diese Haltung muss es auch in der Gesunddheitsversorgung geben. Wahrscheinlich braucht es dafür entsprechende politische Willensbekundungen. Die von den Planern umgehend umgesetzt werden. Damit die Ärztinnen und Ärzte das auch dürfen, was sie können. Und was ihre Patientinnen und Patienten benötigen. Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. extra Dietmar Bayer Abendordination: Menschen brauchen sie Gerhard Posch Steiermark vom Kellerkind an die Spitze Die (gute) Bezahlung ist für Ärztinnen und Ärzte nicht alles, aber sie ist auch als Gradmesser für die Wertschätzung durch den jeweiligen Dienstgeber und die politisch Verantwortlichen dahinter zu verstehen. Die politischen Pflöcke sind in der Steiermark eingeschlagen. Die Steiermark katapultiert sich damit vom Kellerkind zurück an die Spitze. Die formalen Beschlüsse können natürlich erst stattfinden, wenn alle rechtlichen Details abgestimmt sind. Das wird daher nicht vor Oktober möglich sein. Aber alle Verbesserungen gelten bereits mit September 2023, auch wenn die Auszahlungen nach dem neuen S1-Schema erst nach Vorliegen der Beschlüsse erfolgen können. Eine weitere sehr gute Nachricht: An der Medizinischen Universität wird ebenfalls signifikant erhöht. Ebenso wollen die Barmherzigen Brüder wieder zur KAGes aufschließen. Völlig verständlich, dass Sie nur wenig Geduld haben. Aber um die möchte ich Sie dennoch bitten. Eine bis ins letzte Detail gute Lösung ist jedenfalls besser als eine schnelle, die zwar politisch stimmt, aber nicht alle rechtlichen Fragen im Detail beantwortet. Da müssen Sie zwar etwas länger auf die zusätzlich ausverhandelten Gelder warten, aber diese Gelder werden rückwirkend mit 1. September 2023 ausbezahlt. Der Gesamtbetrag, 44 Millionen Euro für die KAGes-Ärztinnen und -Ärzte, ist jedenfalls fix. Und das ist gut für alle – für das Land Steiermark und die Steirerinnen und Steirer, für die Stmk. KAGes und auch für Sie, wenn Sie bei der KAGes arbeiten. Vizepräsident Dr. Gerhard Posch ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. intra Standortbestimmung Michael Sacherer Endlich wieder ganz vorne kont a Leider gibt es fast nichts Erfreuliches, dem nicht auch etwas zutiefst Unerfreuliches anhaften könnte: Man mag sich angesichts der deutlichen Verbesserungen für beim Land Steiermark beschäftigte Spitalsärztinnen und -ärzte herzlich mitfreuen – hebt doch das neue S1-Schema die Entlohnung und verbessert die Bedingungen endlich wieder auf ein angemessenes Niveau. Auch jene Kolleginnen und Kollegen, die als Bedienstete bei der Meduni arbeiten, werden nun deutlich besser remuneriert. Wunderbar! Und was ist mit jenen Kolleginnen und Kollegen, die im Dienst der Stadt Graz stehen und in den GGZ, den geriatrischen Gesundheitszentren, Dienst tun? Mit ihnen wurde seitens der Stadt nicht einmal gesprochen. Graz schweigt. Im Gegensatz zur Ärztekammer. Das verstört diese Kolleginnen und Kollegen, die im GGZ unter durchaus anspruchsvollen Bedingungen Tag für Tag exzellente Arbeit an alten und/oder schwer beeinträchtigten Menschen leisten. Diese motivierten Kolleginnen und Kollegen verdienen es, zu wissen, was auf sie zukommt. Diese qualifizierten Kolleginnen und Kollegen seitens des kommunalen Dienstgebers so mir nichts dir nichts im Regen stehen zu lassen, ist alles andere als erfreulich. Und es ist unklug. Wertschätzung sieht anders aus. Das gilt auch für den Respekt. Man könnte auch sagen: So unfair ist man einfach nicht. Nicht als Mensch. Und nicht als Stadt. Dr. Karheinz Kornhäusl ist Facharzt für Innere Medizin am LKH Graz II (Standort West), ÖAAB-Obmann in Graz und ÖVP-Fraktionsvorsitzender im Bundesrat. 2 d batte d batte Karlheinz Kornhäusl Auch Graz muss mit seinen Ärztinnen und Ärzten reden Fotos: KK, Schiffer, Grafik: Konrad Lindner
Cover Foto: Adobe Stock Cover Foto: IFES/Wilke Steiermark voran Stark steigend ist das Einkommensniveau für die steirischen Ärztinnen und Ärzte. Legistische Feinschliffe sind noch im Gang und verzögern die Auszahlung. Ändern aber nichts am Faktum. 8 Ærzte Steiermark || 09|2023 Ærzte Steiermark || 09|2023 9
cover cover Fotos: Ärztekammer/Schiffer, Land Steiermark Chart: Hajek ben werden sollen. Nun ist Geld nicht al les, aber am wichtigsten, wie eine Hajek-Umf rage zur „Arbeit szuf r iedenheit angestellter Ärztinnen in der Steiermark“ für die Kurie Angestellte Ärztinnen und Ärzte in der Steiermark neuerlich bestätigt. Die „bessere Bezahlung“ ist demnach am weitaus wichtigsten. Es folgt der Ruf nach „mehr Personal“, der Wunsch nach „besseren Arbeitszeiten“ sowie nach „weniger Bürokratie“ sowie der „Einschränkung administrativer Tätigkeiten“. 69 Prozent der Ärztinnen und Ärzte (befragt wurden 1.630 im Mai 2023, also bevor die Verhandlungsergebnisse und damit deutliche Verbesserungen absehbar waren) dachten zu dem Zeitpunkt – immer wieder, häuf ig oder sogar andauernd – über einen Jobwechsel nach. Nicht nur die KAGes: In einem Schreiben der Med Uni Graz vom August 2023 heißt es: „Bezugnehmend auf unsere Aussendung vom 25.07.2023 möchten wir Ihnen mittei len, dass Herr Bundesminister Polaschek dem dringenden Ersuchen der Med Uni Graz dankenswerterweise sehr rasch nachgekommen ist und mit heutigem Tag offiziell verkünden wird, dass seitens des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung die auf Grund der KAGes-Gehaltsreform erforderlichen Mittel zur avisierten Anpassung der Gehälter von Mitarbeiter*innen der Med Uni Graz zur Verfügung gestellt werden.“ Auch von den Barmherzigen Brüdern gibt es deutliche Signale, dass die Gehälter im Umfang der KAGes angehoDer Kärntner Ärztekammerpräsident Markus Opriessnig „fordert eine Gehaltsanpassung der Kabeg-Ärzte an die steirischen Kol legen ab 1. September“, schreibt die Kleine Zeitung (in Kärnten) am 26. August 2023. Der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler begründet die Maßnahmen, die noch einen für Oktober vorgesehenen Beschluss des steirischen Landtags erfordern: „In den steirischen Spitälern werden jeden Tag Höchstleistungen für die Gesundheit der Steirerinnen und Steirer erbracht. Dafür können wir nur ausgesprochen dankbar sein. Es ist mir daher besonders wichtig, dass es zu einer deutlichen Verbesserung der Gehälter kommt, damit die KAGes weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber ist.“ Starkes Team hat Erfolg verhandelt Ein Team um Angestellten-Obmann Vizepräsident Gerhard Posch hat die Verhandlungen für die Ärzt:innen in der KAGes zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht. Jetzt geht es noch um rechtliche Details, bevor ein Gesamtbeschluss gefasst werden kann. Die Verhandlungen für die Med Uni Graz fanden zwischen Rektorat und demWissenschaftlichen Betriebsrat mit Obmann Michael Sacherer statt, der als Ärztekammerpräsident auch die KAGes-Verhandlungen wesentlich mitbestimmte. Das ärztliche Verhandlungsteam mit Experten von links nach rechts: Herwig Lindner, Peter Krippl, Michael Tripolt, Gerald Wolf, Michael Sacherer, Bernd Niehs, Lukas Stärker, Gerhard Posch, Johannes Greimel, Gerhard Postl: Schlechte Noten für „alte“ Bezahlung Eine Mehrheit von 54 Prozent der Angestellten Ärzt:innen gab der alten Bezahlung nur die Note 4 oder gar 5. Am schlechtesten schnitt im Mai 2023 die Med Uni mit 35 Prozent „5ern“ ab, gefolgt von der KAGes mit 31 Prozent und den Barmherzigen Brüdern mit 30 Prozent „5ern“. Besser schnitt nur die AUVA (UKHs) ab. Dort vergaben nur 15 Prozent den sprichwörtlichen „Fleck“. Das neue SI-Schema wird wohl nach Beschlussfassung zu einer deutlich spürbaren Entspannung führen. „In den Spitälern werden jeden Tag Höchstleistungen für die Gesundheit der Steirerinnen und Steirer erbracht. Dafür können wir nur ausgesprochen dankbar sein. Es ist mir daher besonders wichtig, dass es zu einer deutlichen Verbesserung der Gehälter kommt …“ Landeshauptmann Christopher Drexler alle Befragten Medizinische Universität Graz KAGes KH der Barmherzigen Brüder AUVA 3 0 1 6 11 7 8 6 30 31 29 28 37 31 28 27 31 27 19 26 35 31 30 15 1 1 1 1 „sehr attraktiv“ 2 3 4 5 „überhaupt nicht attraktiv“ weiß nicht/keine Angabe Bewertung der Bezahlung „Wie bewerten Sie Ihre Bezahlung? Bitte bewerten Sie auf einer Skala von 1 „sehr attraktiv“ bis 5 „überhaupt nicht attraktiv“.“ 3,6 MW: 3,8 3,9 3,8 3,1 TurnusärztInnen, chirurgische Sonderfächer Beschämend fiel im Mai die Beurteilung des Einkommens der ärztlichen Mitarbeiter:innen speziell an der Med Uni Graz, in den KAGesSpitälern und den BHB aus. Das erfolgreiche ärztliche S1 Schema-Verhandlungsteam. 10 Ærzte Steiermark || 09|2023 Ærzte Steiermark || 09|2023 11
Ærzte Steiermark || 09|2023 13 cover Foto: Adobe Stock Die Jobwechsel-Ergebnisse für Fachärzt : innen und Ärzt:innen in Ausbi ldung lagen sogar darüber. Selbst Noch fehlen formelle Beschlüsse, aber die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die ärztliche Arbeit in der Steiermark ist politisch entschieden. 2021: 77 € Q1 2023: 85 € 2022: 83 € Fallwert Fachärzt:innen ohne ÖGK-Tariferhöhungen 2021: 53 € Q1 2023: 62 € 2022: 58 € Fallwert Allgemeinmedizin ohne ÖGK-Tariferhöhungen Vorbehaltlich der notwendigen Beschlussfassung des Landes Steiermark. 1 4.600,00 € 5.550,00 € 6.000,00 € 7.500,00 € 2 4.800,00 € 5.800,00 € 6.500,00 € 8.000,00 € 3 5.000,00 € 5.950,00 € 6.950,00 € 8.450,00 € 4 5.100,00 € 6.100,00 € 7.200,00 € 8.700,00 € 5 5.200,00 € 6.200,00 € 7.500,00 € 9.000,00 € 6 5.300,00 € 6.300,00 € 7.700,00 € 9.200,00 € 7 5.400,00 € 6.400,00 € 7.850,00 € 9.350,00 € 8 6.500,00 € 8.000,00 € 9.500,00 € 9 6.600,00 € 8.200,00 € 9.700,00 € 10 6.650,00 € 8.300,00 € 9.800,00 € 11 6.750,00 € 8.400,00 € 9.900,00 € 12 6.850,00 € 8.550,00 € 10.050,00 € 13 6.900,00 € 8.750,00 € 10.250,00 € 14 7.000,00 € 8.950,00 € 10.450,00 € 15 7.100,00 € 9.150,00 € 10.650,00 € 16 7.145,20 € 9.350,00 € 10.850,00 € 17 7.341,80 € 9.550,00 € 11.050,00 € 18 7.512,50 € 9.700,00 € 11.200,00 € 19 7.695,40 € 9.800,00 € 11.300,00 € Stufe SI/1 Neu Ärzt*innen in Ausbildung SI/2 Neu Sta ärzt*innen SI/3 Neu s qualifiziert Ärzt*innen Allgemein SI/4 Neu Fachärz Nicht nur mehr Geld ist gelungen Gesamtvolumen: Mehr als 44 Millionen Euro, allein für Ärzt:innen in der KAGes. • Substanzielle Anhebung der Grundgehälter (im Durchschnitt knapp 15 Prozent); im unteren Bereich um bis zu 30 Prozent. • Vorwegnahme des bisherigen Oberarzt-Sprunges bereits mit der Ernennung zur Fachärztin/zum Facharzt. • Die Vergütung für die Funktionsoberärztinnen und -ärzte wurde aufgewertet und wird künftig 14-mal ausbezahlt. • Die Abgeltung für die Rufbereitschaft wird um 20 Prozent erhöht. • Bei den verlängerten Diensten wird es keine Minusstunden mehr geben. • Der Samstags-Journaldienst wird finanziell deutlich aufgewertet. • Erhöhung des Zusatzurlaubs (ZU1) auf 48 Std. (+ 1 Tag). • Fall des bisherigen Nebenbeschäftigungsverbotes in privaten Krankenanstalten (Details folgen). Die Regelung über bislang meldepflichtige Nebenbeschäftigungen (Wahlarztordination, Notarzt (GVG), Vertretungen etc.) bleibt unverändert. • Einführung einer Regelung für altersgerechtes Arbeiten: o Ab 55 freiwillig nicht mehr als 2 Dienste p.m. o Ab 60 freiwillig keine Dienste mehr. • Soll-Dienstplanüberleitung bis zum 1. des Vormonats. • Geplanter Start des neuen SI-Schemas: 1. September 2023 (Auszahlung nach Beschluss). Schallmauern durchbrochen Auch ohne die bereits akkordierten Tarifsteigerungen, die noch präzise zugeordnet werden müssen, haben die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte stark zugelegt. Das zeigen die ÖGKFallwerte. von den Ärzt:innen mit Leitungsfunktion dachten mehr als die Hälfte über einen Wechsel nach. SI-Gehaltsschema – Vergleich bisher/neu Grundgehalt Einstieg Turnus* Grundgehalt Einstieg Fachärztin/Facharzt* Bisheriges Schema 49 611,80 83 574,40 Neu ab September 2023 64 400,00 105 000,00 Steigerung in EUR 14 788,20 21 425,60 Steigerung in % 29,81 25,64 * Ohne Dienste Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte Foto: Adobe Stock 12 Ærzte Steiermark || 09|2023 Auch von den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten in der Steiermark gibt es Erfreul iches zu berichten, auch wenn detaillierte Verbesserungen zu den Verhandlungsergebnissen zwischen Ärztekammer und ÖGK Steiermark noch in Arbeit sind und dann zwar ab Jänner 2023 gelten, aber vermutlich erst Anfang 2024 zur Auszahlung gelangen. Aber auch ohne diese Erhöhungen gibt es beträchtliche Steigerungen, etwa bei den Fallwerten. Die Fallwerte sind von 2021 auf 2022 in der Allgemeinmedizin von etwas über 53 auf fast 58 Euro gestiegen. Im ersten Quartal 2023 gelang es sogar, die 60-EuroMauer zu durchbrechen und den allgemeinmedizinischen Fallwert auf 62,22 Euro zu steigern. Bei den Fachärztinnen und Fachärzten stieg der Fallwert 2021 auf 2022 im Durchschnitt von knapp 77 auf fast 83 Euro. Im ersten Quartal 2023 gab es eine weitere Steigerung auf 85,55 Euro. Das gesamte ÖGK-Honorar pro Allgemeinmediziner:in stieg von 2021 auf 2022 im Schnitt auf gut 304.000 Euro, das für Fachärzt:innen auf knapp 384.000 Euro. Das Quartalsergebnis für die ersten drei Monate 2022 auf 2023 lässt sich mit der Gesamtjahresentwicklung von 2021 auf 2022 natürlich nicht vergleichen, dass aber noch kein Jahresergebnis 2023 vorliegt, ist klar. Da fehlen noch einige Monate. Sagen lässt sich aber, dass für die ersten drei Monate das Ergebnis von 2022 auf 2023 für die Al lgemeinmedizin auf durchschnittlich fast 81.000 und für den fachärztlichen Bereich auf gut 108.000 Euro gesteigert werden konnte. Es sind also gleich eine Reihe von statistischen „Schallmauern“ durchbrochen worden.
Ärztin im besonderen dienst 14 Ærzte Steiermark || 09|2023 Ærzte Steiermark || 09|2023 15 Falls du glaubst, du seist zu klein, um etwas zu bewirken, dann versuche einmal zu schlafen, wenn ein Moskito im Raum ist. Dieser dem Dalai Lama zugesprochene Aphorismus kann Menschen dazu ermutigen, für ihre Anliegen einzustehen. Mit welchen Mitteln sie ihre Ideen dann möglichst wirkungsvoll umsetzen können, lernen junge Menschen im Onlinekurs „Impact – Zukunft gestalten“, der aus der Arbeitsgemeinschaft Public Health der Fachschaftsinitiative Medizin an der Berliner Charité hervorgegangen ist. „Das ursprüngliche Ziel war es, junge Menschen darin zu stärken, gesundheitsfördernde Maßnahmen zur Verhinderung typischer Zivilisationserkrankungen nicht nur auf individueller Ebene zu ergreifen, sondern auch in ihrer Umgebung Einfluss zu nehmen“, erzählt Isabel Klugherz, die vor ihrem Umzug nach Graz im Führungsteam von „Impact – Zukunft gestalten“ war. Sie erläutert den Unterschied zwischen Verhaltensprävention und Verhältnisprävention am Beispiel eines schulischen Getränkeautomaten: „Das Ziel, dass Schüler:innen weniger Softdrinks trinken, könnte durch Aufklärung, die zu einer individuellen Verhaltensänderung führt, erzielt werden. Weitaus nachhaltiger ist jedoch, das Umfeld gesundheitsfördernd zu gestalten und in der Schule generell keine Softdrinks mehr zu verkaufen.“ Während derartige strukturelle Anpassungen im Kleinen leichter umzusetzen sind, ist für die Veränderungen im Großen im Wesentlichen die Politik zuständig. Wie aber kann Politik von der Basis ausgehend mitgestaltet werden? Eine öffentlichkeitswirksame Kampagne zu organisieren, lässt sich mit ein paar einfachen Werkzeugen erlernen, lautet die Überzeugung der Initiator:innen des Impact-Kurses. Fünf Module „Ich bin im Jahr 2018 über Facebook zur Gruppe in Berl in gestoßen“, erzählt Klugherz, die in München, Würzburg und Santiago de Chile Medizin studiert hat. Ab dem Jahr 2019 bildete sie zusammen mit einem Kollegen das Führungsduo des über ganz Deutschland verteilten rund 20-köpfigen Teams „Impact – Zukunf t gestalten“. Der Gruppe gelang es, einen Peer-to-Peer-Kurs für junge Menschen auf die Beine zu stellen, die durch Bü rge r : i nnenbe t e i l i g ung gesel lschaf t liche Verbesserungen herbeiführen wollen. „Der Online-Kurs, den wir nun seit 2021 unter www. dein-impact.org kostenfrei anbieten, besteht aus fünf Modulen, die aus dem eigenen Erfahrungsschatz und der fachspezifischen Expertise von Studierenden erstellt wurde.“ Gefördert wurden die Kosten der Website und des Kurses über die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd); das Gestaltungsteam hat seine Arbeit ehrenamtlich eingebracht. Der Kurs beginnt mit dem Basiswissen über das politische System – in Deutschland. Die übrigen Module sind überregional anwendbar. Das zweite umfasst die psychologischen Grundlagen, wie man eine Argumentationsstruktur wirkungsvoll auf baut. Das dritte Modul liefert Werkzeuge, wie Presseaussendungen formuliert werden und wie man SocialMedia-Kampagnen lanciert. Ein Knackpunkt in der Arbeit mit Ehrenamtlichen ist oft die Teamführung, weshalb ihr das Modul vier gewidmet ist, während das letzte die Strategieentwicklung von der Idee bis zur Handlung beinhaltet. Rund hundert Menschen haben den Kurs bereits absolviert, obwohl er nur mittels Mundpropaganda beworben wurde. Abschlussprüfung gibt es keine, aber der Lernerfolg für jedes Modul kann in Quizform eigenverantwortlich mitverfolgt werden. Immer schon engagiert Isabel Klugherz hat nicht erst mit der Impact-Kursentwicklung begonnen, sich für andere Menschen zu engagieren. Letztlich fußt sogar ihre Berufswahl auf dem Wunsch, sich auch im sozialen Bereich einzubringen: „Ursprünglich habe ich überlegt, Physik zu studieren; jedenfalls etwas Naturwissenschaftliches. In der Medizin habe ich dann die Möglichkeit gesehen, die Naturwissenschaf ten mit dem Sozialen zu verbinden.“ Schon zu Schulzeiten war Klugherz als Sanitäterin tätig – ebenso wie als Jugendleiterin und Mitglied des Jugendausschusses der Petrikirche in Baldham bei München. Neben dem Projekt „Impact – Zukunft gestalten“ war sie während des Studiums an der Ludwig-Maximilians-Universität München Modulsprecherin für Molekulare Medizin im Rahmen des Förderprogrammes für Forschung und Lehre, engagierte sich im Evangelischen Studienwerk als Konventssprecherin soDen Jungen eine Stimme geben Die kürzlich aus München nach Graz gezogene Ärztin Isabel Klugherz strebt eine Facharztausbildung für Hygiene und Mikrobiologie an. Neben ihrem Beruf engagiert sie sich im Empowerment junger Menschen. wie im stipendiatischen Senat und rief ein bilaterales studentisches Austauschprojekt mit der Jimma University in Äthiopien wieder ins Leben. Nach dem Studienende arbeitete sie zunächst in einem Projekt der European University Alliance for Global Health EUGLOH, die d i e Gl ob a l - Hea l t h-Expertise von neun eu ropä i s chen Un i ver s i t ät en von Novi Sad bis Norwegen bündelt. Nach Graz geholt Auch wenn sie ein Auslandssemester an der Universität Santiago de Chile verbracht hat , plante sie ihren Berufseinstieg eigentlich nicht so fern der Heimat. Nach Graz holte sie ein ehemaliger Kollege, der an das hiesige Institut für H y g i e n e , Mikrobiologie und Umweltmedizin wechselte. Am Hygien e i n s t i t u t wird Klugherz nach Ab s c h l u s s der Basisausbildung mit heurigem November ihre Facharztausbildung für Hygiene und Mikrobiologie beginnen. Derzeit ist sie im Rahmen der Basisausbildung auf der Infektiologie des Grazer Klinikums eingesetzt. „Im Studium hat sich dann eine klare Affinität für die Forschung herauskristallisiert. Mein soziales Engagement werde ich daher wieder ins Ehrenamt verlegen.“ Kürzlich wurde ein wissenschaftliches Paper mit ihr als Co-Autorin im Journal of Clinical Microbiology angenommen, an der Kinderchirurgie durfte sie einen Beitrag zur Antibiose gestalten (was üblicherweise erst in der Verantwortung von Assistenzärzt:innen liegt) und sie hat auch schon ihre Fühler zum Grazer Konsiliarlabor für Bordetellen ausgestreckt, um mögl iche zukünf t ige Forschungs felder auszuloten. „Ich lerne immer gerne Neues kennen und arbeite mich schnell in neue Themenfelder ein.“ KeinWunder, dass Klugherz eine akademische Karriere inklusive Habilitation anstrebt. „Stadt hat mich begeistert“ „Von München aus gesehen war Graz schon weit entfernt“, gesteht sie. „Aber die Stadt hat mich sehr schnell begeistert.“ Das Netzwerken, das der Impact-Kurs lehrt, fiel ihr auch nach dem Ortswechsel nicht schwer: Klugherz fand in der neuen steirischen Heimat Anschluss im Grazer Universitätschor und in der Gemeinde der Heilandskirche. Dort will sie ihr Engagement in der Jugendarbeit auch gleich fortsetzen und junge Erwachsene dazu motivieren, sich einzubringen. So kandidiert sie für die Gemeindevertretung der Heilandskirche, die im Herbst dieses Jahres gewählt wird. Wo immer möglich Verantwortung zu übernehmen, ist für Isabel Klugherz selbstverständlich. Ihr zukünftiges Aufgabengebiet in der Heilandsgemeinde könnte einmal mehr die Arbeit mit jungen Erwachsenen sein, aus ihrer Sicht ein Lückenschluss: „Es gibt viele Angebote für Kinder und Jugendliche und dann wieder für Familien. Die jungen Erwachsenen sind als Zielgruppe noch nicht so gut betreut.“ Die Anbindung an die Kirchengemeinde und die Musik stellen für Isabel Klugherz einen guten Ausgleich zur ärztlichen Arbeit dar. Alle drei folgen ihrem übergeordneten Lebensziel: mit den eigenen Fähigkeiten und Kräften die Welt ein Stück besser zu machen. Foto: beigestellt Foto: beigestellt Ärztin im besonderen dienst Das Projektentwicklungsteam von „Impact – Zukunft gestalten“ stellte einen Peer-to-Peer-Kurs für junge Menschen auf die Beine, die durch Bürger:innenbeteiligung gesellschaftliche Verbesserungen herbeiführen wollen.
Ærzte Steiermark || 09|2023 17 Männer bekommen mehr. Mehr Gehalt , aber auch mehr Herzkatheter-Untersuchungen und Bypass-Operationen. In den 1990er-Jahren waren es doppelt so viele Herzkatheter und zwei Drittel al ler Bypässe. Obwohl es in Österreich jedes Jahr mehr weibliche als männliche Herztote gibt, bleibt der Herzinfarkt weiterhin männlich konnotiert. Nicht einmal die Mär, Frauen zeigten beim Herzinfarkt unklarere Symptome, lässt Gender-Medizinerin Margarethe Hochleitner so einfach gelten: „Es stimmt zwar, dass Frauen öfter als Männer die sogenannten seltenen Symptome Herzensangelegenheit Gender Medicine Wo steht die Gender Medicine heute? Die Innsbrucker Professorin für Medizin und Diversität, die Kardiologin Margarethe Hochleitner, wird auf den Grazer Fortbildungstagen zur Rolle der Frau in der Medizin referieren. AERZTE Steiermark sprach vorab mit ihr. Grazer Fortbildungstage 2023 Grazer Fortbildungstage 2023 eines Herzinfarktes aufweisen. Aber selbst bei ganz typischer Symptomatik dauert es länger, bis Frauen die entsprechende ärztliche Hilfe erhalten.“ Alternativen aktiv suchen Das häuf igste Anliegen, mit dem sich Patientinnen an das spezialisierte Frauengesundheit szent rum der Innsbrucker Universitätskliniken wenden, ist jedoch ein al ltägliches, nämlich jenes der Medikamentenunverträglichkeiten: „Frauen haben ein stärkeres Immunsystem, das sie besser gegen Infektionskrankheiten, aber auch vor Krebs schützt“, erklärt Hochleitner. „Der Preis, den sie dafür zahlen, besteht darin, dass sie mehr Autoimmunerkrankungen, Allergien und Unverträglichkeiten haben.“ Vor allem auf Präparate gegen Hypertonie reagieren sie häufig sehr sensibel, was zu einem C omp l i a n c e - Problem (nämlich selbst verordneter Dosisreduktion) und in weiterer Folge zu massiven gesundheit l ichen Schäden führt. „Wichtig ist zu wissen, dass es verschiedene Medikamentengruppen gibt und eine für die jeweilige Frau passende zu suchen. Ärztinnen und Ärzte müssen gerade bei Frauen aktiv nachfragen, ob sie ein verordnetes Medikament auch vertragen.“ Einiges erreicht Hochleitner ortet auch positive Entwicklungen in der geschlechtergerechten Medizin: Mittlerweile müssen Frauen in Medikamentenstudien einbezogen werden, sonst erhält das Arzneimittel keine Zulassung. Auch die erfreuliche Rolle der Medien in puncto Bewusstseinsbildung hebt die Gender-Medizinerin hervor. „Heutzutage fordern die Patientinnen aufgrund ihres 16 Ærzte Steiermark || 09|2023 Foto: Christoph Lackner Kontakt: PRIVATE BANKING | Radetzkystraße 15, 8010 Graz team.privatebanking@rlbstmk.at | 0316 8036 5083 www.privatebanking-rlb.at RLB-PB Leiter Johannes Tschemmernegg: „Unsere Servicefülle direkt im Haus reicht weit über das branchenübliche Angebot hinaus.“ GANZHEITLICH DENKEN, WERTE BEWAHREN Ein Vermögen aufzubauen und langfristig zu vermehren, erfordert fundiertes Knowhow und individuelle, persönliche Beratung. Besonderes Augenmerk legt man bei Raiffeisen auf die branchentypischen Anforderungen von Ärztinnen und Ärzten. Je schwieriger die Bedingungen für Anleger werden, desto mehr zeigen sich die Stärken im Private Banking (PB), der „Königsdisziplin“ der RaiffeisenLandesbank Steiermark. Für die erfahrenen PBAnsprechpar tner: innen von Raiffeisen steht die langfristige persönliche Beziehung im Vordergrund. Sie begleiten ihre Kund: innen oft schon vom Studium an durch die Karriere und entwickeln dabei maßgeschneiderte Lösungen für die mittel- bis langfristigen beruflichen Herausforderungen und privaten Lebensziele. Für Ärztinnen und Ärzte schafft z. B. das umfangreiche Know-how zu Praxisgründung und -übergabe großen Mehrwert. Die Empfehlungspalette reicht aber von Green Investments über steuerlich günstige Veranlagungen bis zu Beteiligungsmöglichkeiten oder Fonds. Exklusive Veranstaltungen, die erlesenen Kulturgenuss oder wertvolle Informationen aus erster Hand bieten, runden das PB-Angebot ab. RLB-Kompetenz für Private BankingKund:innen: • Vermögensaufbau und -beratung • Steueroptimierte Veranlagung • Depotanalyse • Immobilienveranlagung • Praxisgründung • Stiftungsmanagement • Nachfolgeplanung, Praxisübergabe • Cash-Management besseren Zugangs zu Informationen immer öfter personalisierte Medizin und wollen nur Medikamente einnehmen oder Behandlungen akzeptieren, die auch für Frauen evidenzbasiert sind.“ Trotzdem sieht Hochleitner noch Handlungsbedarf, der schon bei der ärztlichen Ausbildung beginnt. Zwar zählt an der Med Uni Innsbruck die Gender Medicine zu den Pf lichtfächern im Curriculum. Dies sollte jedoch flächendeckend in allen medizinischen Ausbildungen der Fall sein. Sie erklärt auch, warum ein Wahlfach nicht reicht: „Ein Wahlfach besuchen nur Studierende, die ohnehin bereits sensibilisiert sind.“ Geschlechterdifferenzen in die Diagnostik wie Therapie routinemäßig einzubeziehen, sei nicht zuviel verlangt, meint Hochleitner: „Ein Veterinärmediziner, der Zootiere betreut, muss über Schlangen wie Giraffen Bescheid wissen. Und wir Ärztinnen und Ärzte sollen nicht einmal zwei Geschlechter einer Art schaffen?“ Zu wenig gewehrt Eine Hof fnung, dass in Hinkunf t spezif ischer auf Patient:innen eingegangen wird, liegt in der Zunahme von Frauen in der Ärzteschaft. Die Zukunft der Medizin werde unweigerl ich weiblich, so Hochleitner. Dem müsse aber auch organisatorisch Rechnung getragen werden. Obwohl zeitweise schon mehr als die Hälfte der Medizinstudent:innen Frauen waren, liege die Quote bei den Meduni-Professor:innen erst bei 32 Prozent. Als Vorsitzende des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen befürworte sie daher auch gesetzliche Regelungen zur Hebung des Frauenanteils. Aber nicht nur auf universitärer Ebene brauche es Veränderung: „Die Landarztpraxis ist ein klassisches männliches Modell. Die neu geschaffenen Tei lzeitmöglichkeiten und Varianten von Gruppenpraxen entsprechen eher den weiblichen Lebensentwürfen.“ Oft steckten auch (angehende) Ärztinnen in traditionellen Lebensentwürfen fest und übernähmen die Gesamtverantwortung für die Familienarbeit: „Erschütternd“ sei es für sie gewesen, wie wenig sich die Frauen gewehrt haben, als ihnen in Pandemiezeiten die überwiegende Verantwortung für Homeschooling und Haushalt zugeschanzt wurde. „Die Frauen haben geweint, aber nicht auf den Tisch gehaut.“ Margarethe Hochleitner ist an der Medizinischen Universität Innsbruck Professorin für Medizin und Diversität, Direktorin der Gender Medicine & Diversity Unit, Leiterin der Koordinationsstelle für Gleichstellung, Frauenförderung und Geschlechterforschung sowie Vorsitzende des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen. Ihre Morgenvorlesung im Rahmen der Grazer Fortbildungstage findet am Freitag, 13. Oktober 2023, um 8.00 Uhr im Kammermusiksaal im Congress Graz statt. www.grazerfortbildungstage.at „Ein Veterinärmediziner, der Zootiere betreut, muss über Schlangen wie Giraffen Bescheid wissen. Und wir Ärztinnen und Ärzte sollen nicht einmal zwei Geschlechter einer Art schaffen?“ Margarethe Hochleitner 33 . GRAZER FORTB I LDUNGSTAGE DER ÄRZTEKAMMER FÜR STEIERMARK 9. bis 14. Oktober 2023 I Graz Vorträge, Kurse und Seminare für Ärzte*innen aller Fächer Ärztekammer Steiermark, Fortbildungsreferat, Kaiserfeldgasse 29, 8010 Graz Telefon 0316/8044-37, Fax -132, fortbildung@aekstmk.or.at www.grazerfortbildungstage.at GFT23_Inserat.indd 1 09.05.23 09:08
18 Ærzte Steiermark || 09|2023 Ærzte Steiermark || 09|2023 19 Fotos: Klaus Ranger Gewalt an Ärzt:innen und Pat ient :innen, Gelungene Kommunikat ion, Grenzerfahrung in der Medizin als ethische Herausforderung – zahlreiche Veranstaltungen Grazer Fortbildungstage 2023 ImpFwesen der Grazer For tbi ldungstage der Ärztekammer für Steiermark richten sich an Ärztinnen und Ärzte verschiedenster Fachr ichtungen und in diversen Phasen ihres Berufslebens. „Da s Pl ena r pro - gramm, beginnend am Mittwochabend mit ,Schnittstellen der Psychiatrie in der Praxis´ bis zu ,Was ist gesichert, was ist obsolet in der Medizin 2023?´ am Samstag bietet wieder eine durchgehende Möglichkeit, sich in den verschiedensten interdisziplinären Themen fortzubilden“, betont Gerhard Wirnsberger, Fortbildungsreferent der steirischen Ärztekammer. Die Morgenvorlesung am Donnerstag thematisiert die Herausforderungen und die Zukunft der Telemedizin und auch den Evidenzbasierten Recherchen und dem Faktencheck in der ärztlichen Praxis ist ein Seminar gewidmet. Geehrt und erfragt Im feierlichen Rahmen des Congress Graz wird am Mittwoch (11. Oktober) um 19 Uhr auch der 13. Raif feisen-Landesbank SteiermarkTurnusärztepreis der Ärztekammer für Steiermark übergeben. Rechtzeitig zu den Grazer Fortbildungstagen werden erstmals Ergebnisse der kürzlich erfolgten Ärztebefragung zu den Fortbildungspräferenzen präsentiert. Erfragt wurden neben der bevorzugten Art von Fortbildungsveranstaltungen (online oder in Präsenz) auch jene Fachthemen, zu denen sich die Ärztinnen und Ärzte noch mehr Input wünschen. In der nächsten Ausgabe wird auch AERZTE Steiermark darüber berichten. Das gesamte Programm der GFT findet sich unter: www.grazerfortbildungstage.at Die meisten Eltern beteiligen sich mit ihrem Nachwuchs am empfohlenen und öffentlich finanzierten Kinderimpfprogramm. Den eigenen Impfschutz erneuern sie nicht ganz so konsequent. Die österreichische Bevölkerung oszilliert in puncto Erwachsenenimpfung zwischen europaweit vorbi ldlichen Durchimpfungsraten gegen FSME und einer weitgehenden Immunität gegen Informationskampagnen zur Herpes-zoster-Impfung. Unter dem provokanten Titel „Erwachsenenimpfung in Österreich – wen kümmert´s“ lud das Austrian Health Forum zu einer Diskussionsveranstaltung in den Wiener Ringturm. Warum wir zögern Gegenwartspräferenzen, Unterlassungsef fekt, Überoptimismus, Wahrscheinlichkeitsvernachlässigung und Verfügbarkeitsheuristik: IHSVerhaltensökonom Florian Spitzer gab eine Einführung in die verhaltenswissenschaftlichen Aspekte von Impfentscheidungen. So bedeutet „Gegenwartspräferenz“, dass Entscheidungen leicht aufgeschoben werden, wenn die Kosten (wie bei Impfungen) in der Gegenwart zu tragen sind, der Nutzen aber erst in der Zukunft deutlich wird. Tritt ein negativer Effekt durch aktives Handeln ein, fühlen wir uns schuldiger, als wenn wir ihn bloß durch eine Unterlassung nicht verhindert haben. Da Impfen aktives Handeln bedeutet, spielt bei der Impfentscheidung auch der Unterlassungseffekt eine Rolle. Mit Überoptimismus ist die Einstellung „Es wird schon nichts passieren“ gemeint, mit Wahrscheinlichkeitsvernachlässigung das Phänomen, dass gerade geWen kümmert die Erwachsenenimpfung? Bei einer Veranstaltung des Austrian Health Forum diskutierten Vertreter:innen des Gesundheitsministeriums, der Landessanitätsdirektion Wien sowie der ÖGK mit einer Immunologin und einem Verhaltenswissenschafter zum Thema Erwachsenenimpfung. Das Ergebnis: Es muss etwas geschehen! Fachliche Updates, preis- gekrönte Fallberichte und steirische Umfrageergebnisse Die Grazer Fortbildungstage vom 9. bis 14. Oktober decken wie gewohnt ein breites Themenspektrum ab. Präsentiert werden auch erste Ergebnisse der Umfrage zu den Fortbildungswünschen steirischer Ärztinnen und Ärzte. 33 . GRAZER FORTB I LDUNGSTAGE DER ÄRZTEKAMMER FÜR STEIERMARK 9. bis 14. Oktober 2023 I Graz Vorträge, Kurse und Seminare für Ärzte*innen aller Fächer Ärztekammer Steiermark, Fortbildungsreferat, Kaiserfeldgasse 29, 8010 Graz Telefon 0316/8044-37, Fax -132, fortbildung@aekstmk.or.at www.grazerfortbildungstage.at GFT23_Inserat.indd 1 09.05.23 09:08 ringe Wahrscheinlichkeiten (wie jene des Erkrankungsrisikos und jene des Impfrisikos) schwer gegeneinander abwägbar sind. Im Falle der COVID-Impfungen kam es da zu gehäuften Fehleinschätzungen. Auch die Verfügbarkeitsheuristik beschäftigt sich mit Wahrscheinlichkeiten: Jene Information, die aus unserem Gedächtnis schneller abrufbar ist, erscheint uns wahrscheinl icher. Häuf ig verbreitete Fake News über Impfungen haben damit gute Chancen, für wahr gehalten zu werden. Wie zum Impfen motivieren Spitzer erklärte aber nicht nur impfskeptisches Verhalten, sondern schilderte auch verhaltensökonomisch sinnvolle Maßnahmen zur Impfmotivation: Evidenzbasiert ist die Opt-out-Variante für Impftermine. Fix zugeteilte Termine, die aktiv abgesagt werden müssen, steigern die Impfbeteiligung im Vergleich zu unverbindlichen Einladungen (Opt-in-Variante). Ein niederschwelliger Zugang, so Spitzer, beginne bei den Kosten und ziehe sich über eine zeit- und ortsunabhänige, vielfältige Möglichkeit der Terminvereinbarung, Termine zu verschiedenen Zeiten bis hin zu einem einfach auszufül lenden Teilnahmeformular. Um Fa lschinformat ionen rasch und proaktiv begegnen zu können, müsse es ein Monitoring dafür geben. Richtigstellungen sollten mehrsprachig über vielfältige Kanäle aufbereitet werden. Auch der „Messenger-Effekt“ sei zu nutzen, also die Strategie, ImpfVorbilder zu finden, die in den jeweiligen Zielgruppen Vertrauen genießen. WirAustrian Health Forum zum Thema „Erwachsenenimpfung in Österreich – wen kümmert´s?“ Verhaltensökonom Florian Spitzer: Gegenwartspräferenzen, Unterlassungseffekt, Überoptimismus, Wahrscheinlichkeitsvernachlässigung und Verfügbarkeitsheuristik determinieren die Impfentscheidung
Ærzte Steiermark || 09|2023 21 20 Ærzte Steiermark || 09|2023 Fotos: Klaus Ranger ImpFwesen ImpFwesen Bi rg i t We i nberger r ie t dazu, dass sich einerseits Vertreter:innen der Wissenschaft direkt an die Bevölkerung wenden sollten und andererseits das Gesundheitspersonal. Erfolgreiche Konzepte anderer Länder könne man kopieren. Zwischen Impfentscheidung und der Möglichkeit, sich impfen zu lassen, dürfe keine zeitliche Lücke entstehen. Maria Paulke-Korinek will Awareness schaffen, den E-Impfpass ausbauen und impfungs- und zielgruppenspezifische Kampagnen lancieren. Jede Impfung evoziere andere Ängste, die auch altersspezifisch divergieren und denen entsprechend begegnet werden müsse. Ursula Karnthaler will die interdisziplinäre Zusammenarbeit von medizinischer Expertise und Fachleuten aus der Öffentlichkeitsarbeit stärken, um alle Kommunikationskanäle adäquat bespielen zu können. Auf die Selbstverantwortung der Bevölkerung setzt Andreas Krauter, und auch über Nudging möge man nachdenken. Die ÖGK bereite bereits Informationen auf Gamification-Ebene auf. Auf der Suche nach niederschwelligen Zugängen zu Impfungen müsse noch viel mehr Fantasie entwickelt werden. kungsvoller sei es etwa, Impfbotschaf ten vom Gesundheitspersonal verkünden zu lassen als von Politiker:innen. Schlafende Viren – verschlafene Chance? Die Innsbrucker Immunolog ie-Profes sor i n Bi rg i t Weinberger, Leiterin der Forschungsgruppe Immunoseneszenz und Impfung, trat gleich als Messenger für die Herpes-zoster-Impfung auf. Wer 80 Jahre alt werde, habe eine 50:50-Chance, eine Gürtelrose zu entwickeln. Ein Drittel der Erkrankten leide danach unter einer schmerzhaf ten Postherpetischen Neuralgie. Gerade bei älteren Erkrankten vermindere die PHN die Lebensqualität, bis hin zum Verlust der Selbständigkeit. Auch sei danach das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht. Da weit über 90 Prozent der Bevölkerung Varicella-zosterViren in sich tragen und die Bevölkerung altere, wodurch Zos ter-Ausbrüche wahrscheinlicher würden, brächte diese bei uns noch wenig verbreitete Impfung sowohl individuell als auch gesamtgesellschaftlich gesehen, deutliche Vorteile. Keine Prophylaxe finanzierbar Warum die Herpes-zosterImpfung trotzdem nicht von den Krankenkassen übernommen werde, erklärte Andreas Krauter, Fachbereichsleiter des Medizinischen Dienstes in der ÖGK: Die rechtsverbindlichen Vorgaben der Sozialversicherungen hielten fest, dass eine ausreichende und zweckmäßige Behandlung zu finanzieren sei, aber nicht mehr als notwendig. Auch die Abgabe von Heilmitteln, die überwiegend der Prophylaxe dienen, sei nicht Aufgabe der ÖGK. Für Dialyse-Patient:innen, Menschen mit Immundefekten oder nach Organtransplantationen übernehme die ÖGK die Kosten für eine Zoster-Impfung al lerdings als „vorgezogene Krankenbehandlung“. Dies sei bei verschiedenen onkologischen Erkrankungen und solchen, die eine immunsuppressive Therapie erfordern, für diverse Impfungen möglich. Auch stolz sein … Maria Paulke-Korinek, Abteilungsleiterin für das Impfwesen im Gesundheitsministerium, wollte nicht nur Mängel im Vordergrund sehen, sondern präsentierte jene Entwicklungen, auf die ÖsFr. 8. – Mo. 11. Dez. 2023 Ramsau am Dachstein Leitung: Prim.i.R. Dr. Engelbert Wallenböck Orthop.-Traumatolog.-Physk. Grundkurs II Praxis- & Theorieseminare, Ärztesport FORTBILDUNG AKTUELL SportÄrztetage Weiterbildung zum ÖÄKDiplom „Sportmedizin“ 23 Anmeldung & Info: www.med.or.at/sport Auskünfte: Fr. Michaela Hutter Telefon 0316/8044-37 E-Mail: fortbildung@aekstmk.or.at Vortragender: Dr. Max Hai vogl ndgl. Fach zt für Kinder- und Jugendh ilkunde in Deutschlandsberg Moderation: Dr. Laurenz Schöffmann, MSc Co-Fortbildungsreferent D . 12. Sept. 2023, 19 Uhr, Ärztekammer Steiermark, Graz FORTBILDUNG AKTUELL Anmeldung: www.med.or.at/rlb Die Teilnahme ist kostenfrei. UNTERSTÜTZT VON Raiffeisen-Landesbank Steiermark Turnusärzt *innen-Weiterbildung: !Diese Reihe richtet sich an alle Ärzte*innen in Ausbildung (aller Fächer & Allgemeinmedizin). Im Anschluss laden wir Sie gemeinsam mit der Raiffeisen-Landesban Steiermark zu einem kleinen Buffet ein. © AdobeStock Das akut kranke KKiind terreich stolz sein könne: den E-Impfpässe, die Alterserweiterung der kostenlosen HPVImpfung und das heuer im Herbst startende Bundeszielsteuerungsprojekt zur Influenza-Impfung. Es handle sich dabei um shared governance aller Systempartner und sei „ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“. Ursula Karnthaler, die als Wiener Landessanitätsdirektorin die Perspektive der Bundesländer einbrachte, betonte, das Projekt zur Inf luenzaImpfung sei auch als Prototyp für mögliche andere Impfprojekte zu sehen. Mehr Fantasie! Vorsch läge der Exper t : innenrunde, wie Österreich in puncto Erwachsenenimpfungaufholenkönne:Florian Spitzer schlug vor, verhaltenswissenschaf t l iche Aspekte als einen Baustein in Impfprojekten zu berücksichtigen, zudem solle man sich trauen, mit verschiedenen Ansätzen zu experimentieren und dann die response rates zu vergleichen. In den USA habe es dazu eine Studie mit verschiedenen SMS-Botschaf ten gegeben, deren Wirksamkeit anschließend evaluiert wurde. Präzision, Geschwindigkeit und moderner Service Support für Ärztinnen & Ärzte ELLA – Elektronische Laboranforderung Online-Anforderung aller Laboranalysen Gratis Probenabholung und -weiterleitung Kostenfreie Bestellung von Verbrauchsmaterial Befundserver für Ärzte und Patienten Fachärzteteam für Rückfragen Ärztliche DFP-Fortbildung Routinebestimmungen & Spezialdiagnostik Arbeitsmedizinische Bestimmungen Allergiediagnostik Medikamentenspiegel Hormonstatus Tumormarker Vitamine & Spurenelemente (auch Vollblutanalysen) Impftiter-Bestimmungen Hepatitis A/B, Masern, Mumps, Röteln, Varicellen, FSME, SARS-CoV-2 Antikörper Tel.: 0316/671331 www.medlabor.at PROBENABHOLUNG steiermarkwei t GRATIS inkl. kostenfreies Abnahmebesteck und Verbrauchsmaterial www.medlabor.at Unser Fachärzteteam – Ihre Ansprechpartner Med. & Chem. Labordiagnostik Lorenz & Petek GmbH Körösistraße 19, 8010 Graz, Tel.: 0316 671331, Fax: DW-15 institut@medlabor.at www.medlabor.at Laborfachärzte: Dr. Thomas Petek Dr. Berit Petek Dr. Susanne Falk Dr. Manfred Neubauer Dr. Zhivka Mihova-Kardalev Online-Analysen-Verzeichnis: www.medlabor.at Immunologin Birgit Weinberger: 80-Jährige haben 50:50-Chance auf Herpes zoster BM-Abteilungsleiterin Maria Paulke-Korinek ist stolz auf E-Impfpässe, Alterserweiterung der Gratis-HPVImpfung und das im Herbst startende Bundeszielsteuerungsprojekt zur Influenza-Impfung ÖGK-Fachbereichsleiter Andreas Krauter: Herpes-zoster-Impfung für ÖGK nur als „vorgezogene Krankenbehandlung“ zahlbar Wiener Landessanitätsdirektorin Ursula Karnthaler: Influenza-Impfung auch als Prototyp für mögliche andere Impfprojekte sehen
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